1. Tag - Steinach - Sterzing ( 56km, 1800hm )
Als Startpunkt für unseren lange herbeigesehnten, ersten Alpencross wählten wir Sterzing am Brenner, circa 56 km südlich von Innsbruck.
Der Tag begann mit Sonnenschein und einigen ordentlichen Anstiegen. Konditionell verlangte uns dieser Tag zwar schon einiges ab, jedoch war der Ärger über unnötige Orientierungsprobleme am italienischen Grenzübergang als weitaus dramatischer einzustufen, mussten wir doch einige hundert Höhenmeter bergan schieben. Die Bunkerstrasse aus dem 1. Weltkrieg jedoch stimmte uns einmal oben angekommen wieder fröhlicher - sie ist solide ausgebaut und gut fahrbar. Nach der langen Talfahrt und einem finalen Anstieg ging es gegen Abend endlich nach Sterzing. Alles was wir jetzt noch brauchten waren Pasta und Bier.
2. Tag - Sterzing - Platt ( 40 km, 2000hm )
Morgens starten wir entspannt. Aber nicht für lange- wir schraubten uns in schweißtreibende Höhen - überflüssigerweise: es erwartete uns lediglich eine Schiebeabfahrt. Wir wussten ja, dass dieser Anstieg nicht die einzige Anstrengung des Tages bleiben sollte, und so kam es dann auch. Vor uns lagen zehn Kilometer Anstieg - durchschnittlich 25% Steigung. Der Anfang gestaltete sich steil aber fahrbar. Unendliche Schotterwege schraubten sich in schier unendliche Höhen. Aber die wahre Schinderei sollte noch folgen: Wir mussten unsere Bikes auf einer Strecke von über 2 Kilometer in die Höhe wuchten - eine große Anstrengung! Aber die Abfahrt war dafür eine angemessene Entschädigung. Über Trails und Teer rasten wir gen Tal - um in Moos festzustellen, das alles ausgebucht war! Also weiter bergauf! Und in Platt (der Name entsprach unseres Zustands) haben wir dann endlich ein Quartier bezogen. Ein Tag mit Hochs und Tiefs!
3. Tag - Platt - Naturns (46km, 1800hm)
Nach ausgiebigem Frühstück in unserer Herberge ging es direkt bergan über Asphalt, dann Schotter zur Lazinser Alm, wo wir unterhalb am Fluss Mittagsrast machten. Das Wetter sowie unsere Kondition spielten gut mit und so begannen wir ab hier die wohl längste Schiebepassage der Alpen hinauf zum Eisjöchl. Was sich anfangs als weitaus weniger steile und anstrengende Plackerei als die gestrige Tragequal darstellte, endete in einem schier unaufhörlichen Schiebemarathon, welcher zuerst von einem technischen Defekt gebremst- und danach von einem aufziehendem Gewitter mit Regen, Hagel und heftigem Wind auf Höchsttempo bis zur Stettiner Hütte beschleunigt wurde. Die überwundenen 1000 Höhenmeter machten sich nun in unseren Gesichtern bemerkbar.
In der Hütte galt es eine Entscheidung zu treffen: Hier oben bleiben und übernachten oder den scheinbar widrigen Witterungsverhältnissen trotzen und die längste Abfahrt über 26 Kilometer zu bestreiten. Also ging es nach einer Stärkung die letzten 30 Höhenmeter hinauf zum Eisjöchl, wo wir erfreut feststellten, dass die Sonne hinter den Wolken hervortrat und die vermutete Schiebepassage bergab sich als fahrbar erwies. Um das nun aufkommende Fahrgefühl zu beschreiben und den technischen Schwierigkeitsgrad nachvollziehen zu können, lege ich die Betrachtung der Fotos nahe.
4. Tag - Naturns - St. Wallburg (45 km, 2120 hm)
Es begann wie bisher jeder Tag mit einem ausführlichen Frühstück- damit der Kalorienhaushalt nicht vollkommen durcheinander geriet! Nach kurzer Verdauungspause ging es los - mit dem Bewusstsein über 15 Kilometer anstrengende Bergauffahrt vor uns zu haben. Während derselben mussten wir feststellen, dass viele Bachläufe ausgetrocknet waren und uns zudem -untypischerweise- nur ein Brunnen begegnete- unsere Wasserreserven waren also recht schnell erschöpft, was die ohnehin schon mühsame Auffahrt zur Qual machte. Also: Nächstes Mal unbedingt zwei Trinkflaschen ans Rad! Oben auf der Naturnser Alm angekommen ging es relativ entspannt und sehr schön auf Wanderwegen auf Almhöhe weiter. Ab der Staffleralm wählten wir die Asphaltalternative nach St. Wallburg- die aber nicht zu empfehlen ist, da man sich die zunächst verlockende Abfahrt mit einem schier endlosen Aufstieg erkauft. Also lieber der Tourenbeschreibung folgen! In St. Wallburg angekommen ließen wir den Abend mit unseren üblichen zwei Abendessen und einem gemütlichen Feierabendweizen ausklingen. Ein anstrengender, aber wieder Mal ereignisreicher Tag!
5./6. Tag - St.Wallburg - Bozen (22km, 62 hm) / Bozen - Eifel
Der Tag begann mit einem echten Schock! Da Andreas an einer schweren Magen-Darm Infektion erkrankt war, war an eine Weiterfahrt nicht zu denken! Die Strapazen einer - wenn auch etwas leichteren- Tagesetappe zu überstehen, wäre mit zwangsweise leerem Magen nicht ansatzweise möglich. Also mussten wir unsere Tour leider gezwungenermaßen und nur ein einhalb Tagesetappen von unserem Ziel Riva del Garda entfernt schweren Herzens abbrechen. Wir vermuten, dass wir uns an verunreinigtem Bachwasser vergiftet haben- auf unserer Rückreise traf es mich dann nämlich auch.
Auch wenn die Umstände, die zum Abbruch unseres ersten Alpencross führten, wenig erfreulich waren, sind wir uns einig, dass es eine überaus gelungene Tour war, auf der wir unsere konditionellen und fahrtechnischen Grenzen neu ausloten konnten.
Dass dies nicht unsere letzte Alpenüberquerung gewesen sein wird, steht bereits fest. Denn trotz einiger Qualen und vieler Flüche bei Bergauffahrten und Tragepassagen- die Faszination, an die eigenen Grenzen zu stoßen und insbesondere auch das wunderbare Alpenpanorama hat uns gepackt und unseren Appetit auf weitere Abenteuer geweckt.
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