Auch in diesem Jahr fand sich wieder eine stolze Truppe von zwölf „Eifler Gipfelstürmern“, die sich aufmachten, um eine Woche in Südtirol von Hütte zu Hütte zu wandern. In diesem Jahr führte uns die Hüttentour nach Südtirol in den Südabfall des Zillertaler Hauptkamms zwischen Wipptal und Tauferer Ahrntal. Hier lassen sich reizvolle Hüttenverbindungen und zahlreiche Gipfel und Scharten aneinanderreihen. So unser Plan bei der Auswahl unserer diesjährigen Hüttentour. Es gab jedoch einige unangenehme Überraschungen und unvorhergesehene Ereignisse im Verlauf der Hüttentour, die uns oftmals dazu zwangen kurzfristig umzuplanen und unsere Geduld auf die Probe stellten. Hierzu mehr im Verlaufe dieses Berichtes.
Um sechs Uhr trafen wir uns mit acht motivierten Gipfelstürmern bei unserem Kameraden Thomas Henn in Kesternich und wurden von dort dankenswerter Weise von Daniela, Mario und Josef zum Bahnhof nach Düren gefahren. Dort warteten bereits Manfred, Achim und Paul. Diese hatten eine Fahrgemeinschaft von Belgien über Aachen gebildet. Stefan, unser zwölfter Gipfelstürmer war bereits in der Woche zuvor in den Bergen unterwegs gewesen und war im Anschluss alleine vom Zillertal nach Südtirol aufgebrochen. Mit dem Zug ging es nun zunächst von Düren nach Köln. In Köln erwartete uns eine böse Überraschung, da unser Anschlusszug nach Frankfurt Flughafen ersatzlos gestrichen war. Am Infoschalter der Deutschen Bahn errechnete man uns eine neue Routenführung. Der nächste Zug kam erst zwei Stunden später und alle getätigten Platzreservierungen waren nun hinfällig. Wir ließen uns die gute Laune nicht verderben und frühstückten erstmal auf der Domplatte in Köln. Ottmar hatte auch in diesem Jahr wieder ein tolles Frühstück für die ganze Truppe zusammengestellt. Gut gestärkt und die ein oder andere Bierlänge später fuhren wir im Verlauf weiter über Frankfurt, Stuttgart, München und Innsbruck Richtung Brenner. Ohne Platzreservierung in völlig überfüllten Zügen, den zahlreichen Umstiegen und schwerem Gepäck wurde unsere gute Laune immer wieder die Probe gestellt. Am Brenner war dann die gute Laune endgültig dahin. Der Zug stand für eine gute Stunde auf den Gleisen und nichts ging mehr. Der Schienenersatzverkehr, den wir auf Grund einer Baustelle in Anspruch nehmen sollten, war aufgehoben und so mussten wir die Beendigung der Baustelle stehend auf den Gleisen abwarten. Nachdem der Zug sich wieder in Bewegung gesetzt hatte, fuhren wir weiter zu unserem Zielort nach Brixen in Südtirol. Dort trafen wir dann gegen halb neun am Abend mit mehr als dreieinhalbstündiger Verspätung ein. Hier möchte ich einmal ein Kompliment für den Besitzer des Hotels Millanderhof in Brixen aussprechen. Dieser wurde telefonisch und über Stefan, der bereits vor vielen Stunden im Hotel eingetroffen war, immer wieder über unsere später werdende Ankunftszeit informiert und vertröstet. Er ließ sich aber seine gute Laune nicht verderben, kam uns persönlich mit einem Bulli am Bahnhof abholen und fuhr uns zum Hotel. Auch die Küche machte Überstunden und uns wurde ein hervorragendes Viergängemenue an einem wunderschön hergerichteten Tisch auf der Terrasse kredenzt. Nochmals herzlichen Dank für diesen tollen Empfang. Nach dem Essen und ein paar Bierlängen an der Theke des Hotels bezogen wir müde und erschöpft unsere Zimmer und schliefen alsbald ein.
