Unsere Tour begann am Parkplatz Aurenzo, welcher uns schon mit sehr ungastlichem Wetter empfing. Nebel, Sturm und Regen. Wir mussten die Regenbekleidung schon im Auto anziehen, damit wir nicht komplett durchweicht wurden.Nach einem Aufstieg von ca.1,5 Std. erreichten wir (Udo, Sylvia, Markus und Sabine) die Dreizinnen-Hütte auf 2438m. Dort wurden wir schon von Erwin, Sam und Peter erwartet. Mit den Einen gab es ein herzliches Wiedersehen, die Anderen lernten wir kennen. Nach dem Ersten gemeinsamen Abendessen stand fest, mit dieser Truppe werden wir viel Spaß bekommen.
Da Peter keine Regenhose dabei hatte und nur in kurzer Hose aufgestiegen war (was Wasser in den Schuhen zu folge hatte) haben wir gemeinsam überlegt, wie wir für ihn aus Tischdecken oder Müllsäcken Regenkleidung basteln können. Der Wettergott hatte jedoch einsehen mit uns und so wurden wir von weiteren schlimmen Regenfällen verschont.
Am Sonntag wagten wir uns dann an unseren ersten Gipfel, den Paternkofel auf 2746m Höhe.
Neben zahlreichen interessanten Klettereien führt ein spannender Klettersteig auf seinen Gipfel: der Innerkofler-Klettersteig. Dabei handelt es sich, wie bei allen Klettersteigen in diesem Bereich der Dolomiten, um einen Kriegssteig aus dem 1. Weltkrieg. Hier ist aber die Besonderheit, dass ein ca. 600m langer Tunnel durch den Fels gegraben worden ist, der komplett mit Treppenstufen zu gehen ist. Helm und Licht sind dringend erforderlich den im inneren des Bergs ist es stockfinster.
Leider konnten wir den Aufstieg über den gesicherten Klettersteig nicht genießen, da der Nebel sich nicht verziehen wollte und uns auch auf dem Gipfel die Sicht nicht frei gab. So kletterten wir dann nach nur kurzer Rast wieder runter und gingen zurück zur Dreizinnen-Hütte. Dort klarte sich der Himmel endlich auf, so dass wir noch eine kleine Runde um den Toblinger Knoten drehten und von dort eine gute Sicht auf den Paternkofel hatten. Bei einem ersten Blick auf den Leiternsteig, bekamen wir einen Vorgeschmack auf den nächsten Tag.
Doch der Montag begann mit einer kleinen Enttäuschung. Denn beim Frühstück setzte Schneefall ein und wir mussten unseren Aufbruch um einen Stunde verzögern. So gingen wir etwas verspätet, nun bei Nieselregen los. Der Toblinger Knoten ist ein isoliert stehender Felsturm nördlich der Dreizinnen-Hütte. Er ist im Ersten Weltkrieg zu einer strategisch wichtigen Festung der Österreicher ausgebaut worden. Kavernen, Schießschachten und Reste alter Steiganlagen sind noch heute zu sehen. Der 1979/80 zu einer modernen Steiganlage erneuerte Klettersteig hält sich an die Führe des alten Kriegsteiges. Die Kletterstrecke von 160m überwindet man mit Hilfe von Drahtseilen, Stellen der Schwierigkeitsstufe II und 17 Leitern in der senkrechten Nordwand. Am Gipfel machten wir erst mal ausgiebig Rast und teilten unsere Habe: Salatgurke, Nektarinen, Mettwurst und Müsliriegel. Das hatten wir uns nach diesem Anstieg auch verdient. Der anschließende Abstieg über einen anderen Weg ging dann recht zügig und wir nahmen unser 2. Ziel die Schusterplatte in den Blick.
Auf den unteren Wiesen sahen und hörten wir Murmeltiere. Und wieder änderte sich das Wetter, nun gingen wir durch Nebel, Regen, Hagel und leichten Schneefall über Schotterfelder zur Schusterplatte. Oben empfingen uns einige Steinmännchen, die uns trotz der nun wieder besseren Witterung nicht zur Rast ermuntern konnten.
So stiegen wir wieder ab und freuten uns auf einen gemütlichen Abend in der Hütte.
Dienstag hieß es dann von der Dreizinnenhütte Abschied nehmen was uns nicht so schwer fiel, da an diesem Morgen das Frühstück stark rationiert war (vielleicht war auch unser Hunger größer?).
