Servus liebe Bergfreunde,
zum Wilden Kaiser sollte es mit uns, meinem Vater und mir, gehen. Genauer gesagt nach St. Johann in Tirol. Wie oft bei solchen Reisen ging es gut gelaunt früh morgens los, um sich vormittags bereits an München vorbei zu schleichen, bevor die Rushhour die Autobahnen um die Bayrische Landeshauptstadt total verstopft. Der Plan ging auf. Nach einer netten Pause hinter der deutsch-österreichischen Grenze erreichten wir mühelos St. Johann. Hier die österreichische Gastfreundschaft zu spüren, was meinem Vater und mir nach unserem Reinfall in der Schweiz vor einem Jahr natürlich besonders gut gefiel.
Die Gastgeber-Familie war von Anfang an aufgeschlossen, freundlich und hilfsbereit sowie immer zu einem Plausch aufgelegt, hielt immer einheimische Insider Tipps für ihre Gäste bereit. Das ganze Haus war ordentlich und gepflegt. Für uns als Vater-Sohn-Gespann steht fest: hier fahren wir wahrscheinlich noch mal hin. Zumal man in einer Woche im Kaiser gar nicht alles Erwanderbare erwandern kann.
Kletterer und Mountainbiker haben es da selbstverständlich noch schwerer, da die Auswahl teilweise noch größer ist. Nicht umsonst wurde im Wilden Kaiser und wird auch immer noch Klettergeschichte geschrieben. Zum Beispiel die berühmte Route „Des Kaisers neue Kleider“ von Stefan Glowacz, dessen Namen jedem Kletterfan bekannt ist und dessen Schwierigkeitsgrad mit einer X+ auch für geübte Kletterer schon etwas ganz besonders ist. Zudem stammen aus dem Wilden Kaiser so berühmt klingende Namen wie Totenkirchl, Predigtstuhl und Fleischbank, bei denen die bloße Erwähnung jedes Klettererherz Luftsprünge macht. Aber auch Wanderer oder Ferraristi kommen z.B. mit dem Gamsänger- oder Jubiläumssteig ganz auf Ihre Kosten. Denn eines steht fest: Der höchste Berg des Wilden Kaiser, die Ellmauer Halt, ist sehr eisenhaltig.
Zurück zum eigentlichen Thema. Nachdem wir eingecheckt hatten, machten wir uns mit St. Johann in Tirol vertraut und erforschten dieses malerische Städtchen mit seiner wunderschönen Kirche und einem wirklich sehr hübschen Marktplatz. Dort ließen wir uns nieder und aßen zu Abend, um dann gemütlich den Abend auf dem Balkon bei einem Kartenspiel ausklingen zu lassen. Der nächste Tag kam, und wir stärkten uns zunächst im gemütlichen Frühstücksraum, um dabei direkt in Kontakt mit den anderen Gästen zu kommen. Bei nettem Beisammensein erfuhren wir Tipps von den anderen Touristen ergänzend durch Informationen seitens unserer Gastgeber. So sollte es im Urlaub auch sein!
Wie immer am ersten Tag starten wir zu unserer Einlaufrunde, d.h. wir laufen auf mittlere Höhe über die Almen, um den Körper an die Höhe und die längere Belastung zu gewöhnen. Für mich persönlich ist das immer der schlimmste Tag im Urlaub!
