Wir starteten am Schlegeisspeicher – mit gespannter Vorfreude. Der Nebel lag über dem See, verhüllte die Bergwelt ringsum und machte die Szenerie mystisch.
Der Aufstieg zum Furtschaglhaus war kurz, wenig fordernd und nur ein kleiner Vorgeschmack dessen, was noch kommen sollte.
Über Nacht veränderte sich alles. Als wir am nächsten Morgen aus der Hütte traten, war die Welt eine andere. Der Nebel war verschwunden – plötzlich standen sie da, die großen 3000er, als hätte jemand das alpine Kino aufgezogen: Großer Möseler, Turnerkamp, Schwarzenstein – klar, mächtig, erhaben, beeindruckend.
Der Weg über das Schönbichler Horn (3.134 m) war unser erster Gipfelmoment. Blocksteine, steile Passagen, Seilversicherungen im Auf- und Abstieg – es brauchte Kraft, Mut und Konzentration.
Der Abstieg zur Berliner Hütte war elendig lang, steinig, technisch anspruchsvoll. Wir legten eine Pause ein, bewunderten die Felsformationen – und Markus und Jannes bauten zwei Steinmännchen-Kunstwerke.
Die Berliner Hütte – ein Palast aus Holz, ehrwürdig und doch gastlich. Kein Ort wie die anderen. Ein Raum, der Geschichten trägt, ohne sie zu erzählen, aber trotz allem mit typischen Hütten-Flair.
Am nächsten Tag ging es weiter – vorbei am Schwarzsee, einem dunklen, stillen Bergsee auf dem Weg zur Mörchenscharte. Der Aufstieg war steil, aber gut begehbar. Erst im Abstieg erwarteten uns die Seilversicherungen - und dann öffnete sich der Blick in den Floitengrund. Der Floitenbach, gespeist vom Gletscher, war eiskalt – einige von uns tauchten die Füße hinein, ein kurzer Moment der Erfrischung inmitten der Anstrengung.
Die Greizer Hütte war eine Überraschung: klein, herzlich, mit ausschließlich vegetarischen Spezialitäten, die uns ehrlich begeisterten. Spinatknödel, dampfend und würzig, mit großzügigem Nachschlag – genau das, was (Jannes ;-) ) man nach einem langen Tag braucht. Und der Blick auf die Gletscher – Hornkees, Floitenkees – war gewaltig.
Der Weg zur Kasseler Hütte führte uns über die Lappenscharte, direkt neben der steilen Wand des Gigalitz. Oben, mit Blick in den Stillupgrund, machten wir Pause. Die Luft war dünn, die Aussicht weit. Dann begann der lange Abstieg – etwa 1.000 Höhenmeter, über schmale Pfade, seilversicherte Stellen, wackelige Blocksteine. Der Talschluss war wild, ursprünglich und lang...über eine letzte Hängebrücke erreichten wir die Kasseler Hütte – mit Blick auf den Hohen Löffler und die Grüne Wand. Ein würdiger Abschluss.
Am letzten Tag stiegen wir ab zur Grüne-Wand-Hütte, tranken Abschiedskaffee, lachten müde – und ließen uns vom Taxi zurück nach Mayrhofen bringen.
Fazit:
Diese Tour war kein Spaziergang!
Sie war eine alpine Herausforderung, ein Spiel aus Wetter, Stein undund Willenskraft.
Manch einer hat geschwitzt, geflucht, gelacht, gestaunt, gezweifelt und sich dann gefreut, wenn man´s geschafft hat. Jeder Schritt war ein Stück Stolz. Jeder Ausblick ein Geschenk. Grenzen wurden gespürt – und verschoben.
Klein sein, in einer großen Welt und gleichzeitig groß zu fühlen in einem kleinen Moment.
Was bleibt? Nicht nur die Höhenmeter. Sondern das Gefühl, dort gewesen zu sein. Gemeinsam. Stark. Und verändert. Der Schmerz vergeht – der Stolz bleibt :-).