Nachdem wir, das waren Christoph, Margret und ich im Vorgespräch alles Notwendige zu Ausrüstung, Fitness und Vorerfahrung auf dem Ski ausgetauscht hatten, ging es am 25.02.12 morgens früh auf nach Riezlern.
Da dies die erste Skitour für uns werden sollte, fuhr die Unsicherheit mit, ob Kondition oder Technik für das Vorhaben ausreichen. Wie es sich zeigte, ging der Einen eher die Puste beim Bergauf aus und dafür der Anderen den Berg runter. In Riezlern angekommen wurde am selben Tag noch die Ausrüstung komplettiert und der, ab diesem Zeitpunkt, obligate Blick auf Lawinen- und Wetterbericht im Walserhaus geworfen. Abends gab es von Christoph die erste theoretische Einführung in Lawinenkunde, viel Neues über Schnee und darüber wie man eine Skitour plant.
Erster Tag 26. 02.2012
Nachdem die Technik des „Fell-Auf- und Abziehens“ und vor allem gefahrlosen (Die Felle kleben wie die Pest an allem, woran sie nicht kleben sollen, vor allem bei Wind!) Aufbewahrens selbiger, zwecks Wiederverwendung, im Rucksack geübt war, geht es auf zum Eingehen ins Schwarzwassertal mit dem Ziel „Melköde“. Schon nach wenigen Metern stellt sich die Freude am Bewegungsablauf des Vorwärtsgleitens und den voluminösen Schneemassen ein. Nach ein paar Kilometern über den leicht ansteigenden Forstweg des Schwarzwassertales dürfen wir die Lawinenausrüstung erproben: Suchen, Sondieren, Buddeln. Anstrengend. Hoffentlich muss man das nicht im Notfall anwenden. Bei der ersten Steigung üben wir die Ski bergauf zu setzen, ohne dass es gleich wieder bergab geht. Das darf es dann wenig später. Der Schnee ist pappig, irgendwie zu hoch und so überhaupt nicht kooperativ. Es ist Arbeit; es wird nass, es dauert lange bis wir alle unten sind. Abends stellen wir das Vorhaben für die nächsten Tage um: Eine macht einen Skikurs und Eine geht auf Tour.
Zweiter Tag 27.02.2012
Der “Ifen“ präsentiert sich heute bei wunderschönem Wetter und, nachdem Druckstellen und Blasen gepolstert sind, gehen wir wieder vorbei an der „Melköde“ auf den 2.058m hohen Hählekopf. An der ersten echten Steigung können wir die Kehren mit der sog. Kickkehre üben. Auf jeden Fall scheinen die Ski bei den ersten Versuchen viel zu lang für dieses Unterfangen zu sein und die Erdanziehungskraft stört eigentlich auch nur. Die Sonne scheint, keine Wolke am Himmel, im Schnee oft keine Spur zu sehen, stellt sich die Vorfreude (bei inzwischen nassgeschwitztem, roten Kopf und leicht gesteigertem Puls) und Hoffnung darauf ein, diese glitzernde Vollkommenheit ebener weißer Flächen mit Schwüngen zu zeichnen. Die Abfahrt wird dann nach einer Pause auf dem Dach der Ifersguntenalpe eine großartige Belohnung. Schöne Abfahrt auch durch den Wald, getoppt von einem Purzelbaum kopfüber in den Schnee weil auf einmal alles so leicht scheint.
Dritter Tag 28.02.2012
Wir gehen früh am Morgen los, weil die anvisierte Tour zum 1.990m hohen Gamsfuß oberhalb der Bärgunthütte diesmal etwas steiler werden wird und wir aufgrund der steigenden Temperaturen vor dem Mittag die Sonnenhänge passieren möchten. Die Befürchtungen den Aufstieg mit Ski nicht zu meistern verschwinden hinter dem Respekt vor der zu erwartenden Abfahrt. Kleines Intermezzo: Wie man am Berg mit den Stöcken die Hangneigung z.B. 30° ermittelt und was beim Tourengehen in steilem Gelände zu beachten ist. Die letzten paar Meter vor dem Gipfel verstehe zumindest ich es nicht mehr, wie bei dem Gefälle (fast 40°)in den Schneemengen eine Kehre gelingen soll. Mit inzwischen verknoteten Beinen bin ich entschlossen die Angelegenheit im Sitzen zu lösen. Die Erkenntnis so noch tiefer zu versinken, lehrt mich das Vertrauen in die Ski. Es hat sich gelohnt: wir haben einen wunderschöner Rundblick auf den Bregenzer Wald uns ins Kleinwalsertal. Dann geht es wieder runter und die einzigen Spuren die sich zu den unsrigen gesellen sind die von Schneehasen.
Vierter Tag 29.02.2012
Heute wird ein gemeinsamer Tag auf der Skipiste als Zwangspause nach Magenverstimmung und schlafloser Nacht eingelegt. Aber nicht ohne zuvor nochmal sämtliche Lawinensuchgeräte zu verbuddeln und mittels Mehrfachsuche wieder zutage zu befördern. Nachdem die Sonde den Abflug gemacht hat und ebenfalls mühsam hochgeholt werden musste, weiß man auch, dass die Sonde bergauf und nicht bergab entfaltet wird. Spätestens nach einem Tag der sich wiederholenden Prozedur des Anstehens am Lift wird deutlich, wie schön Skitouren sind: das befriedigende Erlebnis des Gehens, die Zeit für die Wahrnehmung der Landschaft und die Freude an den weißen Abfahrten ist unvergleichlich. Trotzdem hat eine Piste auch gewisse Vorteile.
Fünfter Tag 01.03.2012
Nach erfolgreich abgeschlossenem Skikurs starten wir zu Dritt vom Parkplatz des Mahdtalhauses Richtung Toreck (2.017m). Hier können wir nochmal ausgiebig Kehren üben.
Auf dem ganzen Weg kommt uns nur ein weiterer Tourengeher entgegen. Ansonsten sind wir alleine. Manchmal sehr alleine, wenn einem auf engen Waldwegen durch das Unterholz wieder die Erinnerung kommt, dass der Allerwerteste sich schon immer anbot darauf herunterzurutschen. Dann wurden die Ski auch mal getragen.
Sechster Tag 02.03.2012
Unser letzter Tag im Walsertal. Heute nehmen wir die Aufstiegshilfen zum „Ifen“ und gehen von hier aus über das Gottesackerplateau nochmals Richtung Toreck, diesmal jedoch von der anderen Seite und zwar von Süden, wo wir uns von der Frühjahrssonne braten lassen.
Ein wunderschöner Tag an dem Sonne und Schnee die bizarre Landschaft weich erscheinen lassen und die Weite des Plateaus Ruhe ausatmet.
Es bleiben Erinnerungen an einzigartige Momente und der unbedingte Wunsch: Nochmal!