Das untersuchte Klettergebiet verspricht Sandsteinfelsen von bis zu 80m Höhe. Hier wurde das freie Klettern erfunden und eine beispielhafte Kletterethik entwickelt - beides vor mehr als 100 Jahren. Zahlreiche Kurorte und ein sich über die Staatsgrenze zur Tschechischen Republik ausdehnender Nationalpark laden Besucher aus Nah und Fern ein. Viele Gründe, das Klettergebiet einmal einem gründlichen Check zu unterziehen.
1. Anreise
Vielfalt: Das Gebiet ist per Flugzeug, per Bahn, mit dem Auto oder auch mit einem Schaufelraddampfer der weltweit größten Dampfschifffahrtsflotte zu erreichen. Für den Nahverkehr stehen zahlreiche Buslinien, eine Straßenbahn und ein elektrischer Fahrstuhl zur Verfügung. Das bei weitem beliebteste Transportmittel im Nahverkehr sind jedoch Schusters Rappen.
Achtung: An den meisten Straßen im Nationalpark gelten Halte- oder Parkverbote. Dagegen sind die offiziellen Parkplätze zumeist gebührenpflichtig. Immer genug Münzgeld mitführen!
2. Unterkünfte
Alle Arten von Unterkünften sind verfügbar, von der rustikalen Ferienhaussiedlung bis zur Luxussuite, von der Berghütte bis zum Kursanatorium. Wir wählten für den Gebietscheck die Jugendherberge Ostrau. In allen Orten rund um den Nationalpark ist man den Felsen nahe. So hat man zum Beispiel aus dem Ort Ostrau einen schönen Ausblick auf Falkenstein und Schrammsteine.
Achtung: Bei der Wahl der Unterkunft auf Hochwassermarken achten. Das Gebiet wird gelegentlich von Hochwasser heimgesucht. Alleine im August 2002 entstand durch das Elbehochwasser in Deutschland ein Schaden in Höhe von 15 Mrd. Euro. In Sachsen waren insgesamt 21 Tote zu beklagen. Wir fanden beim Klettergebietscheck eine Hochwassermarke aus dem Jahr 1923 an einem Gebäude, welches ca. 120 Meter über dem Elbpegel steht!
Weit verbreitet im Elbsandsteingebirge ist das Boofen: Schlafen unter Überhängen, Felsnischen und kleinen Höhlen. Wir fanden die Boofen mit ihren weißen Gardinen recht gemütlich.
3. Klettergebiet und Gipfelmöglichkeiten
Das Klettergebiet besteht aus einer Unzahl von Felsbildungen aus vergleichweise griffigem Sandstein. Anders als wir das von den senkrechten Kartoffeläckern der Rureifel kennen, fehlen im Elbsandstein die eingelagerten Kiesel weitgehend. Die große Anzahl der Felsbildungen veranlasste die Ethiker der Region dazu, das Klettern ausschließlich an freistehenden Felsen zuzulassen. Felsmassive dürfen nicht beklettert werden!
Die rigide Kletterethik scheint jedoch allmählich aufzuweichen. So konnten wir ein Felsmassiv ausfindig machen, an dem nicht nur geklettert wurde, sondern an dem sogar bunte Plastikgriffe und Bohrhaken angeschraubt waren.
Ganz wesentlich ist auch die Reisezeit: Vom Spätherbst bis nach Ostern weit in den April hinein überzieht sich das Gebiet mit einer dicken Eisschicht, die sogar die Anstiege zu den Kletterfelsen zu einem Abenteuer werden lassen. Grödel reichen in der Regel nicht. Steigeisen sind Pflicht! Pickel werden für die Anstiege nicht benötigt. In den Kletterrouten sind Steigeisen und Pickel aus ethischen Gründen untersagt. Damit ist die Kletterzeit auf die wenigen eisfreien Tage im Jahr eingeschränkt.
4. Freizeit
Neben dem Klettern bietet sich hier hauptsächlich das Wandern und das Besichtigen der zahlreichen unbedeutenden Naturwunder an. Spätestens nach dem Besuch von Beuthenfall und Lichtenhainer Wasserfall ist die Lust an weiteren Besichtigungen vergangen. Für das Wandern sollte man ebenfalls die wenigen eisfreien Tage im Jahr aussuchen, da Wandern mit Steigeisen auf die Dauer recht ermüdend ist. Andere Freizeitvergnügen in der Region sind Dampfschifffahrt, Hallenbad und Gaststättenbesuch (nur bis 19:45, da später die meisten Gaststätten schließen). Nehmen Sie also lieber ein gutes Buch mit.
Fazit:
Als Klettergebiet kann diese Felslandschaft wärmstens empfohlen werden, insbesondere an warmen Tagen. Der hervorragende Fels und die Besonderheiten der Umgebung, die Kletterethik und die historische Bedeutung sind in jeder Kletterroute spürbar. Konzentrieren Sie sich beim Besuch des Gebietes auf das Klettern oder Wandern. Anderen Freizeitbeschäftigungen wird man aus unserer Erfahrung heraus meist schnell überdrüssig.
Trotz der frostigen Temperaturen im April 2013 ein klares Plus für das Gebiet: Das Elbsandsteingebirge.