Datum: 24. 10 2011
Autor: Eva-Maria Berners
Unsere Jubiläums-Jahr-Jugendherbergstour führte uns Mitte Oktober in das festliche Mayen. Kaum am Stützpunkt angekommen genießen wir bei eiskaltem Sonnenschein die Skyline auf stahlblauem Himmel: Wasserturm, der schief verdrehte Kirchturm von St. Clemens, Rummelplatz mit Riesenrad und die Genovevaburg vor dem Katzenberg mit Römerwarte im Hintergrund.Gleich machen sich 6 Riesen mit ihren 7 Zwergen auf den Försterweg, um sich auf einer 8km kurzen Wanderung warm zu laufen. Pausenplätze mit weiter Aussicht oder mitten im leuchtenden Herbstwald laden zur Stärkung von Körper und Seele ein. Im Unterholz und windgeschützt durch hohe Bäume machen sich unsere Familien auf in ihre Künstlerstätten. Sie kreieren Zwergenbehausungen aus Holz und Stein, einen Waldgeist mit krummer Wurzelnase, basteln einen Pfau mit Laubrad und Rindenkopf ..... – der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Kompliment.
Für den Abend stand dann Mayen at Night auf dem Programm. Warm eingepackt, mit Taschenlampen und Schatzbeschreibung bewaffnet stießen wir gespannt ins Dunkle vor. Zunächst folgten wir kultivierten Asphaltwegen, doch bald sollte es dann weglos zu zwei verfallenen Gebäuderuinen gehen. Das verwilderte Gelände, ringsum Stockdunkel, ein würziger Duft in der Luft rundeten die Atmosphäre ab. „Hier ist es aber gruselig..:“ hörte man mehrfach von einem mit besonders heller Leuchte bestückten Kind. Bergsteigerkinder kann aber bekanntlich nichts schrecken. Daher folgten wir der Schatzkarte, indem wir etwaige Rätsel lösten. Überrascht erklommen wir durch einen Turm, über einen Wehrgang und etliche Schieferstufen hinauf unser nachterleuchtetes, offensichtliches Ziel. Die Römer hatten hier bestimmt einst einen gut bewachten Zufluchtsort – mit Licht in der Nacht. Der Schatz konnte sich nicht mehr lange verstecken. Dann nix wie wieder runter und zurück, ab in die Kojen. Es ist schon spät für unsere Zwerge nach einem so aufregenden Tag.
Um der Kälte des frühen Morgens zu entgehen, flohen wir am nächsten Vormittag ins Eifelmuseum und Schieferbergwerk (Genovevaburg). Die Kinder fuhren ein paar Runden mit der rasanten Lore, telefonierten unter Tage, lauschten einem lebensechten Bergmann aus dem Jahre 1929, der viel zu erzählen wusste. Es gibt hier empfehlenswerterweise nicht nur viel, sondern sehr viel auszuprobieren und zu sehen, für Kinder wie Erwachsene.
Wir schaffen nur einen Bruchteil in ein paar Stunden und ziehen uns auf den Burgturm zurück. Dort sind wir allein, genießen ausgiebig die heute warme Sonne. Erneut betrachten wir bei windstillem Blick die Stadt von oben und sehen, warum wir auf dem Turm oben unter uns sind. Während wir gemächlich unsere Mägen mit leckeren Broten oder Schokolade füllen, fliegen vergnügungssüchtige Kirmesbesucher in turmhohen Kotzmühlen kreischend an uns vorüber. Ein riesiges Volksfest steigt zu Füßen der Burg.
Wir wechseln den Standort: der Skulpturenpark im Grubenfeld im Osten des Städtchens. Hier findet man kleine Seen und Tümpel vor hoch aufragenden Abbrüchen, alte Kräne, etliche Infotafeln, verworrene Pfade, verrostete und verlandete Schienenwege, ausgediente Abbauvorrichtungen und...und...und. Künstler haben hier ihre Domäne gefunden. Große Teile des ausgedehnten Geländes sind mit teils übermannshohen Gebilden aus Stein bestückt, frei zum Bestaunen und Beklettern. Bis die Sonne schon tief steht haben wir hier Kurzweil mit Schatzsuchen, Faulenzen, Spazieren und Schnitzen. Die Rucksäcke gut gefüllt mit kleinen Schätzchen – ein Glück, dass Frank so weitsichtig war – spazieren wir zurück zum Domizil.
Nach einer kurzen Pause bei lustigem Abendessen stehen wir mit dicker Jacke und gut eingepackt erwartungsvoll draußen über der Stadt gleich neben der Jugendherberge. Diesmal gesellen sich noch viele andere Leute in der Dunkelheit hinzu. Alle Blicke richten sich gebannt auf die Genovevaburg. Die Kinder zählen einige Male ungeduldig im Chor Countdowns. Da – zwei kümmerliche Quietschböller werden vom Nachthimmel schnell verschluckt. War das schon alles? Zum Abschluss der Kirmes sollte es doch ein stattliches Feuerwerk an der Burg geben, und zwar um 20:00 Uhr. Oder war es doch 23:00 Uhr? Die Kinder sind verwirrt.
Stille über Mayen. Das Riesenrad leuchtet dekorativ bunt. Und dann geht es richtig los. Es startet der Schluss des so genannten Lukasmarktes, nicht nur zur Freude der Kinder. Die Raketen schießen immer weiter, immer bunter, immer höher in den schwarzen Himmel, bis er von glitzernden Funkenwolken nur so leuchtet. Dort über dem Turm, auf dem wir heute Morgen noch in Ruhe unsere Käsebrote genossen haben, erhellen schließlich Goldregen bis an die 100 Meter hoch die Dunkelheit. Ein Vulkanausbruch mitten in Mayen eben. Visuell und mit gehörigen und dazugehörendem Knalleffekten war das eine beeindruckende Komposition. So feiert man sein Jubiläumsfest 25 Jahre Alpenverein Eifel natürlich gern. Die Kinder jedenfalls fühlten sich dabei ganz romantisch, was wohl zusätzlich an den Zauberringen aus der Genovevaburg lag.
Glücklich und zufrieden sanken wir allesamt aufs Brett... . Ach nein, das sollte doch wohl eher ein Bett mit Matratze sein. Diesen kleinen Makel bei unserer Unterbringung machte aber das durchweg frohe und freundliche Personal unserer Unterkunft wieder wett. Außerdem waren wir ja auch müde genug.
Wie rundet man nun solche Erlebnisse ab? Uns blieb nur noch der nächste Vormittag. Leider.
Wir wählten den Vulkanpfad. Er bietet ausgehend von Ettringen auf 7 km Kürze abwechslungsreiches Gelände: Kletterfelsen, Pfade, Höhlen. Der Berg verschluckte dabei unsere Kinder mehrfach komplett, spuckte sie aber bald eines nach dem anderen wieder aus. Wahrscheinlich waren sie etwas zu munter in seinem ruhigen Innern. Allerdings musste ein selbst geschnitzter Stock bald dran glauben. In der Erprobung eines der schwarzen Löcher war wohl eines derselbigen von einem Eifeler Troll bewohnt, der versteckt den Stock unerwartet ins Innere des Berges zog. Zum Schrecken des betreffenden Kindes.
Ein herzliches Danke an alle Familien und besonders an die Kinder, die alle mit viel Freude und Enthusiasmus dabei waren. Und sollte die ein oder andere Stelle dieses Artikels dem aufmerksamen Leser ein Rätsel aufgeben, so ist dies volle Absicht. Um dem auf den Grund zu gehen muss man schon selbst mit fahren, auf unsere traditionelle Familienfreizeit im Herbst.