Dem Wunsch nachgehend, in diesem Jahr noch mal eine "richtige" Hüttentour zu machen, starteten wir am sehr frühen Sonntagmorgen in das Erlebnis. Unser Ziel, das Lechtal. Gut informiert mit dem Internetwetterbericht, der Sonne pur versprach.
Die LKW freien Autobahnen sorgten für eine gute, zügige Fahrt wie aus dem Lehrbuch.
In Lech, in der kostenlosen Tiefgarage Anger, stellten wir das Auto ab. Flott waren wir, Marianne und Franz-Josef Schmitz sowie Josef und Elfriede Hövel, als jahrelang erprobtes Team, in unseren Wandersachen und bepackt mit den gut 10 Kg schweren Rucksäcken.
Im Linienbus kurvten wir weiter hoch durch das Lechtal. Hinter der schneesicher überbauten Straße stiegen wir in Rauz aus. Abenteuerlich der Rückblick auf das Straßenbauwerk, wie angeklebt an die Felsen.
Es war nun kurz vor Mittag, die Sonne am Zenit und wir stiegen bergauf. Schnell hatten wir Höhe gemacht und unter uns lag die Arlbergstraße. Die Alpenflora fesselte unsere Augen am Boden. Gelber Enzian und ganze Polster mit Frühlingsenzian mischen sich mit Teufelskralle und Gemswurz. Die Vielfalt hatte kein Ende, Arnika, Silberwurz, Simsenlilie und Läusekraut. Der Autolärm lag hinter uns.
Mit meiner Filmkamera begleite ich unsere Hüttentour. Unser Weg, immer hoch, gut 600 Höhenmeter. Pfade, an deren Rand das hohe Gras sich ständig in den Wanderstöcken verfing. In ein herrliches Bergpanorama eingebettet das Vallugahaus. Und wenige Höhenmeter aufwärts sahen wir unser Tagesziel, die Ulmer Hütte in 2285m. In 3 Std. gut ansteigenden Pfaden, kamen wir an der Baustelle, Ulmer Hütte an. Gut, dass Franz Josef vorab angefragt hatte, ob wir in der Hütte übernachten könnten. So hatten wir unsere Lager sicher.
Erst mal ankommen und die trockenen Kehlen versorgen. Grandios die Sicht. Wolkenloser Himmel, ganz klar gezeichnete Bergkuppen der Verwallbergkette. Und tief unten das Stanzertal. Das musste man erst mal auskosten. Blieben die Augen in Hüttennähe, sah man die vielen Verbauungen für den Wintersport. Lifte und Bahnen wohin man schaute. Pisten, Schneisen in die Natur geschlagen.
Wir hatten sogar ein Lager mit Nasszelle und Warmwasser! Das stellten wir aber erst fest, nachdem wir unsere Panade mit reichlich kaltem Wasser entsorgt hatten. Aber bei so viel Sonnenschein war das allemal eine Wohltat.
Den Nachmittag verbrachten wir damit, in der Höhenluft zu akklimatisieren und die Bergwelt zu bestaunen. Nach und nach erreichten noch andere Bergsteiger die Hütte. Das Bergsteigermenü konnte sich sehen lassen - Linsensuppe mit Knödel, - auf jeden Fall sättigend.
Noch lange beobachteten wir das Lichtspiel der Abendsonne in den Verwallgipfeln. Ganz einfach und schnell verschwand die Sonne hinter den Bergen.
Für 7.30 Uhr hatten wir uns kleine Frühstücke bestellt. Mit reichlich Brot, Butter, Marmelade und Kaffee / Tee im Bauch machten wir uns wanderfertig. Unser Aufstieg für diesen Morgen lag noch schön im Schatten. Steile Pfade und Schneefelder, in denen sich Gemse tummelten, Murmeltiere, die einfach so unsere Pfade querten. Der Pfad 644 nur spärlich markiert mit rotem Punkt.
Oben am Walfagehrjoch 2539m pfiff der Wind gewaltig und in den vielen Schneefeldern hatten sich die roten Punkte versteckt. Für die Wintersportler standen Pistenpfeile parat, aber die Wanderer mussten sich erst in ihren Karten orientieren. Für uns hieß es die Schneefelder zu queren und auf Pfaden, Schutt und Steinen am Berg vorbei leicht aufsteigend zum Matunjoch 2562 m. Unterhalb der Weißschroffenspitze stiegen wir lang hinab, teils seilgesichert durch Steinwände. Die Hinweisschilder zu den Klettergärten fehlten ebenso nicht, aber die Wegweiser zu den Hütten waren Mangelware. Die Sonne hatte uns fest im Griff, durch die Tobel, schrofiges Gelände und Grasböden zum Almajurjoch 2237m.
Nun war es nur noch ein Katzensprung zur Leutkircher Hütte 2251m. Der Fernwanderweg A4 und der Nordalpiner Weitwanderweg A1 kommen hier zusammen. Eine Mittagsrast hatten wir uns nun verdient. Das kühle Nass lief zischend durch unsere Kehlen. Unsere Trinkflaschen füllten wir neu auf und schon war die Pause vorbei.