Die körperliche Belastung ist zwar schwach, aber da man Zuhause nicht jeden Tag acht und mehr Stunden läuft, geht es doch ganz schön an die Substanz. Am nächsten Tag hat sich der Körper angepasst und es läuft immer wie am Schnürchen. So zogen wir von Alm zu Alm und freuten uns über die schönen grünen Wiesen, auf denen das Almvieh im Schatten lag und es sich wiederkäuend gemütlich gemacht hatte. Was uns am ersten Tag direkt sehr positiv auffiel, war, dass es hier keine Halbschuh-Touristen gab. Halbschuh-Tourist ist für mich jener Menschschlag, der eigentlich nichts in den Bergen verloren hat und bereits am falschen Schuhwerk zu erkennen ist. Das sind dann jene, die sich wundern, dass ganz plötzlich ein Gewitter aufziehen kann oder dass man sich mit Flip Flops den Knöchel anknacksen kann. Ein Blick in die Karte und uns wurde noch mal klar, warum selbst bei bestem Wetter der Kaiser nicht dem Ansturm des Massentourismus erliegt. Die Antwort ist einfach. Es fährt nur eine kleine Bergbahn auf ein relativ niedriges Plateau hinauf. Wer richtig in den Kaiser will, der muss laufen, und zwar richtig. Ergo findet man hier oben nur Kletterer, Wanderer, Hüttentrecker und Mountainbiker und hin und wieder Leute, die sich zum ersten Mal mit der Faszination Berg bzw. Wilder Kaiser auseinandersetzten bzw. ihr erliegen.
Die Tour am nächsten Tag war mindestens genau so schön, doch kündigte sich bereits schlechteres Wetter an. In der Mitte der Woche war es dann so weit. Der Wettergott bescherte uns nicht nur das allabendliche Gewitter, sondern überraschte uns direkt morgens schon mit Regen und Wolken. Komischerweise hatte der Wetterbericht etwas ganz anders vorausgesagt. Ebenso die Hotline des DAV. Merkwürdig. Ich überredete meinen Vater dazu trotzdem loszufahren, um zu wandern. Denn ich hatte den Verdacht, dass sich über den niedrig hängenden Wolken etwas ganz anders abspielte. Wir fuhren also los. Wir brauchten eine ganze Weile, bis wir endlich den sehr versteckten Zustieg zu unserem heutigen Tourenziel, dem Gamsängersteig, der auf die Ellmauer Halt führt, gefunden hatten. Wir stellten also das Auto ab und gingen durch den nassen, verregneten Wald langsam aufwärts Richtung Gruttenhütte. Als die Baumgrenze unter uns lag, erstrahlte die Sonne über uns. Das war ein wunderschöner Moment. Kurz nachdem uns die Sonne wieder anlachte, kam auch schon die Gruttenhütte in Sicht, welche eine wunderschöne Lage aufweist und mit einer imposanten Rundumsicht punkten kann.
Als wir kurz vor neun ankamen, war allerdings noch kein Mensch zu sehen. Die Hütte war quasi wie ausgestorben. Doch kurz darauf kamen die ersten Wanderer aus ihren Nachtquartieren, um sich ganz ihrer Morgentoilette zu widmen. Ein fesches Madel kam aus der Hütte, um die Tische mit einem Schieber vom nassen Morgentau zu befreien und wunderte sich über uns zwei verschwitze Gestalten: “ Seids ihr zwoa etwo scho ausem Toal `nauf kumma???“ Sie sagte uns, dass der Gamsänger wohl offen sei und dort Leute bereits hergegangen waren. So machten wir uns auf den Weg Richtung Gamsänger-Klettersteig, dessen Einstieg ca. 30 Minuten bei gemächlichem Tempo von der Hütte entfernt ist. Als wir aus den Latschenkiefern, welche sich an einem sonnigen Plätzchen niedergelassen hatten, kamen, störten wir ein paar Gämsen im Schnee bei Ihrer Morgentoilette. Offensichtlich waren auch die Gämsen überrascht und es nicht gewohnt, dass gegen 9 Uhr morgens schon jemand bei Ihnen durchs „Wohnzimmer“ latscht.
Der Gamsänger sollte angeblich viel begangen sein, doch den Eindruck hatten wir nicht. Kurz darauf kamen die ersten Altschneereste in Sicht. Der Weg machte eine großen Rechtsbogen in ein Kar. Selbiges war richtig hoch mit Altschnee gefüllt. Fußspuren sah man hier auch nicht. Merkwürdig. Die junge Dame auf der Hütte hatte doch gesagt, der Steig sei frei. Nun ja, sie machte nicht wirklich den Eindruck, als ob sie Ahnung davon hätte. Aber man sollte als Kellnerin mitbekommen, was die Leute so für Touren machen.
