Kilimanjaro, schon sein Name ist geheimnisvoll, wolkenumhüllt. Bedeutet er nun Berg des Lichts, Berg der Größe, oder Berg der Karawanen? Oder etwas ganz anderes? Die einheimischen Wachagga haben nicht einmal eine Bezeichnung für das gesamte Massiv, nur Kipoo für den berühmten schneebedeckten Gipfel, der sich majestätisch erhebt, Aufseher des Kontinents, der höchste Gipfel Afrikas.
"So weit wie die ganze Welt, groß, hoch und unglaublich weiß in der Sonne – der Gipfel des Berges Kilimanjaro", so schrieb der Schriftsteller Ernst Hemmingway.
Mit 5895 m ist der Kilimanjaro der größte Berg Afrikas, der höchste freistehende Berg der Welt und der größte Vulkan, der jemals durch die Erdkruste gebrochen ist. Die Basis dieses Riesenberges misst 50x80 km, die herausragenden Strukturen sind seine 3 Vulkane: Shira im Westen (4160 m), Mawenzi im Osten (5280 m) und der schneebedeckte Kibo in der Mitte. Die Besteigung: In wenigen Tagen: 3 – 5 Tage braucht der Bergwanderer je nach seiner Kondition für den Aufstieg und 2 Tage für den Abstieg. Hierbei durchwandert er alle Klimazonen, von der Arktis zum Äquator, durch tropische Regenwälder, Moorland und Heide, über Hochwüsten bis zu den Schnee- und Eisgletschern. Die Führung am Berg: Erfahrene lokale Führer, übrigens ein "Muß", plus Begleitmannschaft, Assistentführer,Träger, und Koch sind die Begleitung auf der Tour. In der Nacht des Gipfelganges bleiben die Träger und der Koch im letzten Camp.
Die Route: Eine der schönsten Routen ist die Machame Route, aber auch eine der schwersten. Allerdings ohne technischen Schwierigkeiten, wobei auch mal die Hände gebraucht werden.Unsere Reise zum Kibo vom 15.06. – 23.06.2003 Die Ausrüstungsliste war schnell zur Hand, denn es hieß packen. Hier traten dann auch schon die ersten Probleme auf. Brauch ich dies, nehm ich das, oder doch nicht, das auf jeden Fall, ist es nicht besser wenn, vielleicht doch, so ging es halt weiter. Zuguterletzt waren die Seesäcke aber doch gepackt, die Zweifel aber, ob alles seine Richtigkeit hat, blieben doch. Man sollte meinen, dass es ja nicht unser erster Berg war, lag Ruhe in der Natur der Dinge. Weit gefehlt, es ist immer wieder neu und spannend.
Gepäck ab in den Wagen und noch schnell ein paar Stunden aufs Ohr gehauen. An Schlaf war nicht zu denken, die Aufregung ließ diesen nicht zu. Wecker. . . , raus und los. Auf der Fahrt zum Flugplatz kamen die Gedanken: Ist das Licht aus? Türen verschlossen? Wo sind die Reiseunterlagen,Pässe? Wieder ein kleiner Albtraum! Der Tag graute bereits als wir am Flughafen Köln/Bonn in das Parkhaus gefahren sind. Einchecken. Jetzt war alles gut. Die Anspannung baute sich langsam ab.07:00 Uhr, Start mit einem Cityhopper nun KLM nach Amsterdam.
Dann ging es um 10:40 Uhr weiter nach Tanzania, wo wir auf dem Kiboairport um 21:25 Uhr landeten. Unser Fahrer erwartete uns schon. Er fuhr uns dann zu unserem Hotel (Impala Hotel) in Moshi. Ein sehr kleines, sehr sauberes Hotel mit Schwimmbecken und einer im Freien, aber überdachten Küche. Es liegt außerhalb von Moshi in sehr ruhige Lage.
Montag, 16.06. Tag zum Akklimatisieren im Hotel. Ein verschenkter Tag, ein Planungsfehler meinerseits wie sich später herausstellte.
