Donnerstag, Anreise
Unser kleines Kletterabenteuer in den Tannheimer Bergen begann um 09:00 Uhr. Wir trafen uns alle in Wisskirchen auf dem Parkplatz. Nach etwas schwierigen Verkehrsbedingungen (Staus etc.) erreichten wir die Talstation der Materialseilbahn vom Gimpelhaus erst gegen16:30 Uhr. Nachdem unser Gepäck mit der gesamten Ausrüstung in der Bahn verstaut war, informierten wir die Hütte und wir begannen mit dem Aufstieg zur Hütte. Diese erreichten nach ca. 1 einer Stunde. Der Tag wurde mit einem tollen Essen und dem ersten gemütlichen Gemeinschaftsabend beendet.
Kommentar von Ruth:
Unsere Anreise verlief für mich recht kurzweilig, Rolf fuhr und ich konnte mir die Landschaft anschauen und mich mit Ihm über Alles und Jeden, Gott und die Welt unterhalten. Die Zeit wurde nicht lang. Am Parkplatz angekommen war ich froh den schweren Rucksack in die Bahn verfrachten zu können. Im Gimpelhaus wurden wir freundlich begrüßt und konnten nach der Zimmer-Einteilung sofort in den großen Gemeinschaftsraum an den für uns reservierten Tisch zum Abendessen gehen. Ich schlief mit Jasmin, Rolf und Christoph im Zimmer. Der Tag wurde beschlossen mit „ gute Nacht John Boy, gute Nacht Marie Ellen….
Freitag, 1. Tour "Hüttengrat IV+"
Am ersten Tag unserer Exkursion griffen wir zum Einstimmen den Hüttengrat in der Nähe des Gimpelhauses an. Da Ulrike erst am Freitag zu uns stieß bildeten wir zwei 3er-Seilschaften.
Geklettert wurde mit je zwei Halbseilen. Die Seilschaften wurden von Christoph und Rolf geführt. Ziel war u.a. das Handling mit den Halbseilen sowie mit den zwei Nachsteigern zu üben.
Bei jeder Seilschaft wurde der Vorsteiger mittels Halbmastwurf gesichert. Hingegen wurden die beiden Nachsteiger mit dem ATC-Tube Guide mit Plattenfunktion gesichert. Mittels dieser Technik können die beiden Nachsteiger individuell klettern. Durch die Plattenfunktion wirkt die Sicherung wie eine Rücklaufsperre. Das individuelle Nachsichern der beiden Kletterer wird dadurch sehr erleichtert.
Durch die voran gegangenen Trainigskurse (z.B. „Von der Halle an den Fels“) waren alle Teilnehmer auf die Herausforderungen gut vorbereitet. Dadurch erreichten wir nach den fünf Seillängen der Route ohne Probleme den obersten Abseilpunkt. Dort warteten wir auf die zweite Seilschaft um dann gemeinsam über die Abseilpiste wieder nach unten zu kommen.
Hierbei wurde Christoph mit den nächsten beiden Halbseilen zum zweiten Abseilpunkt abgelassen. Durch das Ablassen wurde ein Verheddern der Seile sehr wirkungsvoll verhindert. Ausserdem konnte Christoph am nächsten Abseilpunkt schon die nächste Seillänge vorbereiten.
Mit der richtigen Taktik kommen auch grössere Gruppen zügig weiter !
Zum Schluss versuchten sich Tom, Christoph und Claudia in der benachbarten Route „s'Bienchen“. Aus Zeitgründen wurden nur die ersten beiden Seillängen geklettert. Diese VI+ - Route zeigte gleich in der ersten Seillänge ihren Charakter. Aber alle drei bewältigten die Schlüsselstelle mit grosser Souveränität. Der Vorstieg wurde von Tom und Christoph durchgeführt.
Den Tagesabschluss bildete dann eine kurze Schuttabfahrt zum normalen Weg. Über diesen gelangten wir dann wieder wohlbehalten zum Gimpelhaus. Hier war nun auch zwischenzeitlich Ulrike eingetroffen.
