Es waren einmal ……
die beiden Jugendleiter unserer Sektion, die nun beschlossen vor dem Winter noch einmal nach langer Zeit gemeinsam auf Tour zu gehen. Während Tom immer dann, wenn er sich für lang ersehnte, alpine Unternehmungen Urlaub genommen hatte, kurzfristig erkrankte und auf diese Weise schon mehrere Unternehmungen im Jahr 2009 einer Krankschreibung zum Opfer gefallen waren, fielen bei Sven, wenn er mal keine Klausuren schreiben oder Praktika machen musste, alle Touren sprichwörtlich ins Wasser.
Was wohl passiert, wenn man sich unter solchen Bedingungen für eine Tour zusammenfindet, kann der Leser schon ahnen. Es war wie verhext, Tom hatte eine Mandelentzündung und ein Tiefdruckgebiet deckte unsere Ziele und Ausweichsziele großzügig in der fränkischen Schweiz mit Schnee und im Thüringerwald mit Regen ein.
Zunächst gab es also für uns zwei Aufgaben zu bewältigen, Genesung und Alternative.
Auf der Suche nach einem trockenen Klettergebiet in Mitteleuropa, welches sich mit einer Tankfüllung erreichen ließe, wurden wir in der Eile, es sollte ja schon in 48 Stunden losgehen, schnell fündig. Es gab ja auch nicht viele Möglichkeiten, denn außer in Fountain Bleau und einem kleinen Flecken in der Vulkaneifel sollte es überall regnen.
Da wir vermuteten, mit unseren zusammengewürfelten Sprachkenntnissen, Englisch, Deutsch, Russisch und Italienisch bei unseren französischen Nachbarn auf taube Ohren zu stoßen und wir mit der horrenden Auswahl an Fountain Bleau Boulderführern auch nicht voran kamen, schlug Tom Glees vor.
Das kannte er wohl vom Hören/Sagen und tatsächlich, in einem alten nie benutzten Boulderführer für die Eifel in meinem Regal wurden wir fündig.
Endlich konnte es los gehen, nachdem wir Toms Mandeln einen Tag mehr zur Genesung eingeräumt hatten machten wir uns am Samstagmorgen auf nach Glees, um dort die folgenden Tage mit Bouldern im Wald und Frieren (Tom besteht sogar darauf nicht gefroren, zeitweise sogar geschwitzt zu haben) im Zelt zu verbringen. Letzteres war uns ziemlich egal, irgendwie musste es gehen, diesmal würde uns nichts aufhalten, die 15 Liter Erascoeintopf und 80 Teebeutel für Frühstück und Abendbrot würden uns schon warm genug halten.
In den Wäldern von Glees herrschten perfekte Bedingungen, es war kalt, sonnig, ruhig und die Blöcke vulkanischen Ursprungs waren so rau, dass man nie genug Haut an den Händen haben konnte…..ein Traum. An den folgenden Tagen streiften wir also von Mittags (den Morgen brauchten wir immer um Aufzutauen und Unmengen an Tee und Suppe aufzukochen) bis abends mit unseren Crashpads durch den Wald von Block zu Block und zogen uns Finger lang und Arme dick.
Zwischendurch, um unsere Passion mit ein wenig Abwechslung zu ergänzen, besuchten wir den Basaltsteinbruch bei Ettringen. Wo wir es uns auch nicht nehmen ließen ein paar Risse zu klettern und ein paar Klemmkeile zu legen. Zurück im Basislager vertrieben wir uns draußen die letzten frostigen Stunden des Tages im Schein der Stirnlampen noch mit Suppe kochen, Teetrinken, Toblerone wegessen. Nach den meist sehr amüsanten Spülgängen (nach dem Kochen) in der nahegelegenen Jugendherberge wurde im Zelt jeden Abend das eigens dafür angeschaffte Tourenmagazin studiert und über „Dinge, die die Natur so eingerichtet hat“ philosophiert. Als Höhepunkt der Tour gilt eindeutig der Besuch in der Vulkanbrauerei, bei dem zwei ausgehungerte Jugendleiter nach einer dreitägigen Erascodiät über Schweinshaxe und Rindersteak herfielen und aus der Bierlaune heraus die Tour als gelungen und spontan beendet erklärten.
Mit wohliger Wärme im Bauch wurde noch in der gleichen Nacht das Basislager abgebrochen und der Heimweg bestritten.
Und wenn sie nicht gestorben sind……..dann fahren sie nächstes Jahr wieder nach Glees.