Dienstag, 17.06. Abholung vom Hotel und Fahrt zum Machame Gate. Dort trafen wir unseren Führer und die Begleitmannschaft. Nach der Erledigung aller Vorma- litäten begann nun die Besteigung des Kibo. Wir stiegen mäßig auf einem breiten Waldweg der bald in einen Pfad überging. Was für ein Pfad, was für ein Schlamm! Durch den feuchten Regenwald ging es weiter hinauf, wobei es unaufhörlich regnete. Der Regenwald machte seinem Namen alle Ehre. Im weiteren Anstieg waren große Stufen und steile Passagen zu überwinden. Der Pfad führte ständig über extremes Wurzelwerk durch sehr üppigen und fast undurchdringlichen, undurchsichtigen Urwald mit Orchideen, Farnen und vielen exotischen Pflanzen. Unsere Bergschuhe, bewehrt mit Gamaschen bis zu den Knien, versanken auch mal im Schlamm – das gehört zu einem Trecking im Urwald dazu. Eine amerikanische Gruppe überholte uns. Oh je, wie schauen die denn aus? Die müssen im Schlamm gebadet haben! Automatisch wollten wir schneller gehen, da rief unser Führer "Pole,pole". Langsam! Nur keine Sauerstoffschuld eingehen, auch nicht am ersten Tag der Tour. Kurz bevor wir nach 4,5 Stunden das Camp erreichten wurde der Wald lichter. Da bot sich uns auch ein Blick über den Regenwald unter uns und in die Ferne. Unser Platz für die erste Zeltübernachtung, die Machame Hut war erreicht. Hier steht eine kleine Blechhütte in welcher nicht Übernachtet werden darf, sie ist ausschließlich für die Parkwächter vorbehalten. Unser Zelt steht jetzt in 3050 Meter Höhe, ebenso das Küchen- und Begleitmannschaftszelt.
Mittwoch, 18.06. Am Morgen, die Luft war klar. Uns bot sich von hier ein erster herrlicher Blick auf den Kibo, die südlichen Hängegletscher sowie auf den Gipfel des Mt. Meru, welcher aus den Wolken hervorstach. Der Pfad führte ständig ansteigend durch typische Hochmoorlandschaft, oft über Wurzelwek. Er ist im allgemeinen trockener und felsiger als am Vortag. Trotzdem wir sehr lansam gingen, gewannen wir doch rasch an Höhe, da der Weg nun steiler verläuft. Auf ca. 3700 m erreichten wir eine Ebene. Hier legten wir eine kleine Rast zu unserer Stärkung ein. Ab hier ging es dann über eine alpine Wüste und es fanden sich nur noch wenig höhere Pflanzen. Nach weiteren 1,5 Stunden erreichten wir über ein Plateau die Shira Hut (3840 m). Die gesamte Breite des Kibo ist von hier aus zu sehen.
Donnerstag,19.06. Heute gingen wir in Richtung Osten und stiegen zum Lava Tower 4846 Meter empor. Wir sind guter Dinge. Die Höhe macht uns keinerlei Probleme.Das Gehtempo war ausgewogen, der Höhe voll angepasst und ließ zu jeder Zeit eine kleine Unterhaltung zu. Keine Atemnot. Dann ging es in Richtung Süden wieder steil bergab, an Lobelien und Senecien vorbei zum Barranco Camp in 3860 m Höhe.Freitag,20.o6. Ein harter Tag stand uns bevor. Wir meisterten mit großem Elan die Barranco Felswand und den Felsgrat.Stiegen wieder ab ins Karanga Tal wo ebenfalls große Lobelien und Senecien standen. Dieses schmale, wunderschöne , sehr enge Tal, lag leider in den Wolken. Es ist teilweise eine Schlucht, durch welche ein recht breiter Bach seine Wasser plätschern ließ. Es waren die Gletscherwasser des Kibo. Die Schlucht ist ca. 30 Meter breit und auf der anderen Seite ging es dann steil nach oben. Hier wird normalerweise Übernachtet, um am nächsten Morgen zum Barafu Camp in4600 Meter aufzusteigen. Hier ist dann der Ruhetag bis Mitternacht.
