Ins Zillertal sollte unsere Hüttentour gehen und angestachelt vom günstigen Hotelangebot beschlossen wir, Marianne und Franz-Josef Schmitz und Josef und Elfriede Hövel, unser Standquartier in diesem Jahr, an einem Ort zu lassen. Unsere Bleibe suchten wir uns in Hippach im Schwendbergerhof.
Nach einer traumhaften Nachtfahrt, auf fast leeren Autobahnen, konnte Frau Kröll uns schon vor Mittag begrüßen. Karl-Heinz Göbel und Frau hatten sich ebenfalls im Hotel einquartiert. Karl Heinz wollte sich einigen unserer Tagesetappen anschließen.
Der Tag war noch jung und 22° warm, der Inhalt des Kofferraumes war schnell auf die Schränke verteilt und schon lockte uns die erste Tour. Eigentlich sollte es "nur" eine Erkundungstour werden! Mit dem Auto fuhren wir bis Mayrhofen, durch den Harpfnerwaldtunnel hoch nach Ginzling. Die 13 Km lange Alpenstrasse durch das Zemmertal, zur Mautstelle (1.270m) hinter dem Breitlanerhaus,
(10 € mit Kaffeebon). Weiter auf der Schlegeisalpenstrasse im Zamsertal, durch mehrere Ampelgesteuerte Natursteintunnel zum Schlegeissee (1.790m.). Eine enorme Kulisse, der See mit seinen Bergmassiven. Wir parkten das Auto ab, schnürten die Schuhe und machten uns im Sonnenschein auf den Weg durch den Zamsergrund. Ein bequemer, leicht ansteigender Weg führte hinauf. Ab und an schlängelten sich einige Wolken um die Bergspitzen. Viele Biker wetteiferten mit uns auf dem Weg. Die aufgekommenen dunklen Wolken ließen schon mal eine kleine Regenlast auf uns fallen, die aber der Sonne gleich wieder Platz machten. Der Pfad ging bis zur Lavitzalm und weitete sich zum steileren Fahrweg. Die Wolken verdusterten sich und ab der Zollhütte ( Grenze Österreich – Italien ), versperrten sie uns die Aussicht. In wenigen Minuten Gehzeit standen wir vor dem Pfitscherjochhaus (2.276m.) ohne es vorher zu sehen, so hatten die Wolken uns im Griff. Der Wind stürmte, es begann zu regnen und es war fies kalt. Im Pfitscherjochhaus wärmten wir uns mit Kaffee und Tee. Unsere Rucksäcke und uns, machten wir so gut es ging regendicht und die Uhr zeigte, dass es Zeit zum Abstieg war. Der Wind pfiff, der Regen peitschte, ruck zuck waren die Hosenbeine fies nass und zu allem Überfluss begann es zu gewittern. Im Sauseschritt sausten wir bergab. Am Auto angekommen zeigte das Thermometer noch 6°! Von Sicht keine Spur mehr. Erst in Mayrhofen wurde es heller. Gut das Frau Kröll uns den Trockenraum schon gezeigt hatte, von dem machten wir nun reichlich gebrauch. Beim Abendbüffet rezitieren wir den Nachmittag und konnten schon wieder darüber lachen. Auch wenn wir den Vorteil eines Hotels genossen, endete unser Tag zur Hüttenruhezeit.
