Am Samstag, den 27.09.08 starteten meine Frau Marianne, mein Sohn Philipp und ich morgens gegen 5.00 Uhr von Schleiden – Scheuren Richtung Oberstdorf. Meine Tochter Yvonne und ihr Freund Klaus wollten tags darauf nachkommen. Als wir am späten Vormittag in Schöllang ankamen, war der Himmel tief verhangen, es goss in Strömen und oberhalb etwa 1000 m schneite es. So hatten wir alle Zeit der Welt, uns in unserer Ferienwohnung einzurichten und den zu kurz geratenen Schlaf der letzten Nacht nachzuholen. Als es am Abend zu regnen aufgehört hatte, unternahm ich noch einen Lauf Richtung Reichenbach und zur Gaisalpe. Da ich denselben Weg nicht mehr zurücklaufen wollte, querte ich die Wiesen oberhalb der Alm, auf denen noch reichlich Rindviecher in knöcheltiefem Morast umherliefen.
Obwohl ich teils oberhalb und unterhalb des Viehwegs entlang lief, ließ es sich nicht vermeiden, dass ich aussah wie eine Sau, als ich wieder in Schöllang ankam.
Am nächsten Morgen - ich war schon zeitig aufgestanden um wie von nun an jeden Morgen die Brötchen holen zu gehen- war Panoramawetter. Kein Wölkchen trübte den Himmel und für die Jahreszeit war es angenehm warm. Da meine Frau und mein Sohn auf die Ankunft von Yvonne und Klaus warten wollten, machte ich mich gegen 8.00 Uhr Richtung Parkplatz Fellhorn- Bahn auf. Ich ließ das Auto auf dem gebührenfreien Parkplatz stehen und machte mich mit vollgepacktem Rucksack Richtung Fiderepasshütte auf. Bereits nach kurzer Zeit ging ich durch vereinzelte Schneeflecken, die im weiteren Verlauf zu einer dicken Schneedecke anwuchsen. Da es recht warm war, taute es im unteren Teil an allen Ecken. Von den Bäumen rieselten ständig kleinere und größere Eiskristalle herab, so dass ich den Helm anzog.
Im oberen Teil des Anstiegs war eine schmale Spur gelegt, die mir in der Schneewüste den Weg zeigte. Wie ich später auf der Hütte erfuhr, waren am Abend noch zwei, die wegen des schlechten Wetters unfreiwillig mehrere Tage auf der Hütte verbringen mussten, abgestiegen. Richtung Passhöhe stapfte ich knietief durch den Neuschnee. Mein Eispickel leistete mir gute Dienste. Nach einem guten Essen ( Linseneintopf mit Wurst ), traf ich auf der Terrasse zwei Herren von der Bergwacht, die mir mitteilten, dass der Mindelheimer Klettersteig in der kommenden Woche wegen des vielen Schnees nicht mehr zu begehen sei. Nach einer ausgiebigen Rast in der gleißenden Sonne machte ich mich nun über den Krumbacher Höhenweg Richtung Fiderescharte auf. Die Abstiege konnte man in dem nun nassen Schnee abrutschen.
An der Taufersbergalpe wählte ich den Rückweg vorbei am kleinen Guggersee Richtung Birgsau. Teilweise musste ich mich noch durch kleinere und mittlere Schneelawinen quälen, die aufgrund der Sonneneinstrahlung abgingen.
Am nächsten Tag – Montag – fuhren wir alle fünf mit dem Auto nach Mittelberg und ließen das Auto im Ortsteil Schwendle am Parkplatz beim Moser stehen. Da ich am Vortag ja schon zu genüge Auskünfte eingeholt hatte, war unser heutiges Ziel wieder die Fiderepasshütte, diesmal jedoch von Süden. Ich war erstaunt, wie weit der Schnee in einem Tag bereits zurückgegangen war. Während die Restlichen auf der Hütte blieben und von dort wieder zum Auto abstiegen, gingen Yvonne und ich den Krumbacher Höhenweg bis zur Mindelheimer Hütte und stiegen von dort zum Rappenalpental und weiter nach Birgsau ab, wo die anderen bereits im Auto auf uns warteten. Im Gegensatz zum Kleinwalsertal sind die Auf und Abstiege Richtung Oberstdorf lang und zeitaufwendig. Man latscht kilometerlang über die Teerstrasse, ehe man den letzten Parkplatz erreicht.
