Donnerstag, den 28.August 2008
Eigentlich waren wir vier, bei der Vorbesprechung noch drei und am Tag der Abreise noch zwei Sektionsmitglieder die den Weg ins österreichische Pitztal in Angriff nahmen.
Unser Schatzmeister und Fachübungsleiter Eckhard Klinkhammer hatte vom 28.August bis zum 03.September eine Tour- und Ausbildungswoche im Pitztal angeboten und aus den unterschiedlichsten Gründen bin ich als einziger Teilnehmer übrig geblieben. Eckhard hat mich kurz vor der Abfahrt angerufen und gefragt, ob das ein Problem für mich sei, und als ich verneinte stand fest, dass wir die Tour zu zweit angehen würden.
Vom Treffpunkt fuhren wir um 6:00 Uhr direkt Richtung Pitztal.
Hätte auch geklappt wenn mein Navi uns nicht einen kleinen Umweg um Pforzheim herum gegönnt hätte (Wenn ein Navi nicht weiss dass eine Autobahnauffahrt gesperrt ist, lässt es sich auch nicht belehren). Nach einem längeren Disput mit dem Gerät, der darin endete das wir es abschalteten, erreichten wir gegen 15:00 Uhr den Parkplatz in Mandarfen im hinteren Pitztal..
Wir waren erst ein paar Meter gegangen ,da konnten wir schon eine Gemeinsamkeit zwischen uns feststellen! Wir hatten beide keinen Fotoapparat mit.
Nachdem das also geklärt war, ging es in einer gemütlichen Wanderung durch das flach und langgezogene Taschachtal zu unserem Stützpunkt, dem Taschachhaus, auf 2434 m Höhe.
Um es vorweg zu nehmen, das Taschachhaus ist riesig. In den letzten drei Jahren komplett renoviert bietet es für eine Alpenvereinshütte allerlei ungewohnten Luxus.
Mehrere Stuben, Schulungsräume, Indoorkletterhalle!!! und Duschen (über Eckhard seine Einstellung zu Duschen in Schutzhütten könnte man einen eigenen Artikel schreiben)
Eckhard wenn Du dies hier liest, ich weiss, ich bin ein Weichei! Ich war duschen!
Nein Spaß bei Seite, wir hatten immer wieder kurzweilige Gespräche über den Standard, den eine Hütte bieten sollte und das Taschachhaus übertraf bei weitem alles was wir beide bis dato kannten. Auf der Hütte angekommen Bezogen wir unser Lager und ließen den Abend nach einem wirklich gutem 3-Gänge-Menü beim gemütlichen Bier ausklingen.
Freitag der 29.August 2008
An diesem Morgen haben wir zeitig gefrühstückt, um uns zu unserer ersten Ausbildungseinheit Richtung Sexegertenferner auf zumachen. Eigentlich wollten wir die Pitztaler-Urkundsrunde als Tour gehen und die Ausbildungseinheiten in die Tour integrieren. Aufgrund von akuter Steinschlaggefahr unterhalb des Gletscherbruchs, hat Eckhard sich dazu entschlossen die Übungen im flacheren Teil des Sexegertenferners durchzuführen
Weil wir nur zu zweit waren und ich die meiste Sicherungstechnik auf anderen Touren schon praktisch geübt hatte, kamen wir in einem rasenden Tempo durchs Thema. Allein am Vormittag übten wir Steigeisentechnik, Spaltenbergung mit Flaschenzug, , Eisschrauben setzen, Standplatzbau mit Kräftedreieck usw. Es machte richtig Spaß, und die Zeit verging wie im Flug. Irgendwann legten wir eine Mittagspause ein und genossen die herrliche Bergkulisse.
Nach der Mittagspause übten wir ein bisschen die Ortsbestimmung im Gelände mittels Karte, Kompass und GPS bevor mir Eckhard zum frühen Nachmittag hin noch einige Feinheiten der Gletschersicherung, wie das setzen von Eissanduhr nach Abalakov oder die Verwendung von Sicherungsgeräten wie Tibloc und Ropeman, Schleif- und Gardaknoten.
Eckhard zeigte mir noch beim Abseilen die selbstherausdrehende Eisschraube.
Wir stiegen so gegen 15:00 Uhr, zufrieden mit dem was wir geübt hatten, zu Hütte ab und gönnten uns erst mal ein schönes Radler. Eckhard schaute in sein Ausbildungsbuch und stellte fest dass wir an diesem Tag schon rund 70% von dem was er die ganzen Tage über machen wollte, geübt hatten.
Nachmittags sind wir dann noch ein kleines Stück Richtung Taschachferner gegangen und haben, auf dessen Seitenmoräne sitzend, eine halbe Stunde lang die grandiose Aussicht auf die umliegenden Gletscher und Berge genossen.
Den Abend verbrachten wir wieder mit einem guten Essen und ein zwei kühlen Bieren.