Montagmorgen und es regnete. Ausgiebig konnten wir das Frühstücksbüffet genießen. Mit einem Supermarktbesuch verkürzten wir das Warten auf trockeneres Wetter. Und doch tatsächlich, mit eintreffen am Schlegeissee war auch die Sonne da. Hurtig waren die Schuhe an den Füßen und die Tour konnte beginnen. Karl- Heinz ging heute mit uns. Hinter der Dominikushütte, der Einstieg in den Pfad 532, zum Friesenbergerhaus. Wir überquerten über eine Bretterbrücke den Falschseitenbach. Kontinuierlich führte der Pfad, gut präpariert, bergauf. Zurückschauend immer das Panorama des Schlegeissees, eingebettet in die Pfunderer Berge, einfach enorm. Auch in diesem Jahr begleite ich unsere Hüttentour mit meiner Filmkamera. 50 Min. stiegen wir stetig bergauf auf und vor uns erschien ein ansehnliches Plateau, unterhalb der Friesenbergalm (2.036m.). Das kleine neue Hüttchen nutzten wir zur Rast. Nun ging der Pfad teils auf Steinstiegen, lang gezogen weiter bergauf, um im Zickzackpfad am Friesenbergerhaus anzukommen (2.500m.). Erst einmal musste man die Bergwelt genießen. Natürlich durfte auch die Unterstützung der Hüttenwirte in Form einer Jause nicht fehlen. Windgeschützt verspeisten wir leckere, hausgemachte Knödelsuppe und Apfelstrudel, mit Blickwinkel auf unsere morgige Tour, der Aussichtsplattform der Gefrorenen Wandspitze. Unsere Etappe ging weiter auf dem Berliner Höhenweg, bergab bis zum Lapenkarbach und Friesenbergsee. Und steil in Kehren hinauf auf 2.620m. auf den Verbindungsweg 526 zur Friesenbergscharte. Unser Pfad ging weiter Ri. Olpererhütte. Langsam absteigend, in die grüner werdenden Hänge der Gamsleiten. Im inzwischen einsetzenden Nieselregen gingen wir weiter, über Blockwerk und durch Tobel. Ein wunderschöner Regenbogen beendete die Nieselphase. Heute begleitete uns fast ständig das Panorama des Schlegeisspeichers.
Um jeden Berg herum meinte man die Umrisse der Olperer Hütte zu sehen, aber nein, noch ein Berg stand im Weg.
Unterhalb des Keeskopfes ein kurzer Abstieg um dann aber wieder, fast eben und über Wiesen, doch zur Olperer Hütte (2.389m.) zu kommen. Einen guten Kaffee hatten wir uns verdient.
Der Abstieg 502 war erst mal steil bergab. Schnell lag die Hütte hoch über uns. Unschuldig eben, als wenn es nie anders sein könnte, fast gerade über Grasmatten und den Riepenbach. Um aber dann gewaltig steil, in Serpentinen, den Steig hinab zu gehen, immer mit der Geräuschkulisse des tosenden Riepenbaches.
Eine weise Entscheidung unserer Streckenplaner, die Tour so zu planen. Wären wir am Morgen dort aufgestiegen, mit der Sonne im Rücken, wäre es uns wohl sehr warm geworden!
8° zeigt das Thermometer gegen 18°° Uhr am See und schön bequem brachte uns das Auto zum Hotel. Die anschließende schöne Dusche im Hotel war schon eine gute Sache. Beim Abendbüffet reflektieren wir den Tag noch mal und verkosten einen guten Rotwein in geselliger Runde. Ohne die Hüttenruhe aus den Augen zu verlieren.
Dienstagmorgen und die Tuxer Gletscherwelt stand auf unserem Plan. Mit dem Auto brauchten wir auf keine Busfahrpläne zu achten und wir kamen gemütlich an, durch das Tuxertal bis Hintertux (1486m.).
Den Tagesablauf klärten wir erst vor Ort. Wir entschieden uns für die Bahnfahrt bis ganz nach oben. Der Regen hatte uns wieder, so hatten wir gut entschieden erst mal hoch zu fahren. Imposant ist so eine Bahnfahrt, mächtig schnell waren wir oben. Erster Ausstieg Sommerbergalm (1986m.) Wir schauen uns um und mit der nächsten Bahn fuhren wir höher. Zweiter Ausstieg, Tuxerfernerhaus (2650m.). Hier waren wir dem Schnee schon näher, aber auch den Minusgraden. Wir bestaunten die vielen Bauwerke – Sessellifte und Schlepplifte – alles zum Skizirkus. Nur Spaltbreit eher unwillig, ließen die Wolken einen Blick auf das Tuxer – Joch – Haus zu. Mit dem Gletscherbus schwebten wir auf 3250m. zur Gefrorenen Wandspitze. Es war 3° minus und schneite. Große und kleine Skifahrer sausten in schneller Fahrt die Berghänge hinab. Zu gerne hätten wir auf unser gestrig bestiegenes Friesenbergerhaus gesehen, aber eine dauernde Wolkendecke erlaubte uns keine freie Sicht. So blieb uns nur die Abfahrt mit einem Umstieg am Tuxerfernerhaus.