Um sechs Uhr in der Früh wachten wir nach einem erholsamen Schlaf gut gelaunt auf, packten unsere Rucksäcke, deponierten unsere Sporttaschen mit frischen Klamotten für den letzten Tag in einem uns zur Verfügung gestellten Raum im Hotel und genossen ein leckeres Frühstück. Gut gestärkt fuhr uns der nette und wieder bestens gelaunte Hotelbesitzer abermals zum Bahnhof nach Brixen. Dort stiegen wir erneut in den Zug und mit diesem in einer halben Stunde nach Gossensaß am Brenner in der Nähe von Sterzing, dem Startpunkt unserer diesjährigen Hüttentour. Um 9 Uhr ging es dann bei bestem Wetter endlich los und wir machten uns an den Aufstieg. Vom Bahnhof in Gossensaß (1098m) ging es zunächst auf einem steilen Pfad in vielen Kehren hinauf zur Hühnerspielhütte (1868m). Dort stärkten wir uns nochmals mit einer zünftigen Brotzeit bevor wir auf dem Ziroger Höhenweg im Waldweidengelände die Schulter des Hühnerspielrückens (1926m) erreichten. Hier ging es nun zunächst steil bergab Richtung Daxalmkessel. Auf schmalem Pfad traversierten wir eine unbequeme Bergsturzhalde bevor der Weg im Verlauf wieder breiter wurde und wir im Anschluss auf einem Wirtschaftsweg die Zirogalm (1762m) erreichten. Hier genossen wir bei strahlendem Sonnenschein nochmals ein Kaltgetränk, bevor wir die letzten Meter in schneller Gangart weglos über Almwiesen zu unserem Ziel für den heutigen Tag, die Enzianhütte (1894m), aufstiegen. Nach 1100Hm im Aufstieg und 300Hm im Abstieg bei einer Streckenlänge von 11km erreichten wir gegen 16 Uhr die Enzianhütte. Wir bezogen unsere toll ausgestatteten Mehrbettzimmer bevor wir es uns auf der Terrasse bei dem ein oder anderen Bierchen gut gehen ließen. Der Himmel verdüsterte sich jetzt immer mehr und es begann zu regnen. Nach einem tollen Abendessen À la carte und weiteren Kaltgetränken ging es dann in unsere Kojen und wir schliefen zufrieden ein.
Am Mittwochmorgen trafen wir uns um 6.30Uhr mit fertig gepackten Rucksäcken in der gemütlichen Gaststube der Enzianhütte zum Frühstück. Das Wetter hatte sich nicht wirklich gebessert und so starteten wir in Regenklamotten gegen sieben Uhr zu unserer zweiten Etappe unserer diesjährigen Hüttentour. Der Ziroger Höhenweg verlief zunächst als breiter Forstweg stetig ansteigend bis zum Schlüsseljoch (2112m), einem Übergang, auf welchem wir auf den Landshuter Höhenweg trafen. Diesem folgten wir über Grashänge weiter aufwärts bis zu unserem ersten Gipfel des Tages, der Flatschspitze (2566m). Aufgrund des Nieselregens und der schlechten Sicht verweilten wir nicht lange am Gipfel. Weiter ging es über schiefriges Gelände auf dem Landshuter Höhenweg Richtung Flatschjoch (2395m) voran. Wir trafen im Verlauf auf eine breitere, ehemalige Militärtrasse wo der Nieselregen in beständigen Regen und starken Wind überging. Im Anschluss führte uns der Weg jetzt wieder beständig ansteigend Richtung Wolfendorn (2776m). Den Gipfel ließen wir auf Grund des miserablen Wetters links liegen und folgten weiter dem Landshuter Höhenweg. Nun ging es in der schroffen Südflanke des Berges, welche erhöhte Konzentration erforderte, immer in Kammnähe abwechselnd über brüchiges Trümmergelände und grasige Passagen hinauf zur Wildseespitze (2733m). Auch hier verweilten wir nur kurz am Gipfel, da sich leider keine Wetterbesserung einstellte. In ähnlicher Weise kamen wir im Anschluss weiter ostwärts voran. Der Blockgrat zwang uns immer wieder zu Ausweichmanövern und zu einigen Balanceakten. Nach einer gesicherten Passage im Abstieg war dann unser Ziel des Tages, die Landshuter Europahütte (2693m), gegen 14.30 Uhr erreicht. Hier hängten wir erstmal unsere regennasse Kleidung im großzügigen Trockenraum auf und schlüpften in trockene Klamotten. An diesem Tag hatten wir 960Hm im Anstieg und 294Hm im Abstieg bei einer Streckenlänge von 10,5km zurückgelegt. Die Hütte, in der wir uns erstmal mit einer leckeren Suppe und wohlverdienten Getränken versorgten, weist eine Besonderheit auf. Mitten durch die Landshuter Europahütte verläuft die Grenze zwischen Italien und Österreich, sodass wir in Italien speisten und in Österreich schliefen. Das nette Hüttenteam versorgte uns hervorragend mit Speis und Trank und nach einigen kurzweiligen Stündchen im Gastraum schliefen wir zufrieden und auf besseres Wetter hoffend in unseren Mehrbettzimmern ein.
