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Datum: 25. 10 2024
Autor: Volker Jansen
Genau wie in den letzten Jahren fand sich auch in diesem Jahr wieder eine Gruppe von acht „Eifler Gipfelstürmern“ zusammen, um in Südtirol wieder eine Woche von Hütte zu Hütte zu wandern. In diesem Jahr führte uns die Hüttentour vom Ultental über das Madritschtal ins Suldental mit seinem imposanten Dreigestirn Königsspitze – Zebrú – Ortler. Auf diesem Weg lassen sich reizvolle Hüttenverbindungen mit zahlreichen Gipfelanstiegen und Scharten aneinanderreihen. Am Ende der Woche stand für einen Teil der Gruppe noch die Besteigung des Ortlers (3905m) mit Bergführern auf dem Programm. Hierzu einige Worte gegen Ende des Berichts unserer diesjährigen Hüttentour.
Am Sonntagabend trafen wir uns um 18 Uhr mit sieben motivierten Gipfelstürmern bei unseren Kameraden Tim und Jan Claaßen. Damit wir vor der Reise noch was Ordentliches zwischen die Kiemen bekamen, hatte Familie Claaßen liebenswerter Weise ein kleines Grillevent für uns und unsere Frauen vorbereitet. Nochmals vielen Dank an Erika und Elfriede für die leckeren Beilagen und den toll hergerichteten Tisch auf der Terrasse sowie an Jan und Josef für die ausgezeichnete Bewirtung. Gut gestärkt fuhren uns anschließend Josef, Manuela und Elfriede nach Aachen zum Bahnhof, wo unser Kamerad Achim samt Familie schon auf uns wartete und unsere achtköpfige Wandergruppe komplettierte. Gut gelaunt ging es mit dem Zug nach Köln, wo wir einen anderthalbstündigen Aufenthalt bei schönstem Wetter am Rheinufer verbrachten, bevor es mit dem Zug nach München und im Anschluss weiter nach Bozen ging. In Bozen angekommen übergaben wir unsere, eigens für den Tag nach der Hüttentour mitgebrachten Taschen mit frischen Klamotten, einem Taxi, dass unser Gepäck zu unserer für die letzte Nacht in Bozen gebuchten Unterkunft transportierte. Anschließend bestiegen wir den nächsten Zug nach Meran. Alle Züge waren zu unserem Erstaunen in diesem Jahr pünktlich, sodass wir wie geplant in Meran in den Bus ins Ultental steigen konnten. Gegen 14 Uhr erreichten wir pünktlich wie die Maurer unser Guesthouse St. Nikolaus in St. Nikolaus im Ultental. In dieser wunderschön gelegenen Unterkunft bezogen wir nun erstmal Quartier. Gegen 16 Uhr trafen wir uns zu einer kleinen, dreiviertelstündigen Wanderung über den Ultner Höfeweg zum Restaurant Kuppelwies am Zoggeler Stausee. Nach den Stunden in Bus und Bahn kam uns die Bewegung sehr gelegen. In dem schönen Restaurant Kuppelwies hatten wir für den Abend einen Tisch reserviert und genossen ein tolles Abendessen bei dem ein oder anderen Kaltgetränk. Gut gelaunt traten wir gegen 22 Uhr mit Stirnlampen ausgerüstet unseren Rückweg zum Guesthouse St. Nikolaus an. Dort eingetroffen übermannte uns, nach einer zuvor eher unbequemen Nacht im Zug, die Müdigkeit und wir schliefen in bequemen Betten alle recht schnell ein.
