Unser diesjähriges Ziel lag in Italien. Pro: Sonniges Wetter, Kontra: Lange Fahrt. Am Vorabend stand unser Auto schon fertig gepackt in der Garage. Nur noch aufsitzen und ab, im „alten“ Team: Marianne und Franz – Josef Schmitz und wir Josef und Elfriede Hövel.
Wir fuhren wie immer, über unsere Lieblingsstrecke das kurvenreiche Ahrtal und vorbei am Nürburgring . Ab Wehr flitzten wir über die Autobahnen, natürlich immer in vorgeschriebener Geschwindigkeitsbegrenzung. Ein Sonnenaufgang der besonderen Art. Glutrot stieg die Sonne am Horizont auf. Wir sind in den Ferien, das erlebten wir am Brennerpass. Viele Autos wollten auch über den Pass. Aber da hatte Franz Josef sich gut beraten lassen, mit einem Video – Maut – Billett. Wir hatten freie Fahrt, während viele andere Autos in der Autoschlange ausharren mussten. Nach gut 10 Std. Fahrt waren wir im Grödnertal. Berge, Sonne Wolken – Herz was willst du mehr!
St Ulrich im Grödnertal unser Ziel. Der Ort schmiegt sich eingebettet im Tal und an den seitlichen Bergflanken hoch. Die Strassen sind, zur besseren Orientierung, in farbliche Zonen aufgeteilt. Wir fuhren auf der grünen Zone. Es ging mächtig bergauf.
Unsere Pension wunderschön gelegen mit Blick auf den Ort und auf Lang und Plattkofel sowie auf die Sellagruppe. Sehr freundlich aufgenommen vom Ehepaar Resch, konnten wir unser Auto in der Garage abstellen. Herr Resch selbst Bergsteiger und Bergrettungswacht begeisterte sich sofort für unsere Tour. Viel auszupacken hatten wir ja nicht, unsere Habe befand sich im schon
gepackten Rucksack darum machten wir uns gleich auf zur Ortsbesichtigung. Bis in Ortsmitte ging es ganz schön bergab. Ein schöner Ort mit ganz vielen herrlichen Ausblicken.
Montag 03.08.09
Die Rucksäcke standen fertig gepackt, doch ein medizinisches Ungemach zwang uns zum Umdenken. So konnten wir nicht auf eine Hüttentour einsteigen. Was tun war jetzt gefragt. Per Handy wurde der Hausarzt konsultiert. Bleiben konnten wir, aber Hüttentour entschieden wir, nein. Die Resch`s machten mit einigen Telefonaten möglich, dass wir unsere Woche bei ihnen im Quartier bleiben konnten, es war ja immerhin Saison und viele Gäste im Ort. Mit der angegebenen Medizin und ein wenig Ruhe sollte das Ungemach verschwinden. Jetzt kam uns zu Gute, dass schon Wochen vor der Reise bis ins Detail geplant worden war und wir mit den Örtlichkeiten per Karten bekannt waren. Kleinere wie größere Touren waren vom Ort aus möglich.
Wir machten uns also heute nur zu dritt auf eine kleine Tagestour. Unser Ziel, die Raschötzhütte. Mit dem alten Sessellift, der so eben über die Baumwipfel schleifte, glitten wir von 1236m. auf 2103m. Dunkle Wolken begleiten uns. Der Weg Nr. 35 ging auf und ab erst mal durch Wald. Die Bäume dienten uns auch gleich mal als Unterstand, denn die Wolken entließen ihre nasse Fracht mächtig über uns. Als wir aus dem Wald auf eine schöne Hochebene kamen, hatten wir die Geislergruppe im Blickfeld. Zwar spielen die Wolken um die Spitzen aber die bizarren Felsmassive waren doch ab und zu zusehen. Im leichten auf und ab erreichten wir den Broglessattel. Und da lag die Brogleshütte 2045m., nach gut 1 Std. Wanderung, uns schon zu Füßen. Hier machten wir Rast. Und erst einmal per SMS eine Abfrage, wie geht’s? Viel besser, die Medikamente wirkten, das ist prima! Wir machten uns auf den Rückweg.