Wir schlitterten dann mehr oder weniger durchs Kar Richtung Einstieg, der sich weit über uns befand. Ich war kurz zuvor in den Alpenverein eingetreten und hatte angefangen, erste Berglehrbücher zu lesen. Allerdings hatte ich nur von Randkluften gehört, aber noch nie eine live gesehen. Auch hatte ich nicht wirklich darüber nachgedacht – und das war sehr dumm - , dass sich so etwas auch an normalen Felsen abspielen kann. So kam es, dass ich neben einem Felsen herlief, der aus dem Schnee rausragte und einbrach. Zum Glück nur mit dem rechten Bein und einen Meter, aber für einen kräftigen Schreck hat es gereicht. So etwas passiert mir nicht mehr.
Es ist schon ein sehr unangenehmes Gefühl, wenn sich der vermeidlich sichere Boden unter den eigenen Füßen in Wohlgefallen auflöst. Für alle, die es nicht wissen, wenn sich in den Sommer Monaten der Fels durch die Sonne aufheizt schmilzt um ihn herum des Schnee weg und das führ zu Hohlräumen. Also, wenn man das Terrain nicht näher kennt: wegbleiben vom Fels und auf unterirdisches Gegurgel von Wasser achten. Hier sollten bei jedem Bergsteiger die Alarmsirenen klingeln und Obacht ist angesagt. Denn der Schnee kann bereits unterspült sein.
Mein Vater und ich folgen weiter den Markierungen, bis wir am Ende des Kars standen und keine mehr sehen konnten. Dies erschien uns merkwürdig. Nachdem wir das Terrain mit dem Feldstecher genauer unter die Lupe genommen hatten, stand eines für uns fest. Wir mussten einen Steilhang hinauf, um auf ein Band zu kommen, das uns links weiter zum Einstieg des Gamsängersteigs leiten konnte. Denn so stand es im Führer und auf der Karte. Die nächste Markierung, die man sehen konnte, sagte genau das aus. Den Hang, den wir hoch mussten, sieht man übrigens im obigen Panoramabild hinten rechts. Auf dem Bild sieht man schon, wie steil das ganze ist. Da wir unbedingt auf die Halt hochwollten, probieren wir es. Ich ging vor, immer schön mit dem Wanderschuh einen Tritt nach dem anderen „geschlagen“ Tritt, Tritt, Tritt, Schnee verdichten, Tritt leicht belasten und dann voll, um sicher zu gehen, dass er nicht ausbricht usw. .
Das war super anstrengend. Mein Dad fing bald darauf an zu fluchen und fragte, warum wir keine Steigeisen im Gepäck hatten. Mein Vater musste zwar nur den Stufen nachsteigen, aber Recht hatte er schon. Ich fand es komisch, dass angeblich Leute bereits hier oben gewesen sein sollten, wenn überhaupt kein Spur gelegt war. Denn spuren mussten wir selber. Nach einer halben Stunden hatten wir etwa die Hälfte des Hanges geschafft und stellten mit Erstaunen fest, dass wirklich jemand hier gewesen sein musste. Denn dort war eindeutig eine Biwakhöhle mit einer Schaufel gegraben worden. Aber das konnte bereits einige Zeit zurück liegen. So stiegen wir langsam weiter bis oben an die Randspalte.