Wir gingen wieder auf unseren Weg, bergauf versteht sich. Von hier oben sah das Stanzertal noch gewaltiger aus. Ein ständiger Wechsel von Grasmatten, Steinpfaden, Tobel, mal rauf mal runter. Der "Alpin" Wanderweg machte seinem Namen alle Ehre. Ab und an ging der Pfad – schuhbreit – gewaltig hinab um dann wieder genauso bergauf zu gehen. Ganz schmale, felsige Stellen waren mit Seil gesichert. Die Steige waren teilweise ganz neu angelegt und hier mit einer Trittleiter entschärft.
Überraschend in einer Kieshalde viele blaue Blütenteppiche. Nur Blau weit und breit. Enzian, Glockenblumen Kreuzblümchen, Vergissmeinnicht, Teufelskralle und Veilchen. Ganz ohne Gärtner angelegt, einfach verblüffend, Natur nah. Erde kam auch nicht zum Vorschein, nur Steine.
Hinter jedem Berg vermuteten wir unser Tagesziel, das Kaiserjochhaus, aber es kam immer noch ein Pfad. Oben, auf einer Anhöhe angekommen, sahen wir die Hütte unten liegen, schön auf einem Sattel. Teils seilgesichert stiegen wir ab. 7 Std. waren wir marschiert und jetzt waren wir am Tagesziel, dem Kaiserjochhaus 2310m.
Hier oben pfiff der Wind gewaltig und nur im Windschatten konnten wir die Aussichten genießen bei Radler und Holunderblüten -Schiwasser, hm lecker! Auch hier im Kaiserjochhaus floss kühles Nass aus den Wasserhähnen, das bei so schönem Wetter sehr erfrischend war. Punkt 18°° Uhr ertönte das Küchenglöckchen und die Hüttenküche verwöhnte uns. Mit einer zünftigen Hüttenmusi, die uns die Hüttenwirtstöchter präsentierten und einem Kartenspiel verflog der Abend im Nu. Gemeinsam mit 12 weiteren Bergwanderern teilten wir unser Schlaflager.
Erstaunlich ruhig verlief die Nacht und nach unserem kleinen Frühstück machten wir uns wanderfertig. Der Wandertag begann mit einem leichten Anstieg. Dann wurde es wieder alpin. Steine – Felsen mit oder ohne Seil, rücklings. Der Pfad ging weiter unterhalb des Grießkopfes, schmal und felsig. Über schmale Graspfade und erneut hoch, bis zur Kridlonscharte 2371m. Uns zu Füßen der Hintersee.
Schritt für Schritt gingen wir dann durch ein lang gezogenes Schuttfeld, kaum Fußbreit. Hier waren kleine Schritte Pflicht. Unterhalb des Hinterseejochs ging`s noch mal steil bergauf zum Joch 2482m. 3 Std waren wir gekrackselt, nun war Pause angesagt. Diesen phantastischen 380° Blick mussten wir auf uns wirken lassen. Aber wir waren noch nicht am Ziel! Bergab führte uns der Pfad, hinein in eine Vielzahl von Rinnen und Tobel. Hier musste jeder Schritt voll konzentriert sein. Wenn man ein Seil erwischt hatte, war man sicher. Tobel an Tobel gingen wir, es wollte kein Ende nehmen. In einem der Tobel gönnten wir uns eine kleine Verschnaufpause.
Am Alperschonjoch 2301 m. ging unser Steig in die begrünten Geländewellen der oberen Knappenböden. Über grobes Blockwerk stiegen wir hoch zum Flarschjoch 2464 m. Die üppig mit "Alpenflora vom feinsten" bewachsenen Berghänge konnten wir nach dem anstrengenden Tag richtig genießen. Da war doch, mal ein Hinweisschild auf unser Tagesziel. Und da war sie, die Ansbacher Hütte 2376m.
6 Std. waren wir gekrackselt. Nun ließen wir erst mal den Tag Revue passieren, bei einem kühlen Getränk. Natürlich war auch hier in der Hütte die Nasszelle kalt, aber bei so viel Sonnenschein tagsüber wäre warmes Wasser doch die pure Verschwendung. Wir suchten uns den Schatten, um der Hüttenmusi auf der Terrasse zu lauschen. Die Hüttenküche bot deftige AV Essen an, aber auch die Kaasnudeln schmeckten hervorragend.
Mit einer Partie "Mensch ärgere dich nicht" spielten wir den aus, der die Runde Schnapsel bezahlen musste. Leider dauerten die Partien viel zu lange! Noch vor der Hüttenruhe zogen wir uns in unser 7er Lager zurück.
