Eine Woche in den tannheimatlichen Bergen
Ein Tourengedicht von
Armin Zalfen
Im Mai fuhren vier Mannen Richtung Süden,
um ´ne Woche Alpin-Klettern zu üben.
Viele Klettertouren war‘n geplant,
doch es kam anders, wie man leicht ahnt.
Doch nicht so schnell, Gemach Gemach,
das Ganze mal der Reihe nach:
Das Gimpelhaus war uns Ziel,
der Zustieg, ein leichtes Spiel:
Um möglichst viel Gewicht zu sparen,
durfte das Gepäck im Lift rauf fahren.
Und als wir schwitzend so stiegen,
hörten wir den Heli fliegen.
Er holte jemand vom Berg hinunter,
offenbar war er nicht mehr munter.
Mehrmals schwebten Leute am Seil,
doch noch überwiegend heil.
Am Abend, kurz vor ruhiger Nacht,
wurden beim Bier die Pläne gemacht.
Die Route Till’Ann sollt am Ende des Urlaubs unser Highlight sein,
doch wegen der Wetteraussichten stiegen wir in die Vollen ein.
Anstatt mit leichten 3ern und 4ern zu beginnen,
wollten wir am Montag ´ne 5- bezwingen.
Wir stiegen acht Seillängen den Berg hinauf,
bei bestem Wetter, es zog kein Wölkchen auf.
Wir standen am Gipfel nach gut 3 Stunden,
während Manches war im Tal verschwunden.
Ein guter Griff, zum Beispiel,
der hielt nicht so wirklich viel.
Anstatt sich fest an ihm zu verbeißen,
konnte Rolf ihn nur nach hinten schmeißen.
Getreu dem Klettertechnik-Lehrspruch dieser Welt
„ein Schnapper ist es, wenn man schneller greift als fällt“,
konnte Rolf nicht lange und laut fluchen,
sondern musst sich ´nen neuen Griff suchen.
Nach einer guten Stunde Gipfelrast,
mit grandioser Aussicht, ohne Hast,
wandten wir uns dem Abseilen zu.
Fünf Stationen ging‘ ab im nu.
Mit jeder Menge Luft unterm Hintern,
wir wollten hier doch nicht überwintern,
brachten wir die ATCs zum Glühen,
während unter uns die Blumen blühen.
Nach einer Schuttabfahrt mit staubigen Füßen,
durften wir noch ein paar Gämsen live begrüßen,
bis bei einem gutem Essen und ein paar Bieren
wir ließen den tollen Tag Revue passieren.
Am Dienstag sah’s mit dem Wetter schon anders aus.
Aber wenn man in den Bergen ist, muss man raus.
An Klettern war nicht zu denken bei Regen und viel Nebel.
Hey Petrus! Bitte betätige mal den Abstellhebel.
Eine Trocknung war also nicht in Sicht
und so wanderten wir in fahlem Licht
eine Runde in den Bergen rum.
Mann, ist das mit dem Schiet-Wetter dumm!
Nach ein paar Kilometern
Wurd‘ angekündigt ein schwarzer Pfad.
Auch Armin ohne Zetern
dachte, des wird bestimmt net grad fad.
Bis er den Weg sah über dem Höllenschlund,
das Herz hinab rutscht bis auf den Hosengrund.
Zum Glück sah man das Ende nicht,
der Nebel machte alles dicht.
Somit sah man weder gut nach vorne noch weit nach unten.
Oh Gott, hätt’ ich doch einen Beruhigungsschnaps getrunken.
Trotz vorher’ger Übung an der heimatlichen Engelsley,
war mir der Weg vom Hochjoch zum Sabachjoch nicht einerlei.
Mit reichlich Angst vom Grat ab zu schmieren,
musst ich über den Weg balancieren.
Ich hab’ es glücklich überlebt,
wie Ihr an dem Bericht hier seht.
Die Andern waren sicherer, hatten mehr Zutrauen,
der Thorsten fand gar Zeit, nach ein paar Blümchen zu schauen.
Dem Rolf ist in den Bergen eh alles lieb und teuer,
doch auch dem Jo war der schmale Weg nicht ganz geheuer.
Nächtens hörte auch der Regen auf, welch eine Pracht!
Doch wir hatten die Rechnung ohne den Wirt gemacht.
Der schmiss mit Sabotagepulver, dem weißen.
Was sonst gemeinhin als Schnee wird benannt,
war letztes Jahr noch als Einweichmasse bekannt.*
So konnte das Motto „Heimreise“ nur heißen.
Den Rest der Woche warf Frau Holle,
noch weiter mit der weißen Wolle.
Am Mittwoch-Morgen ging’s also verdrießlich zurück nach Norden,
nachdem wir abgestiegen hinter ein paar Holländer-Horden.
Die zwei Folgetage fuhren wir nach Gerolstein,
den Dolomit beklettern bei schönstem Sonnenschein,
den Felsen ein paar Routen abringen,
ohne ständig Kleidung auszuwringen.
Auch in der schönen Eifel kann man sehr gut klettern,
vor allem wenn man Pech hat mit alpinen Wettern.
*(siehe: Von Dreien, die auszogen, die Berge unsicher zu machen)