Nach einem erneut tollen Frühstück starteten wir auch an diesem Morgen gegen 06.30 Uhr zu unserer dritten Etappe. Bei bestem Wetter folgten wir auf einem mit Platten wunderschön ausgelegten Flankensteig immer leicht abwärts steigend für die nächsten fünf Kilometer erneut dem Landshuter Höhenweg. Nach diesem sanften Einstieg in die dritte Etappe führte uns der Weg nach den ersten Kilometern weg vom Höhenweg nun auf einem Steig steil nach rechts hinab zur unbewirtschafteten Grieblalm (2037m). Vom Almgelände querte der Steig erst in lichten Wald absteigend nach Osten und führte dann wieder nach Süden durch Latschen und zuletzt über Wiesen zur Pfitcherjochstraße. Dieser folgten wir zunächst drei Kehren hinab. Hier querten wir den Pfitscher Bach (1700m) und der beschilderte Weg zur Hochfeilerhütte begann. In einem kräftezehrenden knapp 1000Hm steilen Anstieg führte uns der Weg zunächst noch im Wald, dann über buschiges Gelände und im Anschluss in einer ansteigenden Querung erst an der Südwestflanke und dann an der steilen Südflanke des Blauen Kofels herum, hinein ins Weißkar. Hier wurden ein paar Bachläufe gequert, bevor es in Serpentinen weiter nach Osten bergan ging. Zuletzt in wieder etwas flacherem Gelände in einem letzten Anstieg hinauf zur Hochfeilerhütte (2710m). Diese erreichten wir gegen 15:30 Uhr nach 1128Hm im Aufstieg und 1122Hm im Abstieg bei einer Streckenlänge von 16,6km. Wir bezogen unsere Zimmer und machten es uns anschließend in der schönen Gaststube der Hochfeilerhütte bequem. Nach einer kleinen Jause ließen wir uns das ein oder andere Bierchen schmecken, bevor ein hervorragendes Abendessen diesen sehr schönen Tag abrundete. Am Abend unterhielten wir uns mit der Hüttenwirtin und besprachen den nächsten Tag. Bei dem Gespräch kam das böse Erwachen, da sich herausstellte, dass die Strecke am nächsten Tag in nicht unter acht Stunden Gehzeit zu schaffen war. Telefonisch hatte man uns zuvor mitgeteilt, dass die Strecke in nur fünf Stunden Gehzeit zu schaffen wäre. Hierzu muss ich nun ein wenig ausholen. Der eigentliche Wegverlauf wäre von der Hochfeilerhütte zur Edelrauthütte über den Gliderferner (Gletscher) in nur zwei Stunden Gehzeit verlaufen. Im Anschluss wollten wir ursprünglich an diesem Tag noch weiter zur Chemnitzer Hütte in weiteren vier Stunden Gehzeit gegangen sein. Noch zu Hause erfuhren wir vom Hüttenwirt der Chemnitzer Hütte, dass der Weg über den Gliderferner auf Grund von Ausaperungen des Gletschers und erheblicher Steinschlaggefahr kurzfristig bis auf weiteres gesperrt wäre. Also disponierten wir um und wählten die Edelrauthütte als unser nächstes Ziel. Diese sollte nach einer großen Schleife in fünf Stunden Gehzeit zu erreichen sein. Als wir erfuhren, dass die Strecke nicht unter acht Stunden zu schaffen sei, gingen wir alsbald in unsere Kojen, um für den anstrengenden nächsten Tag gewappnet zu sein.