Hiobsbotschaft: Die Rache der verkehrten Planung! Im guten Glauben, jetzt bis zur nächsten Nacht Ruhe zu haben, sprach unser Führer:" Mitternacht ist wecken, ein paar Kekse essen, wie ein Kamel viel trinken und es geht los". Uns fehlt ein Tag, aber es gibt keinen! Es half kein Klagen und Verzagen. Die Ausrüstung überprüfen, jeder 2 Liter Wasser fassen und zu Abend essen. Der Koch hat sich wieder viel Mühe gegeben, aber schmecken will es mir nicht. Ab in den Schlafsack um 4 Stunden zu schlafen. Aber auch das klappt nicht. Die Gedanken kreisten um den Gipfelgang welcher 11-12 Stunden in Anspruch nehmen sollte.Samstag, 21.06. Mitternacht!
Nun ging es los. Hinter dem Camp verlief der Pfad noch markiert in eine breite Schlucht und führte später rechts des Rebmanngletschers in steilen Serpentinen nach oben. Unsere Stirn- lampen erfassen die Umgebung nur spärlich und das ungeübte Auge tastete im leeren. Oder will es die Umgebung nicht sehen? Der Gedanke frisst sich fest, weiter, weiter, hoch, hoch. Bei mir meldete sich ein alter Bekannter an, der innere Schweinehund. Warum gehst du da hoch? Du hast doch keine Verwandten dort oben! Es geht weiter, immer weiter dem Sonnenaufgang über dem Mawenzi entgegen. Nach ca. 5 ½ Stunden ist der Stella Point in 5745 m erreicht. Wir begrüßen den Morgen, die aufgehende Sonne, welche uns die ersten wärmenden Strahlen sendet. Es ist bitter kalt, ca.22° Grad minus.
Ursula wo bist du? Sie geht weiter wie eine Maschine dem höchsten Punkt, dem Dach von Afrika "Uhuru Peak" 5896 m entgegen. Ich dagegen fühle mich nicht wohl, mein Blutdruck ist durcheinander und ich steige mit unserem Assistentführer wieder ab.Der Tag ist noch nicht zu Ende. Nach genau 11 Stunden am Berg kehrte Ursula und ihr Führer Idrissa zurück, ich kann ihre Rückkehr, ihren Erfolg, welcher in ihren Gesichtern geschrieben stand, mit der Kamera festhalten. Essen, eine halbe Stunde Pause, packen und es ging weiter abwärts auf der Mweka Route von 4600 m auf 3100m. Was für ein Tag. 4090 Höhenmeter im Auf- und Abstieg. Wir erreichten unser Camp mit weichen Knien. Trotz der großen Anstrengung kam die Erholungsphase rasch.
Sonntag,22.06. Der Abstieg zum Mweka Gate (1450 m) zog sich endlos dahin, oder kam uns das nur so vor? Die Oberschenkelmuskulatur meldete ihren Anspruch auf Ruhe an, mit Recht. Immerhin hatte ja auch sie in allem 11800 Höhenmeter im Auf- und Abstieg hinter sich.Am Gate angekommen, wurde der Fahrer, welcher schon bereitstand, von uns freudig begrüßt. Idrissa ging in das Büro der Parkranger um uns abzumelden und wir, um unsere Urkunden zuempfangen. Ab ging es ins Hotel nach Moshi, duschen,duschen,duschen! Dann kam die Nacht der Nächte . . . weich, sanft und himmlisch ruhig. Hier traf der Spruch zu, " Ein Königreich für ein Bett".
Montag, 23.06 Am Nachmittag , Fahrt zu Airport. Abflug um 22:25 Uhr. Ankunft in Amsterdam am 24.06. und Weiterflug mit dem Cityhopper nach Köln.Ein Traum, ein Wunsch ist in Erfüllung gegangen. Wenn auch die Anstrengung groß war und mancher Fluch nicht über die Lippen kam, um den Partner nicht zu irritieren oder negativ zu beeinflussen, ist doch der erneute Wunsch diesen ausgeführten Traum nochmals zu träumen allgegenwärtig.