Teamerinnen: Sabine Kock & Ute van der Hoeck (Trainerinnen C Bergsteigen)
Teilnehmer: Christoph Aisslinger, Lutz Tetzel, Martin Auen
Anfang Juli trafen wir uns trotz staureichen Fahrten zu zwei Fahrgemeinschaften doch in etwa zeitgleich in Les Houches, 9 km westlich von Chamonix. Im dortigen Stadtteil Le Fouilly befindet sich die Talstation der Seilbahn Le Prarion mit dem großen kostenfreien Parkplatz für Aspiranten der Tour de Mont Blanc.
Nicht ganz überraschend erwies sich der Platz sich am frühen Nachmmittag schon als rappelvoll, sodass zwei nutzbare Lücken nur mit viel Mühe gerade so gefunden werden konnten. Nach kurzer und unter Zeitdruck erfolgter Rödelei, konnten die vor-gepackten Rücksäcke geschultert und der kurze Weg zur Bushaltestelle angetreten werden. Von dort gelangten wir ohne Verzögerung nach Chamonix, von wo aus die Weiterfahrt mittels FlixBus nach Cormayeur im Aostatal geplant war.
Nach kurzem Stau brachte der grüne Bus uns schließlich durch den Tunnel auf die Südseite des Mont Blanc, wo die erste Hotelübernachtung geplant war. Durch Fehl-informationen eines Busfahrers stiegen wir um in einem weiteren Bus in das weiter talwärts gelegene Pré-Saint-Didier, wo unser Hotel jedoch unerwartet nicht gefunden werden konnte. Das in der Gemeinde des Aostatals befindliche Thermalbad, sei an dieser Stelle von vorherigen Bergurlauben wärmstens empfohlen. Insbesondere zur Überbrückung von Schlechtwettertagen!
Nachdem wir unverrichteter Dinge abermals per Bus nach Cormayeur zurückgelangt waren, konnte unser Hotel in unmittelbarer Nähe des Busbahnhofs schließlich aus-findig gemacht, die Zimmer bezogen und Ausschau nach einer guten Pizzeria gehalten werden. Nach köstlichem Abendessen nebst kühlen Getränken ging ein langer, anstrengender Tag zuende.
Gut versorgt mit den noch am Vorabend organisierten Frühstückspakten, konnten wir bereits frühmorgens das vorbestellte Sammeltaxi nach La Visaille, dem eigentlichen Ausgangspunkt unserer Tour, besteigen. Vorbei an diversen erkennbar stark frequentierten Campingplätzen, der stark abgeschmolzenen Zunge des Glacier du Miage sowie des in der Folge deutlich vergrößerten Lac du Miage, ging die Fahrt in Richtung Tour du Mont Blanc, auf der wir zunächst nicht alleine untwegs sein sollten. Bereits im langen Aufstieg zum Col de la Seigne begegneten uns größere offenbar geführte Wandergruppen unterschiedlichster Nationalitäten. Vornehmlich aus Asien und den USA. Zudem waren viele Mountainbiker unterwegs. Ab der Passhöhe, an der wir die Hauptroute und den Trubel verlassen konnten, gings bei zunehmender Bewölkung und zuletzt einsetzendem Regen steil bergauf zum Refuge de Robert Blanc, auf 2750 m.
Der nächste Morgen erwies sich wettertechnisch als durchaus hoffnungsvoll, sodass wir die Hütte nach kargem, etwas gewöhnungsbedürftigen Frühstück verließen, um zunächst einige Höhenmeter vernichtend in den Nebel einzutauchen. Ab einer spärlich markierten Abzweigung gings dann wieder steil und schmal bergauf in Richtung Col de la Grande Ecaille, dessen Gelände sich auf Passhöhe und im weiteren Abstieg als kleinsplittrig, abwärtsgerichtet und recht feucht erwies. Selbst bei moderater Ausgesetzheit war entsprechende Vorsicht beim Abwärtsgehen zwingend geboten. Nach kurzer Mittagsrast an einem schön und einsam gelegenen Bergsee, ging es schließlich weiter durch Blockgelände zum nächsten Pass, dem Col d' Enclave. Auch dessen Überschreitung erwies sich als hochalpines Unternehmen, teils spärlich abgesichert mittels wenigen Drahtseil- oder Kettenpassagen kletterten wir bergabwärts in Richtung Hauptroute der Tour du Mont Blanc. Von dort sollte sich der Weiterweg zur nächsten Hütte noch als sehr lang und mühsam erweisen.
Das ursprünglich als Etappenziel vorgesehene Refuge de la Balme hatte sich bereits im Januar 2025 unerwartet als ausgebucht erwiesen. Insofern war unseren Teamerinnen nichts anderes übrig geblieben, als auf das abseits unserer Route und zudem höher gelegene Refuge La Roselette auszuweichen und einen Umweg mit vielen Höhenmetern in Kauf zu nehmen. An der urigen Hütte angekommen, zeigten sich durch kräftige Schauern bereits erste Anzeichen eines angekündigten Kaltfront-durchzugs. Fast alle Gäste waren in einem großen Schlafsaal mit Etagenlagern untergebracht. Als vorbeugende Maßnahme gegen Bettwanzen, mussten Schuhe, Rucksäcke und sämtliches Material in einem getrennt vor der Hütte gelegenen Holz-schuppen deponiert bzw. isoliert werden. Eine Vorsichtsmaßnahme der niemand von uns fünfen vorher begegnet war.