Nach einem leckeren Frühstück brachen wir um 7 Uhr in der Frühe auf zu unserer Königsetappe der diesjährigen Hüttentour auf. Dieser Tag sollte uns noch lange im Gedächtnis bleiben. Von der Hochfeilerhütte (2715m) startend verließen wir schon nach wenigen hundert Metern den gut ausgebauten Höhenweg und stiegen mühsam über grobes Blockwerk und steile Pfade den sogenannten Glidergang hinab und nährten uns langsam der neuen Brücke über den Gliderbach (2100m). Nach Überquerung des Baches ging es nun weiter über grobes Geröll. Nachdem wir das Blockwerk passiert hatten führte uns ein sehr steiler Pfad eine Grasflanke empor zu einer Wegkreuzung. Hier nahmen wir den weiterhin sehr steilen, ab gut zu gehenden Pfad hinauf zur Gliderscharte (2644m). Dort angekommen machten wir erst einmal Rast. Zum Glück hatten wir an diesem Tag phantastisches Wetter und wir ließen bei strahlendem Sonnenschein unsere Blicke auf den bisher zurückgelegten Weg schweifen. Alsbald stiegen wir in steilem Gelände hinab zum Grindlbergsee (2485m). Nach kurzem Halt ging es nun weiter bergab bis zu einer Wegkreuzung (2208m) wo wir auf den Pfunderer Höhenweg stießen. Dieser sollte nun bis zur Edelrauthütte unser ständiger Begleiter sein. Der schmale Höhenweg führte uns auf langer Strecke in grasbewachsenen Hängen in mühsamem auf und ab zur Dannelscharte (2437m). Nun ging es erneut steil bergab und das Wegprofil änderte sich erneut. Ab hier führte uns der restliche Wegverlauf bis zur Edelrauthütte nur noch über grobes Blockwerk und endlos viele Schuttfelder. Zu allem Übel klagte Adalbert bereits über Schmerzen im Sprunggelenk und Manfred über Knieprobleme. Da ein sinnvoller Abstieg für die beiden nicht mehr möglich war, kämpften sie sich weiter voran. Adalberts Gepäck wurde auf uns andere aufgeteilt, so dass er nicht mehr das schwere Gewicht auf dem Rücken hatte. Nach erneut langer Strecke führte uns der Pfunderer Höhenweg vorbei am Biwak Brenninger sehr steil hinauf in Richtung Gaisscharte. Nach einem erneuten Kraftakt war die Gaisscharte (2700m) erreicht. Auf der Gaisscharte angekommen zogen wir uns unser Klettergeschirr und unseren Steinschlaghelm an, da wir auf der anderen Seite fast senkrecht an Ketten gesichert ca. 30Hm absteigen mussten. Auch diese Schlüsselstelle bezwangen alle mit Bravour. Nun dachten wir die Edelrauthütte wäre bald erreicht. Da hatten wir aber falsch gedacht. Wir kletterten weiter über grobes Blockwerk hinweg und erblickten nach einer weiteren halben Stunde in weiter Ferne die Edelrauthütte. Es stellte sich heraus das wir nochmal bis auf 2300m absteigen mussten und im Anschluss nochmals 250Hm im Aufstieg bewerkstelligen mussten. Es begann langsam zu dämmern und wir entschlossen uns die Gruppe aufzuteilen. Tim und Andreas eilten voraus. Adalbert, Manfred und Achim bildeten in langsamem Tempo die Nachhut. Der Rest der Truppe ging in normalen Tempo weiter. Wir nährten uns in mühsamer Kleinarbeit der Edelrauthütte. Andreas und Tim hatten die Hütte alsbald erreicht, stellten ihre Rucksäcke ab und liefen unserer Nachhut entgegen. Als sie diese erreichten trugen sie auch deren Gepäck noch hinauf zur Hütte. Mit den letzten Sonnenstrahlen erreichte schließlich unsere gesamte Gruppe gegen 19.30 Uhr die lang ersehnte Edelrauthütte (2545m). Die Hüttenwirte erwarteten uns bereits mit kühlen Getränken auf der Terrasse und waren froh, dass wir alle unversehrt die Hütte erreicht hatten. An diesem Tag legten wir bei einer Streckenlänge von 15,1km in schwierigem und sehr ermüdendem Gelände 1226Hm im Aufstieg und 1399Hm im Abstieg zurück. Bei der Edelrauthütte handelt es sich um eine neu gebaute, architektonisch interessante Hütte mit riesigen Panoramafenstern mit Blick auf die umliegende Bergwelt. Nach einem tollen Abendessen mit drei Gängen und dem ein oder anderen Kaltgetränk bezogen wir unsere luxuriösen Zimmer und schliefen alsbald ein.
