Datum: 10. 05 2012
Autor: Armin Zalfen
Am Freitag 11.Mai sollte es eigentlich um 17:00 Uhr in Warstein mit Theorie und Materialkunde losgehen. Aufgrund von Arbeits- und Schuleifer einiger starteten wir jedoch in abgestimmter Verspätung erst um 19:00 Uhr. Außerdem hatte wohl in der Anreisehektik jemand vergessen, seinen Teller leer zu essen. Kurz vor Warstein fing das Sauwetter an, was sich zum Glück in den nächsten zwei Tagen aber noch zum Guten wenden sollte.
Der erste Abend war bereits von mehreren Besteigungen geprägt. Jeder versuchte zur Auffrischung der Knoten einen anderen Weg. Einige wählten die Garderoben-Nord-, manche die Südwand. Als besonders knifflig erwies sich der Grat dazwischen, weil es dort nur wenige geschraubten Haken gab. Damit sich alles besser setzt, gab es zwischendurch schon die ersten Bierchen.
Zur Verbesserung der Wetterlage – so der Aberglaube der Eifeler - verdrückten einige noch ein Freitagsangebotsriesenschnitzel, so dass die nötige Bettschwere für die erste Nacht bald erreicht war. Am nächsten Morgen ging es dann mit der ersten Übung „gesichertes Gehen am Seilgeländer“ noch bei Nieselregen los (Hatte vielleicht doch einer wieder was übrig gelassen?). Holger richtete das Geländer ein und wir trotteten hinterher, natürlich nicht ohne vorher die Einweisung in die nächste Knüddelei erhalten zu haben. Als der Nieselregen dann aufgehört hatte, standen Trockenübungen an: Bau einfacher Standplätze und Seilkommandos. Auch Knoten wurden wieder geübt und Holger erklärte sie erneut sehr geduldig, wenn auch mit manchmal leicht verzweifeltem Gesichtsausdruck (Man kann ja so viel falsch machen). Manche hatten offenbar das Wissen vom Vortag mit dem Bier weggespült anstatt es sacken zu lassen. In einem flachen, leider mit Scherben übersäten Bereich vor den Wänden des Hillenbergsteinbruchs übten wir „Vorstieg“, Standplatzbau, Seil einholen und auswerfen, die Kommandos usw. usw.. Dabei erwies es sich selbst hier bei nur drei Seilschaften als sinnvoll, den Namen des Partners beim Kommando zu rufen. Nur gut, dass keiner abstürzen konnte.
Während einer von uns noch mit seinem 80m Seil kämpfte und zwei andere sich mit einem doch recht dicken, widerspenstigen – wenn auch kürzeren - Strick mühten, war der oben erwähnte Donner ohne Blitz bereits in vollem Gange. Einige Dekameter von uns entfernt in sicherem Abstand waren ein paar unermüdliche Warsteiner Kletterbegeisterte dabei, Schutt und zum Teil fast kühlschrankgroße Brocken aus der Wand zu lösen und durch die Schwerkraft nach unten befördern zu lassen. All dies, um hoffentlich im Sommer den Regelkletterbetrieb in der 40 bis 60 m hohen Wand eröffnen zu können.
Kurz bevor wir dann endlich selbst einen Teil des Steinbruchs erklimmen durften, fing auch Holger unbeabsichtigt an, mit Steinen zu schmeißen. Ein Brocken in der Größe eines halben Schuhkartons ging auf der vermeintlich sicheren Seite ab und sprang auf seinem Weg den Hang nach unten noch gegen meine Schuhsohle (Puuuhhh, Glück gehabt). Der Weg nach oben war dann eine neue Erfahrung für diejenigen, die bislang nur den Kletterballettschuhen zugeneigt waren. In Bergschuhen eine Route im geschätzten Grad III mit wenig Reibung zu ersteigen war schon ernüchternd. Wie mag das erst in einer V sein? Einige der brüchigen Griffe und Tritte fanden dann auch noch den mehr oder weniger gefährlichen Weg nach unten.
Nach den wahnsinnig ermüdenden vielleicht 7 Höhenmetern durften wir uns zur Belohnung dann auch sofort wieder abseilen. Da das Ganze immer unter den wachsamen Augen von Holger stattfand, war selbst bei nur fünf Teilnehmern der Tag recht schnell vorbei. Außerdem brauchten wir ja noch mal Kraft für ein wenig Theorie an den berüchtigten Garderobenwänden und -graten. Richtiges Einhängen und Clippen von Exen für den Vorstieg war abends angesagt.
In der Nacht zum Sonntag gegen 3:30 Uhr wurden wir leider von einem Bus voller, vom DFB-Pokalspiel zurückkehrender Dortmund-Fans geweckt (die Betonung liegt dabei auf „voll“). Der nächste Morgen stand also – in Anlehnung an eine Abhandlung von Kletterabteilungsleiter Sven über die Sprücheweisheiten der Eifeler in einem früheren Bericht – unter dem Motto „der frühe Vogel hat Blei im A...“ Trotzdem schleppten wir uns nach einem etwas dünnen Kaffee wieder in den Steinbruch, wo die Festigung des Wissens vom Vortag auf dem Plan stand. Zur Steigerung der Spannung wurde aber nun quasi von jedem einmal vorgestiegen und der Partner nachgeholt. Sicherheitshalber hatte uns Holger aber noch mit einem Seil im Toprope am Haken, was wohl auch der Beruhigung seiner Nerven bei den noch nicht ganz so sicheren Teilnehmern diente.
Gegen 14:00 Uhr am Sonntag war der insgesamt gelungene Kurs beendet und ich darf wohl im Namen aller nochmals Holger für die tolle Durchführung danken. Wir würden uns jedenfalls auf einen Vertiefungskurs freuen, vielleicht dann mal in einer Mehrseillänge im geöffneten Steinbruch.