Dieser Tage fiel mir beim Entrümpeln eines Abstellraumes ein vergilbtes Stück Papier in die Finger, bekritzelt mit kaum lesbaren Worten. Beim genaueren Hinsehen bekamen die Worte Konturen, es entstand ein Bild, das Bild begann zu leben. Es muß vor ca. 30 Jahren gewesen sein, nach einer Mont Blanc-Besteigung. Es war ein:
ABEND AUF GOUTER
Verbrannte Haut dringt bis ins Hirn
doch tiefer dringt die stille Sternennacht
geplagt und müde lehnt die Stirn
doch über allem steht die stumme Pracht.
Eben noch
war sie da
die weiße, gelbe, rote und glutrote Sonne
gleißende, leuchtende, starke und brennende Sonne
rosiger Widerstrahl nun
aus bleichen Klüften
blaßrote Feuer auf weißen Gebirgen
blauschwarze Nacht
mit Sternengeflimmer gen Süden
steht über Schründen
und ruhenden Gletschern und Bächen und Steinen
Zinnen werden zu Schemen
Schemen werden zur Wahrheit.
Seele, fliege mit jener Musik
kommt sie von Menschen noch?
sei sie vom Himmel selbst
fliege mit ihr
in die Tiefen des Alls
zu deinem Ursprung zurück
fühle und staune und wisse
nicht mehr dein Leib
Glück regiert jetzt die Stunde
glückhaftes Ziel in urhaftem Sein.