Nach einer Nachtfahrt erreichten wir Bach im Lechtal. Nur noch eine Etappe von sieben Kilometern über private Fahrstraße entlang eines Nebentales des Lech und schon sollten wir da sein – in Madau (1308m), unserem Domizil für eine Erlebniswoche in den Bergen.
Auf eben diesen sieben Kilometern zeichnete sich ab, wie unsere Woche hier werden sollte: steil, spannend, abwechslungsreich, sonnig und warm.
Ein sehr entgegenkommender holztransportierender Traktor, der Weg so breit wie er selbst, wir in der Kurve geschmückt mit Fahrradfahrern und Fußgängern rechts und links gequetscht – wie sollte das gehen? Also gleich wieder ein Stück zurück, rückwärts kurvig versteht sich über holprigen Untergrund, knapp an Zehenspitzen und Speichen vorbei. Man schwitzt hier nicht nur als Wanderer oder Biker!
Auf dem nun folgenden Weg genossen wir dafür die immer alpiner werdende Landschaft, die schmalen Brückchen, idyllische Wasserfälle.
Wer vorher dachte, in der kommenden Woche mal schnell etwas in Bach zu besorgen, der verdrängte diesen Gedanken nun immer mehr. In solche Not kamen wir jedoch gar nicht, denn hier beim einsamen Wirt des Berggasthofs Hermine fehlte es uns an nichts. Wir bekamen sogar noch etwas Besonderes hinzu: zwar besuchen Tagestouristen aus dem Tal und Hüttengeher aus den Bergen gleichermaßen rege diesen Ort, der übliche Autoverkehr aber bleibt (da verboten), aus. Dieser Umstand versieht dieses Fleckchen Erde mit einer speziellen Muße.
Mit direktem Blick auf Trettachspitze und Mädelegabel brechen Sabine und Markus mit Felix und Julius (5 und 7 Jahre) sowie Rudi und Eva-Maria mit Bianca und Paul (2 und 3 Jahre) nach einem satten Frühstück zu ihrer Eingehtour – 7stündig, `drunter gibt’s nix – nach dem Anreisetag auf.
Auf die Saxeralm soll`s gehen.
Direkt auf dieser ersten Tour zog die Bergwelt hier ihre Visitenkarte: von filigranen Gewächsen und Blumen am Boden, welche wir, weil es nicht gerade sachte den Berg hinauf ging, mit der Nasenspitze bewundern durften, bis hin zur uns begleitenden imposanten Bergkette weiter oben von Ruitel- zur Leiterspitze. Wir bewunderten das Bergpanorama schließlich auf der Saxeralm bei einigen Litern Apfelschorle.
Auch der Weiterweg verlangte nicht nur den Kindern Konzentration, Trittsicherheit, Durchhaltevermögen und Aufmerksamkeit ab. Immerhin hatten uns schon die Adler von ganz hoch oben im Visier.
Schmal, sehr abschüssig, durch überhängendes langes Gras kaum zu erkennen führte uns der nicht mehr als fußbreite Pfad über einen panoramareichen Höhenweg weiter durch noch schneeversehende Tobel – abenteuerlich. Unsere Kleinsten haben wir da lieber manchmal in die Tragen gepackt.
Im Tal und am späten Frühabend wieder an unserem Stützpunkt angelangt machten wir uns dann gnadenlos über das gute Essen her.
Etwas ganz anderes stand am nächsten Tag auf dem Programm: Klettern. Erst einmal an einem Boulderfelsen; aber für die ungeübten Kleinen war der auch schon groß. Später in der Woche machte Groß und Klein das Klettern durch diese sanfte Übung zu Beginn unserer Kletterkarriere sogar an einem etwa 12 Meter hohen Felsen sehr viel Spaß. Die Kinder genossen dann zusätzlich das Schaukeln an Seil und Klettergurt – Zweckentfremdung muss mit Kindern eben auch zwischendurch sein!
Einen weiteren Spaßtag legten wir dank der warmen Woche ein: Rudi und Markus installierten etwa über 20 Meter mit einem Gefälle von sechs auf zwei Meter eine Seilrutsche über den nahe gelegenen Wildbach. Die Kinder konnten nicht genug bekommen.
Nun aber Schluss mit lustig! Schließlich wollte "Mann" sich auf höhere Ziele konzentrieren: den Seekogel.
1000 Hm galt es zu bewältigen.
Aber vorher noch ein bißchen Training: wieder mal den Berg rauf, auch wenn der Weg weg zu sein schien. Da haben wir schon recht weit oben statt weiter zu gehen lieber unser Kameraspiel (statt Stifte tat es auch Holzkohle) gespielt und die einschneidenden Täler bewundert. Runter amüsierte uns Versteckspiel und Finden mit Funksprechgeräten, immer ein paar Walderdbeeren zwischen den Zähnen. Anschließend Abkühlung beim Staudammbau. Selbst Kaltwasserscheue tauchten hier gerne mindestens wadentief ein.
Jetzt aber!
Unsere drei ältesten Männer Julius, Markus und Rudi knöpften sich den Seekogel mitsamt Murmeltieren, Gemsen, Frühlingsenzian und Gipfelkreuz vor. Er hatte keine Chance!
Felix und seine Frauen hatten sich aber auch kein Zuckerschlecken vorgenommen. Parallel zu den anderen wählten sie den Weg am Fuße des Seekogels talaufwärts – zugleich der Rückweg der Gipfelstürmer. Selbst in diesem Tal war die Wegstrecke wieder, wie es sich gehört , anspruchsvoll nicht nur für die Kinder.
Ziemlich weit oben nach brückenloser Bachüberquerung mit unseren drei (oder vier?) Kleinsten schlug es schließlich Zwölf.
Ähm..., natürlich nicht die Kirchenglocken, sondern die Klänge der Funken. Wie abgemacht kontaktierten wir zwei Gruppen uns: wir hörten also, dass die drei viel früher oben am Kreuz standen als vermutet: Kompliment.
Fast zeitgleich trafen wir beiden Gruppen uns dann wieder am Ausgangspunkt.
Und es kam noch jemand wenig später dazu: Regen und Gewitter.
Da fragt man sich, wie es wohl denen ergangen ist, die wir haben erst bei unserer Wiederankunft am Auto losziehen sehen.
Jedenfalls saßen wir beim Gewitterkonzert wieder gemütlich beim Essen in der Gaststube.
Und an unserem letzten Ferientag hier schien unverschämterweise schon wieder die Sonne. Da haben wir aber nur gefaulenzt, Eis gegessen und den haustypischen üppigen Grillabend mit Buffet genossen und uns den Bauch für die Heimreise ordentlich vollgeschlagen.
Eine abwechslungsreiche, für Groß und Klein interessante und anspruchsvolle Woche in den Bergen , die wir mit vielen Sinnen begreifen und genießen durften.
Und wir haben scheinbar die sonnigste und wärmste Woche dieses Jahres (im Vergleich zur Heimat und Madau) eingefangen.
Tja, wenn Engel reisen...?!