Ich muss sagen: so eine Randspalte ist schon verdammt Respekt einflössend, zumal wenn man nicht gesichert ist. Es geht vor einem ins bodenlose und in ein schwarzes Nichts. Nachdem wir über die Spalte gestiegen sind, um auf das Band zu kommen, wurde uns mulmig. Das Band war zwar bereits schneefrei, aber nass. Sehr nass. Was die Folge hatte, dass unser Schuhwerk überhaupt nicht greifen wollte. Laut Führer waren einige Stellen im ersten und zweiten Klettergrad zu meistern, bevor man sich dann mithilfe eines Klettersteigsets absichern konnte. Das war uns und vor allem meinen Vater zu gruselig. Ein ca. 1 Meter breites Band, neben dem es direkt unabschätzbar tief in eine Randspalte ging und kein sicherer Tritt.
Wir beschlossen gemeinsam die Tour abzubrechen und den Gamsänger irgendwann noch mal zu anzugehen. Denn unser Leben wollten wir nicht aufs Spiel setzen. Ehrgeiz beim Bergsteigen ist gut, Köpfchen aber noch besser. Dies bestätigten uns ein paar Einheimische ein paar Tage später auf einer Tour. Sie sagten, es habe vor zwei Woche ungewöhnlicherweise richtig viel geschneit. Es sei Wahnsinn den Gamsänger momentan zu machen, wenn man nicht gerade hier Zuhause wäre oder eben entsprechend Erfahrung hätte. Soviel zu dem Thema, fragen sie den Hüttenwirt/Personal, der weiß immer Bescheid. Tja, oder eben nicht.
So gingen wir zurück zur Gruttenhütte. Beim Abstieg konnten wir gleich das Bremsen im festem Schnee mithilfe der Liegestütztechnik üben. Wir beschlossen spontan den Jubiläumssteig zu machen. Der startet kurz hinter der Gruttenhütte und liegt um einiges tiefer, so dass dort kaum Schneereste zu finden sein sollten. Mein Dad hatte bis dahin noch nie einen Klettersteig gemacht. So war der mit A bewerte Klettersteig genau das Richtige für Ihn. Wir gingen den Klettersteig gemütlich in einer Stunde ab und kamen dabei der Gaudeamushütte immer näher. Bis auf ein kleines ganzjähriges Schneefeld war auch alles schneefrei. Selbst dieses Altschneefeld war Problemlos zu meistern. Als wir den Steig verließen, kamen wir unterhalb des Ellmauer Tores raus. Schätzungsweise noch 30 Gehminuten, aber wir wollten uns nicht noch dort hoch quälen, sondern stiegen lieber zur oben genannten Hütte ab. Unser Fehler war, dass wir dem Weg mit den steilen Stufen folgten und dazu noch ohne Stöcke, anstatt im lockeren Geröll abzufahren. Ergebnis: Mein linkes Knie, das eine anatomische Besonderheit hat, spielte bei diesen Belastungen nicht mehr mit und streikte. So konnte ich dann bis zur Hütte nicht mehr auftreten und schleifte es quasi hinter mir her. Nach einer halben Stunde Pause ging es dann noch mal für 30 Minuten abwärts – Zähne zusammenbeißen!
Am nächsten Tag war ich außer Gefecht gesetzt. Mein Vater, der nicht mehr der Jüngste ist, wollte auch einen Ruhetag. So fuhren wir zum Kitzsteinhorn, wo die oben beschriebenen Halbschuh-Touristen wieder in rauen Mengen auftraten und mit dem Gletscherexpress genau wie wir nach oben fuhren. Wie konnte es anders sein: sie wunderten sich, dass es oben mit kurzer Hose, kurzen Hemd sowie Sandalen und Flip Flops etwas kühl wurde. Das Kitzsteinhorn ist übrigens bis zum Gipfel mit Drahtseilen gesichert und kann problemlos begangen werden. Unten im Tal kann man eine Klamm besuchen. Mein Vater liebt solche Orte, wo das Wasser nur so rauscht - im Gegensatz zu mir. Ich finde das tosende Wasser eher beängstigend und die Enge des Klamm an manchen Stellen macht es dann auch nicht wirklich besser.
