Teilnehmer: Ute van der Hoek, Patrick Althausen; Kay Moßler, Ruth Jenniches
17.6. - 24.6.2022
Los ging es für Ute und mich am 17.6.22 4:56 Uhr ab Euskirchen Bahnhof per ÖPNV über Ulm, Sonthofen nach Oberstdorf - Bad Hindelang – Hinterstein und dann mit dem Privat Bus für 5 Euro in das Bärgründletal Richtung Giebelhaus. Wir stiegen vorher an der kleinen Brücke aus, um zur Schwarzenberghütte aufzusteigen: Wegstrecke ca. 3 km und 300 hm. Bei fast 30 Grad im Schatten mit unseren schweren Rucksäcken, die unsere komplette Kletterausrüstung für eine Woche enthielt, ganz schön anstrengend. Aber gegen 15:00 Uhr waren wir am Etappenziel und konnten mit einem kühlen Getränk den herrlichen Blick auf das Prinz-Luitpold-Haus genießen. Für 30 Euro übernachteten wir im Lager inklusive Frühstück und Abendessen
Am nächsten Morgen stiegen wir zur Endhaltestelle des Privatbusses am Giebelhaus ab. Dort trafen wir pünktlich auf Patrick und Kay. Gemeinsam ging es zur Materialseilbahn, die Kay für uns geordert hatte und am Ende mit 5 Euro pP bezahlt wurde. Von dort ging es ca. 700 hm hinauf zu unserem Ziel für die nächsten sechs Tage - dem Prinz-Luitpold-Haus.
Dort angekommen bezogen wir unser gebuchtes Zimmer „Die Kammer des Schreckens“ - die erste Nacht sogar zu fünft in dieser kleinen Kammer….
Nach gründlicher Recherche des Wetterberichtes stand das Programm für die nächsten Tage fest. Am Sonntag sollte es auf die Madonna gehen. Elf Seillängen hinauf, dann über den Grat auf den Südgipfel der Fuchskarspitze und von dort über den Normalweg zurück - so weit der Plan. Da noch etwas Zeit war, entschlossen wir uns zum nahen Hausfelsen zu gehen und dort ein wenig Tuchfühlung mit dem Felsen aufzunehmen. Ute und ich spazierten noch bis zur Bockkarscharte (2270 müNN) und badeten bei der Rückkehr zur Hütte noch im hauseigenen See.
Das Essen der Hütte wird ausschließlich regional und Bio zubereitet. Zum Frühstück gibt es frisches Birschler Müsli und guten Kaffee.
Am Sonntag ging es nun zur ersten Mehrseillängen Tour. Der Einstieg zur Madonna Direkt war noch ca. 2m hoch verschneit, so dass der erste Haken nicht zu sehen war. Wir machten an einem Block Stand und los ging es. Die Route war nicht immer leicht zu finden: Patrick und Kay gingen voran und an den unklaren Stellen warteten Sie und wir diskutierten gemeinsam, wo es lang gehen könnte. Die schwierigste Stelle war eine 4+ und wir waren uns im Nachhinein einig, dass es in dem brüchigen Felsen nicht hätte schwieriger sein dürfen. Oben auf der Madonna angekommen, hatten wir einen fantastischen Rundumblick. Weiter ging es zu einer Abseilpiste von ca. 40m Länge.
Als letztes seilte Ute ab… leider ließ sich das Seil dann nicht abziehen. Ute stieg mit Hilfe des ???Robe Mans??? wieder am Seil auf und stellte fest, dass sich der Knoten unter dem Abseilring verklemmt hatte. Fazit: Konten immer ein Stück vom Ring entfernt platzieren!!! Nun wurde es noch einmal spannend. Es ging über den Grat zum Südgipfel der Fuchskarspitze … auch hier diskutierten wir erst über die mögliche Wegstrecke. Konnte das wirklich sein? Über die steil abfallende Platte? … Ja konnte. Nach Bergsteiger-Manier gesichert kamen wir alle gut und mit starken Nerven am Südgipfel an und waren stolz auf das Erreichte. Nun ging es über den schwarzen „Normalweg“ zurück zur Hütte. Letztendlich haben wir für die Tour gut 12 Stunden gebraucht. Wir sind halt doch Flachlandtiroler und haben uns Zeit gelassen und auf Sicherheit gesetzt. Unser netter Hüttenwirt servierte uns um 21:00 Uhr noch eine große Portion Spaghetti und nach zwei Bier lagen wir ko aber glücklich in unseren Betten.
