La Gomera – eine Insel, die man nicht einfach besucht, sondern erlebt.
Unsere Wanderwoche vom 1.– 8. November 2025 war geprägt von steilen Pfaden, mystischen Nebelwäldern, dramatischen Ausblicken und sonnigen Genussmomenten. Das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite: Meist klar und warm, sommerlich – und doch gab es auch diese stillen Nebelstunden, die der Landschaft eine fast magische Stimmung verliehen.
Von Valle Gran Rey stiegen wir steil hinauf über die Rampe La Mérica. Die gefalteten Gesteinsschichten wirkten wie eine riesige geologische Ziehharmonika. Oben öffnete sich eine baumlose Hochebene mit duftenden Kräutern und einem überwältigenden Blick über das Tal und bis zur Fortaleza. In Arure wartete eine kleine Bar mit typischen kanarischen Papas Arrugadas – salzige Schrumpelkartoffeln mit Mojo-Sauce. Ein köstlicher Abschluss dieser aussichtsreichen Höhenwanderung.
Von Chipude ging es klar und steil bergauf zur Fortaleza – ein Tafelberg mit mystischer Vergangenheit als Kultstätte der Guanchen. Der Aufstieg hatte ein kurzes alpines Stück mit leichten Kletterstellen (1), was für Abwechslung sorgte. Oben öffnete sich der Blick über die zerklüftete Küstenlinie und die vorgelagerten Bergdörfer wie El Cercado und Chipude – ein Panorama voller Tiefe und Weite.
Anschließend wanderten wir weiter zum Pico de Garajonay, dem höchsten Punkt der Insel (1.487 m). Der Weg führte entlang duftender Pinienwälder, mit weiten Ausblicken über die Küste, alte Dörfer und Palmenhaine. Die klare Luft, das würzige Aroma der Pinien und die offene Landschaft machten diesen Abschnitt besonders eindrucksvoll. Und oben – bei klarer Sicht – zeigte sich das volle Panorama: die Roques, der Atlantik – und in der Ferne der Teide auf Teneriffa.
Er war immer da – aufdringlich, präsent, als wolle er sich in jedes Bild drängen. Majestätisch, ja, aber auch ein wenig eitel. Doch gegen die stille Schönheit La Gomeras konnte er nicht bestehen.
Der Aufstieg aus Vallehermoso war überraschend karg – kein Wald, sondern kleine Sträucher, steile Serpentinen, 4 km bergauf, immer am Bergrücken entlang, immer in der Sonne. Oben retteten wir uns auf die Terrasse des Ausflugslokals bei den Chorros de Epina – mit kühlen Getränken, Schatten und dem Gefühl, es geschafft zu haben.
Danach besuchten wir die sagenumwobenen Chorros de Epina, sieben nebeneinander sprudelnde Wassersäulen, die aus moosbewachsenen Holzrinnen in ein steinernes Becken fließen. Der Legende nach bringen sie Glück, Liebe oder Gesundheit – je nachdem, aus welcher Quelle man trinkt.
Der anschließende Weg führte weiter entlang der heißen Küstenhänge, mit weitem Blick über das Meer – mit Sicht bis nach La Palma. Die Sonne brannte, der Pfad schlängelte sich durch hohes Schilf und Palmen. In der flirrenden Hitze machten wir eine rettende Pause unter einer Palme, im Staub, einfach auf dem Boden. Schließlich erreichten wir die Ermita Santa Ana, uns erwarteten ein paar neugierige Hühner und Katzen, die uns die Zeit vertrieben.
Der Abstieg nach Vallehermoso war ein echtes Highlight: Zunächst fast alpin, mit felsigen Abschnitten und schmalen Pfaden, dann öffnete sich die Landschaft und führte uns durch Palmenhaine, hohes Schilf – und überraschend auch durch duftende Eukalyptusbäume, deren würziger Geruch uns begleitete. Immer wieder boten sich traumhafte Aus- und Rückblicke – auf die Küste, die Berge und das Tal, das sich langsam wieder vor uns öffnete.
Von Las Hayas führte der Weg in den märchenhaften Nebelwald von Las Creces. Zwar war der Wald trocken – kein feuchtes Laub –, doch die Sonne malte durch die moosverhangenen Bäume malerische Bilder. Besonders eindrucksvoll waren die Lorbeerbäume, die wir nicht nur sahen, sondern auch rochen – ihr würziger Duft lag in der Luft und machte den Wald lebendig. An einem Aussichtspunkt sahen wir den Nebel, wie er sich über die Berge schob – ein stiller Moment, der Raum für Fantasie ließ.
Diese Etappe begann mit einem Abstieg durch duftenden Pinienwald – weich, ruhig, voller würziger Aromen. Der Weg senkte sich sanft, die Nadeln knisterten unter den Füßen.
Dann begann der Aufstieg in den Felsenzirkus der Los Roques, vorbei am Roque de Ojila. Der Pfad führte über uralte Vulkanerde – bunt, rau, lebendig. Die Gesteine zeigten ihre Geschichte in Farben: rötlich, ocker, grünlich – ein geologisches Kaleidoskop, das unter unseren Füßen knirschte. Wir waren begeistert, auf diesem alten Boden zu laufen, der die vulkanische Vergangenheit der Insel so eindrucksvoll sichtbar machte.
Unten war es sonnig, warm, fast freundlich. Doch je höher wir stiegen, desto mystischer wurde die Stimmung: Nebel zog auf, hüllte die Felsnadeln in Schleier, ließ die Landschaft verschwimmen. Ganz oben wurden wir kurz vom Nieselregen überrascht – ein feiner, fast willkommener Tropfen.
Und dann – als hätte die Natur selbst Regie geführt – begann das große Wolkentheater: Der Nebel öffnete sich für wenige Minuten, gab den Blick frei auf die steinernen Wächter Agando, Zarcita und Ojila. Licht und Schatten wechselten, die Wolken zogen wie Vorhänge über die Bühne. Ein stiller, bewegender Moment, der uns alle berührte.
Die Etappe von Agulo nach Hermigua führte uns entlang der wilden Nordküste, vorbei an alten Bananenverladestationen mit der Meeresbrise im Gesicht. Der Weg stieg steil an zur Hochebene mit Blick bis zum Teide. Die rote Erde leuchtete rostig – ein geologisches Schauspiel. Der Mirador de Abrante mit seiner gläsernen Plattform über dem Abgrund bot dramatische Tiefblicke. Der Abstieg durch die „Rote Wand“ war steil und spektakulär.
Trotz der langen, atemberaubenden Wanderungen blieb Zeit für das süße Leben: Wir erkundeten das Valle Gran Rey, schleckten Eis, badeten im Atlantik und ließen uns die Sonne auf den Bauch scheinen. In typischen spanischen Bars gab’s Cortado, frischen Orangensaft, kühles Cerveza – und natürlich gute Gespräche. Unser Hotel war top, die Verpflegung hervorragend – und die Stimmung in der Gruppe? Herzlich, offen, voller Lachen und gemeinsamer Erlebnisse.
La Gomera hat uns begeistert: vielseitig, atemberaubend, fordernd, steil, einzigartig.
Eine Insel, die man nicht einfach besucht – sondern erlebt.
Und wir haben sie erlebt. Mit allen Sinnen.