An der Sommerbergalm 1966m. machten wir kurz Rast, bevor wir uns auf den Weg hinauf zum Tuxer Joch Haus machten. Auf breitem Fahrweg, im Zickzack führte der Weg bergauf. Bagger, große LKW`s und Bauarbeiter mühten sich beim Trassenbau einer Leitung. Nur unweit daneben Bagger und Baumaschinen beim Bau einer Stützmauer, ein großer Baukomplex. Von Idylle keine Spur. Von der Sommerbergalm sahen die Baufahrzeuge eher wie Matschboxautos aus. Die Wolken wollten einfach nicht so recht weichen. In 40 Min. Gehzeit standen wir am Tuxer Joch Haus, 2313m. Mit meiner Kamera ließen sich doch noch einige Bilder ohne Baugeräte einfangen. Auf dem Pfad 323 gingen wir weiter ins Weitental. Dieses Tal machte seinem Namen alle Ehre, bei klarer Sicht wäre das sicher noch schöner. Über Wege und abkürzend über Pfade, begleitet von den Pfiffen der Murmeltiere ging`s bergab. Rauschend in einer Senke der Weitentalbach. Der Bach mündete in den Schleierwasserfall, an dem der Weg steil abging, aber wunderschön seilgesichert und absolut gängig, auch Dank der gut präparieret Pfade. Grasende Almkühe, im Hintergrund der tosende Wasserfall, ein tolles Panorama. Der Pfad führte in den Wald über Stock und Steinpfade, bis hinunter nach Hintertux 1493m., wo sich Hotel an Hotel reiht.
Zum Tagesausklang reihen wir uns, gut Beschirmt, in die Zuhörerreihen der Blasmusikkappelle Mayrhofen ein.
Mittwochmorgen ist und unser heutiges Tagesziel hieß Berliner Hütte. Das Auto fand einen kostenpflichtigen Stellplatz auf dem Parkplatz am Breitlanerhaus 1256m. Auf schönem Fahrweg 523 gingen wir stetig bergauf durch den Zemmergrund. Heute hatte der Wettergott ein einsehen mit uns und schickte uns die Sonne.
An der einen Seite den rauschenden Zemmerbach, an der anderen Seite einen verwunschen scheinenden Wald mit dicken Moospolstern und total seinem Ursprung überlassen. Als der Wald sich vor der Grawandhütte 1636m. lichtet, erscheinen Bergpanoramen ohne gleichen. Mit sehr viel Aufwand waren Fahrwege an die Felsen montiert.
An einem Seespeicher, dessen Ablauf durch Felsentunnel in den Schleegeissee führt, lag die Alpenrosehütte 1873m. Wir gingen erst mal vorbei, in diesen kurzen steilen Pfad nach oben zur Berliner Hütte 2042m.
Die vorgegebenen 3 Std. Wanderzeiten waren gut taxiert. Waxeggkees, Hornkees, Schwarzensteinkees und Floitenkees Bergpanoramen zum verweilen. Die Hütte, ein Kleinod für sich. Die einzige Hütte Europaweit die unter Denkmalschutz steht. Da musste ich meine Filmzeiten begrenzen!
Leider musste dieses Panorama beim Abgang zurückbleiben. An der Alpenrosehütte kam unser leibliches Wohl mit einem Kaiserschmarrn auf seine Kosten. Hinunter schauten wir ständig um, bis das Panorama unseren Blicken entschwand. Wir schafften es so gerade zur Abendbüffetzeit, frisch herausgeputzt, zu erscheinen.
Beim abendlichen Zusammentreffen auf einem unserer Balkone, mit Sicht auf das Zillertal bis Mayrhofen, schwärmten wir von Tageserlebnissen. Karl Heinz klang es sicher noch lange in den Ohren, was er heute alles verpasst hatte.