Bis zum Sattel etwas bergauf und dann war der Regen wieder da. Hinter der Hochebene Innerraschötz gingen wir in den Weg 31.Der Weg wurde stückweise repariert und als der ältere Herr, der mit den Arbeiten beschäftigt war uns so ankommen sah, tönte er gleich los: Ihr mit den Stöcken, macht unsere Wege alle kaputt! Irritiert von so viel Überheblichkeit zogen wir weiter. Das hatten wir wohl noch nie gehört. Wir ließen uns nicht beirren und gingen weiter auf dem schönen Pfad, immer bergauf und ab. Die Regenwolken begleiteten uns aber ständig. Die Ausblicke waren zwar auch mit den Wolken fantastisch, wenn da nur nicht dieses tröpfeln gewesen wäre! Ein Blick ins Villnösstal wunderschön. Auf schönen Pfaden gingen wir weiter. Wir wollten eigentlich noch bis zur kleinen Kapelle am anderen Ende der Ebene gehen, aber sehr dunkle Wolken und ein leises Grollen ließen uns schleunigst bis zur Sesselbahnstation gehen. Mit der nächsten Bahn schwebten wir – begleitet vom Regen – bergab. Unten waren unsere Hosen plitschenaß. Schnellen Schritts gings in die warmen Stuben. Ein Glück das Frau Resch einen so schönen Heizungskeller hatte! Dem Patienten ging es wieder sehr gut und wir konnten für den nächsten Tag planen.
Dienstag 04.08. 09
Nun hatten wir uns auf einen Tagestourenurlaub eingerichtet. Unsere Rucksäcke waren ein wenig zu groß geraten, aber so hatten wir Frauen einen Vorteil, wir brauchten keinen Rucksack, es ging ja gemächlich alles in einen! Frau Resch erzählte uns von einer Gardenacard gültig fürs Grödnertal, die wir uns auch postwendend besorgten. Nun hatten wir freie Fahrt mit Bahn und Bus – prima!
Die setzten wir auch gleich ein und fuhren hoch zur Seiseralm 2005m.
Wir stiegen aus der Bahn aus und bestaunten erstmal diese Weite. Ins Auge viel sofort der Schlern mit seiner Santnerspitze, die Rosszähne- ( Rosengarten ) noch in den Wolken. Lang und Plattkofler auch noch wolkenumhüllt. Und diese Weite. Wir hatten ja schon viel von der Seiseralm gehört und gesehen, aber diese Weite in natura, da staunten wir doch.
Im auf und ab des Weges Nr. 9 gingen wir gemach über die Pfade und hinunter bis Saltria 1690m. Und da hatte doch tatsächlich der Herbst schon mit seiner Blumenpracht Einzug gehalten. Silberdisteln mit seinen Blüten dicht am Boden. In Saltria machten wir eine Rast um dann vorbei an Radauer in Richtung Monte Pana Bahn weiter zu gehen.
Schön einzusehen war die Langkofelhütte, genau inmitten der schroff aufsteigenden Berggipfel Lang und Plattkofel gelegen. Mit dem Fernglas betrachtet, umschwirrt von Menschen wie Ameisen. Am Nachmittag verzog sich das Wolkenspiel um die Kofel, um aber gleich wieder zurückzukommen. Unser Weg ging weiter auf breitem Weg Nr. 30 durch Wald oder weite Wiesenebenen.
Rastplätze luden zur feudalen Pausen ein. Dem Abzweig in den Weg 30a Richtung St. Christina folgten wir bis zur Bahnstation Monte Pana Nach 5 Std. Wanderung und noch früh am Nachmittag stiegen wir erst noch in die Kabinenbahn bergauf. Von hier oben in 2042m. hatten wir eine tolle Rundumsicht. Markant die Geislergruppe und Puetzgruppe. Aber auch die Seiseralm lag uns zu Füßen, gut zu sehen unsere zurückgelegte weite Strecke.
Aber es wurde Zeit zurück zu fahren. Mit dem Sessellift schwebten wir dicht über die Gärten und Häuser St. Christinas ein. Es ging mächtig in die Tiefe. Gut eingedeckt für den Tagesausklang auf der heimischen Veranda, fuhren wir mit dem Bus zurück nach St. Ulrich. Bevor wir den Anstieg in die Str. Tinderla angingen, genehmigten wir uns eine leckere Pizza. Im letzten Sonnenlicht auf der Veranda, plaudernd mit den Resch`s. Beim guten Glas Wein, verging der Abend wie im Flug.
