.. und weiter ging es für einen unersättlichen Teil der Lehrlinge aus Erwins kurz vorher im Stubaital statt gefundenen Alpinen Basiskurses in das sonnige Italia.
Donnerstag morgen führte uns - Jürgen, Ralf und Sabine - die Reise in Erwins komfortablen Kombi und mit ihm als Chauffeur (was für ein Luxus, Schlaf nachzuholen und was für eine Wohltat für Glieder und Gelenke..) - nach einer zünftigen Henkersmahlzeit vor den kargen Höhen der Brenta in einer am Weg gelegenen Pizzeria – nach Madonna di Campiglio.
Einen Eindruck dieses bizarren Felsmassivs konnten wir auf dem Hinweg schon ausreichend erhalten.
Schnell unterwegs noch ein paar Einkäufe getätigt, wurde denn auch nach einiger Orientierung die richtige Seilbahn zur Stazione Groste – gefunden. Vor der Fahrt mit der sanften Sänfte Cabinovia Grosté legten wir noch einmal strengste Maßstäbe an, was nun wirklich mit muss! In (Gepäck-)light – Version und bester Laune erreichten wir mit dem Schwebelift am frühen Abend unsere erste Hütte, Refugium Graffer.
Dort erwarteten uns bereits die übrigen Teilnehmer der Tour, Markus, Udo und Thomas, die, frisch vom Campingplatz, einen sonnigen Nachmittag an der Hütte genießen konnten. Das Kennen lernen fiel uns nach einem zünftigen Abendessen beim gemeinsamen Erleben des Sonnenunterganges hinter den Brentagipfel ganz leicht.
Freitagmorgen – es geht los!
Unsere Tour soll uns von der Graffer-Hütte aus via Bochetta alta nach Bocca del Tuckett uns schließlich zum Rif. Tuckett führen.
Nachdem der Einstieg unweit der Bergstation Passo del Grostè zum Sentiero Benini gefunden war konnten wir – eingekleidet nach dem „Zwiebelprinzip“ – das meiste auf dem Weg nach oben wegpacken, denn Sonne und Fels heizten uns am morgen schon ordentlich ein.
Nach Panoramablick auf den Cima Grostè passierten wir auf schmalem Weg die Bacca die Camosci auf 2770 m.
Der gut gesicherte Steig führte uns entlang des Campanile dei Camosci über den luftigen Grat am Bochetta alta zum höchsten Punkt nach Durchquerung des Cima Falkner - 2900 m Belohnung unter unseren Füßen und was für Aussichten !
Die sonnige Rast an der Cima Sella brachte dann wieder die Energie für den Endspurt des heutigen Tages, vom Knotenpunkt Tuckettpaß über Gletscher und Moränen (ein sanftes Heranführen an das Schuttgebrassel, das uns die nächsten Tage zum treuen Weggefährten wird) entlang des Sent. Dallagiacoma zum Rif. Tuckett, unserem zweiten Übernachtungspunkt.
In der rustikalen, urigen Hütte machte dann der Tagesabschluss beim gemütlichen Bier und Karten spielen doppelt Spaß (übrigens gab es an diesem Abend ein Riesengewitter und nicht alle Kletterer waren rechtzeitig vom Eisen weg – Glück gehabt, die durchnässten Späteinkehrer wurden geföhnt, „trocken gelegt“ und vom netten Hüttenteam bestens versorgt).
Der Samstagmorgen startet mit strahlendem Sonnenschein.
Heutiges Etappenziel ist Rif. Alimonta. Entlang des gut gesicherten Felsenwegs Sentiero SOSAT erlebten wir ein spannendes Stück über viele luftige Leitern – welch eine Freude – sowie Fels und Schutt (!) zur Nordseite der Punta Massari.
Wir genossen auf dem Band hoch über dem Val Brenta ausgiebig den Blick auf die Sfulminikette und die Crozzonwand.
Nach der kniffligen Überquerung einer Eisrinne (nun kam endlich mal unser immer mitgetragenes Seil zum Einsatz!) verkniffen wir uns zwar zur Belohnung den schnellen Abstieg zum kühlen Bier in der Brenteihütte (steht ja noch später auf dem Programm), marschierten dafür auf gutem Steig mit dem lohnenswerten Blick auf den Cima Molveno entlang des Sent. Detassis und Bocchetta dei Massodi über untergletschertes Geröll zur Alimontahütte.
Was für ein perfekter Tag: ein spannender Steig in unvergleichlichem Massiv, bis auf 3000 HM mit eindrucksvollen Aussichten.
eim abendliche „Mau-Mau“ spielen ging´s dann noch mal ordentlich rund, bevor wir um 22.00 Uhr vom Hüttenwirt ins Bett geschickt wurden.
Der Sonntag beginnt mit übersichtlichem Frühstück.
Geplant ist der Weg vom Rif. Alimonta zum Rif. Pedrotti, heute ein kurzes Stück zugunsten Kompensation und „Wellness.“
Los ging´s um halb neun über den Sfulmini Gletscher auf Bochetta die Sfulmini via Brenta alta mit optischem Höhepunkt: Campanile Basso / Guglia di Brenta, die Julia, die sich erst im Nebel nicht und später dann doch bei unserer sonnigen Rast zu ihren Füßen zeigte.
