Wie der Name der Ausschreibung schon sagte, waren es drei Tage „Abenteuer pur“, die Martin der 19-köpfigne Gruppe aus unserem Verein über das Pfingstwochenende geboten hat. Dieses Jahr hatten sich neben einigen neuen Gesichtern noch vier Familien angemeldet, die über die Pfingsttage vor einem Jahr auch dabei waren. Somit war die gute Stimmung für die Tage vorprogrammiert! Im Programm standen zwei Wanderungen und eine Kajaktour. Martin hatte als Vorbereitung beide Wanderungen in Garmin geplant und die dazu zugehörigen Wegpunkte an alle Teilnehmer verschickt.
Wir haben uns am Samstag den 23.05 um 11:00 Uhr am schön gelegenen Campingplatz am Flussufer der Lesse in Anserreme bei Dinant getroffen, die Autos dort abgestellt, feste Schuhe angezogen und begannen direkt mit der ersten Wanderung. Die ersten 3km r waren (für Martin’s Führungen) ungewöhnlich unschwierig und zum „kennenlernen“ und „entspannen“ gedacht. Dann erreichten wir einen Wald mit einem einfachen, wilden Campingplatz für die Kletterer bei den Felsen von Freyr, und einen wunderschönen Aussichtpunkt auf die Maas und auf die Kletterfelsen.
Die Richtung war klar: es geht runter zur Maas. Hinter einem Baum blieben die ersten stehen: Hier müssen wir runter? Es ist steil. Sehr steil, sehr sehr steil … . Die jüngsten Teilnehmer wurden sofort „wach“, interessiert und bekamen einen massiven Motivationsschub. Ab jetzt waren sie die Ersten hinter dem Tourenleiter. Martin hatte Bandschlingen im Rucksack und hat damit an einigen Stellen für die Gruppe Hilfestellungen an Baumstämmen und dicken Wurzeln geboten, die sich als sehr hilfreich erwiesen hatte. Es wurde gelacht und gelästert: „Wir kennen ja Martin“ , „Die normalen Wege sind ja für ihn zu langweilig“. Es ging ohne zu zögern hinterher!
Unten angekommen hieß es: „Falscher Weg!“ – das Regenwasser hatte scheinbar vor kurzem die Erde weggespült, Bäume entwurzelt und es blieben auf etwa vier Meter vertikal nur bloße Felsen. Ab hier müsste man herunter klettern, was zu gefährlich schien. Somit haben wir uns von dem im GPS geplanten Weg entfernt und einen anderen Weg zurück nach oben gesucht. Somit ging es erst sehr, steil runter und an einer anderen Stelle wieder sehr, sehr steil hoch. Auch hier wurden Baumstämme (mit und ohne Bandschlingen) benutzt, um den Aufstieg zu bewältigen.
Oben angekommen wurde ein andere - weniger steiler - Weg nach unten gefunden. Wir hatten ja schon mit Hilfe von Bandschlingen eine gewisse Erfahrungen gesammelt. Deswegen schien dieser Weg einfach nur „easy“: Abwärts an einer senkrechten Felswand, mindestens 50 Höhenmeter, auf einer sehr, sehr schrägen aber genügend breiten Schichtstufe. Wir kamen ziemlich schnell zur Maas runter. Das kleine Seitental war reiner Urwald, man hätte hier noch einige Dinosaurier aus Jurassic Park verstecken könnnen. An der Maas liefen wir danach am Ufer entlang, und haben die steilen Ufer, die spektakulären Felsen und die vielen Kletterer bewundert. Bei den letzten Felsen war es dann Zeit für die Mittagspause, und einige Jugendliche haben einige schräge Felsplatten noch zum Klettern benutzt.