Nach der Planungsbesprechung für den nächsten Tag wurde der Tag mit einem guten Essen und einem gemütlichen Abend beendet.
Kommentar von Ruth:
Meine erste Mehrseillänge begann schon etwas abenteuerlich. Ich musste mich an den großen Rucksack, in dem ich meine Bergstiefel, Wassersack und Verpflegung verstaut hatte, erst einmal beim Klettern gewöhnen. Der Schwerpunkt ist da doch ein anderer, immer schön die Füße setzen, aus den Beinen klettern, so ging es vorwärts und immer besser.
Auch waren die Hakenabstände in der relativ leichten Tour schon beachtlich die Höhe die wir erreichten war schon beachtlich, so dass mir das runter schauen anfangs nicht ganz geheuer war, dafür war die Fernsicht umso besser.
Kommentar von Tom:
Auch für mich war es eine völlig neue Erfahrung mit Rucksack zu klettern, was aber zum Glück doch gar nicht so schlimm war wie befürchtet. Der Rucksack war bereits nach den ersten paar Klettermetern, fast schon in Vergessenheit geraten.
Ein sehr schöne Tour für den ersten Tag.
Die Nachbarroute “ s‘-Bienchen“ lachte uns nach dem Abseilen, aus dem Hüttengrat bereits an. Da wir noch etwas Zeit übrig hatten, entschlossen wir uns kurzerhand diese noch zu probieren, welches dem ohnehin schon tollen Tag, dem ganzen noch das Sahnehäubchen aufsetzte.
Samstag, 2. Tour "Gimpel Südostwand III+"
Bei dieser Tour wurde mit drei Seilschaften gearbeitet:
Die beiden 2er-Seilschaften kletterten mit Wechselführung. Hierbei wechselt an jedem Standplatz der Vorsteiger. Das ist die schnellste Form des Kletterns in Mehrseillängen-Routen.
Die 3er-Seilschaft wurde komplett von Rolf geführt. Dabei mussten an jedem Standplatz die Seile einmal umgeschichtet werden, damit wieder das Seilende von Rolf oben auf dem Seilhaufen lag. Nur dadurch ist ein relativ problemloses Sichern des Vorsteigers möglich. Eine Krangelbildung der Seile wird dadurch minimiert.
Die Route wies aufgrund der relativ niedrigen Schwierigkeitsgrade teilweise lange Hakenabstände auf. Aber alle Vorsteiger waren ihrer Sache sehr sicher, so dass keine Zwischensicherungen mit Klemmkeilen oder Friends gesetzt werden mussten.
Im Gegensatz zum Vortag war die Route mit 9 Seillängen deutlich länger. Auch war hier der Orientierungssinn mehr gefragt um die richtige Route sicher zu finden.
Am Ende der Route trafen wir uns alle auf dem Gipfel des Gimpel wieder. Als erstes wurden die Kletterschuhe gegen unsere doch deutlich bequemeren Bergschuhe getauscht. Auch wurde das gesamte Klettermaterial erst einmal in den Rucksäcken verstaut.
Nach einer kurzen Pause auf dem Gipfel ging es dann über den Normalweg an den Abstieg. Dieser wies ausser einigen steilen Stellen auch kurze Passagen zum Abklettern im Ier bis IIer Gelände auf. Alle Teilnehmer der Gruppen wollten diese Passagen selbstständig absteigen. Die Teamer gingen dabei immer vor den weniger Erfahrenen und halfen durch ihre Unterstützung bei dem Abstieg.
Am Ende kamen alle wohlbehalten und um einige Erfahrungen reicher wieder in der Nähe des Einstiegs an.
Inzwischen machte sich bei einigen der erste Muskelkater bemerkbar. Bedingt dadurch wurde der Abstieg etwas langsamer als gedacht. Besonders im Geröllabschnitt des Weges wurde die Trittsicherheit auf die Probe gestellt.
Gegen 18 Uhr erreichten wieder alle zufrieden, nach einem langen Tag, das Gimpelhaus. Nach einer Dusche konnte der Abend dann bei einem gemütlichen Essen ausklingen.