Nachdem wir uns nun ordentlich ausgeschlafen und ein tolles Frühstück in unserem Guesthouse im Ultental genossen hatten, stiegen wir gegen halb neun in den ersten Bus von St. Nikolaus nach St. Gertraud. Ab St. Gertraud ging es mit einem Kleinbus steil hinauf zum Weißbrunnsee (1870m), dem Startpunkt der diesjährigen Hüttentour. In diesem Jahr hatten wir erstmals unsere Hüttentour in zwei Kategorien aufgeteilt, damit auch weiterhin alle Kameraden in der Lage sind unsere Touren zu bewerkstelligen. Adalbert und Mario hatten sich für die Variante „Hüttentour Light“ entschieden, der Rest der Gruppe erwanderte das vorgesehene Wochenprogramm komplett. Am Weißbrunnsee angekommen, verabschiedeten wir uns bei herrlichem Sonnenschein von Mario und Adalbert, die den direkten Anstieg zur Höchster Hütte (2561m), unserem heutigen Etappenziel, wählten. Der Rest der Gruppe wanderte zuerst am Weißbrunnsee entlang und dann hinauf zur Fiechtalm (2034m), einer sehr schön gelegenen, urigen Alm mit tollen regionalen, selbst hergestellten Produkten. Dort genossen wir bei einem leckeren Cappuccino den tollen Ausblick. Im Anschluss erklommen wir den Gipfel des Nagelsteins (2469m) mit seiner imposanten Felsformation. Auch hier bot sich uns wieder eine tolle Aussicht und wir verspeisten den auf der Fiechtalm erworbenen Speck. Nach einem kurzen Abstieg erklommen wir nun den Schmelzbichl, einen schönen Aussichtspunkt mit Blick auf die Fischerseen, wo wir abermals eine kleine Pause einlegten. Das Wetter änderte sich nun abrupt und es begann erst zu nieseln und dann zu regnen. Der Weg zog sich zäh immer weiter entlang der angrenzenden Berge Richtung Grünsee, wo unser Etappenziel, die Höchster Hütte, schon von Weitem sichtbar war, aber nur ganz langsam näherkam. Nass aber glücklich erreichten wir gegen 17 Uhr die Höchster Hütte wo Adalbert und Mario schon mit einem Kaltgetränk auf der Terrasse auf uns warteten. Nachdem wir in trockene Klamotten geschlüpft und unser Zimmer bezogen hatten, genossen wir noch einen tollen Hüttenabend mit leckerem Essen auf dieser schönen Berghütte, während draußen mehrere Hagelschauer herniedergingen. An diesem Tag erwanderten wir eine Strecke von 14,9 km sowie 920Hm im Aufstieg und 230Hm im Abstieg.
Nach einem abermals tollen Frühstück brachen wir an diesem Tag zur zweiten Etappe unserer diesjährigen Hüttentour auf. Bei bewölktem aber immerhin trockenem Wetter führte uns die Hochtour an diesem Tag von der Höchster Hütte über das Schwärzer Joch (2822m) zur Dorigoni Hütte (2437m). Vom Schwärzer Joch machten die Kameraden der Normaltour noch einen einstündigen Abstecher auf den Gipfel des Gleck (2957m). Mario und Adalbert ließen den Gipfel aus und stiegen direkt vom Joch zur Hütte ab. Auf dem langen Anstiegsweg zum Schwärzer Joch und der anschließenden Besteigung des Gleck wurde die Sicht von Minute zu Minute, auf Grund von aufziehendem Nebel, immer schlechter, sodass wir vom Gipfel leider gar keine Aussicht mehr hatten. Auf dem anschließenden Weg zur Dorigoni Hütte wurde das Wetter leider auch nicht mehr besser. Gegen Mittag erreichten wir die Dorigoni Hütte und alsbald fing es auch schon wieder an zu regnen. Auf Grund des Regens, welcher im Laufe des Nachmittags leider immer heftiger wurde, entschlossen wir uns die für den Nachmittag geplante Tour, hinauf zu den Sternai-Seen, nicht mehr in Angriff zu nehmen und stattdessen einen ruhigen Tag auf der Hütte zu verbringen. An diesem Tag erwanderten wir eine Strecke von 10,1km sowie 575Hm im Aufstieg und 725Hm im Abstieg. Gegen Abend hörte der Regen kurz auf, sodass Andreas und Volker die Gelegenheit wahrnahmen und kurz in dem selbstgebauten „Außenpool“ der Hütte, welcher durchgehend von frischem Quellwasser gespeist wurde, ein „erfrischendes Bad“ nahmen. Danach dauerte es eine gewisse Zeit bis sie ihre Gliedmaßen wieder spüren konnten, da das Wasser nicht nur frisch, sondern auch eiskalt war. Am Abend besprachen wir uns mit den Hüttenwirten und diese rieten uns am nächsten Tag sehr früh weiterzuwandern, da für die Mittagszeit heftiger Regen vorausgesagt war. Nach einem wieder mal hervorragenden Abendessen und dem ein oder anderen erfrischenden Getränk schliefen wir zufrieden in unserem Zimmerlager ein.