Für den Montag hatten wir uns den Südgipfel-Westgrat vorgenommen. Da wir uns auf der Hütte mit einer Seilschaft unterhalten hatten, die diesen am Vortag gehen wollte und wir Sie vermeintlich am Einstieg gesehen hatten, war es für uns klar, wo es los ging und wir waren guten Mutes, den Einstieg schnell gefunden zu haben. Kay wurde die Sache zu komisch und er drehte zur Hütte um, so dass wir Patrick, Ute und ich als dreier Seilschaft einstiegen. Patrick führte uns zuerst durch einen Kamin. Leider stellte sich heraus, dass es keine Haken zu finden gab, so dass er alles alpin absichern musste. Beim Nachstieg brach mir ein Schuhkarton großer Brocken heraus und fiel auf meinen Oberschenkel (diesen blauen Fleck konnte ich noch nach zwei Wochen zeigen). Ich fiel in die Sicherung und das System hielt. Gut so - gelernt ist gelernt.Am Ende des Kamins übernahm Ute die Führung. Leider hatten wir immer noch keine Ahnung, wo die richtige Route verlief und wir kletterten weiterhin clean Richtung Gipfel. Nach weiteren vier oder fünf Seillängen übernahm ich die Führung. An einem Stand in einem Durchschlupf durch eine „Wand“ war Ute guten Mutes. Sie hatte eine alte Bierflasche gefunden - kurz um wurde unsere Begehung die „Bierflaschen Route“ getauft.
Es dauerte noch einige Seillängen bis wir, man glaubt es kaum, auf gebohrte Haken stießen. Von hier aus ging es gut zum Nordgipfel, den wir gegen 19:00 Uhr nach 16 Seillängen erreichten. Kay hatte sich vom Hüttenwirt ein Fernglas besorgt und uns am Gipfel gesehen. Es ging das Gerücht, dass es nun nicht mehr langer dauert - dann seien wir zurück. Okay - es kam wie es kommen musste: Noch zwei bis drei Mal Seilsalat beim Abseilen und es wurden 21:45 Uhr als wir endlich auf der Hütte zurück waren. Auch hier hatte der Wirt Mitleid und wir bekamen noch ein warmes Essen und kühle Getränke. Auf dem Zimmer erzählten wir Kay von unserem Abenteuer und beruhigten unsere Nerven mit leckerem Whisky aus Patricks Flachmann. Fazit: Mach dich vorher noch mal schlau wo genau der Einstieg ist!!!
Da das Wetter für den Dienstag noch vielversprechend aussah, hatten wir uns den Hochvogel als höchsten Gipfel der Allgäuer Alpen vorgenommen. Gesagt getan ging es am nächsten Morgen für uns vier wieder los. Leider hatte Kay auch an diesem Tag seine Knochen nicht genug geschmiert, so dass er nach der erfolgreichen Querung zweier Schneefelder wieder umkehrte. Wirklich schade….
Wir drei gingen über die Kreuzspitze weiter zum Gipfel. An der Kreuzspitze gibt es eine Seilversicherung, die man als Klettersteig gehen kann. Dies taten wir auch, auch weil die vergangenen Tage doch einiges an Kraft gekostet hatten. Oben auf dem Gipfel des Hochvogels hatten wir einen tollen Blick, machten kurz Rast und kamen tatsächlich nachmittags zur Hütte zurück. Ein guter Tag und Gott sei Dank war für Mittwoch Regen gemeldet, so dass Körperpflege und Ausruhen angesagt war. Dies stimmte dann doch nicht so ganz: In einer Regenpause waren die Herren schon wieder zum haueigenen Fels unterwegs, um noch schnell ein paar vierer und fünfer Routen abzuknipsen. Diese hatte Kay mit Bravour erledigt!!
Donnerstag war für Patrick und Kay die Tour leider schon zu Ende. Ute und ich nutzten das wieder gute Wetter, um uns mit dem Gebiet zu versöhnen und kletterten die Westverschneidung mit sechs Seillängen im vierten Grad souverän alleine. Am nächsten Morgen stiegen auch wir hinab und fuhren wieder per ÖPNV nach Hause.
Fazit: Das Prinz-Luitpold-Haus eignet sich für Mehrseillängentouren vom dritten bis sechsten Grad. Die Zustiege sind lang: Ca. 200hm müssen über Schotter Pisten bewältigt werden. Abseilpisten gibt es kaum. Für Anfänger halte ich das Gebiet nicht für geeignet. Man sollte alpine Erfahrung haben und seine Kletterrouten mobil selbst sichern können. Die Anfahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln klappt prima. Die Hüttencrew ist super nett, besonders zu empfehlen das vegetarische Curry.