Wie startet man am besten einen Bericht über seinen ersten Kletterurlaub im Frankenjura? Vielleicht mit der Frage, die sich mir vor dem ganzen Trip gestellt hat.
Namentlich war mir dieses Klettergebiet durch Erwähnungen im Zusammenhang mit Wolfgang Güllich und Kurt Albert in Erinnerung. Als ich dann aber „Doktor“ Wikipedia zu Hilfe zog, kamen Informationen zum Vorschein wie etwa: 10.000 Routen, 1.000 Felsmassive, eines der am besten erschlossenen Klettergebiete der Welt und Wurzel des Rotpunkt-Kletterns. Außerdem befindet sich in diesem Klettergebiet die berühmte Route „Action Directe“ die von Wolfgang Güllich erschlossen und lange Zeit als schwerste Route der Welt galt (9a/XI). Spätestens jetzt stieg meine Vorfreude und Spannung ins Unermessliche.
Nach mehrmaligem Hin- und Herschreiben mit Wolfgang Schüssler, unserem Ansprechpartner vor Ort, bezüglich Ausrüstung, Unterkünften und unserem Leistungsstand im Klettern, ging es dann am 24. Mai um 07.00 Uhr los Richtung Süden.
Während der langen Fahrt beschlossen wir spontan, einen kleinen Umweg zu fahren, um Clemens noch ein neues Paar Kletterschuhe zu besorgen.
Der Rockshop, den wir durch Zufall im Internet fanden, ist keine riesige Kette wie Globetrotter, aber sein Angebot ist immens und wird nur von der Freundlichkeit und Gelassenheit des Personals übertroffen. Das ist wohl auch der Grund, warum man dort persönliche Grüße von u.a. Adam Ondra und Kurt Albert sehen kann. Die Beratung war einfach klasse und ich kann nur jedem, der ins Frankenjura fährt, empfehlen, einmal in diesem gemütlichen Laden vorbei zu schauen.
Mit neuen Schuhen ausgerüstet trafen wir dann endlich an unserem Gasthof in Freienfels ein und machten die erste Bekanntschaft mit unserem Ansprechpartner Wolfgang.
Kurz im Gasthof angemeldet, Sachen verstaut und zum Klettern bereit gemacht, fuhren wir mit Wolfgang zum Treunitzer Tor. Jetzt schon merkte man die Besonderheit des Frankenjura. Felsen in Hülle und Fülle. Manche Leute haben dort in ihren Gärten eigene Felsen. Der Weg zu unseren ersten Routen führte uns an einem sehr belebten Felsen vorbei an den „Torstein“. Wolfgang erklärte, dass die Felsen in Parkplatznähe meistens überfüllt seien und er mit uns lieber ein paar Schritte mehr machen wolle, um dann in aller Ruhe mit uns zu klettern. Wir hatten wirklich den ganzen Fels für uns.
Zu der Kletterei kann man sagen, dass Wolfgang sehr darauf bedacht war, uns nicht müde zu machen und unsere Leistungsgrenzen auszuloten, sondern uns die schönen Routen des Frankenjura zu zeigen. Da spielt es dann auch keine Rolle, ob es eine 7 oder eine 5 ist. Nach ein paar Stunden Klettern ließen wir dann den Tag mit 1-2 geräucherten Bieren und einem vorzüglichen Mahl ausklingen.
Den zweiten Tag starteten wir mit einem gemütlichen Frühstück und einem genauen Studieren der Topos vom Felsen, den wir an diesem Samstag ansteuern wollten.
Als Wolfgang dann eintraf, beschlossen wir, am örtlichen Felsen klettern zu gehen, da der Wetterbericht zwischenzeitlich Regen gemeldet hatte. Wir gingen von der Unterkunft aus circa 10 Minuten durch den Wald, um dann festzustellen, dass der Fels nur drei Minuten Luftlinie von der Unterkunft entfernt ist, aber der direkte Weg dorthin von einem kleinen Bach versperrt wird.
Die Routen dort waren wunderschön. Nach der obligatorischen Aufwärmroute stiegen wir eine Route mit einem Elefantenrüssel vor, wobei scherzhaft erwähnt wurde, dass Neulinge durch diesen hindurch müssten. Als Projekt für diesen Tag kletterten wir dann eine schöne Route mit Dach, Kellen und Fingerlöchern erst Toprope und später auch im Vorstieg. An diesem Tag hatten wir nicht nur Glück mit dem Wetter, sondern noch mehr mit den anderen Seilschaften an diesem Felsen. Diese offene und freundliche Mentalität der dortigen Kletterszene ist nicht nur beeindruckend, sondern einfach nur beneidenswert. Als sich der Tag dem Ende neigte, gingen wir voller Mut und Abenteuerlust den kurzen Heimweg mitten durch den Bach. Wolfgang riet uns noch die Hosen auszuziehen, weshalb wir dann in Unterhosen bis zu den Oberschenkeln in Schlamm und kaltem Wasser, gegen die Strömung ankämpften. Beim Abendessen und Kaltgetränken trafen wir glücklicherweise sogar noch eine der Seilschaften des Tages, was uns super Gespräche über die Gegend, den Rockshop und über viele andere Themen bescherte.
Der dritte und letzte Tag des Kurzurlaubs war für die Nachbesprechung reserviert, vor der wir aber noch etwas im Treunitzer Klettergarten klettern gehen wollten. Dort entdeckten wir wieder beeindruckende Routen in allen Schwierigkeitsgraden, an denen wir uns bis mittags noch etwas austoben und die Landschaft genießen konnten. Im Nachhinein kann man wirklich sagen, dass jede Route an diesem Wochenende, egal welchen Schwierigkeitsgrad sie hatte, ihre eigene besondere Note hatte.
Ich bin wirklich froh, dass wir Wolfgang an unserer Seite hatten. Er hat es geschafft, uns ein unvergessliches Wochenende zu schenken. Ich weiß nicht, ob ich das in dem Moment so kurz vor der Abreise und mit so vielen Eindrücken, die man erst noch verarbeiten musste, überhaupt ausreichend sagen konnte. Deswegen möchte ich mich noch einmal ganz herzlich bei Wolfgang für dieses wunderschöne Wochenende bedanken. Vergessen darf man aber auch nicht, dass vor allem Armin nicht ganz unschuldig an diesem Trip war, aber leider an diesem Wochenende nicht dabei sein konnte. Deswegen als letzte Worte in diesem viel zu langen Bericht:
Vielen Dank Wolfgang und Armin.
(Anmerkung von Armin: Als Wolfgang sich bei mir meldete und sein Angebot eines Kurses im Frankenjura vorstellte und mit mir abstimmen wollte, hatte ich sofort zwei Kletterer vor Augen, für die das maßgeschneidert war. Für alles danach kann ich nur die Stichworte nennen: Angel, Köder, sofort angebissen)