Mittwoch 05.08.09
Heute starteten wir unsere Tour auf dem Sellerjoch. Mit dem übervollen Bus waren wir bis zum Joch gefahren 2244m. Nun spuckte der Bus seine Passagiere zu den vielen, vielen anderen aus, die auch schon hier oben waren. Es ist Ferienzeit und ganz viele Italiener wollen heute auch wandern. Es war nicht die kleinste Parklücke mehr zu bekommen, überall Autos. Wir gingen direkt in den Weg 557, das Panorama war einfach umwerfend. Nur langsam kamen wir voran, man musste einfach immer stehen bleiben und schauen. Im auf und ab, auf feinen Wanderwegen, Marmolada und Kofler immer im Blick kamen wir weiter. Die Sonne lachte vom Himmel. Wurde der Pfad schmaler bildeten sich lange Menschenschlangen, die aber alle in eine Richtung gingen. Wurde der Weg etwas steil und rutschig waren sogar Seile als Wegsicherungen angebracht. Vorbei an der Saleihütte und Friedrich Augusthütte zum Sandro Pertini Rifugio. Von weiten hören wir schon die vielen Italiener an und um der Hütte. Wir gingen weiter und machten am Wegesrand, auf einem Stein Mittagspause.
Erst beim näheren hinsehen sah ich wo wir uns da nieder gelassen haben. Überall in den Steinritzen standen ganz unscheinbar Edelweiß. Eines schöner als das andere. Die vielen, die da auch um die großen Steine saßen bemerkten die Winzlinge gar nicht. Zwergrösel und Edelweiß umschmiegten die Steine. Da war es ja geradezu schade weiter zu gehen, aber wir gingen weiter.
Hier oben erstreckte sich ein ganzer Alpenblumenteppich in blau gelb. Und hinter jeder Kurve ein neues Panorama. Bald kam die Plattkofelalm und dann die Plattkofelhütte in unser Visier. Schön gelegen auf dem Sattel 2300 m. Hier machten wir noch mal Pause. Vor den WC `s bildeten sich lange Schlangen, aber es nutzte nichts, man musste sich in Geduld hüten.
Weiter ging der Weg, wunderbar immer am Hang entlang. Immer stetig hinauf und hinab, mal über Steine und Stiegen. Unterhalb der Langkofelhütte war der Steig weggespült und es ging etwas über Steine und Geröll, aber immer noch gut gehbar. Auch heute waren unzählige Wanderer um die Hütte. Für uns war es Zeitlich nicht mehr möglich die Hütte an zu gehen. Zum einen ging es mächtig bergauf bis dahin und wir mussten ja auch noch bis zur Bahnstation. Also gingen wir im Tross weiter.
Auf einem kleinen Sattel machten wir inmitten vieler, Pause. Nun ging es über Grasmatten hinunter bis zur Seilbahnstation Monte Pana. Wir hatten die Kofelgruppe fast umrundet.
Unsere Kehlen forderten flüssiges, deshalb gingen wir von der Bahnstation die wenigen Schritte hinunter bis zu einer kleinen Almhütte. Unterm Sonnenschirm, mit kühlen Getränken, ließen wir die Tour ausklingen. Der Sessellift brachte uns hinunter nach St. Christina und mit dem Bus fuhren wir zurück nach St. Ulrich.
Gestärkt mit einer Pizza gingen wir dann durch St. Ulrich, schauten den Bildhauern am Gemeindehaus zu und gingen dann in den Anstieg zum Quartier. Beim Plausch mit Matthias Resch, über seine Jahre als Bergretter und Bergsteiger und über seine immer noch aktive Bildhauerei, verging der Abend auf der Veranda wie im Flug.