So kam es, dass wir bald wieder aus der Klamm waren und uns noch bekannte Orte in der Umgebung anguckten. Tags darauf fuhren wir schon wieder früh morgens los. Denn wir wollten für die Auffahrt zum Stripsenjochhaus kein Geld bezahlen. Die Mautstelle ist so früh noch nicht besetzt. Als wir unser Auto geparkt hatten, stiegen wir langsam zum Stripsenjochhaus auf. Immer wieder überholten wir uns gegenseitig mit einer Gruppe die von einem Bergführer geführt wurde und liefen nach einem kurzen aber sehr steilen Aufstieg an der Abzweigung zum Eggersteig vorbei. Selbigen wollten wir eigentlich auch noch gemacht haben, haben es aber leider nicht mehr geschafft. Der Eggersteig führt durch die bekannte Steinerne Rinne hinauf zum Ellmauer Tor. Dort, wo wir tags zuvor fast gewesen wären; nur von der anderen Bergseite. So ist ein Überstieg vom Stripsenjochaus zur Gaudeamus- oder Gruttenhütte möglich. Zudem kann man immer wieder in der Fleischbank Kletterer beobachten. Auch an diesem Tag. Oben auf der Hütte angekommen machten wir Rast und stiegen weiter auf zum Stripsenjochkopf, der im Übrigen zum Zahmen Kaiser gehört. Uns begleitete ein Mann, den wir auf der Hütte kennen gelernt hatten. Seine Frau konnte nicht mehr und blieb auf der Hütte. Ihr ging es seit Tagen nicht gut. Statt das Bett zu hüten hatte sie bereits mit Antibiotika den steilen Aufstieg bis zur Hütte unternommen. Auch hier kam mir und meinem Dad das Wort Halbschuh in den Sinn. Verständnis dafür hatten wir eigentlich nicht. Aber der Frau schien es allmählich wieder etwas besser zu gehen. Da sie auf der Hütte blieb, konnte ja eigentlich nichts passieren. Oben auf dem Stripsenjoch machte ich dann den obligatorischen Gipfelbucheintrag für mich, aber auch für die Sektion Schleiden und genoss die Aussicht. Kurz darauf kam die örtliche Bergwacht mit ihrem Rettungshelikopter in einem Heidentempo um einen Berggipfel geflogen. Sie flog nach und nach alle Gipfel oberhalb der Hütte an und inspizierte besonders die Fleischbank.
Man konnte genau sehen, dass die Kletterer oben auf dem Gipfel in heller Aufregung waren, während die auf dem gegenüberliegend Gipfel erstaunt hinüber sahen. Einheimische Wanderer, welche uns auch die Story vom Gamsängersteig (siehe oben) erzählt hatten, kamen auf den Gipfel. Sie guckten sich ebenfalls das Spektakel an, erzählten uns, dass sie beim Aufstieg einen Schrei gehört hatten. Sie vermuteten, dass einer der Kletterer in der Fleischbank einen Absturz hinter sich hatte. Der Hubschrauber unterdes flog weiter unruhig auf und ab, bis er dann plötzlich vor dem Berg in den Schwebeflug überging, abdrehte und zum Stripsenjochhaus flog. Dort nahm er einen Retter per Seilwinde an Bord. Er setzte ihn auf einem gegenüberliegenden Altschneefeld ab. Dieser machte sich sogleich per Ski auf den Weg nach oben und verschwand hinter dem Fels. Währenddessen kreiste der Hubschrauber weiter im Schwebeflug über dieser Stelle. Die Einheimischen meinten nur, es könnte eine Übung sein, aber auch mal wieder ein tragischer Absturz von Kletterern, die den Wilden Kaiser unterschätzt hätten.
Mein Vater und ich gingen unseren Weg weiter Richtung Feldberg begleitet von einem Segelflieger, der zwischen den beiden Hochpunkten Stripsenjochkopf und Feldberg immer hin und her flog auf der Suche nach passender Thermik. Oben auf dem Feldberg machten wir einen Eintrag ins Gipfelbuch. Eine freche Bergdohle versuchte unsere Lebensmittel zu stibitzen. Dann ging es bestimmt drei Stunden endlos geradeaus durch Latschenkiefern und Fels. Und wer sich in einem solchen Terrain schon mal bewegt hat, weiß, wie warm es dort ist.
