Mo 07.08.14
Da Klaus P. am Sonntag noch nach Heimbach pilgern wollte, reisen wir ausnahmsweise erst montags an. Wir wollen unsere Autos in Reith bei Seefeld abstellen, mit dem Zug nach Mittenwald zurück fahren, um am letzten Tag unserer Wanderung die Autos zur Stelle zu haben. Der Plan geht auf und wir finden einen günstigen Zug, nachdem wir vorher in Reith noch eine Kleinigkeit gegessen haben. In Mittenwald herrschen noch hochsommerliche Temperaturen, in der Ferne grummelt ein Gewitter und Rosi befürchtet, dass uns dieses Gewitter noch erreichen könnte. Ich denke, dass dies völlig übertrieben ist, doch halte ich mich zurück, etwas zu sagen, was sich sehr bald als kluge Entscheidung herausstellt. Eine halbe Stunde später auf dem Weg zur Hochwaldhütte hat uns dieses Gewitter schon erreicht und es rummst gewaltig. Wir verziehen uns mangels Alternativen in den Wald und lassen das Gewitter über uns hinweg ziehen.
Wir haben wegen der Mülltüte gebrüllt vor Lachen, so dass der Ärmste sich nicht mehr getraut hat, sein „Kostüm“ noch einmal zu tragen. Nach einer halben Stunde ist der Spuk mit dem Gewitter vorbei, wir können den Regenschutz wieder ablegen und als wir die Hochlandhütte erreichen, können wir im T-Shirt auf der Terrasse sitzen. Wir treffen eine Gruppe Schweizer Bergsteiger, die uns die restlichen Tage begleiten werden. Da der Wetterbericht nichts Gutes verheißt, beschließen wir beim Abendessen, am nächsten Morgen möglichst früh aufzubrechen.
Di 08.08
Die Hüttenwirte sind uns entgegen gekommen und wir haben bereits um 6.30h gefrühstückt. Gegen 7.00h marschieren wir Richtung Karwendelhaus los, denn das Wetter soll noch bis zum Mittag halten. Bereits am Wörnersattel zieht dichter Nebel auf, doch wir beschließen auf dem Gjaidsteig weiter zu gehen. Die Sicht ist gleich null, manchmal sind die Markierungen schwer zu finden, ab und an hören wir unsere Schweizer Freunde hinter uns, zu sehen sind sie nicht. Wir passieren mehrere Stellen mit Seilsicherungen, die übrigens in ziemlich marodem Zustand sind. Sie sind dringend renovierungsbedürftig und bieten mehr Risiko als Sicherheit. Uns begegnen noch zwei Holländische Gäste, die besser nicht diesen Weg gewählt hätten. Zumindest der eine Herr ist überfordert. Ich frage mich immer wieder, warum sich Leute derartige Wege antun, wenn sie einfach nur Angst haben und offensichtlich über keinerlei Kondition verfügen. Wir haben von keinem Unfall gehört, es wird wohl gut gegangen sein. Nachdem wir am Bäralpl auf die andere Seite des Gebirgszuges gewechselt sind, lässt der Nebel etwas nach, ab und an können wir die andere Talseite erkennen. Besonders interessant wird die Wanderung jedoch nicht, da wir jetzt zwei Stunden permanent über die Wurzeln von Latschenkiefern auf - und absteigen müssen. Bei einsetzendem Regen erreichen wir gegen 13.00h das Karwendelhaus und es soll ab sofort mehr oder weniger durchregnen. Wir bringen unsere Sachen in den Trockenraum und stärken uns im Gastraum. Es ist der Tag des Halbfinalspieles Brasilien-Deutschland. Ich hatte, da eine Reihe Fußballverrückter unter uns sind, bereits Ende März per Mail angefragt, ob wir Fußball schauen können und die entsprechende Zusage erhalten. Als ich später wegen des Spiels beim Wirt nachfrage, will dieser von seiner Zusage nichts mehr wissen und sagt mir, dass wir die 1. Halbzeit sehen dürfen, dass er aber dann auf sein Personal Rücksicht nehmen muss, außerdem Hüttenruhe usw. Mir rutscht das Herz in die Hose und ich bin bedient. Allerdings reiße ich mich zusammen, bleibe ruhig und beginne zu argumentieren, dass dieses Vorgehen nicht zu akzeptieren ist, dass ich, um genau diesen Streit zu vermeiden, schriftlich nachgefragt habe. Nach mehreren weiteren Hinweisen auf die Allmacht eines Hüttenwirtes kommt schließlich die Bemerkung: “ Ich überlege einmal, ob ihr auch die zweite Hälfte schauen dürft“. Damit weiß ich, dass ich „gewonnen“ habe, denn jetzt konnte er nicht mehr zurück. Irgendwie erfährt auch eine Reihe anderer Gäste, dass es Fußball gibt und so finden sich abends ca. 25 Personen zum Spiel im Nebengebäude ein. Wir haben innerhalb unserer Gruppe bei einem Einsatz von 5,-€ einen Tipp gemacht. Winfried war nachmittags für sein 3:0 für Deutschland noch ausgelacht worden. Nach 25 Minuten war sein Tipp –wie alle anderen auch- überholt und das Geld wandert in unsere Mannschaftskasse. Ich habe inzwischen noch oft daran gedacht, wie ich mich gefühlt hätte, wenn ich dieses unglaubliche Spiel nicht hätte sehen dürfen.