Am Mittwoch wollte sich meine Familie Oberstdorf ansehen. Das kam mir gerade recht, wollte ich doch mein neues Mountainbike mal ausprobieren. Ich fuhr über den Riedbergpass bis Balderschwang, bog an der Kirche links ab, fuhr an der Bodenseehütte vorbei bis zur Güntlealpe. Von dort bis zum 1434m hohen Sättele war Schieben angesagt. Auf der anderen Seite konnte man auf einem immer besser werdenden Fahrweg bis in den Hirschgrund abfahren. Von hier aus ging es wieder bergan über die Wasserscheide Rhein / Donau bis Rohrmoos.
Über Greith, Obermaiselstein und Fischen erreichte ich am Nachmittag wieder Schöllang. Danach war noch ein Familienausflug zum Freibergsee mit Besichtigung der Skiflugschanze auf dem Programm.
Nachdem wir am Abend noch danach erfahren hatten, dass der neue Sportklettersteig an der Kanzelwand schneefrei war, fuhren wir Mittwochmorgen nach Riezlern und mit der Bahn hoch. Hier oben herrschte rege Bautätigkeit. Überall wurde gebaggert und geraupt. Das ganze Skigebiet Fellhorn / Kanzelwand war eine Großbaustelle. Ob das alles seine Richtigkeit hat?
Nach einem guten Umweg erreichten wir schließlich den Einstieg in den Klettersteig und legten Helm und Set an. Marianne ging nicht mit, sondern erwartete uns auf dem Gipfel beim Ausstieg. Mit uns gingen noch 2 Bergführer der Bergsteigerschule Kleinwalsertal, die mehrere Jugendliche durch den Steig schleusten. Ich bin schon manchen Klettersteig in den Dolomiten und anders gegangen; dieser hier war bei weitem der heftigste.
Es war zwar durchgehend ein Sicherungsseil, aber an Tritthaken war nicht viel da. Vor allem an den kritischsten Stellen musste man sich ganz auf seine Armkraft verlassen. Beim Umstecken der Karabiner musste man sich ständig mit einem Arm ins Seil festklemmen, um nicht abzuschmieren. Stand- oder gar Rastplätze waren rar.
Die Bergführer hatten ihren Leuten kurze Bandschlingen mit Karabinern am Gurt befestigt, mit denen sie sich – wenn möglich – ins Seil banden und so öfter verschnaufen konnten. Das werde ich beim nächsten Mal auch machen. Nach gut zwei Stunden hatten Philipp, Yvonne, Klaus und ich den schwierigen Klettersteig geschafft. Philipp hat den Klettersteig am besten geschafft. Sein regelmäßiges Hanteltraining und sein geringeres Gewicht schafften ihm die besten Voraussetzungen. Nach einer deftigen Brotzeit auf dem Adlerhorst ging es die Fahrstrasse inmitten der LKWs hinunter und zurück nach Riezlern. Am frühen Abend besuchten wir noch das Wonnebad in Sonthofen. Es ist viel preisgünstiger und besser als das Bad in Oberstdorf.
Am Freitag, unserem letzten Klettertag fuhren wir mit der Bahn zum Nebelhorn und machten den Hindelanger Klettersteig. Im Verhältnis zum Vortag war das ein Spaziergang.
Nachdem die Meinen mich am zweiten Notabstieg verlassen hatten, ging ich noch weiter und stieg zum Engeratsgrundsee ab. Der Weiterweg bis zum Daumen ist doch recht lang und ich war schon vier Stunden unterwegs.
Zurück gings dann über den Koblatweg zum Edmund Probst Haus, wo wir uns wieder trafen. Wir blieben bei herrlichstem Bergwetter noch lange oben auf der Terrasse und fuhren erst mit der letzten Bahn talwärts.
Abends wurde noch gepackt und am anderen Tag – samstags – fuhren wir wieder heim in die schöne Eifel mit vielen schönen Erinnerungen im Gepäck.