Der nächste Tag brachte nach erneut kargem Frühstück zunächst noch viel Rest-feuchtigkeit von der regenerischen Nacht und einen rutschigen Wald- bzw. Talabstieg zum Refuge de Nant Borrant, mit anschließendem Wiederanstieg zum Refuge de Tré-la-tête, welches wir wieder in stömendem Regen erreichten. Witterungsbedingt entschlossen wir uns vor Ort für eine ausgedehnte Mittagspause mit warmer Suppe und der Suche nach den paar raren Plätzen am einzigen warmen Hüttenofen. Gestärkt und halbwegs aufgewärmt ging es schließlich auf den Weiterweg zum Refuge de Constricts, dem Ausgangspunkt für die Besteigung des Dome de Miage. Angesichts der unsicheren Witterung und der kaum einseh- bzw. einschätzbaren Verhältnisse, wurde vom Aufstieg über den geschwundenen, mit Geröll bedeckten und vermutlich unübersichtlichen Glacier de Tré-la-tête einvernehmlich verzichtet.
Bereits der Normalweg in Richtung Hütte erwies sich dann rasch als hochalpin, rutschig und mittels Drahtseilen oder -bügeln gesicherten ausgesetzten Kletter-stellen. Kurz nach Verlassen einer langen, luftigen nepalesich anmutenden Hängebrücke, erwischte uns dann noch eine nachfolgende Regenfront, die mit zunehmender Höhe Graupel, Schneefall und eingeschränkte Sicht mit sich brachte. Auf der etwas futuristisch anmutetenden Hütte in 2615 m angekommen, schien der Frühwinter bereits eingekehrt. Von etwaigen Routen Richtung Dome de Miage war jedenfalls nichts mehr zu erkennen. Angesichts der Witterungsverhältnisse und der erwartungsgemäß erschwerten Wegfindung entschieden wir uns gegen einen für Hochtouren üblichweise sehr frühen Aufbruch und überließen einer Bergführerpartie nach dem dennoch zeitigen Frühstück den Vortritt.
Unser Aufbruch in die nächtliche Kälte startete noch weit vor Sonnen-aufgang und führte uns zunächst über unübesichtliche, zugeschneite Felspartien in grobe Richtung des oberen Teils des Glacier Tré-la-tête. Während dessen waren gelände-bedingte Kurskorrekturen und rutschige Abstiege unausweichlich. Als das Gelände schließlich flacher wurde, erreichten wir den völlig zugeschneiten Gletscherrand und machten uns als Seilschaft bereit für die Begehung. Angesichts der unerwarteten Neuschneemengen, von 30-40 cm, sowie teils noch höheren Schneeverfrachtungen, erwies sich die Spurarbeit bei zunehmend starkem Höhenwind als anstrengend und zeitraubend. Spalten waren teils nur schwer zu erkennen und Brücken darüber un-angenehm weich bzw. mit schwarzen dunklen Löchern versehen. Konzentriert und am strammen Seil gehend, gelangten wir dennoch gut geführt alle sturzfrei bis in den Col de Miage auf 3.564 m.
Da die Schneeverhältnisse uns viel Zeit und Kraft gekostet hatten, verzichteten wir einvernehmlich auf die weitere zeitaufwendige Besteigung des sicher verlockenden Gipfels, bei inzwischen bestem Wetter. Ein solches Vorhaben hätte uns gewiss noch zwei weitere Stunden gekostet und den Tag unverhältnismäßig verlängert.. Denn das ursprünglich als Etappenziel vorgesehene Refuge de Constricts hatte sich im Januar 2025 ebenfalls bereits als ausgebucht erwiesen. Insofern war unseren beiden Guides ebenfalls nichts anderes übrig geblieben, als auf das deutlich tiefer gelegene Refuge de Tré-la-tête, auszuweichen und den sehr langen Rückweg in Kauf zu nehmen. Da- her genossen wir eine kurze Mittagsrast bei bester Sicht unter stahlblauem Himmel und machten uns alsbald auf den Abstieg über den bei starker Sonneneinstrahlung immer weicher werdenden elend langen Gletscher.
Am Refuge de Constricts legten wir nur eine kurze Kaffe- und Kuchenpause ein und traten alsbald den Rückweg zum Refuge Tré-la-tête an, die wir am späten Nach-mittag nach einen fast 13-stündigen Tourentag müde erreichten. Die etwas unruhige Nacht verbrachten wir in einem etwa siebzigplätzigen Etagenlager mit einer fast ebenso großen recht unterhaltsamen argentinischen Wandergruppe.
Nach etwas besserem Frühstück ging es am nächsten Morgen auf den langen Ab-stieg in Richtung Bionnassay mit ausgedehnter Mittagsrast an der wunderschön von Almwiesen umgebenenen Auberge de Truc. Von hier aus genossen wir die Aussicht auf die noch vereiste Nordflanke des Dome de Miage, an dem wir nun noch eine Rechnung offen haben. Frei nach dem Motto; umkehren kann man immer, wieder-kommen auch. Auf dem Weiterweg passierten wir noch das stark frequentierte Refuge de Miage und erreichten schließlich am späten Nachmittag die wunderschön gelegene inhabergeführte Auberge du Bionnassay, die wir nur mit wenigen Gästen zu teilen brauchten. Die Lage, das Abendessen sowie die Gastgeber waren einfach nur phantastisch.
Nach dem besten Frühstück der Woche machten wir uns schließlich auf zur letzten, kürzesten Etappe Richtung Parkplatz in Les Houches. Dort verließen wir die Runde in Richtung Chamonix, wo wir nochmals alle gemeinsam in einem Hotel nächtigten und die gelungene Tour in fröhlicher Runde gemütlich ausklingen ließen. Bei unseren beiden Teamerinnen, Sabine und Ute, möchten wir uns an dieser Stelle nochmals für die gute, stets sichere und kompetente Führung und deren immense Vorbereitungsarbeit ganz herzlich bedanken.