Bereits um 6 Uhr in der Früh trafen wir uns zum Frühstück im Gastraum, dass die engagierten Wirtsleute bereits früher als üblich für uns aufgetischt hatten. Nach dem Frühstück schlüpften wir in unsere Regenklamotten und mit dem ersten Tageslicht waren wir bereits bei Nieselregen unterwegs auf unserer dritten Etappe. Unser Weg führte uns zunächst sanft, dann immer steiler werdend, hinauf zum Sallentjoch (2965m). Die letzten zweihundert Höhenmeter wurde der Regen immer stärker und ein eisiger Wind pfiff uns in starken Böen um die Ohren. Im oberen Jochbereich mussten sogar ein paar Kletterpassagen an den kalten, klammen Felsen überwunden werden. Aus dem Regen war hier ein richtiger Graupelschauer geworden. Zum Glück hatten alle ihre Handschuhe, Mützen und Buff-Tücher griffbereit. Zufrieden registrierten wir, dass wir nach dem Erreichen des Jochs den höchsten Punkt dieser Etappe mit knapp dreitausend Metern überwunden hatten. Wir stiegen auf der anderen Seite des Jochs steil hinab. Zu unserer Freude bemerkten wir, dass auf dieser Bergseite nur noch sehr wenig Wind vorhanden war und der Regen bzw. die Graupelschauer ließen nun auch nach bzw. hörten im Verlaufe erstmal komplett auf. Es folgte ein langer Abstieg von 850Hm und ein schöner Höhenweg, welcher uns immer näher an unser Etappenziel, die Zufallhütte (2265m) brachte. In diesem flacheren Bereich öffnete der Himmel nun endgültig seine Schleusen und eine nicht enden wollende Gewitterschauer brach über uns herein. Für den bei schönem Wetter sicher tollen und einzigartigen Schluchtenweg auf dem Weg zur Zufallhütte hatten wir bei diesem Wetter kein Auge mehr. Die Bäche waren zu reißenden Flüsschen angeschwollen, die Wasserfälle tosten neben uns ins Tal und die Pfade waren ebenfalls zu Bächen geworden. So wurden wir trotz Regenklamotten bis auf die Unterhosen triefend nass und erreichten schließlich die Zufallhütte, wo wir den Trockenraum erstmal mit unseren nassen Klamotten belagerten und in trockene Klamotten schlüpften. Nach einem warmen Getränk in der Gaststube der Zufallhütte, sah die Welt dann wieder anders aus, auch wenn der Regen draußen kein Ende fand. So fiel auch der für den Nachmittag geplante „Murmele Klettersteig“ komplett ins Wasser und wir fanden uns mit einem weiteren gemütlichen Hüttennachmittag ab. An diesem Tag erwanderten wir eine Strecke von 9,2km sowie 700Hm im Aufstieg und 850Hm im Abstieg. Nach einem sehr leckeren und sättigenden Abendessen schliefen wir zufrieden in unseren beiden Vierbettzimmern ein.