Leider teilte uns an diesem Morgen unser Kamerad Daniel mit, dass er die Hüttentour nicht weiter vorsetzen wolle und ins Tal absteigen würde. Daniel klagte bereits die gesamte Hüttentour über Kopf- und Bauchschmerzen sowie Übelkeit und hatte sich dazu entschlossen die Hüttentour zu beenden, zwei schöne Tage in Brixen zu verbringen und unsere Ankunft dort abzuwarten. Schweren Herzens ließen wir ihn nach gebührender Verabschiedung nach Pfunders ins Pfunderer Tal absteigen. An diesem Tag stand uns nur eine kurze vierstündige Etappe bevor. Darum starteten wir nach einem ausgiebigen Frühstück erst gegen acht Uhr zu dieser Etappe. Der Weg führte uns von der Edelrauthütte zunächst über den Neveser Höhenweg erst bergab und im weiteren Verlauf steil bergauf zum Eisbruggjoch mit seinem Gletschersee (2643m). Dort gönnten wir uns eine kurze Rast. Da Adalbert und Manfred weiterhin über Probleme am Sprunggelenk und Knie klagten, kamen wir nur sehr langsam voran. Vom Eisbruggjoch ging es nun wieder über Geröll bergab auf dem Neveser Höhenweg Richtung Chemnitzer Hütte. Bei einer Pause am „Großen Trog“ unterhielten wir uns mit einem vorbeikommenden Bergführer, der uns davon abriet am nächsten Tag unseren geplanten Weg auf dem Stabeler Höhenweg mit unseren angeschlagenen Kameraden zur Schwarzensteinhütte fortzusetzen, da diese Etappe nochmals einen ähnlichen Charakter wie unsere Königsetappe am Tag zuvor haben würde. Bei dem Stabeler Höhenweg würde es sich wohl um einen der schwersten Höhenwege im gesamten Alpenraum handeln. Diesen Rat nahmen wir gerne an und beschlossen uns nach Erreichen der Chemnitzer Hütte nach einer Alternative umzuhören. Am Himmel zogen nun wieder Wolken auf und wir erreichten gegen 14 Uhr die Chemnitzer Hütte (2420m). Dort wurden wir vom Hüttenwirt der Chemnitzer Hütte und seiner Frau sehr herzlich mit Handschlag begrüßt und er wies unserer Gruppe ein eigenes Matratzenlager zu. Jetzt öffnete der Himmel wieder seine Schleusen und wir waren froh die Hütte trocken erreicht zu haben. An diesem Tag legten wir bei einer Strecke von 10,1km 375Hm im Aufstieg und 496Hm im Abstieg zurück. Uns wurde eine Räumlichkeit zugewiesen, wo wir uns erstmal mit zünftiger Kost stärkten. Beim Essen berieten wir uns, wie wir den nächsten Tag gestalten wollten. Wir entschlossen uns abermals auf dem Neveser Höhenweg zurück zur Edelrauthütte zu wandern, denn auf halber Wegstrecke bestand die Möglichkeit mit dem Gipfel des Großen Möseler (3480m) einen hohen 3000er zu besteigen. Diejenigen, die angeschlagen waren bzw. nur eine gemütliche Wanderung begehen wollten, könnten auf direktem Weg die Hütte ansteuern. Also riefen wir abermals auf der Edelrauthütte an und reservierten dort wieder elf Schlafplätze für unsere Gruppe. Die Schwarzensteinhütte informierten wir schweren Herzens darüber, dass wir diese nicht aufsuchen könnten. In der Gaststube hörten wir Musik. Dort angekommen wurden wir vom Neffen des Hüttenwirts, der ein Meister des Akkordeonspiels war, bestens unterhalten. Die Stimmung war grandios und die Hütte bis auf den letzten Platz gefüllt. Nach einem feucht fröhlichen Nachmittag genossen wir ein sehr leckeres Abendessen. Nach dem Abendessen spielte der begnadete Musiker erneut auf und wir feierten bis weit nach Mitternacht mit den übrigen Gästen in der gemütlichen Gaststube. Zufrieden, satt und nicht mehr durstig fielen wir in unser Matratzenlager und schliefen sofort ein.