Mi 09.08.
An sich steht die „Königsetappe“ an. Wir wollten über den Schlauchkarsattel zum Hallerangerhaus. Daran ist nicht zu denken. An der Hütte regnet es in Strömen, oben schneit es. Es gibt die Möglichkeit in 8-9 Stunden den Schotterweg ins Tal abzusteigen und zum Hallerangerhaus wieder aufzusteigen, oder diesen Weg bis auf ein Reststück von 1,5 Stunden mit dem Taxi zu machen. Wir „Warmduscher“ entscheiden uns, wie viele andere Gäste auch, für das Letztere und lassen uns bis zur Kastenalm fahren. Hier verbringen wir zunächst ca. 2 Stunden auf dieser urigen Alm, um dann steil den Fahrweg aufzusteigen. Zu erwähnen ist, dass auch mehrere Gruppen den Weg im Regen zu Fuß gemacht haben. Als wir uns auf der Hütte eingerichtet haben, kommt die Frage nach dem anderen Halbfinale und zunächst die gleiche Antwort seitens des Hüttenwirtes, dass es nämlich keinen Fußball gibt. Als ich wieder auf meine Anfrage verweise, erinnert er sich und lenkt gleich ein. Er sagt, dass er, weil er es mir versprochen hat, in den sauren Apfel beißen muss. Auch hier schließt sich uns eine Vielzahl anderer Gäste an, auch der Wirt kommt hinzu. Leider ist das Spiel langweilig und wir können ihn nicht für Fußball begeistern. Wir bieten schließlich an, vor der Verlängerung zu Bett zu gehen, doch er fordert uns jetzt sogar auf, zu Ende zu schauen. Der Abend sei für ihn ohnehin kaputt. Insgesamt ist der Aufenthalt auf dem Hallerangerhaus sehr angenehm, die Wirtleute sind sehr umgänglich und freundlich.
Do 10.08.
Als wir beim Frühstück nach draußen schauen, können wir es kaum glauben. Es hat aufgehört zu regnen
Allerdings sagt der Wetterbericht weiterhin nicht viel Gutes. Wir wollen über das Lafatscher Joch zur Pfeishütte gehen, unterwegs – wenn möglich – kleinere Gipfel machen. Leider zieht sehr bald wieder dichter Nebel auf und wir beschließen möglichst schnell über den „Wilde-Bande-Steig“ und das Stempeljoch die Hütte anzustreben. Der Weg muss schön sein, leider sehen wir so gut wie nichts, am Joch gibt es ein wenig Graupel . Wir erreichen die Pfeishütte, wo wir vorzüglich bewirtet werden. Ich bin seit mehr als 40 Jahren immer wieder mit Winfried unterwegs gewesen, es ist das erste Mal, dass die Portionen so reichhaltig sind, dass er den Teller nicht aufbekommt. Ab Mittag regnet es wieder, die Intensität nimmt zu. Wir verbringen den Nachmittag nochmals mit Kartenspielen. Abends besprechen wir, dass wir die Tour abbrechen, wenn sich am Wetter nichts ändert.
Fr. 11.08.
Es schüttet. Wir sagen auf den Hütten, die wir noch reserviert hatten, ab. Nach dem Frühstück gehen wir in strömendem Regen zur Möslalm, unterwegs sehen wir einige Gämsen. Auf der Alm bestellen wir ein Taxi, das uns zum Auto zurück bringt und wir treten die Heimreise an.
Was bleibt? Unsere Truppe funktioniert auch bei schlechtesten Bedingungen wie gewohnt perfekt. Von den Bergen haben wir kaum etwas gesehen. Im nächsten Jahr geht es nach Südtirol. Dort hat es in diesem Jahr wärmer geregnet, wie ich zwei Wochen später mit meiner Frau feststellen durfte.