Zugegeben – Rissklettern ist schon recht speziell. Manchmal fühlt es sich an, als ob die Füße in einem Schraubstock stecken, während man sich abmüht, mit Fingern, Handrücken oder Faust irgendwie Halt in den Felsspalten zu finden. Beim Risskletterkursus in Kottenheim brauchten Tim, Timo, Dirk und Armin auf jeden Fall einigen Kampfgeist, um die Routen zu bewältigen. Die Techniken sind völlig anders als bei „normaler“ Kletterei, und zugegeben – am Anfang tut es schnell arg weh. Doch je besser die Technik wird, desto weniger schmerzhaft ist das „jammen“. Wer sich in Rissklettertechnik zuhause fühlt, findet auch oft in „Griffkletterrouten“ Möglichkeiten, mal zu klemmen, kann dadurch manchmal sogar ansonsten unmögliche Ruhepositionen einnehmen oder eine Crux leichter bewältigen. Wer die Technik nicht beherrscht, kommt aber gar nicht auf die Idee, Rissstellen zu nutzen. Das bestätigt auch Armin: „Ich nutze jetzt viel öfter Hand- oder Faustklemmer, das kann an manchen Stellen sehr hilfreich sein.“
Beim Kursus ging es zunächst mit Grundlagen los – in unserem Fall mit dem Schutz der Handrücken. Nachdem alle mit einem grundlegenden Taping mit Sporttape oder Risshandschuhen versorgt waren und Kursleiter Tameer zwei Routen eingehängt hatte, durften die Teilnehmer im Toprope gefahrlos testen, wie sich das „Crack Climbing“ so anfühlt – mit teilweise durchaus überraschten Gesichtern. Denn Rissanfänger können schnell mal zwei Grade von ihrer normalen Kletterleistung abziehen, wenn sie sich an Risse wagen, und sich dennoch quälen. Da kann es auch passieren, dass jemand, der am achten UIAA Grad schnuppert, selbst eine 6 nicht so ohne weiteres knackt (UffUff). Einzeln wurden die Teilnehmer gecoacht und kamen so allesamt die Routen hoch, wenn auch mancher Fluch, Schrei oder Blutstropfen dazu nötig war.
Inbegriffen war auch eine grundlegende Schulung über das Legen von mobilen Sicherungsgeräten, also Keilen, Hexentrics, Cams, Tricams und Ball-Nuts. Worauf muss man achten, wie beurteilt man die Festigkeit, warum sollte man für genügend Spielraum im Seilverlauf sorgen, wo lauern ungeahnte Gefahren, und wie kriegt man die verklemmten Dinger wieder aus dem Riss? All diese Fragen wurden nicht nur theoretisch beantwortet, sondern auch gleich praktisch ausprobiert.
Fazit der Teilnehmer: Ganz schön heftig… Aber Rissklettern ist eine essentielle Technik, die jeder Kletterer / jede Kletterin zumindest in den Grundlagen beherrschen sollte. Da die Risskletterei aber nicht sehr intuitiv ist und tatsächlich wehtun kann, sollte man sich die Technik von einem erfahrenen Risskletterer zeigen lassen. Das eigene Absichern von Rissen mit mobilen Sicherungsgeräten braucht nicht nur einiges an Wissen, sondern auch an Erfahrung – also auch das bitte unter kompetenter Anleitung lernen. Trotz kleinerer Wehwechen war die Meinung am Schluss einhellig: Das war eine lehrreiche und gute Erfahrung!