Dieses Jahr verbrachten wir den jährlich stattfindenden Alpin-Mix zusammen mit dem nordrheinwestfälischen Landesverband unter dem Namen Alpincamp.
Das heißt, es ging mit insgesamt 45 Teilnehmenden, Jugendleitern und Jugendleiterinnen aus ganz NRW zusammen in die Alpen.
Wir starten am Freitagabend, als wir aus verschiedenen Städten in den gleichen ICE Richtung München stiegen. Mit etwas Verspätung und wenig Schlaf stiegen wir am nächsten Morgen in den Bus von Innsbruck in Richtung Stubaital.
Es folge der Aufstieg auf die Nürnberger Hütte, mit dem regnerischen Vorgeschmack auf die nächsten Tage. Die auf 2278 Metern liegende Unterkunft sollte uns zunächst für zwei Nächte beherbergen, um uns die Möglichkeit zur Akklimatisierung zu geben. Den nächsten Tag verbrachten wir dann bei sehr schönem Wetter mit wahlweise einer kürzeren oder einer längeren Tour auf benachbarte Gipfel und mit leichtem Sportklettern an der nahegelegenen Kletterwand.
Beim Abendessen stieg allmählich die Spannung, denn für den nächsten Tag war der lange Aufstieg auf die Müllerhütte (3145 m) angedacht, doch der Wetterbericht sah eine Gewitterneigung ab dem nächsten Vormittag und bis zum übernächsten Tag voraus. Es folgte eine lange Krisensitzung der Leitenden, über das weitere Vorgehen: Können wir vor dem Gewitter aufsteigen? Muss die Gruppe geteilt werden? Können wir spontan mit 45 Menschen länger auf einer ausgebuchten Hütte bleiben? Oder müssen wir sogar wieder ins Tal absteigen? Nach langem Hin- und Herüberlegen brachte der Hüttenwirt die Lösung: Er organisierte für die Hälfte von uns Übernachtungsplätze auf einer anderen nahegelegenen Hütte und bot der zweiten Hälfte Plätze auf seiner Nürnberger Hütte an, denn auch viele andere Wanderer würden bei der Wetterprognose wohl nicht zur Hütte gehen, womit genug Plätze frei blieben. Schade für die Müllerhütte, denn sie blieb nun zwei Tage ziemlich leer.
Für uns hieß es jetzt, zwei Tage hauptsächlich auf der Hütte verbringen und das Beste daraus machen. Das taten wir dann auch, und zwar mit allerlei spannendem Programm. Wir lernten Gletscher mithilfe von zahlreichen Bildern, die in der Hütte verteilt waren, kennen und übten Mannschaftszug (eine Methode zur Spaltenbergung) indem wir immer eine Person die Treppe runterließen und sie mit dem Rest der Seilschaft im Flur wieder rauszogen. Im Schuppen wurde fleißig Prusiken und Selbstrettung geübt. Wenn zwischendurch mal besseres Wetter war, nutzten wir die Zeit und gingen raus vor die Hütte, wo wir Trittschulung im Blockgelände machten und Spiele spielten. Und so vergingen die zwei Tage wie im Flug und die Gedanken wendeten sich abermals dem Aufstieg zur Müllerhütte zu.
Mittlerweile wurden die Stubaier Alpen von einer Kaltfront eingenommen und wir liefen am nächsten Morgen bei Schneeregen los, bis nach einigen Höhenmetern die Null Grad Grenze durchschritten wurde und es so richtig zu schneien begann. Vorsichtig und langsam stapften wir durch den nunmehr 10 bis 20 cm tiefen Schnee, 1000 Höhenmeter in Richtung Signalgipfel. Je höher wir kamen, desto mehr Schnee lag und desto mehr Konzentration erforderte der Weg, denn dieser verlief nun weitestgehend auf Graten. Auch hier ging es nur langsam vorwärts, denn einige Passagen mussten aufgrund der Glätte mit Seil abgesichert werden. Oben am Signalgipfel angekommen, machte eine Teilgruppe noch einen Abstecher auf den Wilden Freiger (3418 m), bevor es noch einmal, beim Abklettern über einen Grat, anspruchsvoller wurde. Mit fortschreitendem Tag frischte es wieder auf (der Wetterbericht sprach von gefühlten -9 °C), sodass auch die wärmsten Klamotten zum Einsatz kamen und so manch ein Trinkschlauch einfror. Das letzte Stück Weg verlief über den Gletscher, bis wir schließlich nach 10,5 Stunden die Hütte erreichten. Überglücklich, dass wir es geschafft hatten, machten wir uns über das Abendessen in der gemütlichen, kleinen Stube der Müllerhütte her.
Nun blieb noch ein Tag für Touren auf dem Gletscher übrig, den wir wahlweise mit unterschiedlich anspruchsvollen Touren füllten. Von der Müllerhütte sind viele Gipfel mit wenig Anstieg zu erreichen, was sie zu einem tollen Stützpunkt macht. Im Verlauf der beiden Tage konnten wir die fantastische Aussicht von der Hütte genießen und bei zahlreichen Hubschrauberbelieferungen auf die Terrasse stürmen, um den Piloten beim Fliegen zu bestaunen und nachher beim Tragen der frischen Vorräte zu helfen.
Der Abstieg zur Nürnberger Hütte stellte sich, im Vergleich zum Aufstieg, als vergleichsweise leicht und kurzweilig heraus, sodass wir den letzten Hüttennachmittag noch mit Kaiserschmarrn oder Apfelstrudel ausklingen lassen konnten. Am nächsten Tag hieß es dann nur noch absteigen, Material sortieren und ab in die Heimat!