Auch an diesem Tag brachen wir bereits zeitig auf, da heute unsere Königsetappe anstand. Die Teilnehmer der „Hüttentour Light“, Adalbert und Mario legten an diesem Tag einen wohlverdienten Ruhetag ein. Nach einem kurzen Abstieg zur Enzianhütte am Zufrittstausee ging es für die beiden auf eine ca. 70km lange Strecke mit Bus und Bahn nach Sulden. Dort konnten unsere Wanderfreunde in einer für sie gebuchten Pension im Ort einchecken und sich erholen. Erst am nächsten Tag stießen sie dann wieder zur Gruppe. Der Rest der Gruppe machte sich auf Richtung Madritschjoch. Zum Glück hatte sich das Wetter über Nacht gebessert und der anfängliche Nebel lichtete sich immer weiter, je näher unsere Gruppe dem Madritschjoch (3123m) kam. Bis zu diesem hohen Übergang mussten schon 900Hm überwunden werden. Doch damit nicht genug. Auf dem Madritschjoch angekommen machten wir noch einen einstündigen Umweg auf den Gipfel der Hinteren Schöntaufspitze (3325m), von welcher wir zum ersten Mal das sagenumworbene Dreigestirn Königsspitze, Zebrú und Ortler bewundern durften. Ebenfalls in voller Pracht zu sehen waren Cevedale, Vertainspitze, Venziaspitze und Zufallspitze. Diese Aussicht entschädigte uns für das leider fehlende Gipfelkreuz. Dieser relativ einfach zu besteigende, aber wegen seiner Höhe schon fordernde 3000er Gipfel, diente uns neben der tollen Aussicht auch zur Akklimatisierung für die Besteigung des Ortlers. Nachdem wir wieder vom Gipfel abgestiegen waren, ging es im Folgenden weiter über die Madritschhütte (2818m), wo wir eine Mittagspause einlegten, hinab zur Bergstation der Schaubachhütte (2581m). Dieser Streckenabschnitt zählt zu den mit Abstand unattraktivsten Abschnitten unserer gesamten Hüttentour-Historie. Unglaublich wie hässlich dieses Skigebiet im Sommer aussieht. Kilometerlang nur Schotter, Schotter, Schotter durchsetzt von Schneekanonen, Flutlichtmasten und Skiliften. Wir waren überglücklich als wir diese Mondlandschaft hinter uns gelassen hatten. Nach der Schaubachhütte folgte jedoch ein weiteres Highlight. Von nun an ging es über einen Gletscherweg in ständigem auf und ab Richtung Hintergrathütte (2661m), unserem heutigen Etappenziel. Der Gletscherweg wird durch im Gletscher fixierte farbige Stangen markiert, führt über den mit Geröll bedeckten und ständig in Bewegung befindlichen Gletscher und wird jedes Jahr neu markiert. Er führt an den wunderschönen Gletscherabbrüchen des Königswandferners und weiteren imposanten Gletscherabbrüchen vorbei. Es werden immer wieder Spalten sichtbar und auch zum Teil durchstiegen. Ein anstrengendes aber auch beeindruckendes Erlebnis, das sich uns hier bot. Auch spielte das Wetter an diesem Tag mit, sodass wir an der Hintergrathütte angekommen, noch eine geraume Zeit im Sonnenschein auf der schönen Terrasse der Hütte verbringen konnten. An diesem Tag erwanderten wir eine Strecke von 14km sowie 1600Hm im Aufstieg und 750Hm im Abstieg. Nach einer warmen Dusche, einem leckeren Abendessen und dem ein oder anderen Kaltgetränk schliefen wir zufrieden in unserem geräumigen Zimmerlager ein.