Ausgiebig genossen wir das Klettervergnügen der „Profis“ an der steilen Wand an diesem herrlichen Sonntagvormittag.
Bereits um halb zwei im Rif. Pedrotti angekommen, war erst einmal Zeit für Kaffee und einem Schwätzchen mit den Hüttenleuten.
Am Nachmittag hing der Trupp dann fleißig in den Seilen innerhalb der Felsen in Hüttennähe.
Unser abendliches „Mau-Mau“ spielen wurde dann noch empfindlich durch Stromausfall gestört (oder hat der Wirt die Mäuse nicht gefüttert?); jedenfalls war um halb zehn dann Zähneputzen mit Stirnlampe angesagt – wohl dem, der so was dabei hatte, wie natürlich Erwin, unser gut sortierter Tourenleiter, Ralf, der Fritten liebt und französische Klos hasst und Jürgen, guter Fotograf und Langbein, der jede Stufe schafft;
Markus, der solide Kartenkönig, Udo, unser gedankenvoller Held, Thomas, der dünne Bursche völlig ohne Höhenangst (immer in luftiger Höh´, auch in den Hütten-Stockbetten) und Sabine, die mit der Sonne aufsteht, sind dann auch noch sauber ins Bett gekommen.
Nun raste die Zeit dann wirklich.
Montag – nach dünnem Frühstück mit Brotklau vom Nachbartisch (denn Not macht erfinderisch) – das Highlight der Tour:
wir möchten den Cima Tosa, mit 3.173 m der höchste Gipfel der Brenta, erklimmen.
Im Tourenführer steht:“III-, oben fixer Abseil-Ringhaken, nur für Geübte.“ – Na denn mal los.
Entlang des Sent. dell Ideale zum Einstieg.
Leicht wie die Federn schrauben wir uns herauf, kletternd, teils mit Seil, lange Passagen ohne, entlang der vielfachen Steinmännchen hoch zur Firnkuppe mit breitem Schneerücken und großartiger Fernsicht.
Wir sind Messner auf dem Everest!
Kurze Abseilpassagen auf dem Rückweg werden locker bewältigt.
Über Gletscherbereiche und lange Leitern geht es über den Sent. Brentari zur Übernachtungsstation, Rif. Silvio Agostini, eine komfortable, urige und schön geheizte Hütte, sogar mit Kachelofen.
Zum Abschluss des Tages unternahmen Thomas, Jürgen und Sabine noch einen Abstecher in die nahe gelegene „Grotta Silvia“, eine faszinierende, tief gelegene Eishöhle mit Stalagmiten und Eisfällen, die mit unseren Steigeisen gut zu besuchen war.
Unsere Tour neigt sich dem Ende zu; am Dienstag führt uns der schöne Steig vom Rif. Silvio Agostini aus über den teilweise vergletscherten Bocchetta d. Due Denti und entlang des Sent. Castiglioni zur Mittagsstation am Rif. XII Apostoli.
Dort angekommen, war erst mal ein zweites Frühstück nötig, einige von uns sahen sich dann auch die in Stein gemeißelte Apostelkapelle an.
Zu sehen sind dort viele Fotos und Gedenksteine verunglückter Alpinisten und Bergsteiger aus allen Herren Länder; hier wurde dann auch einmal ernsthaft über den Sinn manch waghalsiger Aktionen philosophiert.
Frisch gestärkt mussten dann die vollen Bäuche einen starken Anstieg über den Sent dell´ Ideale zum Camosci Gletscher bewältigen. Es durfte hier mit Steigeisen und Pickel noch einmal ausgiebig geübt werden, Seemannsgang quer, Kackgang runter, Pickel einschlagen, elegant aus dem Eis poolen, wohl dem, der mit passendem Gerät ausgestattet war...
Auf dem Sent. Martinazz konnten wir am Felsband entlang schnell „Strecke machen“, im Val Brenta alta kannten wir uns aus den Vortagen ja schon fast aus.
Hinunter zur Hütte ging es durch mächtig viel Schutt, Rif. Brentei war dann am Abend nach einem insgesamt anspruchvollen Tag erreicht.
Nachdem Schuhe und Socken ausgedampft hatten, Ralf sein Einzelbett vorm Fenster mit Aussicht bezogen hatte, und Kaffee und Bier vor uns standen, konnten wir die Tour schon einmal Revue passieren lassen, die unendlich viele schöne Momente, die uns die Natur präsentierte wie auch der Spaß mit der durchweg gutgelaunten Truppe.
Mittwoch war das Ende der Tour mit dem Abstieg aus der Kargheit am Rif. Brentei via Rifugio Casinei ins grüne Vallesinella, dann erreicht.
Zufrieden ging´s für die meisten von uns nach Hause mit der verlockenden Aussicht, wieder sauber und wohlriechend zu werden!