Datum: 17. 06 2011
Autor: Josef und Elfriede Hövel
In der Mitteilug des DAV Schleiden las ich: Wer hat Lust und Zeit zum Arbeitseinsatz auf der Essen Rostocker Hütte! Zwei Termine waren im Angebot, Juni oder September.
Uns, Franz Josef Schmitz und Josef Hövel, gefiel das Angebot auf Anhieb. In einem E-Mail Austausch wurde der Einsatz konkreter. Doch ein zwingender Krankenhausaufenthalt von Franz Josef legte den Termin kurzzeitig auf Eis.
Der Kontakt zur Sektion Essen brachte eine Mitfahrgelegenheit und so konnte mein Plan doch noch in die Tat umgesetzt werden. Martin Thiele meinte: 14 Tage mal so richtig die Zivilisation hinter sich lassen, das ist nicht schlecht. Also entschloss ich mich für 14 Tage mit ins Virgental zu fahren.
Wir kannten uns nur durch Mails und Handynummer und verabredeten uns für 4°° Uhr am frühen Morgen an der Abfahrt Weilerswist. Im kleinen PKW zu viert - und Gepäck, war das Auto gut voll bepackt. Mit einigen Staus, viel Urlaubsverkehr und Regen kamen wir im Virgental an und es regnete immer noch. Bis zum Materiallift fuhren wir mit dem Auto. Die Hoffnung mit dem Materiallift hochfahren zu können zerschlug sich. Und so konnte nur unser Gepäck trocken an der Essen Rostocker Hütte in 2207m ankommen!
In unsere Regenhaut gewandet machten wir uns im strömenden Regen an den Anstieg. Nass bis auf die Knochen, 2 Std. ansteigend, so kamen wir an der Hütte an. Meine- unsere Bleibe für die2 Wochen war ein 18 Betten Lager. Heißer Tee, ein leckeres Essen und eine angenehme Hütte ließen uns ankommen. Die erste Begegnung der bis nun 15 Freiwilligen war nicht lang, da die Fahrt und der nasse Aufstieg ihren Tribut zollte.
Dr. Detlef Weber, Chef des DAV Essen so wie der Hüttenwart Martin Thiele waren auch mit hier oben auf der Hütte.
Sonntagmorgen der Regen hatte sich verzogen, aber es war dennoch eine wärmende Jacke gefragt. Gleich nach dem Frühstück ging’s los. In verschiedenen Gruppen – nach freier Einteilung - gingen wir an die Arbeit. Im Mauerertal wurde die neue Brücke mit Steinen gesichert, damit sie den nächsten Wassermassen Stand halten kann.
Beim Abstieg nahmen wir gleich die alten schweren Balken der alten Brücke mit zurück. Andere Gruppen reparierten ein Teilstück maroder Wasserleitung, oder richteten einen PC ein.
So waren die Einsätze verschiedenster handwerklicher Fähigkeiten.
Mittags stand eine Brotzeit für uns bereit. Aber gleich danach hieß es: Ein Kellerraum musste entrümpelt werden. Zu zweit machten wir uns an die Arbeit und stapelten die gesammelten Werke an die frische Luft. Damit waren wir einige Stunden beschäftigt.
Draußen wurde es mit Schneeschauern zunehmend ungemütlich. Ein Gewusel von Abriss und Ausräumtrupps rund um die Hütte, trotz Sonntag. Um 19°° Uhr machten wir für den ersten Einsatztag Feierabend. Schön, die Sanitären Einrichtungen – Dusche - standen uns kostenfrei zur Verfügung. Mit dem Abendessen und einem gemütlichen Beisammensitzen endete der Tag.
Der nächste Morgen knüpfte an die Arbeit des Vortages an. Alle Materialien mussten mühsam mit dem Lift nach oben transportiert werden. Holz, Kies oder Fertigbetonsäcke. Da war Improvisation gefragt, bei allen Arbeiten. So mussten die 18 Tonnen Kies per Eimer mit der Gondel hochgefahren werden und von Hand / Karre bis zum Klärbecken der Hütte geschoben werden. Gar nicht so einfach war der Aushub des Kellerbodens. Die schweren Natursteine wurden dach draußen getragen und bei einigen standhaften Brocken mussten sogar Sprengkeile zum Einsatz kommen. Da gingen die Arbeiten auch schon mal etwas länger in den Abend hinein.
