Kletterwochenende im Kaisergebirge (Wilder Kaiser) vom 28. Juni bis 01. Juli
Mittwoch Nacht fuhren wir zu dritt, Reiner Müller, der die Tour organisierte, Achim und Wolfgang, von Reifferscheid über Baasem Richtung Österreich. Nördlich vom Kaisergebirge über Walchsee, Kössen, Schwendt bis nach Griesenau, von dort eine kleine Mautstraße zur Griesner Alm ( 989 m) mit guter Parkmöglichkeit. Ausgangspunkt für die Unternehmungen sollt das Stripsenjochhaus ( 1577 m) sein, das man vom Parkplatz in 1 ½ Stunden erreicht.
Bei einem guten Frühstück auf der Hütte wurde die 1. Tour für diesen Tag ausgesucht: Totenkirchl, Herold-Weg. Eine nach der Beschreibung im Führer interessante Kletterei an überwiegend festem Kalkfels, Schwierigkeitsgrad III, eine Stelle IV. Der Einstieg lag oberhalb der Hütte, über ein Grasband zu erreichen. Die gesamte Strecke war sehr abwechslungsreich mit Risskletterei, über Rampen, Platten mit sehr luftigem Quergang. Wir sind diesen Weg bis zur dritten Terrasse gegangen, da hier gleichzeitig der Abstieg über den "Normalweg" begann. Den Weg zum Gipfel, noch ca. 80 Höhenmeter mehr südlich, haben wir uns dann einvernehmlich gespart, um pünktlich gegen 19.30 Uhr zum Essen bei der Hütte zu sein.
Für den Freitag planten wir dann eine etwas längere Tour: Fleischbank Nordgrat. Von der Hütte zuerst 250 Höhenmeter abgestiegen, dann aufwärts über ein Geröllfeld zum Einstieg in eine Rampe. Die Schwierigkeit dieser Route war ähnlich der vom Vortag, mit einigen Stellen II, nur insgesamt länger, ca. 860 Höhenmeter. Nach herrlicher Kletterei bei schönstem Wetter erreichten wir gemeinsam gegen 17.00 Uhr den Gipfel der Fleischbank ( 2187 m). Von hier aus lag östlich der Predigtstuhl und Goinger Halt, mögliche Ziele für den nächsten Tag. Der Abstieg war etwas verzwickt, da man nach etwa 100 m talwärts die gleiche Strecke in entgegengesetzter Richtung wieder aufstieg, um dann an mehreren Abseilstellen und Kletterpassagen das Geröllfeld zwischen Fleischbank und Goinger Halt zu erreichen und dann talwärts über die Steinerne Rinne und wieder hoch zur Hütte. Die ¾ Stunde, die wir zu spät zum Essen kamen, wurden an diesem Abend an die Sperrstunde angehängt, 22.00 Uhr war in unserer Hütte normalerweise "Last Order".
An unserem letzten Klettertag wollten wir zur Goinger Halt ( 2192 m). Der Weg, vom Gipfel der Fleischbank tags vorher gut erkennbar, war jetzt vom Einstieg des Geröllfeldes nicht mehr eindeutig auszumachen. So beschlossen wir, nicht das Risiko einzugehen, in eine letztendlich unbekannte Tour einzusteigen. Unweit des Geröllfeldes lag dann ein anderer Zustieg sowohl zum Predigtstuhl als auch zur Goinger Halt. Da hier bereits zwei Seilschaften vorstiegen zur Goinger Halt, und an den Standplätzen schon Stau war, wählten wir den Weg zum Predigtstuhl ( 2160 m), dessen Gipfel wir dann in 2 Stunden ebenfalls bei schönstem Wetter erreichten.
Abschließend kann man sagen, das zu diesem schönen und erlebnisreichen alpinen Kletterwochenende nicht nur die staufreie An- und Abreise; die passenden Wetterverhältnisse und die gute Hütte zum Erfolg beigetragen haben, sondern vielmehr die sichere Führung von Reiner Müller, wodurch die Klettereien in diesem mittleren Schwierigkeitsbereich zum Genuss wurden. Da das Gebiet des Wilden Kaisers noch weitaus mehr schöne Klettertouren bereithält, eventuell von einem anderen Stützpunkt, waren wir alle der Meinung, eine ähnliche Tour noch mal zu wiederholen.