Nicht jedoch bevor die Planungen für den nächsten Tag abgeschlossen waren. Wegen der zu erwartenden Regen-Wetterlage am späten Sonntag-Nachmittag beschlossen wir, am Sonntag so früh wie möglich los zu legen. Ziel war das Durchsteigen der Route „Till Ann“ (V-) in der westlichen Zwerschwand mit anschliessendem Abseilen über eine der Abseilpisten.
Kommentar von Ruth:
Auch der zweite Tag begann wieder recht aufregend. Da ich wieder in der Dreier Seilschaft unterwegs war, mussten wir oft am Stand warten, bis es weiter ging. Um uns die Zeit zu vertreiben, stimmten Jasmin und ich schon mal ein Liedchen an…(un dann stonn se in d`r Kaffebud…). Großen Respekt zolle ich Rolf, der die komplette Route, wie auch schon am Vortag, souverän vorstieg. Die Route war sehr abwechslungsreich, auch mit Kamin und Piazzklettereien, zu meistern. Auf dem Gipfel konnten wir dem schnellen Wetterwechsel zusehen und tolle Impressionen der Wolken verfolgen.
Es folgte der Abstieg über den „Normal Weg“. Diese Bezeichnung ist nicht wörtlich zu nehmen. Aber dank guter Führung, mal Rücklings, mal auf dem Po, haben wir den Weg geschafft bis zum Geröllfeld, wo ja nicht mehr viel passieren konnte….
Den Rest des Weges kannten wir nun schon gut und konnten Diskussionen über die Wirkung von Traubenzucker in der Leber und ob vor dem Essen noch duschen oder nachher … führen.
Kommentar von Tom:
Christoph und ich, stiegen als erstes in die Tour ein. Hier bekam das Thema Hakenabstände, doch stellenweise eine sehr beeindruckende Bedeutung. Für den Schwierigkeitsgrad und das Gelände jedoch ganz OK. Immer weiter Richtung Gipfel in Wechselführung. Donnerwetter!!! Das geht so ja richtig fix.
Oben angekommen wurden wir dann erstmal mit einer grandiosen Aussicht, bei strahlend blauen Himmel belohnt. Beim Abstieg über den „Normalweg“ war nochmal gute Trittsicherheit gefordert. Hat einen Riesenspaß gemacht.
Sonntag, 3. Tour "Till Ann V-"
Da Ruth am Vorabend ebenfalls Ambitionen für den Vorstieg äusserte und Jasmin nicht vorsteigen wollte, entschlossen wir uns für folgende Aufteilung:
Die beiden 2er-Seilschaften kletterten wieder mit Wechselführung. Auf diese Weise konnte Ruth auch wesentliche Teile der Route im Vorstieg meistern. Für die 3er-Seilschaft war der Plan, dass Tom die komplette Route im Vorstieg bewältigt. Dadurch konnte Rolf für die Absicherung von Tom und für die Unterstützung von Jasmin sorgen. Es zeigte sich, dass diese Route im Vergleich zu den voran gegangenen deutlich näher am „Klettern“ war. In dieser Route gibt es einige Stellen, die den „ganzen“ Vorsteiger inkl. Kopf fordern. Letztendlich haben aber alle die Route sehr gut gemeistert.
Oben angekommen wurde wegen des zu erwartenden Regen nur eine kurze Rast gemacht. Gleich danach ging es daran den Abseilplatz aufzubauen. Christoph seilte sich mit zwei weiteren Halbseilen zum nächsten Abseilpunkt ab. So konnte er in der Zeit, in der die anderen von oben kamen, die nächste Strecke vorbereiten.
Durch die Überwachung von Ulrike, Christoph und Rolf verlief alles problemlos. Alle seilten vorschriftsmässig mit Prusik-Hintersicherung ab. Durch zügiges Handling waren wir um 15:30 Uhr wieder unten am Einstieg. Nun hätte der Regen ruhig kommen können. Aber zu unserer aller Freude ließ er sich noch bis ca. 18:00 Uhr Zeit. Dadurch gelangten wir zumindest äusserlich trocken zurück zum Gimpelhaus.
