Datum: 31. 05 2009
Autor: Martin Schmidt
An einem Freitagnachmittag vor einem langen Wochenende quer durch Deutschland zu fahren stellt sich im Nachhinein als keine so gute Idee heraus. Fast acht Stunden für 450km, ein Schnitt von 64km pro Stunde. Fahrradfahrer sind schneller unterwegs; und entspannter. Dabei haben wir das Frankenjura auch wegen seiner relativen Nähe zu unserer schicken Nordeifel ausgesucht, deren Kiesel wir an diesem Wochenende gegen fränkische Fingerlöcher tauschen wollen. An der Fahrtzeit gemessen hätten wir auch an den Gardasee fahren können.
Gegen halb elf in der Nacht erreichen wir dann unseren ruhig gelegenen Campingplatz. Und in einem Gebiet wie der fränkischen Schweiz das vor allem durch seine Abwesenheit von Supermärkten auffällt und in dem jede Fahrt zu Tankstelle eine mittlere Expedition bedeutet heißt ruhig gelegen „Hier liegt der tote Hund begraben.“. Eigentlich sollte in Forchheim eine Warntafel im Stil des australischen Outbacks angebracht sein. „Ab hier nur mit vollem Tank und Lebensmitteln für vier Tage weiterfahren“.
Diese Abgeschiedenheit und Ländlichkeit des Gebietes machen natürlich zusammen mit den zahlreichen Konditoreien und Brauereien natürlich den besonderen Reiz des Gebietes aus. Und natürlich die zahlreichen Felsen die das Frankenjura zu einem der Topklettergebiete Europas machen. Hier wurde und wird Klettergeschichte geschrieben.
Nach nächtlichem Zeltaufbauen und ausgiebiger Bierverkostung ( siehe besondere Reize der Region) geht zur kurzen Nachtruhe. Leider reagiert zumindest ein Teil der Leitung der Gruppe allergisch auf besonders überfüllte Felsen und müht sich redlich die schlummernden Teilnehmer zu unchristlich früher Stunde an den Fels zu bugsieren. Dieses Unterfangen ist natürlich nur teilweise von Erfolg gekrönt so dass sich die durchschnittliche Ankunftszeit an den Felsen auf etwa viertel vor neun beläuft. Immer noch 2 Stunden bevor der durchschnittliche Sportkletterer sich zu den Felsen begibt. Diese ruhigen Stunden bis zum Mittag sind dann auch die schönsten und klettertechnisch erfolgreichsten. Zahlreiche Routen werden getoproped, ausgebouldert, Rotpunkt begangen (oder auch nicht) und am Ende jeden Tages waren alle Fingerkuppen dünn und alle Unterarme dick geklettert.
Hier beginnt dann der besondere Teil des Tages: Das abendliche Herumlungern. Nach der ersten Bedürfnisbefriedigung wie Duschen (Leider stellt der Campingplatz nur zwei Duschen für geschätzte hundertfünfzig Kletterer zur Verfügung. Langem Anstehen vor den Sanitäranlagen entgeht man nur durch antizyklisches Verhalten oder konsequente Hygienevermeidung.) und dem ersten abendlichen Entspannungsbier wurden dann die Energiespeicher mit fränkischen Spezialitäten, Nudeln oder Pizza gefüllt. Hiernach versammelte sich die Jugendgruppe vor den Zelten um bis in den späten Abend zu erzählen und das ein oder andere Bier zu leeren.
Regelmäßig wurden unsere Abende durch den netten Campingplatzwart zur Ruhe gebracht, der freundlich aber bestimmt um gedämpfte Lautstärke bat damit sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen konnten.
Wie immer gehen solche ausgefüllten Tage viel zu schnell vorbei und trotz inoffizieller Verlängerung zwecks Stauvermeidung war die Tour mal wieder zu kurz.
Auf dem Rückweg am Dienstagmorgen rettet Kai dann noch ein störrisches Kalb von der Straße, das sich, flugs unter Kais Arm geklemmt, mit sturen Blicken, einem Muhen und dem Entleeren seiner Blase auf den Retter bedankt. Mit diesem Gruß des angehenden Bratens verabschieden wir uns von dem Topklettergebiet Deutschlands und freuen uns auf die Sommerfahrt die dann wieder in die „richtigen Berge“ führt.