An einem ungemütlichen Sonntag Morgen treffen wir uns bereits um 8:00 Uhr vor den Toren des Neusser Gletschers. Schon verrückt, im Umkreis von gut 90 Kilometern um den Kölner Dom hat der Rheinländer die freie Auswahl zwischen drei Skihallen. Bottrop, Landgraaf (kurz hinter Aachen) und eben Neuss. Beste Voraussetzungen also, sich vor dem ersten Skiurlaub schon mal einzufahren und sich den technischen Feinschliff zu holen. Die Halle in Neuss bietet das beste Gesamtpaket aus Piste, Gastronomie und Drumherum. Der ansässige Sportshop veranstaltet jeden Herbst einen Sonderverkauf inklusive Skibasar, bei dem man sich komplett für die Piste ausrüsten und ordentlich Geld sparen kann. Wer es luxuriös mag, kann sich sogar im direkt angrenzenden Hotel einbuchen und so den Skitag zu einem Kurzurlaub ausbauen.
Die Teilnehmer Sven, Andre, Christian und dessen Sohn Timo sind keine Anfänger mehr, weshalb wir nach kurzer Materialkunde und einem Aufwärmprogramm die ersten Pistenmeter unter die Bretter nehmen können. Bei allen erkennt man sofort, dass Sie bereits einige Skitage auf dem Buckel haben und ihre Technik locker ausreicht, um Spaß in den Bergen zu haben; und dass ist schließlich die Hauptsache. Da aber selbst Felix Neureuther und Fritz Dopfer jeden Tag trainieren um besser zu werden, lässt sich bei jedem etwas finden, dass verbessert werden kann. So auch bei unserer Truppe.
Die klassische Skifahrer-Karriere von uns Eifelern sieht ja ungefähr so aus:
Irgendwann in seinem Leben wird man entweder von seinen Eltern oder später von Freunden auf die Bretter gestellt und muss schauen, wir man zurechtkommt. Optimalerweise geschieht das irgendwo auf einer Anfänger-Piste mit genügend Schnee, Platz für Fehler und einem geeigneten Skilehrer. Nicht wenige unserer Sektionsmitglieder werden sich allerdings auch an eher schneearme und touristenreiche Wochenenden am weißen Stein oder in Hollerath erinnern, wo man als Anfänger seine liebe Not hat, die ersten Skitage unbeschadet zu überstehen. Selbiges kann einem natürlich auch in einem Alpenskigebiet widerfahren.
Egal ob in der Eifel oder in den Alpen; in den meisten Fällen besucht man nur so lange einen Skikurs, bis man einigermaßen den Hang runterkommt. Danach fährt man dann ein bis zweimal pro Jahr in die Berge und schaut, wie man die bis dato angeeignete Technik selbstständig verfeinert. Natürlich funktioniert das und selbstverständlich erlebt man auch auf diese Art schöne Tage am Berg. Bei mir selbst war es genauso. Leider verläuft die Lernkurve hierbei ungleich flacher als mit einem Skilehrer und die Wahrscheinlichkeit, dass sich gerade in den Anfangsjahren Fehler einschleichen, ist sehr groß. Manche dieser Fehler können im weiteren Verlauf dazu führen, dass auch sichere Fahrer (blau, rot, schwarz) nie den Schritt zu einem sauber auf der Kante gecarvten Schwung bewerkstelligen. Daher ist es ratsam sich von Zeit zu Zeit nochmal einen Skilehrer zu nehmen, um etwaige Fehler auszumerzen.
Damit auch die Leser dieses Berichts etwas von unserem Kurs mitnehmen können, seien hier die häufigsten Fehler kurz genannt:
Fehler: Tipp
Rücklage: Knie, Oberkörper und Hände nach vorne, Schienbeine am Skischuhrand spüren
Rotierender Oberkörper, unruhige Arme: Oberkörper stabil, Arme blockieren, Bewegung aus den Beinen starten
Zu aufrechte Körperhaltung: Sprung-, Knie- und Hüftgelenke beugen
Stöcke zu früh im Spiel: Generell sollte man in den ersten Tagen ohne Stöcke fahren, da dies koordinativ einfacher ist. Sobald man das Kurvenfahren beherrscht, kann man die Stöcke dazu nehmen
Uns machte vor allem die Oberkörperrücklage zu schaffen. Hierdurch erhalten die Skispitzen zu wenig Druck und können ihre Steuerfunktion nicht mehr ausführen; so ist man eher Passagier als Fahrer. Auch der Oberkörper und vor allem die Arme einiger Teilnehmer waren nicht stabil, sondern unruhig. Hierzu kommt es, wenn man versucht, die Kurve mit dem Oberkörper einzuleiten anstatt mit den Beinen. Als Übung bekam jeder nur einen Skistock und musste diesen mit beiden Hände waagerecht vor dem Körper halten. So werden die Arme und der Oberkörper „blockiert“ und der Fokus mehr auf Sprung-, Knie- und Hüftgelenke gelegt.
Nach dem Mittagessen hatte dann jeder die Möglichkeit, durch Videoanalyse sein skifahrerisches Können auf dem Bildschirm zu betrachten. Immer wieder interessant, wie das, was man beim Fahren spürt, dann tatsächlich aussieht.
Gegen Ende des Tages stand dann eine Einheit zum Fahrgefühl speziell für die Füße/Sprunggelenke auf dem Plan. Hierzu absolvierten wir zwei Abfahrten mit komplett geöffneten Skischuh-Schnallen, wobei so manchem Balance-technisch einiges abverlangt wurde. Sobald man dann die Schnalle wieder schließt, wird man erstaunt sein, wie viel man tatsächlich im Fuß spüren kann und wie einem das beim Fahren helfen kann.
Abschließend bedanke ich mich bei allen Teilnehmern für einen mehr als gelungenen ersten Skikurs unserer Sektion. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir im November 2015 neben dem Fortgeschrittenen- auch genügend Teilnehmer für einen Anfängerkurs zusammen bekommen würden. Bis dahin wünsche ich alle einen schönen und unfallfreien Sommer in den Bergen.