Donnerstag - Ein neuer Tag, ein neuer Weg. Und Karl Heinz schloss sich heute an. Wir fuhren zum Schlegeissee. Eine 15 Min. Rotphase an der Moutstelle, weil die Natursteintunnels einspurig befahrbar sind. Aber dann konnten wir hoch und vom Speichersee 1782m. aus in den Berliner Höhenweg 502 einsteigen. 4 Km am grünen Wasser des Speicherufer vorbei, bis zum Einlauf am Speicherende. Die Wolken am Himmel spielten über den Bergspitzen. Der Fahrweg ging über den Bach und leicht ansteigend 1Km.weiter, bis zum gut markierten Hüttenzusteigs. In vielen Kehren, teils auf Steinstufen, ging der Steig rasant hoch. Das Panorama – mal wieder überwältigend. Unterhalb des Furtschaglhauses donnert der Furtschaglbach als Wasserfall in die Tiefe. Nun war es bis zum Furtschaglhaus 2295m. nur noch ein Katzensprung. Mit viel Flüssigkeitsnachschub versorgten wir unsere Schweißdrüsen. Dem Steig bergab, sollte man schon genügend Aufmerksamkeit widmen! Da zog sich der Rückweg entlang des Seeufers schon sehr in die Länge, immer die Sonne im Nacken. Aber da lockten kleine Blümchen unsere Augen. Das Kies Weidenröschen, Sumpf- Herzblatt und Schwalbenwurz Enzian machten als Farbkleckse auf sich aufmerksam. Einen Kaffee im Zamsereck beschloss die Tour, denn unsere Kaffeegutscheine wollten eingelöst werden. Spurtartig verließen wir das Freilandlokal um im Auto vor den hereinprasselnden Tröpfchen sicher zu sein. Die herannahenden dunklen Wolken hatten wir gar nicht bemerkt, so vertieft resümierten wir die Strecke.
Das abendliche Balkongeflüster gehörte schon dazu. Mit einem guten Tropfen österreichischen Weines und Geknabber, ließen wir uns auch im Regen, die Laune nicht verderben.
Freitagmorgen, unser letzter Wandertag war da. Gemütlich wollten wir die Tage auslaufen lassen. Ab Finkenberg 839m. fuhren wir mit der Finkenberger Almbahn Panoramagondel, hoch zur Mittelstation 1814m., stiegen um in die Penkenbahn und hoch zum Penkenjochhaus 2095m. Hier oben warf der Skizirkus seine Schatten. Sessellifte, Bergbahnen und Schlepplifte in alle Richtungen. Jetzt, wo noch kein Schnee in der Höhe lag, bevölkerten "nur" Wanderer die Höhen. Das tat jedoch der herrlichen 360° Rundumsicht keinen Abbruch. Am Penken Sessellift beobachteten wir, wie die Tandem Paragleiter sich auf den Flug vorbereiteten. Nichtahnend das Karl Heinz dieses Abenteuer heute Morgen schon hinter sich hatte. Bis zur Mittelstation gingen oder fuhren wir. Von der Mittelstation aus gondelten wir zu Tal.
Da der Nachmittag noch recht lange war und unsere Koffer später in Windeseile gepackt wären, schlenderten wir durch Mayrhofen und besuchten die neue Schaukäserei. Nur gegen einen tüchtigen Obolus konnte man den Kasern über die Schultern schauen, das wollten wir dann doch nicht. Bepackt mit Käseproviant für die Heimreise fuhren wir ins Hotel zurück. Bei unserem abendlichen Balkontreffen fassen wir zusammen.
Eine Hüttentour mit fest gebuchtem Hotel hat seine Vorteile. Der schwere Rucksack bleibt einem erspart, allerdings auf den Touren den "Kleiderschrank am Mann / Frau" hat seine Reize. Den engen Schlafsack mit Bettwäsche tauschen bietet Beinfreiheit. Die Geräuschkulisse der nächtlichen Lager entfällt! Die manchmal wagen sanitären Einrichtungen sind im Hotel natürlich der wahre Luxus. Hüttenzauber kann ein Hotel natürlich nicht ersetzen. Beide Arten der Hüttentouren haben ihren Reiz.
Der Samstag brachte uns auf den Boden der Tatsachen zurück. Das Ende wunderschöner Hüttentage im Zillertal und Staus auf unserer Heimreise, Wohlbehalten erreichten wir gegen Abend unsere auch nicht zu verachtende Heimat.