Langes Wochenende. Kurzer Familienurlaub im Elsass. Und dazu der Wunsch, die Gämsen in den Vogesen einmal vor die Linse zu bekommen. Soweit die Voraussetzungen.
Nach einem schönen Tag im Städtchen Münster im gleichnamigen Tal mit Schwimmbad, Geocaching, Störchen, einem netten Restaurantbesuch machten wir uns gegen Spätnachmittag auf den Weg zum Vogesenkamm, dem Crête. Dort treffen wir auf unerwartet starken Wind, herrliche Lichtstimmung, noch blühende Narzissen, Altschneeflecken und sehen uns in einer alpinen Umgebung.
Wir erwandern erst einen Gipfel auf gut 1300m um dann in der Nähe mit dem Fernglas die Gämsen in den gegenüberliegenden Hängen auszumachen. Und da sind sie auch schon! Gut ein Dutzend Tiere sind schnell entdeckt. Noch am Waldrand befinden sie sich gerade dabei, ihre abendlichen Futter- und Spielplätze in größerer Höhe aufzusuchen. Jungtiere sind leider nicht zu sehen. Die werden erst Ende Mai / Anfang Juni geworfen.
Nun also das Stativ und den Rucksack gepackt mit dem großen Teleobjektiv. Wir fünf setzen uns ganz leise mit langsamen Bewegungen in Bewegung zu einem günstigen Fotostandort, direkt unter einem Grat, immer schön auf dem Wanderweg bleibend, da alles andere die Tiere verunsichert. An Menschen auf den Wegen sind sie gewohnt. Unterwegs entdecken wir weitere Gämsen, auch in dem Hang, in dem wir uns selbst bewegen.
Es ist kein Problem auch zu Fünft Wild zu beobachten. Leise sein, sich langsam bewegen, auf dem Weg bleiben und schon klappt das. Wir erreichen den Beobachtungsposten ohne auch nur ein Tier in Unruhe versetzt zu haben. Hier haben wir nun einen schönen Blick auf die Schneefelder gegenüber, auf denen die Gämsen sich abkühlen und ihre Tänzchen aufführen.
Immer wieder, auch jetzt am Abend, kommen Wanderer oberhalb der Schneefelder entlang. Manche leinen vorbildlich den Hund an, wenn sie die Gämsen sehen; andere gehen auf die Gämsen zu, um ein Selfie mit dem Handy zu machen. Und jedes mal, wenn das passiert, geraten die Tiere in große Unruhe und flüchten erst einmal gut hundert Höhenmeter hinab. Nur eine Gams flüchtet nicht so weit. Wir sehen bald, dass sie lahmt. Sie wird wohl Opfer von Luchs oder Wolf werden, wenn sie sich nicht vorher bei der Flucht wegen des Handycaps den Hals bricht.
Wenn die Wanderer vorbei gegangen sind, kommen die Gämsen wieder hinauf. Wir können viele Fotos machen und freuen uns über das Schauspiel.
Plötzlich taucht eine Gams ganz in unserer Nähe auf. Jetzt das Objektiv wechseln, um sie auf die kurze Entfernung ganz aufs Bild zu bekommen? Ausgeschlossen – dann wäre sie weg. Also lasse ich das große Tele auf der Kamera und fotografiere Portraits der Gams. Und die kommt noch ein Stück näher!
Wir bleiben noch eine ganze Weile und verlassen die Gämsen erst kurz vor 21 Uhr. Inzwischen sind wir fast alleine hier oben mit den Tieren.
Dieses Erlebnis haben wir alle sehr genossen. Besonders die Kinder waren beeindruckt, wie nahe man den Gämsen kommt, wenn man sich entsprechend verhält. Die Bilder lassen uns sicher noch lange an den schönen Abend in den Hochvogesen zurückdenken.