Ich fahre seit meiner Kindheit Ski, allerdings hielt ich mich dabei immer nur auf der Piste auf. Da das Tourengehen mich seit längerem schon interessiert, entschloss ich mich an dem "Schnupperwochenende Skitouren" unter der Leitung von Christoph Künstler teilzunehmen.
Wir, das heißt, Christoph Künstler, Siegfried von Durme und ich, trafen uns Samstag Nachmittag auf einem Parkplatz in Bivio, einem kleinen Örtchen unterhalb vom Julierpass in der Schweiz. Nachdem wir unser Quartier, eine Jugendherberge am Lac de Marmorera, bezogen hatten, stand noch eine Auffrischung im Umgang mit dem VS-Gerät auf dem Programm.
Sonntag Morgen ging es dann nach dem Frühstück los: Nach kurzer Einweisung, Aufziehen der Felle und aktivieren des VS-Gerätes, gingen wir die leichten Kurven neben dem Skilift, auf einem mäßig steilen Weg in Richtung unseres Tagesziels, dem Piz dal Sasc (2.720 m) entgegen.
Anfangs war es noch etwas ungewohnt beim Aufstieg mit Ski nicht nach hinten wegzurutschen, was jedoch nach einigen Schritten in Routine überging. Nach einem Anstieg von ca. 3 Stunden erreichten wir bei etwas wechselndem aber warmen Wetter den Gipfel, wo wir zwischen den Nebelschwaden einige tolle Ausblicke ins Oberengadin genießen konnten.
Bei der Abfahrt war Genussskifahren im pulvrigem Tiefschnee angesagt, wobei die in den Schnee gelegten Spuren anschließend von unten begutachtet wurden. Da wir nicht unter Zeitdruck standen, machten wir noch eine Pause. Auf einem großen Felsblock liegend genossen wir ein wenig die dort herrschende Ruhe und die Sonnenstrahlen.
Der Wetterbericht für den Dienstag sah nicht so toll aus, woraufhin wir uns entschlossen, die für Dienstag geplante Tour zum Il Chapütschin (3.386 m) schon Montag in Angriff zu nehmen. Wir fuhren mit dem Auto zur Talstation der Furtschellas-Bahn in Sils und nutzten diese um an den Ausgangspunkt der anstehenden Tour zu gelangen. Als erstes lag eine Abfahrt durch einen mit Felsblöcken überzogenen Hang vor uns. Ein recht langes Flachstück bis zum Fuß des Il Chapütschin bereitete wenig Schwierigkeiten. Der anschließende Anstieg war hingegen mit einer Hangneigung bis zu 35° recht anstrengend. Unterhalb vom Gipfel legten wir ein Skidepot an und stiegen die letzten Höhenmeter in leichter Blockkletterei zum Gipfel. Da dort oben ein schneidender Wind wehte, machten wir uns bald an den Abstieg und schnallten die Ski wieder unter. Die Abfahrt war durch die teilweise schlechten und wechselnden Schneebedingungen sehr kräfteraubend. Das lange Flachstück sowie die morgendliche Abfahrt mussten wir auch am Nachmittag als Rückweg nehmen und dort zum guten Schluss wieder hinauf. Wir waren alle drei froh und ziemlich erschöpft nachdem wir diese niedergekämpft hatten. Die Abfahrt zum Auto wurde mit brennenden Oberschenkeln auf der Skipiste zurückgelegt.
Dienstag war auch dann wie vorher angekündigt das Wetter schlechter geworden. Da wir jedoch in unserer Aufstiegsspur recht schnell hätten abfahren können, entschloss sich Christoph, den Weg zum Piz Campagnung (2.825 m), vom Julierpass aus, unter die Bretter zu nehmen. Bei einsetzendem Schneefall und unter den Blicken einer Gruppe von Gämsen, verzichteten wir auf den Gipfel und zogen auf dem Joch bei Schneefall und Wind die Felle ab, was gar nicht so einfach war. Statt zurück zum Julierpass wählten wir die Abfahrt nach Marmorera, wo wir bereits morgens ein Auto abgestellt hatten. Die Abfahrt war jedoch sehr wechselhaft: Der Schnee war sehr schwer und der Niederschlag ging bei etwa 2000m in Regen über und da im Tal die Temperaturen auch schon recht hoch waren, wurde auf den letzten Höhenmetern das Skifahren zu einer Suche nach möglichst langen, aneinanderhängenden Schneeflecken, um das Tragen der Ski auf ein Minimum zu beschränken.
Am selben Tag traten Siegfried und ich den Heimweg nach Schmidt an. Christoph hing noch ein paar Pistentage in St. Moritz dran.
Als Fazit kann ich nur sagen: Die Tour hat mir sehr viel Spaß gemacht. Christoph hat die Touren optimal ausgewählt und vorbereitet. Es wird mit Sicherheit nicht meine letzte Skitour gewesen sein und ich kann nur jedem empfehlen, das Tourengehen einmal auszuprobieren.