Entlang der Maas kamen wir zum schönen Städtchen Dinant, das wegen der „Saxophon-Brücke“ und der großen Zitadelle bekannt ist. Für einen Besuch der Zitadelle war es leider zu spät, somit wurde die Wanderung etwas abgekürzt und über einen anderen Aussichtspunkt hoch über der Maas (wieder steil hoch und nachher steil herunter) zurück zum Campingplatz geführt. Das letzte Wegstück war entlang des Flusses Lesse.
Nun gab es Zeit sich auf dem Campingplatz umzuschauen, die Zelte aufzubauen und zu entspannen. Abends wurden die Tische zusammengestellt, und wir haben gemeinsam gegrillt und die mitgebrachten Leckereien ausgetauscht.
Die 21 km lange Kajaktour an der Lesse für den zweiten Tag war für 9:00 Uhr geplant. Dementsprechend früh mussten wir aufstehen, während der Frühnebel noch um die Zelte schwebte. An der Kajakausleihe angekommen (eine halbe Stunde Fußmarsch vom Campingplatz), haben wir festgestellt, dass beim Kajakverleih die Uhren anders gehen. Owohl wir für 9:00 Uhr gebucht hatten, kam der Bus, der uns an die Anfangsstelle weiter flussaufwärts bringen sollte, erst um 10:30 Uhr – wir hätten uns mit dem Frühstück Zeit lassen können … . Aber die Stimmung blieb gut. Als Entschädigung für das Warten kam dann die Sonne raus und der Frühnebel verschwand. Als wir am Anfangspunkt der Kajaktour an der Lesse ankamen, ging alles sehr schnell: Tickets zeigen, die Sachen in die Tonne verstauen, in die Kajaks setzen und auf der Kajakrutsche zum Fluss rutschen. Diese Rutsche war für uns alle eine Neuigkeit. Wie auf den Wildwasserbahnen in Phantasialand.
Die Lesse ist der beliebteste Kajakfluss in Belgien und es war dementsprechend viel los. Die Natur war toll, das Wetter hat mitgespielt, es gab Sonne pur, die Stimmung war gut und es gab zwei Wasserfälle auf der Strecke, die dafür gesorgt haben, dass alle nass wurden. Wir haben auf den 21 km noch zweimal Pause gemacht, das erste Mal nach ungefähr der Hälfte der Strecke und beim zweiten Mal bei unserem Campingplatz. Dies war nützlich, denn wir konnten die überflüssigen Sachen beim Campingplatz lassen. Dort war auch die zweite Stromschnelle. Es gab viele Zuschauer, die entsprechend Spass hatten, wenn wieder ein Kajak mit dem Kiel nach oben aus der Stromschnelle herauskam.
Fürs Abendessen hatten wir einen Tisch im am Campingplatz angeschlossenen Restaurant reserviert, aber wegen ausgegangenen Kochvorräten war ein Abendessen dort nicht mehr möglich (Sogar die nahe Frittenbude war total ausverkauft). So haben wir wie am ersten Abend vor unseren Zelten gesessen und mit dem restlichem Proviant aus den Kühlboxen improvisiert. Auch dieser Abend war wieder sehr gesellig. Alle saßen noch lange beisammen, quatschten, lachten, spielten Uno oder wärmten sich am Grill auf.
Unsere Autos standen die ganze Zeit ungebraucht am Zeltplatz, erst am Abreisetag wurden sie bepackt und in Bewegung gebracht. Die letzte Tour fing nur 7 km vom Zeltplatz entfernt an. Sie war als eine 25 km lange Wanderung angeschrieben, aber aufgrund von Halsschmerzen, dicken Füssen oder weil einige jüngere Kinder diese Tour nicht machen wollten, wurde die Gruppe für diesen Tag kleiner. Somit gab es schon morgens einen Abschied von denjenigen Familien, die nicht mitlaufen wollten.
