Datum: 02. 07 2019
Autor: Christoph Danes, Ramona Schütten, Ruth Jenniches
Nach stauarmer Anreise und dem Aufstieg zur Hütte verbrachten wir den ersten Abend der Tour mit einer Auffrischung in Knotenkunde und Standplatzbau. Besonders der Schleifknoten wurde von allen mehrmals geübt. Das Gimpelhaus ist ein idealer Startpunkt für Mehrseillängen-Touren. Es bietet sehr schöne Zimmer, gutes und reichhaltiges Essen, einen Boulderraum und einen Seminarraum.
Am ersten „richtigen“ Tag stand die erste Mehrseillängen-Tour im Hüttengrad an. In zwei Seilschaften ging es bergauf, wobei es Rolf gelang, beide Gruppen gut im Blick zu halten. Das anschließende Abseilen nahm dann nochmals etwas Zeit in Anspruch, aber schließlich standen wir alle wieder am Fuß des Berges. Abendessen und eine kleine Runde Bouldern im hütteneigenen Boulderraum rundeten diesen Tag ab.
Am zweiten Tag verbrachten wir den Vormittag mit dem Suchen des Routeneinstiegs der „Westwandrampe“ und dem anschließenden Bewerten der Schnee- und Feuchtigkeitslage in der Route. Wir entschieden uns am Ende gegen den Einstieg, da die „Westwandrampe“ für uns alle eine Erstbegehung darstellte und die Schneelage in den oberen Regionen nicht zu bewerten war. Im Zweifel lieber defensiv…
Damit der Tag aber trotzdem lehr- und kletterreich für uns sein würde, zeigte uns Rolf verschiedene Techniken, wie wir im „hakenlosen“ Gebiet trotzdem Zwischensicherungen und Standplätze mit Hilfe von Bandschlingen einrichten können. Zum Abseilen musste dann eine alte Fichte herhalten, die unsere Aktion hoffentlich unbeschadet überstanden hat. Abends vertrieben sich einige noch die Zeit im nahen Klettergarten unterhalb der Hütte.
Am dritten Tag war der Schnee soweit geschmolzen, dass wir den Aufstieg in die Westwandrampe wagen konnten. Da die Klettersaison gerade erst begonnen hatte, lag noch sehr viel loses Geröll in der Route, so dass es immer wieder zu Steinschlag kam. Zum Glück ist nichts passiert. Das Abseilen und Ablassen brachte für einige von uns noch eine kleine Dusche in Form von Schmelzwasser mit sich. Alles in allem ein aufregender Tag.
Den vierten und letzten Tag verbrachten wir dann mit einer Erkundung des umliegenden Geländes inkl. Orientierungsübungen im weglosen Gelände und dem Queren von Schneefeldern. Rolfs Angebot, doch Sturzübungen im Schnee zu machen, lehnten wir dann aber doch ab :-)
Einige Vorstiegsrouten im Klettergarten und ein Kaiserschmarrn sorgten für ein schönes Ende der Tour.
Der Dienstag stand dann wieder voll im Zeichen des Abstiegs ins Tal und der Heimreise.
Fazit: Leider spielte das Wetter aufgrund der noch vorhandenen Schneefelder nicht so richtig mit, aber wir konnten einige schöne Routen klettern und haben jetzt alle unsere Erfahrungen mit Mehrseillängen-Touren machen können.
…und der eine oder andere hat jetzt noch ein Projekt im Tannheimer Tal offen.
Ruth:
Die Planung zu unserer Tannheimer Mehrseillängen Tour begann schon im Herbst vergangenen Jahres. Rolf konnte sich vorstellen, dass ich Ihm bei der Tour helfen konnte. Mir war das nicht so klar... Ich war ja auch erst einmal mit ihm im Gimpelhaus gewesen. Aber es sollte so kommen. Nach vielen Überlegungen wegen der prekären Wetterlage, ob wir überhaupt fahren sollten, sind wir dann am Christi Himmelfahrt`s Tag gestartet. Als wir ankamen lag noch viel Schnee, zu den Einstiegen zog sich von der Hütte aus nur ein kleiner schneefreier Pfad.
Unsere erste Klettertour führte uns zum Hüttengrad. Am Einstieg mussten wir, natürlich über den Fixpunkt gesichert, auf einer ca. 1 qm Schneefläche mit fünf Leuten in die Kletterschuhe steigen und die Wanderschuhe in die Rucksäcke verstauen. Nun ging es los, ich führte als erstes die Dreier-Seilschaft mit Rolf und Ramona im Nachstieg, uns folgten Christoph und Erick im Wechselvorstieg. Rolf blieb so lange am Stand bis die Nachkömmlinge sicher angekommen waren.
Für mich war die erste Seillänge schon spannend. Die Schuhe noch etwas nass, die Hände kalt und nun ja, wir waren in den Bergen. Längst nicht alle Griffe hielten was sie nach Außen versprachen. Aber nach und nach gewöhnte ich mich auch an die Hakenabstände und fand die richtige Route. Alle kamen gut voran und wir konnten am Gipfel Mittagspause machen.
Zum Abseilen hatte sich Erik als erster gemeldet d.h. er durfte auch die Seile werfen. Da das Gelände nicht sehr steil war, trainierte er in dieser Tour gut seine Armmuskeln und musste mehrmals die Seile neu aufnehmen und nochmals werfen.
Die zweite Kletterei führte uns zum Westgrat der Roten Flüh. Dieser war Rolf von unserem sehr netten Hüttenwirt empfohlen worden. Wegen des vielen Schnees auf der Nord Seite der Roten Flüh bestand hier die Möglichkeit, auch wieder abzuseilen und so in der Nähe des Einstiegs wieder anzukommen. Der Abstieg über den Normalweg erschien einfach zu gefährlich. Auch hier durfte ich die erste Seilschaft führen. Den ersten Fixpunkt hatte uns am Vortag ein Ortskundiger ca. einen halben Meter unter der Schneedecke freigelegt. Auch hier war es erst einmal eine wackelige Angelegenheit mit halbwegs trocken Kletterschuhen in die Route einzusteigen.
Da erst eine Seilschaft in diesem Jahr vor uns in der Route war, gab es noch sehr viel loses Gestein und man musste aufpassen. Die Hakenabstände waren ein gutes Training für die Vorstiegsmoral. Diesmal hatte ich Rolf und Erik als Nachsteiger. Ramona und Christoph stiegen im Wechsel. Für mich war der spannendste Moment als ich den vorletzten Stand überklettert hatte und ich mir dann überlegen musste, wie es weiterging. Aber ein guter Kletterer kann auch abklettern......Ich habe mich noch selten über einen Haken so gefreut. Der letzte Stand belohnte mich mit einer herrlichen Aussicht über das ganze Voralpenland und im Hintergrund das Gipfelkreuz der Roten Flüh.
Nun ging es in die Abseilpiste zwei Mal 45m fast senkrecht - mit Dusche, herrlicher Fernsicht und Höhlen Besichtigung inclusive. Ein lohnendes Erlebnis - aber nichts für schwache Nerven.
Rolf hatte uns alle richtig eingeschätzt und die Touren nach Können und Nervenstärke ausgewählt. Ein dickes Lob für unseren Teamer!!!
Schön war es. Gerne wieder.