Nach einem erneut tollen Frühstück und einer Flasche Schnaps, die das herzliche Hüttenwirtspaar uns zum Abschied mit auf den Weg gab, verließen wir gegen 7.30 Uhr die Chemnitzer Hütte. Wir machten uns auf den Weg zurück zur Edelrauthütte. Andreas, Stefan und Volker entschlossen sich dazu, den Großen Möseler in Angriff zu nehmen. Der Rest der Truppe ließ den Gipfel aus und steuerte den direkten Weg zurück zur Edelrauthütte an. Auf halber Wegstrecke „Am Mösele“ ging ein unscheinbarer, durch Steinmännchen markierter Weg vom Neveser Höhenweg ab und führte Richtung Großer Möseler. Ohne GPS wäre der Einstieg wohl kaum zu finden gewesen. Wir Drei versteckten unsere schweren Wanderrucksäcke hinter einem Felsen und packten unsere Tagesrucksäcke. Mit leichtem Gepäck ging es nun auf immer besser markiertem Weg über den Grat einer Seitenmoräne immer steiler aufwärts. Bis zum Gipfel waren vom Wegabzweig 960Hm im Aufstieg zu bewältigen. Die Landschaft glich im Verlauf immer mehr einer Mondlandschaft und der erste Blick auf den noch weit entfernten Gipfel verschaffte uns Dreien nochmal zusätzliche Motivation. Über große vom Gletscher geschliffene Steinplatten führte der Weg zwischen Westlichem und Östlichem Nevesferner weiter hinauf. Von den Steinplatten ging es in grobes Blockwerk über. Am Ende dieser Passage standen wir vor einem 500m breiten und 300Hm großen Schuttfeld, welches von Neuschnee bedeckt war. Ein einheimischer Bergsteiger kam ebenfalls vorbei und wir beschlossen ihm weglos weiter Richtung Gipfel zu folgen. Das Vorrankommen in dieser Geröllhalde war mühsam und bei einem Meter Aufstieg rutschte man gefühlt wieder einen halben Meter zurück. Das Gelände wurde nun immer anspruchsvoller und es ging auf dem verschneiten Untergrund in anspruchsvolle Kletterei über. Auch der vorrausgehende Bergsteiger fühlte sich nicht mehr ganz so wohl in seiner Haut. So beschlossen wir 75Hm unter dem Gipfel den Rückweg anzutreten, da uns der Weiterweg zu heikel erschien. Nachdem wir 100Hm abgestiegen waren sahen wir weitere Bergsteiger die ca. 200m weiter westlich im Geröllfeld wesentlich einfacher voranzukommen schienen. Wir beschlossen den Hang zu queren und diesen Weg Richtung Gipfel zu versuchen. Dort angekommen, erwies sich dieser Weg als wesentlich leichter zu begehen und wir beschlossen den Gipfel erneut in Angriff zu nehmen. Wir kamen gut voran und auch die Kletterei die letzten 50Hm bis zum Gipfel ging uns gut von der Hand. So standen wir drei um 12 Uhr auf dem Gipfel des Großen Möselers (3480m) und erfreuten uns bei bestem Wetter an einer grandiosen Aussicht. Vor uns erstreckte sich der gesamte Zillertaler Hauptkamm und wir verbrachten zufrieden eine geraume Zeit am Gipfel. Im Anschluss begaben wir uns an den Abstieg, den wir ohne nennenswerte Schwierigkeiten meisterten. Unsere Rucksäcke waren hinter dem Felsen auch unentdeckt geblieben. Wir machten eine kurze Pause, schulterten danach unsere Trekkingrucksäcke und nahmen die letzten zwei Stunden Richtung Edelrauthütte in Angriff. Um 17 Uhr war die Hütte erreicht und der Rest der Truppe begrüßte uns drei mit einem kühlen Kaltgetränk auf der Terrasse der Edelrauthütte. Nach einem abermals tollen Dreigängemenue beendeten wir diesen tollen Tag in der Gaststube der Edelrauthütte. Wir ließen den letzten Hüttenabend feucht fröhlich ausklingen. An diesem Tag legten wir inklusive Gipfel 1456Hm im Aufstieg und 1335Hm im Abstieg bei einer Streckenlänge von 15km zurück.