An diesem Tag führte uns die fünfte Etappe der Hüttentour von der Hintergrathütte zur Payerhütte (3029m). Nach einem zünftigen Frühstück brachen wir gegen 8 Uhr bei etwas bedecktem Himmel auf. Der Weg führte unsere 6er-Gruppe in einer ca. 1,5 stündiger Wanderung hinab zur Langensteinhütte / K2-Hütte (2330m). Die Hütte ist von Sulden aus über einen Sessellift zu erreichen. Diesen Lift nahmen unsere beiden „Hüttentour Light“-Teilnehmer Adalbert und Mario um wieder auf unsere Fährte zu stoßen. Von der Langensteinhütte ging es nun weiter in Richtung Tabarettahütte (2556m). Auf dem Aufstiegsweg zur Hütte, welcher sich in Serpentinen einen steilen Hang hinaufschlängelt, erblickten wir nun unsere beiden Kameraden, die schon den halben Anstiegsweg Richtung Tabarettahütte bewerkstelligt hatten. An der Hütte angekommen, hatte sich die Sicht wieder komplett verschlechtert und uns wehte ein kühler Wind entgegen. Wir beschlossen erstmal ein warmes Getränk in der Hütte zu uns zu nehmen und unsere Kameraden nach deren Erlebnissen zu befragen. Da wir am folgenden Tag nach dem Abstieg von der Payerhütte unsere letzte Hüttennacht auf der Tabarettahütte gebucht hatten, fragten wir die freundlichen Hüttenwirte, ob es möglich wäre nicht mehr benötigtes Gepäck aus unserem Rucksack auf der Hütte zu deponieren. Die Wirtin bejahte unsere Frage und räumte uns ein Plätzchen frei. So konnten wir einen Teil unseres Gepäcks auf der Hütte zwischenlagern. Nach einer einstündigen Rast machten wir uns nun an den beeindruckenden Aufstieg, vorbei am Bärenjoch (2871m) und der Tabarettascharte (2903m) hinauf zur Payerhütte (3029m), welche wie ein Krähennest auf einer Felswand thront. Die letzten paar hundert Höhenmeter riss der Himmel auf und wir genossen den luftigen Aufstieg zur Hütte mit einer tollen Aussicht auf die umliegende Bergwelt und den hinter der Hütte mächtig emporragenden König von Südtirol, den Ortler, welcher mit seiner Höhe von 3905m der höchste Gipfel ganz Südtirols ist. Bei strahlendem Sonnenschein verbrachten wir an diesem Nachmittag noch eine tolle Zeit mit einer Wahnsinns Aussicht auf der der Terrasse der Payerhütte, einer der höchsten Hütten Italiens und schauten den Bergsteigern zu, die vom Ortler hinabstiegen. Für den nächsten Tag hatten sich Jan, Andreas, Tim und Volker ebenfalls vorgenommen den Ortler zu besteigen. Für dieses Unterfangen hatten wir zwei Bergführer gebucht, welche sich am Abend der Gruppe vorstellten und das weitere Vorgehen für die Besteigung des Ortlers mit den vier Kameraden unserer Gruppe besprachen. Nach dem Abendessen, dass für diese Höhe unfassbar abwechslungsreich und lecker war, packten die vier ihren Tagesrucksack für den Gipfeltag und die Steigeisen und Klettergurte wurden eingestellt und angepasst. Am Abend zog ein heftiger Sturm auf und die Naturgewalt hörte sich in der Hütte schon sehr bedrohlich an. Nach einem schönen Hüttenabend bezogen wir unsere zwei Vierbettzimmer und schliefen mehr oder weniger gut ein, da der Sturm bis in die tiefe Nacht hinein nicht an Intensität verlor.
