Feichten im Kaunertal. Samstagmorgen sechs Uhr. Mein Wecker geht zwar erst um halb sieben, aber da meine erste Tour auf einen Gletscher bevorsteht, kann ich eine gewisse Unruhe doch nicht abstreiten. Meine Gedanken kreisen auch um die Besteigung der Weisseespitze, die am darauffolgenden Tag stattfinden soll. Aber eins nach dem anderen. Mit noch großer Müdigkeit schleppe ich mich aus dem Bett. Ein letzter Check meines Rucksacks, der noch um fehlende Ausrüstungsteile ergänzt wird. Nachdem ich alles erledigt habe, gehe ich zu Björn, der sein Zimmer auf der gegenüberliegenden Seite hat, um mit ihm Brötchen beim Bäcker zu holen. Wir wollen alle noch gemeinsam in Rudis Unterkunft frühstücken, bevor es dann losgeht. Wir, das sind Rudi und Paul Berners, Björn Brünink, Frederik Tepe, Rafael Weber und meine Wenigkeit. Nach einem ausgiebigen Frühstück laden wir unsere Sachen in die Autos und fahren los Richtung Weisseespitze. Dabei müssen wir eine Mautstelle passieren. Ab da erschließt sich uns die imposante Welt des Kaunertaler Gletscherparks.
Der Massentourismus ist zum Glück noch nicht bis hierhin vorgedrungen. Nach 26 km Fahrt, 29 Kehren und 1477 m Höhendifferenz und diversen Straßen Barrikaden in Form von Kühen erreichen wir schließlich den Parkplatz vor dem Gletscher auf 2750 m Höhe. Das Wetter konnte nicht besser sein. Strahlendblauer Himmel. Nachdem Rudi uns noch mal über das bevorstehende instruierte, schulterten wir unsere Rucksäcke und betraten das ewige Eis des Gletschers. Wobei der Rückgang des Gletschers nicht zu übersehen ist.
Nachdem Rudi uns noch mal über das bevorstehende instruierte, schulterten wir unsere Rucksäcke und betraten das ewige Eis des Gletschers. Wobei der Rückgang des Gletschers nicht zu übersehen ist.
Jährlich bis zu 70 m.
Bereits nach einer kurzen Zeit auf dem Gletscher bemerkte ich schnell die Vorzüge meiner Trekking Stöcke. Als wir die Stelle nach einem kurzen Aufstieg erreichten, die Rudi für unsere erste Lektion ausgewählt hatte, schnallten wir unsere Steigeisen und Klettergurte an. Nachdem noch diverse Steigeisen etwas angepasst werden mussten, zeigte uns Rudi die verschiedenen Gehtechniken mit Steigeisen.
Als wir dies ausgiebig geübt und verinnerlicht hatten, begaben wir uns zu einer Spalte, um verschiedene Spaltenbergungsverfahren zu üben. Rudi setzte vier Eisschrauben und richtete zwei Sicherungspunkte ein, einen als Redundanz. Dann durfte jeder einmal Spaltenjojo spielen und wurde mittels loser Rolle oder Mannschaftszug wieder geborgen. Rudi erklärte uns auch einiges über die Beschaffenheit des Gletschers und auch die Wetterkunde kam nicht zu kurz.
Danach wurde das gehen in der Seilschaft geübt, was für niemanden ein Problem darstellte. Als wir an einem abschüssigen Schneefeld ankamen, übten wir das Abrutschen auf steilem Firn und das bremsen mit der Liegestütztechnik. Björn und Rafael hatten an dieser Übung so viel Spaß, dass sie fast den ganzen Hang bis nach unten rutschten. Anschließend besuchten wir noch die begehbare Gletscherspalte, die ca. 40 m lang ist. Damit waren wir auch fast am Ende des Gletscherkurses. Wir begaben uns noch ins Sportklettergebiet Fernergrieß und übten die Selbstrettung aus einer Spalte mit Hilfe einer Prusikschlinge. Danach quetschten wir uns wieder zu sechst ins Auto und beendeten den ersten Tag am Gletscher. Ein Satz von Rudi blieb mir an diesem Tag noch gut in Erinnerung… Ich habe heute nur Helden gesehen.