Weil es gestern so gut lief, beschloss Eckhard heute keine Übungen zu machen, sondern in einer gemütlichen Tour auf den Brunnenkogel zu steigen.
Der Weg dorthin begann für uns hinter der Hütte mit einem kurzen Anstieg. Dann querten wir den Osthang des Pitztaler Urkunds bis zu einem Abzweig, wo wir uns links hielten und zum Taschachferner abstiegen. Um den Gletscher zu überqueren legten wir unsere Steigeisen an, verzichteten aber darauf uns anzuseilen, weil wirklich alle Spalten gut sichtbar waren.
Ohne Steigeisen ging es dann auf der anderen Seite in steilen Kehren bis auf die östliche Moräne des Taschachferners in ca. 2900 m Höhe. Von hier gingen wir ein gutes Stück, immer auf der gleichen Höhenlinie, bis zu einem kleinen See. An dieser Stelle verzweigt sich der Weg noch einmal.
Südlich wieder den Gletscher betretend verläuft der Normalweg zur Wildspitze. Wir gingen nördlich durch ein steiles Kar bis zu einem kleinen Joch. Ab hier begann der luftige Teil des Aufstiegs (allerdings so gut versichert dass sogar Stufen und Handläufe vorhanden waren) bis auf die Spitze des Brunnenkogels in 3387 m Höhe.
Der Abstieg erfolgte über die Aufstiegsroute. Am See machten wir noch ein Pause mit Sonnenbad. Den Abend verbrachten wir wie immer mit gutem Essen, kühlen Bier und lustigen Gesprächen.
Sonntag der 31.08.2008
Eckhard wollte mir heute unbedingt noch Eisklettertechniken zeigen und hatte sich dafür die Hochvernagt Wand als Ziel ausgesucht. Der Weg begann wie tags zuvor bis zu dem Abzweig, wo wir gestern zum Taschachferner abgestiegen sind. Heute stiegen wir aber nicht zum Ferner ab sondern sind rechts auf die südliche Moräne Richtung Pitztaler Urkund aufgestiegen. Es ging über die Moräne dann, weiter über Platten bis in einen Hang, wo vor nicht allzu langer Zeit ein Bergrutsch abgegangen ist.
Die nächsten 45 Minuten hatte ich ständig das Gefühl mit dem kompletten Hang abzugehen. Ich kann das hier gar nicht richtig beschreiben, aber bei jedem Tritt hatte ich das Gefühl der ganze Hang rutscht. Ich war richtig froh nach diesem Stück wieder auf dem Gletscher zu stehen. Ich weiss gar nicht genau wie Eckhard das empfunden hat, aber für den Abstieg hat er auf jeden Fall eine andere Route gewählt und somit die Urkundsrunde realisiert. Von hier ging es den Gletscher hinauf bis zum Urkundssattel, wo wir erst mal eine kurze Rast machten und einige Ausrüstungsgegenstände deponierten.
Nach der Pause machten wir uns auf den Weg Richtung Hochvernagt Wand und übten dabei immer wieder Spalten erkennen, Eischrauben setzen und verschieden Fixpunkte mit dem Pickel ainzurichten. Die Hochvernagt Wand sind wir aber nicht mehr geklettert. Der Firn war viel zu weich. Eckhard hat mir die Eisklettertechnik als Trockenübung im Flachen gezeigt.
Nachdem wir Mittag gemacht hatten, sind wir unter Beachtung des sich ändernden Wetters über den Sexegertenferner durch den Gletscherbruch zum Taschachhaus abgestiegen.
Am Nachmittag hatten Eckhard und ich besprochen unsere Tour einen Tag früher zu beenden weil, ich noch einen Tag Urlaub zu Hause benötigte, um einige Dinge zu erledigen. Wir wollten also Montag vielleicht noch auf die Wildspitze steigen und Dienstag nach Hause fahren.
Die Wetterlage am Abend machte uns aber einen Strich durch die Rechnung. Für die Nacht und denn nächsten Tag waren Gewitter gemeldet und so beschlossen wir schon am nächsten Tag, also am Montag nach Hause zu fahren. Eckhard und ich verbrachten noch einen schönen Abend auf der Hütte und gingen pünktlich zur Hüttenruhe schlafen. In der Nacht kam wirklich das angekündigte Gewitter.
Montag der 01.09.2008
An diesem Morgen regnete es zwar nicht, aber das Wetter sah wirklich schlecht aus. Wir blieben bei unserem Entschluss und stiegen direkt nach dem Frühstück ab, um die Heimreise anzutreten. Alles im allem verbrachten wir ein paar schöne Tage bei super Wetter in den Bergen.
Ich konnte viele Dinge lernen und üben und wurde von unserem Fachübungsleiter Eckhard Klinkhammer gut und sicher geführt.
Danke noch mal Eckhard.