Um 5 Uhr trafen sich unsere vier Gipfelstürmer bereits fertig aufgerödelt, mit schon angelegtem Klettergurt und gepacktem Rucksack zum Frühstück im Gastraum der Payerhütte. Da wir vier sehr schnell gefrühstückt hatten und abgehbereit mit Steinschlaghelm und Stirnlampe bewaffnet vor der Hütte auf unsere Bergführer warteten, stellten wir erfreut fest, dass wir die ersten beiden Seilschaften waren, welche den Gipfelsturm in Angriff nahmen. Andreas und Jan sowie auch Volker und Tim bildeten mit jeweils einem Bergführer eine Seilschaft. Der Wind hatte sich gelegt und es war zunächst trocken und nicht allzu kalt. Das erste Drittel der Ortlerbesteigung verlief in völliger Dunkelheit nur durch Stirnlampen beleuchtet über teilweise versicherte Felsen und Klettereien im 2. und 3. Grad. Hier ist die Schlüsselstelle eine 80m senkrecht zu besteigende Felswand, in welcher Ketten zur Aufstiegshilfe angebracht sind. Nach der Kletterei folgt ein Anstieg über flache und steilere Gletscherstufen mit teils 40 Grad Neigung. Da der Gletscher ziemlich blank geschliffen war, war der Eispickel neben den Steigeisen an vielen Stellen ein unverzichtbares Werkzeug. Auf diesem Teilstück erlebten wir einen unvergesslichen Sonnenaufgang. Im weiteren Verlauf schließt ein schier endloses, wenn auch flaches Schneefeld an, welches immer weiter Richtung Gipfel führt. Auf diesem Schneefeld angekommen, pfiff uns von jetzt auf gleich ein eisiger Wind mit Windböen um die 120Km/h entgegen und trieb uns die Tränen in die Augen. Mühsam aber glücklich erreichten wir nach all den Strapazen den Gipfel des Ortlers mit einer Höhe von 3905m. Hier verweilten wir auf Grund des eisigen Windes und der schlechten Sicht nicht sehr lange und stiegen, nachdem wir ein paar Gipfelfotos geschossen hatten, auch relativ zügig wieder ab. Auf dem Abstiegsweg, besonders in der Felspassage, stellten wir verwundert fest, welch ausgesetzte Stellen wir in der morgendlichen Dunkelheit überwunden hatten. Mit einem unwahrscheinlichen Tiefblick in alle vier Himmelsrichtungen kletterten wir über Grate und senkrecht hinabführende Wände wieder der Payerhütte entgegen. Zum Glück waren wir so früh am Morgen gestartet, denn kurz vor der Hütte begann es wieder heftig zu regnen und wir waren froh nicht auch noch die Schwierigkeit von nassen, rutschigen Felsstufen bewerkstelligen zu müssen. Auf der Payerhütte feierten wir erstmal unseren Gipfelsieg mit einem leckeren Bierchen und einem Gipfelschnaps und bedankten uns bei unseren Bergführern für den sicheren Auf- und Abstieg. Ohne die professionelle Hilfe der Bergführer wäre für uns eine Besteigung des Ortlers nicht möglich gewesen. Der Rest unserer Truppe war bereits nach dem Frühstück auf der Payerhütte zur Tabarettahütte abgestiegen. Wir stiegen nun ebenfalls zur Hütte ab und berichteten von unserer Gipfelbesteigung. Den letzten Hüttenabend verbrachten wir bei gutem Essen und kühlen Getränken auf der Tabarettahütte und feierten diese wiedermal gelungene Hüttentour.