Nach einem leckeren Frühstück stand an diesem Tag der Abstieg nach Pfunders auf dem Programm. Adalbert und Manfred begaben sich schon eine halbe Stunde früher an den Abstieg, da sie nur noch sehr langsam vorankamen und dem Rest der Gruppe das Warten während des Abstiegs ersparen wollten. Gegen halb neun machte sich auch der Rest der Truppe an den Abstieg. Es ging auf einem Pfad steil bergab, vorbei am Eisbruggsee (2380m) erreichten wir nach gut einer Stunde die romantisch gelegene Knöllhütt auf dem Gelände der Eisbruggalm. Dort genehmigten wir uns nochmals einen leckeren Cappuccino auf der Terrasse der Knöllhütte mit wunderschönem Ausblick in die Pfunderer Bergwelt. Nach dieser Stärkung ging es weiter bergab, vorbei an der Gampiel-Alm (2047m) und abwechselnd durch steile Waldflächen und über breite Forstwege hinab nach Pfunders (1160m). Dort nahmen wir auf der Terrasse eines Gasthauses noch ein leckeres Mittagessen ein. Mit dem Bus ging es nach dem Mittagessen mit einem Umstieg in Vintl zurück zu unserem ***Hotel Millanderhof in Brixen. Dort trafen wir auch Daniel und unsere Truppe war wieder komplett. Wir nahmen unsere Sporttaschen entgegen, duschten ausgiebig und schlüpften in frische Klamotten. Daniel hatte sich die letzten zwei Tage in Brixen ortskundig gemacht und fungierte fortan als Stadtführer für unsere Truppe. Wir erkundeten die schöne Stadt Brixen, versorgten uns mit Mitbringsel für unsere Liebsten zu Hause und kehrten in einem schönen Stadtcafé ein. Am Abend genossen wir ein wieder mal grandioses Viergängemenue in unserem liebgewonnen Hotel Millanderhof in Brixen. Nach dem Abendessen verbrachten wir noch einige feucht fröhliche Stunden an der Theke unseres Hotels, wo wir bei einigen Kaltgetränken diese mal wieder gelungene Hüttentour Revue passieren ließen. Weit nach Mittnacht sanken wir zufrieden in unsere Betten und der Schlaf übermannte uns sofort.
Wir trafen uns um 9 Uhr im Frühstücksraum des Hotels und plünderten das Frühstücksbuffet. Gut gesättigt besorgten wir uns bei einem einheimischen Metzger noch leckeren Leberkäs und Landjäger für die Rückfahrt. Auch Brötchen und Getränke wurden noch besorgt. Mit dem Bulli wurden wir vom wie immer gut gelaunten Hotelchef zum Brixener Bahnhof gefahren. Um elf Uhr saßen wir im Zug und wir erwischten diesmal unsere Anschlusszüge in München, Stuttgart, Frankfurt und Köln glücklicherweise pünktlich. Wie geplant erreichten wir Düren um 20.15 Uhr. Dort wurden wir bereits von Susanne, Mario und Josef erwartet. Wir fuhren gemeinsam nach Kesternich, kramten unsere Klamotten und genossen die frisch für uns zubereiteten Mutzen von Erika. Nach einem letzten Bierchen gingen wir zufrieden auseinander in der festen Absicht auf eine erneute Hüttentour der „Eifler Gipfelstürmer“ im kommenden Jahr.
In dieser Woche erwanderten wir inklusive des Gipfels des „Großen Möselers“ bei einer Gehzeit von 39,5 Stunden eine Strecke von 91,4km, bei 6249Hm im Aufstieg und 6318Hm im Abstieg. In teils schwierigem Gelände erklommen wir die Gipfel der Flatschspitze (2566m), der Wildseespitze (2733m) und des Großen Möselers (3480m). Vielen Dank an die ganze Truppe für den tollen Zusammenhalt, die einzigartige Kameradschaft, die unvergesslichen Erlebnisse und die fröhlichen Stunden auf dieser grandiosen Hüttentour, wenn auch diesmal nicht alles so lief wie ursprünglich geplant.
Andreas Haas, Volker Jansen, Ottmar Braun, Thomas Henn, Tim Claaßen, Manfred Schmitz, Achim Schüller, Stefan Röder, Jan Claaßen, Paul Berill, Daniel Weiß und Adalbert Stiel (alle DAV-Mitglieder entweder in der Sektion Eifel oder der Sektion Aachen).