In unserer Sektion gibt es immer wieder innovativ denkende Leute und so hat sich eine Gruppe älterer Leute mit einer jüngeren Frau auf Hüttentour in die Tannheimer Berge gegeben.
Frühmorgens gegen 4.30 Uhr starten wir (Hilde, Sammy, Klaus und Klaus, Bruno, Robert und Max) mit einem 9-Sitzer der Firma Kirch nach Nesselwängle im Tannheimer Tal. Dort kommen wir gegen Mittag bei 30 Grad! Außentemperatur an. Wir essen in einem nahegelegenen Gasthof, werfen für den Bus ganz viel Geld in einen Ticketautomaten und steigen zur Nesselwängler Edenalpe auf. Das Bild oben hat dort eine nach eigener Aussage sehr bekannte Influencerin „Frau Bergschön“ gemacht. Sagt Euch das etwas? Ich glaube, die gute Frau war enttäuscht, dass niemand von uns sie kannte.
Die Nesselwängler Edenalpe ist eine Alm mit Übernachtungsmöglichkeit nach altem Stil. Es gibt ein Matratzenlager für 12 Personen. Wer nachts raus muss, muss durch die Gaststätte und quer durch den Hof in ein Nebengebäude. Wir haben uns dort sehr wohl gefühlt. Ich würde es sogar als „Geheimtipp“ weiter empfehlen.
Nach dem Frühstück geht es weiter zur Landsberger Hütte. Zunächst müssen wir großenteils die 550 Höhenmeter, die wir gestern gewonnen haben, wieder zum Strindenbach absteigen. Dann geht es über den Saalfelder Höhenweg bis zur Gappenfeldalm, die nur unweit des Höhenweges zur Rast einlädt. Auch hier hat sich in den letzten 30 Jahren nicht viel getan. Auf dem weiteren Weg nehmen wir noch die Schochenspitze, einen wunderschönen Aussichtsberg mit. Das sind lediglich 50 Höhenmeter zusätzlich. Leider gibt es dort oben eine entsetzliche Flugameisenplage, so dass wir uns nur kurz aufhalten.
Auf der Landsberger Hütte erwartet uns viel Betrieb, aber auch ein superfreundliches junges Hüttenteam, das unglaublich fix arbeitet.
Wir werden mit der Problematik von Bettwanzen konfrontiert und so müssen prophylaktisch alle Schlafsäcke in die Mikrowelle, ehe die Schlafräume betreten werden dürfen. Vorsorgemaßnahmen in Sachen Bettwanzen bleiben auch in den nächsten Tagen ein Thema. Man beschäftigt sich übrigens im Ressort Hütten und Wege des DAV intensiv mit der Sache.
Es geht uns gut auf der Hütte, einige von uns machen noch einen
Nachmittagsspaziergang zum westlichen Lachenjoch und wir lassen den Tag mit gutem Essen und leckeren Getränken ausklingen. Ich weiß nicht, ob man auf dem Foto lesen kann, dass es sich hier um eine Biermarke namens „Erleuchtung“ handelt. Jeder von Euch soll demnächst, wenn er jemanden aus unserer Gruppe trifft, selbst entscheiden, ob uns das tatsächlich weiter geholfen hat.
Wir gehen auf dem Dillinger Weg zur Krinnenalpe. Der Weg wird wenig begangen und wir müssen den Einstieg am östlichen Lachenjoch sogar suchen. Den ganzen Tag über begegnen uns allenfalls ein gutes Dutzend Menschen. Diese Einsamkeit ist natürlich sehr schön.
Ich würde im Tannheimer Tal auch nicht von „Overtourism“ sprechen, aber manchmal ist natürlich jetzt in der Hochsaison ganz viel los.
Auf der Terrasse der Krinnenalpe werden wir, da Feiertag ist, von Live-Musik einer Kapelle überrascht. Da lässt sich bei herrlichem Sonnenschein der Tag wunderbar ausklingen, auch wenn die musikalische Darbietung nicht den Geschmack aller Gruppenmitglieder trifft. Auf der Alm zahlen wir für Übernachtung mit Frühstück 60,-€. Zunächst denken wir, dass dies ein „sportlicher“ Preis ist. Aber nach einer warmen Dusche, die im Preis inbegriffen ist, und vor allem nach dem Frühstück am anderen Morgen darf man eher von einem „Schnäppchem“ sprechen. Ich habe derartige Vielfalt bei einem Frühstück auf der Alm noch nicht gesehen.
