Murmels haben Nachwuchs. Und der ist noch ziemlich verspielt. Hier eine kleine Geschichte:
Murmeltiere (Marmota marmota) leben in den Bergen. Den größten Teil ihres Lebens verbringen sie in ihren Bauen. Der Winterschlaf dauert 6 bis 7 Monate, manchmal soger 9 Monate. In der übrigen Zeit kommen sie auch nur bei Tageslicht aus dem Bau und flüchten bei Gefahr sofort wieder in denselben.
Murmeltiere leben in Kolonien mit einem dominaten Pärchen und warnen sich gegenseitig bei Gefahr mit einem lauten Pfiff, der aber eigentlich ein im Kehlkopf erzeugter Schrei ist. Mit ihrem bräunlichen Fell und der Fähigkeit, das Gelände zur Tarnung zu nutzen, sind diese Pfeiftöne oft das einzige, was der Bergwanderer von den Murmeltieren wahrnimmt.
Nähert man sich den Tieren vorsichtig und beharrlich, verlieren Sie allmählich Ihre Scheu, bleiben zwar wachsam aber gehen ihren normalen Beschäftigungen nach: Spielen, Fressen und Aufpassen.
Haben Murmeltiere gerade sonst nichts zu tun, sitzen sie auf einem Aussichtpunkt wie dem Aushub der Höhle oder auf Steinen und beobachten ihre Umgebung.
Die kleinen Murmel spielen unterdessen und raufen miteinander. Das machen die Großen manchmal auch.
Bei den Kleinen ist es wirklich nur Spiel. Bei den Großen geht es darum, wessen Nachwuchs eine Chance auf das Spiel im Sommer bekommt. Manche gehen leer aus.
Bei den fünf kleinen Murmeltieren an unserem Bau war immer etwas los. Schubsen, boxen, herumkugeln in aller Ausgelassenheit.
Dann kam noch jemand, der gerne Murmeltiere mag. Der Steinadler (Aquila chrysaetos), der König der Alpen. Murmeltiere sind seine Hauptnahrungsquelle im Sommer.
Schnell sind die Kleinen beim Bau und suchen Schutz. Der Luftraum wird nun ganz genau beobachtet.
Der Adler zieht ab und die Kleinen spielen weiter. Alltag für Murmeltiere. Und der Fotograf vor dem Bau? Der ist inzwischen ganz egal. Einfach nur zum Gähnen.
PS: Nein, das sind keine angefütterten Murmeltiere an irgendeinem Aussichtpunkt. Das sind wildlebende Tiere fernab von Wanderpfaden in einem Almgebiet.
Die erste Scheu verlieren die Murmel schon recht bald. Abstand anfangs nicht unter 15m und einfach ruhig hinsetzen..
Sobald sie sich etwas gewöhnt haben, kann man auch auf unter 10m ran. Viel näher gehe ich nicht heran. Schließlich handelt es sich um Wildtiere und keinen Streichelzoo. Die Murmeltiere sollen sich ja gar nicht zu sehr an den Beobachter gewöhnen.
Jedem Naturfotografen sollte daran gelegen sein, die Natur möglichst zu bewahren und unverändert zu belassen. Das gilt natürlich auch für das Verhalten der beobachteten Tiere.
Noch ein paar Worte zum making of:
Bereits im Vorjahr hatte ich zusammen mit meiner Frau in der Gegend eine Murmelfamilie beobachtet, allerdings zu etwas fortgeschrittenerem Sommer. Da gab es ein Tier, welches uns so sehr akzeptierte, dass es uns lauthals vor unserer sich von hinten annähernden Tochter warnte. Wir wussten erst gar nicht, warum der kleine Kerl plötzlich so aufgeregt schrie, bis uns unsere Tochter ansprach. Hier das aufgeregte Murmeltier:
Diese Familie hatte in diesem Jahr leider keinen Nachwuchs. Deshalb haben wir es bei Nachbarn versucht und siehe da: die hatten gleich fünf Kleine. Trotzdem war das eine kleine Familie mit nur drei erwachsenen Tieren. Die Gruppen bestehen normalerweise aus bis zu 20 Tieren mit einem dominanten Päärchen. Sowohl die Männchen als auch die Weibchen legen jeweils eine Rangordnung fest. Wenn die Kleinen im 3. Lebensjahr geschlechtsreif sind und nicht selber eine dominante Rolle einnehmen können, verlassen sie die Gruppe und suchen sich ein neues Revier, welches meistens ein verlassenes Revier einer anderen Gruppe ist. Durch die hohe Mortalität im Winter verwaisen jährlich etwa 10% der Reviere.
Ergänzung 2015:
Am Bau der Familie, die in 2014 ohne Nachwuchs blieb, war in diesem Sommer richtig was los. 5 Jungtiere in einer Familie, und noch sooo klein.
Es macht einfach Spaß, zu zu sehen und dabei die Ruhe der Bergwelt zu genießen. Schaut euch einfach die Bilder an!
Vielleicht bekommt ihr ja Lust, auch einmal auf Murmeltierpirsch zu gehen - mit dem Fotoapparat natürlich. Wer murmelt mit?