Das war ein toller Tag und ein schöner Abschluss für unseren Kurztripp in die Tannheimer Berge.
Der Abend klang dann mit einem guten Essen und einem feucht fröhlichen zusammen sein aus.
Kommentar von Ruth:
Ja, die Till Ann hatte schon Schatten voraus geworfen. Durch Erzählungen von Armin und Jo war ich neugierig, aber auch durch die vorherigen Tage mutig geworden. So wollte ich nun auch mal richtig klettern….Man muss ja nicht immer runter schauen…. Dank dem freundlichen „jetzt bist du dran“ von Christoph, der mich und meine „Kletter -Künste“ ganz gut kennt, wagte ich mich in die zweite Seillänge.
Getreu dem Motto, nicht denken; machen; da ist der nächste Haken, da willst du hin…lief es ganz gut und ich kam am Stand an und konnte Christoph im Nachstieg gut sichern. So kletterten wir die acht Seillängen abwechselnd Es machte richtig Freude zu erkunden was wohl in der nächsten Seillänge auf uns wartete. Außer bei dem „Gipfelsturm“ habe ich alle haken gesehen und auch den Stand „gefunden“.
Dort allerdings direkt einen Haken ausgelassen (vorsichtshalber noch schnell ´ne Bandschlinge um einen Fels Kopf gelegt, wurde mir doch langsam zu bunt..) und am Stand vorbei geklettert, na ja: war ja nur noch zweier Gelände …. Über den Grat zum Abseilpunkt wurde von unseren Teamern schnell ein Geländer Seil gelegt, sodass wir bei den starken Sturmböen gut auf die andere Seite gelangen konnten. Die Abseilaktion verlief für mich echt entspannt, wenn ich da an meine Anfänge an der Teufelsley denke, oh jeh …
Vom letzten Abseilpunkt aus, meinte Christoph, ich müsste eigentlich fast bis zum „Weg“ runter kommen und solle doch mal schauen wie weit das Seil reicht. Sehr lustig … Gut, dass das Seil abgeknotet war, dieser Knoten saß fest in meiner Prusik … und - ganz unten war ich nicht - aber es ging ja ….
Der Rest war nach dem vergangenen Abstieg ein Kinderspiel … Schön war der letzte Abend mit Obstgedeck und Gamsmilch …..
Kommentar von Tom:
Dreier Seilschaft. Ich werde die Till-Ann komplett bis oben vorsteigen. Eine Prüfung für Kopf und Nerven. Aber jetzt Schluss damit. Es wird geklettert!!! Die ersten zwei Seillängen war noch dieses flaue Gefühl im Bauch. Dieses wurde jedoch schon sehr bald durch die pure Genusskletterei vollständig verdrängt und vergessen. Für dieses Erlebnis nochmals vielen Dank Rolf!!!
Oben angekommen war ich eigentlich froh, endlich am Ziel zu sein, hätte aber am liebsten noch ein paar Längen weiter geklettert. Aber da war ja leider nichts mehr. Wir waren ja schon oben. Also ging’s nach dem Fotoshooting gleich rüber zur Abseilpiste, da sich auch das Wetter langsam verschlechterte. Zurück in der Hütte wurde der Ausflug in toller Gesellschaft, mit gutem Essen und so manchen Kaltgetränke dann abgeschlossen. War einfach nur schön….
Danke Rolf!
Montag, Rückreise
Ulrike stieg beim ersten Dämmerlicht bereits wieder ab, weil Sie aus beruflichen Gründen wieder so bald wie möglich zu Haus sein wollte. Wir anderen liessen uns bei einem gemütlichen Frühstück noch etwas Zeit. Bedingt dadurch schafften wir es, ohne Regen abzusteigen.
Nachdem wieder alles in den Fahrzeugen verstaut war. Ging es dann wieder zurück in die Eifel.
An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich für die tolle Unterstützung von Ulrike bei unserer Unternehmung bedanken. Mal sehen, wann wir etwas ähnliches wiederholen können. Das würde mich sehr freuen.