Es regnet nicht, es gießt in Strömen. Wir genießen unser Frühstück und warten ab. Gegen 10 bis 11 Uhr soll es besser werden. So ist es auch. Damit uns die Zeit nicht zu sehr wegläuft starten wir gegen 10 Uhr bei noch mäßigen Regen und steigen ins Tal ab. Da wir im Grunde genommen eine „Acht“ laufen, kommen wir am Auto vorbei, wo wir schmutzige gegen frische Wäsche tauschen. Dadurch ist der Rucksack während der gesamten Tour nicht so schwer. Inzwischen hat es aufgehört zu regnen. Wir queren den Talkessel und steigen auf der anderen Seite zum Füssener Jöchle und von dort zur Bad Kissinger Hütte auf. Dort kommen wir am späten Nachmittag bei herrlichem Wetter an. Ein kleines Mädchen (7 Jahre alt) sitzt mit ihrer Oma an einem großen Tisch und bemerkt, dass die müden, alten Leute einen Platz suchen. Sie setzt sich mit ihrer Oma woanders hin und bietet uns den Tisch an. Einfach super!
Nach dem Regen von gestern früh soll das Wetter wieder gut sein. Die Realität sieht schnell anders aus. Wir gehen morgens nach dem Frühstück ohne Gepäck auf den Aggenstein und sehen Scharen von Gämsen. Aber es wird immer nebliger. Am Gipfel haben wir zunächst noch ein wenig Aussicht, doch dann zieht es zu. Zurück an der Hütte beschließen wir, noch etwas zu trinken, ehe es weiter geht. Währenddessen fängt es wieder an zu schütten. Wanderern, die an der Hütte ankommen, ist das Wasser in die Schuhe gelaufen. Wir sitzen die Sache aus und gehen dann weiter Richtung Bergstation Füssener Jöchle. Unterwegs treffen wir wieder das freundliche Mädchen vom Vortag samt Familie. Auch diese Gruppe ist pitschnass geworden. 100 Meter vor der Bergstation kommt der nächste Regenschauer, doch wir haben ja bald wieder ein Dach über dem Kopf. Wir machen Mittagspause und ziehen weiter Richtung Otto-Mayr-Hütte. An der Vilser Scharte diskutieren wir, ob es bei dem Nebel lohnt, den Gipfel der großen Schlicke zu machen. Die Gruppe trennt sich. Drei Wanderer steigen zur Hütte ab, vier zur großen Schlicke auf. Leider ist oben wirklich keine Aussicht, aber das war ein Lotteriespiel, denn eine halbe Stunde nach dem Abstieg reißt es auf.
Bei herrlich klarer Luft geht es weiter in Richtung Tannheimer Hütte. Zunächst laufen wir zur Musauer Alm, dann sehr steil aufwärts zum Gehrenjoch. Die alten Leute sind müde und wir beschließen, einen möglichst einfachen Weg zur nächsten Hütte zu nehmen. Das bedeutet nicht, dass wir nicht immer wieder ab - und wieder aufsteigen müssen. Gegen Mittag treffen wir auf der Lechaschauer Alm oberhalb von Höfen ein. Hier ist ein wahnsinniger Betrieb, da eine Seilbahn in der Nähe ist und die Leute auf fast ebenem Weg herüber laufen können. Die junge Kellnerin bemüht sich, kann aber nicht alles schaffen. Der alte Wirt scheint in Bezug auf Laune nicht den besten Tag erwischt zu haben. Vielleicht macht er ein derartig grimmiges Gesicht, weil er nicht weiß, wie er das ganze Geld, das er einnimmt, ins Tal schaffen soll. Nachher stapelt sich das Geschirr in Bergen auf. Weiter geht es über die Schneetalalm zur Tannheimer Hütte, wo wir von einer Herde schwarz-weißer Ziegen begrüßt werden (vorne schwarz, ab Mitte des Körpers weiß). Die alte Tannheimer Hütte musste aus Brandschutzgründen abgerissen werden, die neue Hütte wurde gerade im letzten August (übrigens bewusst ohne warme Duschen) wieder eröffnet. Die Hütte ist sehr geräumig, bietet allerdings lediglich 22 Personen Platz. In unserem Zimmer haben wir eine herrliche Aussicht ins Tal, da man Panoramafenster, die bis zum Boden reichen, eingebaut hat.
Jetzt komme ich zum Titel meiner Geschichte zurück. Da wir inzwischen auf jeder Hütte zur Übernachtung die älteste Gruppe sind, haben unsere Leute der Wirtin erzählt, dass wir aus einem Altenheim „ausgebüchst“ seien. Das sei jetzt eine Art von „Betreutem Wandern“. Sie solle uns nicht verraten, wir würden am nächsten Tag zurück ins Heim gehen, damit es nicht zu viel Ärger gibt. Wir verbringen einen letzten schönen Hüttenabend.
Nach dem 1 ½ -stündigen Abstieg von der Hütte geht es nach einer der schönsten Touren, die ich je erlebt habe, zurück in die Eifel. Beim „betreuten Wandern“ sind immerhin doch noch knapp 5000 Höhenmeter zusammengekommen.