Mit 9 Mann sind wir dann um 10 Uhr morgens von unserem Parkplatz losmarschiert. Die Wanderung sollte ein großer Kreis werden, erst über Hochflächen und bewaldete Täler zur Maas, dann an der Maas entlang und zum Schluss ein kurzes Stück zurück zum Ausgangspunkt. Die ersten Pfade nach dem Dorf waren schon abenteuerlich und man wundert sich, wieviel wilde Natur so nahe bei den Dörfern ist. Nach einer halben Stunde zeigte der im GPS gespeicherte Weg eine Abweichung vom Pfad, wo wir drauf waren und Martin fing an, den „richtigen“ Weg zu suchen: „er müsste irgendwo im Wäldchen sein“, „nicht rechts nicht links davon, sonder mitten drin“ . Alle spielten mit: wir haben den Weg gesucht, einen Stacheldraht zur Seite gedrückt und siehe an, es gab tatsächlich einen langen verlassenen, mit Brennnesseln, kleinen Bäumen und allen möglichen Stachelpflanzen bewachsenen Pfad, dem wir auch gefolgt sind. Es ging langsam vorwärts, meine Kinder erinnerten sich an entsprechende Wildnis im Fernen Osten von Russland (mit Tigern im Wald) und irgendwann waren wir wieder auf einem richtigen Fahrweg. Es blieb nicht der einzige Ausflug in die Wildnis, denn es gab in jedem Waldstück „Wege“ von der Sorte, auch sehr steil in Bachtäler herein, höhenlinienparallel und auch bergauf. Am Ende der Wanderung hatten alle Teilnehmer mit kurzen Hosen und freien Oberarmen einige bzw. viele zerkratzte Stellen. Bis zur Maas war diese Wanderung oft im weglosem Gelände, denn obwohl das GPS und die Karte einen Weg zeigte, musste man ein sehr gutes Vorstellungsvermögen haben, um das, wo wir liefen, als Weg zu bezeichnen.
Wir haben alle gelernt dem GPS (und dem Gehirn) zu vertrauen und uns im weglosem Gelände zu bewegen, ohne einen Weg zu gehen und haben erfahren, dass es viel langsamer vorwärts geht, wenn man erst mit Armen und Beinen den Weg freimachen muss. Nach etwa vier Stunden Wegstrecke und kurz vor der Maas habe ich mich geweigert, noch den letzten vom GPS vorgeschlagenen Weg durch hoch gewachsene Brennnesseln und Himbeerbüsche zu gehen (Vorzugsrecht der Ehefrau!) und somit sind wir sofort zum Maasufer und zur Mittagspause gegangen. Wir erreichten die Maas an einer Stelle, wo das linke Ufer noch zu Frankreich gehörte. Die gewünschte und gesegnete Mittagspause an der Maas hat auf sich warten lassen (4 1/2 Stunden nach Beginn, nur 12 km Laufstrecke, aber was für eine!!!). Endlich kamen wir an und Martin und Andreas haben allen ein Eis spendiert (plus andere Süssigkeiten wie Schokolade, Kuchen, Eiscappucino usw)!
Nach der Mittagspause gingen wir „ohne Abenteuer“ flussabwärts entlang der schönen Maas (jetzt voll in Belgien) und den eindrucksvollen Kalksteinmassiven bis zum Ort Waulsort, wo es nach oben zurück zu den Autos ging. Gegen 18:00 Uhr haben wir unsere Wanderrunde abgeschlossen und haben dem jüngsten Teilnehmer – Louis Breuer, 10 Jahre alt - ein großes Bewunderungslob für seine starke Leistung ausgesprochen.
Nun war die Tour abgeschlossen. Es gab - wenn man die verkratzten Beine nicht mitzählt - keine Verletzten, das Wetter hat mitgespielt – nur kurze Regenschauer mit langen sonnigen Abschnitten, die Stimmung war gut und die Martin‘s Abenteuer ist gelungen. Wir haben ihn gefragt, was er für das nächste Jahr über Pfingsten plant: wieder eine schöne Tour in Belgien an dem Fluss Semois, und ich hoffe, alle diesjährigen Teilnehmer dort wieder zu sehen.