Wie wir am Ende des Tages feststellten, sollten wir an diesem Tag alle Klimazonen durchlaufen. Nachdem wir uns morgens gegen acht Uhr auf der Tabarettahütte zu einem leckeren Frühstück mit selbstgebackenem Brot eingefunden hatten und aus dem riesigen Panoramafenster schauten, mussten wir mit Verwunderung feststellen, dass es begonnen hatte zu schneien. Und zwar nicht nur ein paar Flöckchen sahen wir da vorbeihuschen, sondern einen ausgewachsenen Schneeschauer. Daher beschlossen wir nach dem Frühstück relativ zackig abzusteigen und dem Schnee davonzulaufen. Das gelang uns auch relativ gut. Nachdem wir ein paar hundert Meter abgestiegen waren wurde aus dem Schnee Regen und wir wanderten ohne große Pausen direkt nach Sulden, unserem Ziel der diesjährigen Hüttentour. Dort genehmigten wir uns, nachdem wir mal wieder richtig nass geworden waren, erstmal einen warmen Cappuccino im warmen Gastraum eines Hotels bevor wir mit Bus und Bahn unserem Hotel in Bozen entgegenfuhren. Je näher wir erst Meran und im Anschluss Bozen kamen desto besser und wärmer wurde das Wetter. Als wir den Bahnhof in Bozen in Richtung unserem gebuchten Hotel Lewald verließen, waren es bereits kuschelige 25 Grad und strahlender Sonnenschein. Kaum zu glauben, dass wir heute Morgen noch in heftigem Schneetreiben abgestiegen waren. Im schönen Hotel Lewald angekommen, duschten wir uns erstmal ausgiebig und schlüpften in frische Klamotten, welche in unseren am ersten Tag hierher geschickten Sporttaschen auf uns warteten. Im Anschluss erkundeten wir dann die schöne Stadt Bozen, wo wir für den Abend einen Tisch in einem urigen Brauhaus reserviert hatten. Dort fanden sich gegen 19 Uhr alle Mitglieder unserer Gipfelstürmertruppe ein und wir genossen ein leckeres Essen, das ein oder andere Kaltgetränk und ließen die vergangene Woche Revue passieren. Im weiteren Verlauf des Abends fanden wir uns nochmals auf der schönen Terrasse unseres Hotels ein und ließen uns im hoteleigenen Whirlpool bis spät in die Nacht nieder, bevor wir völlig erschöpft in unsere Betten fielen.
Nach einem leckeren, abwechslungsreichen Frühstück in Buffetform, packten wir unsere sieben Sachen und bestiegen den Bus Richtung Bozen Hauptbahnhof. Da unser Zug erst um kurz nach elf in Richtung Heimat fuhr, hatten wir noch genügend Zeit uns mit allerhand Köstlichkeiten auf dem Bozener Wochenmarkt für daheim einzudecken. So wanderten Speck und Kaminwurze, Käse und Schüttelbrot sowie diverse Südtiroler Getränke in unsere Taschen. Bei einem einheimischen Metzger erwarben wir noch lecker belegte Brote zur Versorgung unserer Truppe auf der langen Rückfahrt. Gegen 11:30 Uhr bestiegen wir den Zug in Bozen und erreichten gegen 21 Uhr mit nur einer halben Stunde Verspätung Düren, wo Manuela, Daniela und Josef bereits auf uns warteten um uns wieder zurück in die Eifel zu bugsieren. Auch hierfür nochmals herzlichen Dank. Nach einer letzten Verabschiedung gingen wir zufrieden auseinander in der festen Absicht auf eine erneute Hüttentour der „Eifler Gipfelstürmer“ im kommenden Jahr.
In dieser Woche erwanderten wir inklusive der Gipfel des Nagelsteins (2469m), des Gleck (2957m), der Hinteren Schöntaufspitze (3325m) und des Ortlers (3905m) und fünf hoher Übergänge 5421 Höhenmeter im Aufstieg und 5005 Höhenmeter im Abstieg bei einer Streckenlänge von 72 Kilometern. Als Zugabe konnte noch der Gletscherweg zwischen Zufallhütte und Hintergrathütte begangen werden. Wir übernachteten in dieser Woche auf sechs Hütten, wobei eine schöner wie die andere war und freuen uns schon jetzt auf unsere nächste gemeinsame Hüttentour im nächsten Jahr.
Andreas, Adalbert, Ottmar, Tim, Achim, Jan, Mario und Volker (alle DAV-Mitglieder entweder in der Sektion Eifel oder der Sektion Aachen).