Aus der Sicht des Tourleiters….
Die diesjährige Marathonwanderung fand am Sonntag, den 1. Mai statt und hat uns in & um alle wesentlichen Flächen des Hohen Venns geführt.
Da noch einige Tage vorher dichtes Schneetreiben auf den Hochflächen der Nordeifel zu erleben war (inklusive einiger durch Schneewehen gesperrter Straßen), war nicht zu befürchten, dass das Hohe Venn wegen Brandgefahr gesperrt sein würde. Der Tag vor der Wanderung brachte auch noch Sauwetter mit sich, aber die Wetterprognosen sagten eine Wetterbesserung im Laufe des Sonntags voraus. Also konnte ich samstags nachmittags allen Teilnehmern noch bestätigen, dass wir gehen würden.
Und so trafen sich Sonntag um 7:30 morgens eine Gruppe von 7 frohgemuten Wanderern im gutgemischten Alter zwischen 17 und 62 Jahren auf dem Wanderparkplatz beim Nahtsief (Straße Mützenich – Eupen). Die Gruppe war ausgedünnt verglichen mit den angemeldeten Teilnehmern, da sich die angemeldeten Damen ausnahmslos von dem fehlenden Sonnenschein abhalten ließen Sonntags morgens zu früh aufzustehen. Verständlich: als wir losliefen, kam noch leichter Nieselregen auf die nassen Vennstücke und die Schneereste herunter.
Mit Regenschutz auf den Tagesrucksäcken ging es dann los, erst ins „Platte Venn“ und von dort am Hohlensborn-Venn vorbei Richtung Clefay-Venn. Dort konnten wir am Rand zwischen Wald und Venn die ersten Sprungübungen über richtig große Wasserlachen machen und das balancieren auf den Wollgrasbüscheln üben. Die Feuerwehrschneisen am Rand des folgenden Wallonischen Venns waren auch nicht in einem besseren Zustand, sodass sich die Gruppe teilweise im Wald und teilweise am Rand des Venns einen Weg suchte. Irgendwie erreichten wir irgendwann den Aussichtspunkt bei dem Signal de Botrange, unserem höchsten Punkt der Wanderung. Der Nieselregen war durch wabernde Nebelschwaden ersetzt, die sich zu allem Überfluß noch mit beißendem Nordwind vermischten. Bis zur Botrange und noch ein Stückchen weiter waren wir (komischerweise?) alleine unterwegs, erst als wir in einer kleinen Senke zum Schutz vor dem Wind in der Nähe der Hillquelle Pause machten (km 16) sahen wir die ersten Leute, von der Baraque Michel kommend.
In dieser Senke sahen wir die ersten Narzissen, die zaghaft zwischen all den Schneeresten blühten. Der Hill ein kleines Stückchen gefolgt, bogen wir dann nach links ein in das größte Vennstück „Grande Fagne“ Richtung Getzbusch. Der Weg war nass: Schneefelder wechselten sich mit tiefen versumpften Wasserlöchern ab. Die Sonne war jetzt zu sehen und das Wechselspiel der Farben von Luft und Vegetation war schon toll. Wir wanderten (wieder alleine) entlang der Wälder, die dem letzten Vennbrand zum Opfer gefallen waren und kamen, austretend aus dem großen Venn, durch intakten Wald letztendlich ins Tal der Hill. Dort genossen wir alle die friedliche Natur und kamen über eine Brücke zurück in die Zivilisation, d.h. auf einen größeren Weg Richtung Forsthaus Ternell. Es war bei dieser Brücke schon deutlich, dass es ein SEHR langer Tag werden würde: für die ersten 23 km hatten wir 5 ½ Stunden gebraucht. Im nassen Venn geht es eben nicht schnell vorwärts!
Entlang der Hill, auf schönen Wanderpfaden, erreichten wir schließlich das Forsthaus Ternell (km 28), wo wir nach 6 ½ Stunden Gehzeit ankamen und dort die Mittagspause hielten. Der gewärmte Innenraum war für die Gruppe zu dekadent und so blieben wir draußen auf der Terrasse, lüfteten die Füße, aßen eine Suppe und ließen uns noch andere Leckereien schmecken. Die Suppe wirkte Wunder, sodass nach einer für den Tourenleiter gefühlt viel zu kurzen Pause Werner als ältester Teilnehmer der Gruppe darauf drängte, bitte doch weiter zu laufen.
Der zweite Teil des Tages lief dann wesentlich lockerer verglichen mit dem schon durchquerten Hochmoor. Im Sonnenschein am Getzbach vorbei bis Rotenbüchel, am Rande des Allgemeinen Venns und des Steinley Venns nach Norden, und auf einem schönen Pfad durchs Steinley Venn. So kamen wir zu einem Wald, der uns dann auf den Stehling und zu Kaiser Karls Bettstatt brachte. Die Natur war schon viel weiter entwickelt als im Hochmoor bei der Botrange, die wärmere Temperatur war in der Vegetation deutlich sichtbar. Als letztes Vennstück wurde noch das Brackvenn durchquert, wo wir noch die Arbeiten der dort ansässigen Biber bestaunten. Ein Urschrei von Werner verkündete uns dass die Marathondistanz geschafft war und so erreichten wir kurz darauf den Parkplatz bei Nahtsief (km 43). Die Runde war zu Ende, wir hatten für die nachmittäglichen 15 km noch 3 Stunden gebraucht, sodass die totale Gehzeit sich auf 9 ½ Stunden summierte. Im nassen Venn geht es eben nicht schnell vorwärts!
Jedoch war es schon toll, eine Marathonwanderung in ausgesucht schwierigem Gelände zu schaffen, in einer super Gruppe und in richtig schöner Natur. Wir haben uns für 2017 wieder verabredet, und die Wünsche der Teilnehmer gingen in die Richtung „bitte nochmal so Natur und Sport kombinieren“. Auf denn….