Um 22°° Uhr ist, wie üblich, Hüttenruhe. Um die Hüttengäste nicht zu stören, konnten wir aber noch im Winterraum zusammensitzen.
So ging die Arbeit Tag für Tag gut voran. Auch für die beiden Frauen im Arbeitsteam gab es reichlich zu tun. Anstreichen, kleben oder sortieren, der Arbeit war reichlich. Nebenher ging der normale Hüttenbetrieb weiter. Der Betonmischer war mehrere Tage im Einsatz. Die aus dem Keller gebrochenen Steine wurden, nachdem der Boden tiefer gelegt und neu Betoniert war, wieder als neue Ablagefläche eingebaut.
In der, zur Sektion gehörende Clarahütte2035m im Umbaltal , wurden gleichzeitig die Sanitären Anlagen renoviert. Alle Materialien wie Duschtrennwände, wurden vom Fahrendpunkt bis zur Clarhütte getragen, da hier kein Materiallift hinführt!
Nach der ersten Woche wechselten einige Freiwillige. Ihre Zeit auf der Hütte ging zu Ende. Dafür rückten neue Einsatzkräfte an und die Arbeit ging weiter. Die Verbindung zur Außenwelt war nur mit dem Satellitentelefon des Hüttenwirtes möglich.
Das Weltgeschehen rückte weit weg.
Am Montagmorgen war der Himmel stahlblau. Zu dritt gönnten wir uns einen freien Tag. Es sollte der einzige bleiben! Wir machten uns auf zur Johanneshütte.
Bergpanoramen vom feinsten. Ringsum waren die Gipfel noch tief verschneit. Nach so viel Arbeit tat die Auszeit sehr gut. Oben am Törljoch machten wir eine Pause. Vom Joch ging der Weg – nun steiler, hinab zur Johanneshütte auf 2121m. Nach vier Stunden Wanderung waren wir am Ziel. Mit Blick auf den Großvenediger war die Mittagsrast eine Augenweide. Aber auch die rings um uns herum blühenden Alpenrosen waren Blickfänge. Wir gingen hinunter durchs Dorfertal bis Ströden. Am Wegesrand der Marmorsteinbruch.
Am frühen Abend, wieder an der Hütte zurück, gingen die Arbeiten gleich wieder weiter. Nun waren Schreiner und Elektroarbeiten gefragt. Bis zum Feierabend war man gleich wieder mit in den Arbeiten involviert.
Man lernte ganz viele Menschen kennen, mit unterschiedlichsten Carakteren.
Die Tage des Arbeitseinsatzes gingen so langsam zu Ende. Nun waren noch einige Arbeiten in der Hütte zu machen. Aus Lagern wurden Zimmer mit Etagenbetten. Ausräumen,- Abreißen,- Neubauen. Man kannte sich inzwischen etwas genauer und konnte sein Gegenüber besser einschätzen, in seinem Verhalten und in seinen Arbeiten. Mit Ablauf der 2 Wochen waren die Arbeiten weitestgehend abgeschlossen. Wir hatten schon eine Menge Arbeiten geschafft. Mehrere Räume hatten wir umgebaut und mit viel Holzarbeiten neugestaltet. Im neuen, nun tiefer gelegten Kellerraum, können nun Vorräte gelagert werden. Die Damen Duschen in der Essen Rostocker Hütte sowie in der Clara Hütte erstrahlen in neuem Glanz. Und viele , viele Kleinarbeiten hatten wir erledigt. Die Arbeiten alle aufzuzählen wäre kaum möglich.
Am letzten Tag musste der ganze Berg an Werkzeug wieder zugeordnet werden.
Der Arbeitseisatz war beendet und im gemieteten Kleinbus, der die ganzen Gepäckstücke und Insassen kaum fasste, ging die Fahrt zurück gen Heimat.
2 Wochen mit viel Arbeit aber auch vielen Erfahrungen und Begegnungen lagen hinter mir.