Wir hatten 30° C und irgendwann war unser reichliches Wasser aufgebraucht. Der Abstieg war ein richtige Strapaze. Unterwegs fanden wir noch ein Schild, das den Weg direkt in den Abgrund wies. Wer findet es wohl lustig, Schilder derart zu verdrehen?!
Nichts hat so gut wie die Getränke unten auf der Alm geschmeckt! Der „Almöhi“ war ein ca. 25 Jahre junger Mann, welcher Bürokaufmann gelernt hatte, diesen Job aber zu trocken fand und dann in der Schweiz die Arbeit eines Almbauern gelernt hatte. Das war seine erste Saison, aber sein Käse war schon klasse. Wir erzählten ihm von dem verdrehten Schild. Er wunderte sich darüber, da er es erst kürzlich richtig gedreht hatte. Es scheint wohl öfters „Bergfreunde“ mit so einem merkwürdigen Humor zu geben. Kühe konnte es zumindest nicht gewesen sein, die kamen nicht bis dort oben. Auf jeden Fall bedankten wir uns freundlich bei dem jungen Burschen und gingen dann schnellen Schrittes weiter zum Auto. Ein Gewitter war im Anmarsch.
Am vorletzten Tag gingen wir dann noch mal eine kleine Runde. Wir kamen am bekannten Schleierwasserfall vorbei, wo sich die Kletterer treffen. Unter anderem sind auch die Huber Buam hier hin und wieder anzutreffen. Ich und mein Vater schauten erstaunt der Kletterei zu. Da ich seit kurzem auch klettere, frage ich so Einiges. Dies mündete in der Frage der Kletterer, ob ich es nicht auch mal probieren wollte. Schuhe usw. könnte ich von Ihnen habe. Aber eine 8+ lag damals wie heute für mich noch in weiter Ferne. Trotzdem ist dies ein sehr schöner Ort.
Am letzten Tag bestiegen mein Vater und ich dann noch das Kitzbühlerhorn bei schlechtem Wetter. Wir kamen in einen richtig schönen Platzregen, der sich eher zum Regensturm mauserte. Die Bahn von Kitzbühl musste für eine halbe Stunde abgestellt werden. Außerdem konnten wir bei Dreharbeiten zum Bergdoktor zuschauen. Witzig: da hängt, nein da liegt eine Darstellerin bequem hinter einem Felsen und tut so als würde sie gleich abstürzen. So sieht es dann im Film auch aus. Aber eine erwachsene Frau schreiend in liegender Position an einem Felsen zu sehen mit dreißig Leuten drumherum sieht wirklich etwas komisch aus. Die Abreise am nächsten Tag verlief ohne große Probleme.
Fazit: Der Wilde Kaiser hat es mir wirklich angetan. Die Österreicher auch. Sie sind freundlich, höflich und zuvorkommend. Die Bergregion Wilder Kaiser ist wunderschön und es ist als Wanderer unmöglich alles dort zu sehen. Für Kletterer ist es ein Gebiet mit besonderem Reiz. Vielleicht klettere ich irgendwann gut genug, um hier in eine Route einzusteigen. Das Schöne an diesem Gebiet ist, dass man kaum außerhalb der Ortschaften auf große Ansammlungen von Halbschuhen trifft. Es gibt vieles zu sehen. Angefangen von den bekannten Gipfel und Klettersteigen über bekannte Städte in der Umgebung bis hin zum gemütlichen Hüttenabend mit echter heimischer Musik inkl. Jauchzer und Co.
Der Kaiser und ich haben uns nicht zum letzten Mal gesehen und mein Dad könnte sich ebenfalls vorstellen, dort noch mal hinzufahren.