Jetzt mussten wir mit kompletter Ausrüstung auf dem Rücken losziehen. Wieder ging es durch den dunklen Tunnel der Galleria Paterna über den Innerkofler Klettersteig Richtung Büllelejoch Hütte.
Nun konnten wir bei klarer Sicht die Strecke vom Montag sehen und folgten einem landschaftlich reizvollem Weg .Zur Mittagszeit erreichten wir die Büllelejoch Hütte. Doch bevor wir uns zur Rast niederließen, machten wir einen kurzen Abstecher zur Oberbachernspitze mit ihrer schwindelerregender Aus- und Absicht. Bäuchlings robbten wir zur Kante um diesen atemberaubenden Blick in den Abgrund zu sehen. Nun hatten wir uns auch wirklich die Rast verdient.
Weiter ging es auf einem alten Kriegssteig mit einem schmalen Kamin als Einstieg. Leider mussten wir nach einiger Zeit umkehren, da der Steig zum Teil noch ungesichert war.
Vorbei an der Zygmondishütte wartete ein elender Aufstieg durch ein Schotterfeld zum krönenden Abschluss des Tages auf uns. Glück das unsere Männer erbarmen mit uns hatten, denn sie kamen den Berg noch mal runter und trugen unsere Rucksäcke hoch. Wahre Liebe in den Bergen!!
Der Wirt der Carducci Hütte hatten an diesem Abend eine Überraschung für seine Gäste. Nicht nur das die Vorspeisen einer Riesenportion gleichkamen, es gab einen Dia-Abend über seine Reise nach Nepal wo er zum Basislager des Mont Everest aufgestiegen war. Sehr beeindruckende Bilder. Schade, dass wir die begleitenden Erklärungen mangels Verständnis der italienischen Sprache nicht verstehen konnten.
Mehr oder weniger erholt gingen wir am nächsten Tag weiter zum Alpinisteig und kamen über kleinere Schneefelder zur legendären Rinnenquerung zwischen dem äußeren und inneren Loch wo natürlich kurze Fotopause sein musste.
Auf der Elfernscharte machten wir kurze Rast und gingen dann weiter Richtung Sentinellascharte (2717m). Dort war durch einen Geröllabgang der Weg zum Rifugio Berti fast unkenntlich. Als alte Pfadfinder haben wir uns aber doch recht gut durchgeschlagen und sind bei einsetzendem Nebel unbeschadet an der Hütte angekommen.
Am Donnerstag gingen wir dann den für mich schönsten Klettersteig dieser Tour der Ferrata Roghel. Doch zuvor hieß es auch hier wieder Aufstieg durch ein Schotterfeld teilweise mit Steilhängen.Drahtseile und Steigbügel führen über steile Stufen, durch einen Kamin und über senkrechte Platten hoch auf 2540m. Auf der anderen Seite gelangt man über Felsstufen und Schuttrinnen auf 2219m (eins unserer heißgeliebten Schotterfelder). Vorbei an eine Biwakhütte kommt man zum Ferrata Gabriella. Ein nicht durchgängig gesicherter Steig mit tollem Panorama, den man größtenteils über Felsbänder geht.
Der Abstieg am Ende führt durch eine seilgesicherte Rinne. Danach folgte dann noch der Aufstieg zum Rifugio Caducci wo wir uns auf die üppigen Vorspeisen freuten und völlig erschöpft unsere Lager aufsuchten.
Am nächsten Morgen kam der endgültige Abstieg aus diesem Gebiet, doch zuvor hieß es Aufstieg zum Abstieg. Bergauf-Bergab, bis wir unsere Autos am Parkplatz Aurenzo erreichten. Nun ließen wir uns Richtung Cortina chauffieren. Dort beschlossen einige aus der Gruppe den letzten Tag im Tal zu genießen, während die Anderen noch einen letzten Aufstieg machten. Ab dem Rif. Giussani ging es zum Gipfel des Tofane di Rozes (3225m) zum Teil über den Lipella-Klettersteig. Bei herrlichem Wetter ein krönender Abschluss dieser tollen Tour.
Nachdem im Tal wieder alle vereint waren hieß es Abschied nehmen von einer landschaftlich schönen, für mich recht anstrengenden doch in so netter Gesellschaft absolut überwältigenden Tour.