Donnerstag 06.08.09
Heute war unser Ziel die Regensburger Hütte. Der Stadtbus nahm uns ein Wegstück mit bis zu den Rolltreppen. Da stiegen wir auf und fuhren hoch bis zur Seilbahnstation. Mit der Secedabahn schwebten wir mit einem Umstieg bis fast zum Gipfel auf 2500m Mit einem kurzen Anstieg standen wir am Gipfelkreuz. Jetzt war die Sicht fast wolkenlos und im Inforondell konnte man in allen Richtungen die Berggipfel benennen und erkennen. Selbst Platt und Langkofler waren mal für Minuten fast ohne Wolken.
Wir brauchten schon eine ganze Zeit zum Umschauen bevor wir in den Wandersteig gehen konnten. Und von nun an ging`s bergab. Wiesenwege oder Pfade immer hinab. Das ging ordentlich in die Beine. Vorbei an der Tirolerhütte 2250m. Da tat es doch richtig gut wenn mal ein paar Schritte eben gingen. Als wir dann noch ein wenig tiefer kamen, fanden wir die von Matthias Resch angekündigten Edelweiß. Ganze Wiesen damit übersät, einfach toll. Die größten Blüten standen an Abhängen, da wo niemand hin kam.
Und dann lag sie vor uns, die Regensburger Hütte 2039m. Und hier das gleiche wie an den Vortagen auch, Himmel und Menschen. Wir erhaschten aber dennoch ein schönes Plätzchen vor der Hütte und konnten die Hüttenatmosphäre genießen, eine ganze Mittagspause lang. Wir beobachteten Kraxler hinauf zum Furcela, durchs Geröll.
Es wurde Zeit ans Zurückgehen zu denken. Im leichten auf gingen wir bis zur Raiserhütte, um dann mit der Bergbahn hinunter zu fahren.
Der Tag war noch jung und so beschlossen wir noch mit der Bahn aufs Grödnerjoch zu fahren. Die Panoramen faszinieren uns immer wieder. Die Sellagruppe und die Puetzgruppe, fast zum anfassen. Mit der Bahn und dem Bus ging`s dann zurück nach St. Ulrich. Das Ritual schon recht früh im Ort Essen zu gehen, hatte sich eingespielt. Zurück im Quartier brauchen wir dann nur noch eine Dusche und legere Kleidung und beim Roten klang der Tag mit dem Abendrot aus.
Freitag 07.08.09
Unser letzter Wandertag soll auf der weitläufigen Seiseralm auslaufen. Hier brauchten wir noch Tage um alle Wege zu erforschen und wir gehen schon keinen langsamen Schritt. Wir entschieden uns für den Weg 6s. Durch Wald und Grasmatten ging es erst bergauf, dann schön sacht hinab. Unterhalb des Monte Pitz gingen wir auf dem Hugo und Paula Steger Weg. Ein Themenweg mit vielen hinweisenden Schautafeln. Wir lernten die Haseltanne kennen, die als Klangholz sehr beliebt ist. Bei unserer Mittagsrast zeigten sich die Kofler ohne Wolken! Und die Plattkofelhütte war auch gut zu sehen. Über Wurzeln und Steine auf Pfad, gelangen wir bis Saltria. Mit einer Trinkpause gestärkt gingen wir in den 40 mimütigen Anstieg, teils über Holzpfade ähnlich Vennwege, bis zum Hotel Sonne. Und mit dem Sessellift verkürzten wir den Aufstieg zur Station. 5 ½ Std. waren wir unterwegs und nun genehmigen wir uns ein Schmankerl auf der Terrasse, zum Wanderausklang. Genossen noch mal die fantastischen Ausblicke und fuhren dann wieder ins Tal.
Mit guten Gesprächen über Gott und die Welt, beendeten wir die Wandertage auf der Veranda. Ein Fazit unserer Reise: Man sollte stets gut Planen damit auch Unbilden aufgefangen werden können. Wenn ein Team zusammensteht kann nix passieren! Die Ferienzeiten sollte man tunlichst meiden, wenn möglich! Und auch so lange Fahrwege sind kein Garant für Dauergutwetter! Bedanken mussten wir uns beim Ehepaar Resch, die es uns möglich machten so einfach unsere Pläne über Bord zu werfen und um zu disponieren. Und trotz allem war es eine Wanderwoche
mit ganz vielen Eindrücken, in einer tollen Landschaft.
Samstag 08.08.09
Mit einigen Staus erreichten wir unbeschadet unsere Heimat wieder.