Nach dem Frühstück verabschiedeten wir uns von der Hütte, um zu neuen Zielen aufzubrechen. 45 Min. gingen wir auf gleichem Weg zurück, bis zum Abzweig nach Madau. Grasmatten mit der buntesten Alpenflora begleiteten uns durch die Matten. Die Hornsteinkalkwände und die Feuerspitze leuchteten in ihrer Dreifarbigkeit. Dann begann der Anstieg zum Stierlahnzugjöchl 2596 m. In dem Schutt und Geröll blühten überall kleine Mehlprimeln. Eine Wasserquelle sorgte für kühlen, frischen Nachschub in unseren Trinkflaschen. Steil in Serpentinen ging der fußbreite Steig hinauf auf dem Geröllfeld, durch den hintersten Grund des Alperschontals. Unterhalb des Jochs war dann wieder "Aktion", Klettern am Seil angesagt. Das letzte Stück an einem losen Nylonseil hochhangelnd. Marianne und ich hatten schon gedacht, nach dem Durchsteigen der Tobel gestern hätten wir das Gröbste geschafft, da hatten wir falsch gedacht! Am Jöchl machten wir erst mal Rast.
Auf schmalsten Pfaden ging der Weg weiter, immer am Berg vorbei. Die nächste Quelle und auch hier füllten wir unsere Flaschen mit dieser Köstlichkeit. In einer Kletterpartie ging`s bergab, um dann wieder hinauf zum Kälberlahnzugjöchl 2585m. aufzusteigen. Wie vorausgesagt, hüllte sich ab Mittag die Sonne in Wolken und Nebel zogen die Berghänge empor. Von nun an ging`s bergab, aber fies über kleines Steingeröll und steil. Das war nicht gut zu gehen. Nur langsam, Schrittchen für Schrittchen, damit es keine Rutschpartie in die Tiefe gab.
In einem Tobel, die Wolken dicht über uns machen wir Rast, mit Blick auf die Graspfade. Dann wurde der Weg gangbarer. Kurz vor der Hütte noch mal ein Tobel, dann war die Frederic Simms Hütte 2004m. erreicht. Die Wolken waren etwas höher gestiegen, erlaubten aber noch nicht den freien Blick auf das Bergpanorama. Wir waren und blieben die einzigen Gäste auf der Hütte. Im Sulzeltal Lager wurden wir einquartiert. Die Simmshütte war schon öfter unser Ziel, ob mit den Kindern, oder als Wandergruppe. Neu renoviert und fein herausgeputzt war die Hütte. Das Abendmenü rustikal lecker und als Abschluss konnten wir dem Kaiserschmarrn nicht widerstehen. Das Ausspielen der Schnapselrunde hatte sich bewährt und wurde wiederholt. Trotzdem war die Hüttenruhe heilig. Ein Regenguss ließ die Wolken abregnen.
Unser letzter Wandertag brachte uns wieder ins Lechtal zurück. Der Abstieg erst auf Pfaden dann auf Fahrwegen, aber die 1000 Höhenmeter wollten ergangen werden. Sie Sonne begleitete uns hinunter und die Sicht zurück ins Sulzeltal war einfach enorm. Die Almrosen leuchteten hier in voller Blüte, einfach schön. Die Sulzalpe war mit einem riesigen Tisch und Bankangebot für die Bergtouristen gewappnet. So, als ob gleich eine ganze Busladung Touristen "einfallen" würde! Ein Schmankel der besonderen Art war der Gang durch die Tunnel. Die Aussichten ins Tal einfach toll. Viele Wanderer aus dem Tal kamen uns entgegen.
Franz – Josef und Josef hatten - schnellen Schritts - die Kehren hinab genommen. So erreichte Franz – Josef noch den 10.15 Uhr Bus nach Lech zurück. An den ersten Häusern von Stockach wartete Josef mit samt Rucksäcken auf uns. Gemütlich, Josef mit 2 Rucksäcken, trotteten wir zum Parkplatz in Stockach.
Mit dem Auto starteten wir zurück. Bei einer Mittagsrast gingen wir die Tour noch mal Revue.
Diesmal hatte unsere Wanderung alpinen Charakter. Viele Seile und Steilstellen galt es zu bezwingen. Felsen und große Steine mussten wir erklimmen. In den Höhen lagen noch etliche Schneefelder, auf denen wir zum nächsten roten Punkt stapften. Die Abstiege waren uns ganz schön in die Beine gegangen. Aber dennoch war die Tour ein Erlebnis. Hätten Marianne und ich von diesen Teilstücken gewusst, - wer weiß! Die vielen unzähligen Alpenblumen am Wegesrand, die die Grasmatten in bunte Teppiche verwandelten. Oder die Blümchen und Polster, die auf den Schutthalden für Lichtblicke sorgten. Etwas vermisst hatten wir Wegweiser an markanten Stellen! Die waren nur spärlich gesät.
Die Hütten um den Lech, - immer eine Tour wert!
Leider war ein so gutes Durchfahren wie in der Nacht hin, nicht möglich. Einige Staus wollten erwartet werden, aber wohlbehalten kamen wir in Kall an.
Am abschließenden Filmabend, "servierte" ich meinen Mitwanderern das Ergebnis meiner auf dem Weg ständigen Niederschriften und Filmerei. Die 80 Minuten Fernsehzeit riefen die 5 Tourtage noch mal in lebhafte Erinnerung.