Mützenich.
Sie erfüllten sich einen Traum: Drei Mützenicher bestiegen den Kilimandscharo. Am 19. März kehrten sie wohlbehalten von einer unvergesslichen Reise zurück.
Volker Jansen, Ingo Claßen und René Schrouff, allesamt passionierte Bergwanderer, hatten sich „das Dach Afrikas“ als Ziel genommen, die Initiative ging von Volker Jansen aus, der in Rohren und Mützenich seit Jahrzehnten zur Läuferszene gehört.
„Seit 30 Jahren mache ich in den Alpen Hüttentouren und habe einige Klettersteige kennengelernt“, berichtet er, „der Ursprung liegt in den Skisafaris, die die Bergwacht Rohren seit eh und je organisiert. Mit ‚Everski‘, dem renommierten Veranstalter von solchen Touren, sind wir dann eines Tages auch mal im Sommer losgezogen, seitdem bin ich vom Virus des Bergwanderns total infiziert.“
Volker Jansen beschloss nach einigen Erfahrungen, selbst Hüttentouren zu organisieren, und mittlerweile ist sein Team (die meisten kommen aus Mützenich und Konzen) genauso wie er begierig, reizvolle Strecken und Klettersteige auszuprobieren. Er schwärmt von den Alpen, besonders von Südtirol; seiner Meinung nach sind die drei Zinnen das lohnendste Ziel.
Und dann kamen ihm die „Seven Summits“ in den Sinn; damit sind die sieben höchsten Gipfel der Kontinente gemeint, echte Herausforderungen für ambitionierte Bergsteiger. Er konnte Ingo Claßen und René Schrouff mit seiner Idee anstecken. „Der Kilimandscharo ist der leichteste der Seven Summits“, bekennt er. Aber Ingo Claßen gibt zu bedenken: „Egal wie fit du bist, an den Höhen kann man scheitern.“
Bevor die Drei den legendären Gipfel in 5.895 m anpeilten, standen einige Überlegungen an: Die Ausrüstung wurde ergänzt, schließlich musste die Wandergarderobe für 32 Grad Hitze und für 15 Minusgrade geeignet sein. Die Route wurde ausgewählt, die Anreise geplant. Die Drei aus der Eifel entschieden sich für die Lemosho-Route, sie geht von Tansania aus in acht Tagen auf den Gipfel des Kilimandscharo. Und man hat immer wieder einen Blick auf das begehrte Ziel.
Als Eifelwanderer sei man gut vorbereitet, meint René Schrouff, also gab es für das Trio keinen Grund, extra zu trainieren. Am 05. März starteten sie ihre Reise, zunächst ging‘s es per Flugzeug nach Addis Abeba, der Hauptstadt Äthiopiens, und nach kurzem Aufenthalt zum Kilimandscharo Airport in Tansania, wo man im Hotel die restlichen Teilnehmer der Gruppe traf, die sich für diesen Trip entschieden hatte. Drei Frauen und sieben Männer waren entschlossen, den Kibo zu bezwingen, sie waren zwischen 18 und 62 Jahre alt.
Schon die erste Fahrt mit einem Bus zum Nationalparktor empfanden die Reisenden als abenteuerlich: „Eigentlich war der Bus für 20 Leute geeignet, aber 30 stiegen ein. Und das Gepäck wurde aufs Dach geworfen, wo es sich türmte; ich hab die Augen zugemacht und gehofft, dass alles gut geht“, erzählt Ingo Claßen.
Mit großem Respekt sprechen die Eifeler vom Betreuungsteam: „Wir hatten fünf Führer und 18 Träger. Die Crew kümmerte sich um alles, wir haben gestaunt, wie viel die Jungs einkauften, es kam ja kein Laden mehr auf der Strecke.“
Die erste Wanderung ging bei 32 Grad über vier bis fünf Stunden durch Wald, und die Teilnehmer lernten die Leistungen der Guides und Träger schätzen. „Wir haben zunächst etwas verdutzt geguckt, weil unsere Führer langsam und mit kleinen Schritten gingen. Aber dann haben wir verstanden, dass dies die beste Art ist, sich zu akklimatisieren und lange durchzuhalten“, berichtet Volker Jansen. Und einig sind sich die Drei über die unentbehrliche Unterstützung durch die Träger: „Wir Wanderer durften jeder bis zu 15 kg Gepäck abgeben, das trugen sie und dazu das Versorgungszelt und das Küchenzelt. Wir selber hatten nur einen Tagesrucksack von ungefähr 6 kg zu tragen.“
Die erste Übernachtung in Zelten im Dschungel wird unvergesslich bleiben; man sollte die Zelte gut verschließen, lautete die Warnung, sonst bekäme man Besuch von neugierigen Affen.
Die nächste Nacht im Shira Camp auf 3.900 m wurde arg kühl. „Trotz Schlafsack, in dem man minus 25 Grad aushalten kann, haben wir gefroren“, erzählt Ingo Claßen, „ich habe mich eingepackt, dass nur noch die Augen rausschauten.“
An den nächsten Tagen standen Wanderungen auf dem Programm, die der Gewöhnung an die Höhe dienten. Man ging über Tag hoch bis auf 4.600 m und wieder bergab, um zu schlafen. Am sechsten Tag erreichte die Gruppe das Barafu Camp, wo sie auf 4.600 m die Nacht verbrachte.
Um Kraft zu sparen, unternahm die Gruppe am siebten Tag nur eine relativ leichte Tour. Man konnte sich noch ein wenig ausruhen, dann wurde um 11 Uhr abends geweckt, um null Uhr begann der Aufstieg. „Um 6 Uhr waren wir am Kraterrand“, berichtet Volker Claßen, „die Sonne ging auf. Ein unbeschreiblicher Anblick, ein wundervolles Erlebnis.“
Am „Stella Point“ auf 5.756 m ließ man die Drei losziehen, sie marschierten in ihrem eigenen Schritttempo auf den Uhuru-Peak, den eigentlichen Gipfel des Kilimandschora-Massivs, los. Eine halbe Stunde später erreichten sie das Ziel in 5.895 m Höhe. Die Ausblicke auf Nebengipfel und das Wolkenmeer unter ihnen waren fantastisch. Gigantische Gletschertürme in bizarren Formen ersetzen mittlerweile meistens den Schnee am Kilimandscharo.
„Wir durften uns oben zwanzig Minuten alleine freuen, dann kam der Rest der Gruppe, alle schafften es,“ erzählt René Schrouff. Und wieder ist er voll des Lobes über die umsichtigen Begleiter: „Unsere Führer waren jederzeit Herr der Lage, sie hatten stets die Übersicht über die ganze Gruppe. Sie erinnerten uns ans Trinken, drei bis vier Liter Wasser pro Tag. Jeder hatte während der Tour einen Moment, da er sich nicht so ganz fit fühlte. Die Träger nahmen einem dann, wenn nötig, den Rucksack ab.“
Der Abstieg über 2.700 Höhenmeter gelang fast mühelos; bei einer Abschlussparty ließen alle das aufwühlende Erlebnis Revue passieren. Die Drei aus der Eifel sagen: „Es war von vorne bis hinten perfekt.“
Als Abrundung gönnte sich das Eifelteam noch ein paar Tage in der Serengeti. In der endlosen Weite der Savanne konnten sie alle Tiere Afrikas aus der Nähe erleben: Wasserbüffel, Antilopen, Giraffen, Elefanten, Löwen, Nashörner und eine riesige Herde Gnus. Volker Jansen, Ingo Claßen und René Schrouff haben beeindruckende Bilder festgehalten – in ihren Kameras und in ihren Köpfen. ale