Zwei Wochen vor Weihnachten hatten wir plötzlich die Idee, in der ersten Januarwoche unsere freien Tage auf einer Hütte in den Bergen, möglichst im Schnee zu verbringen.
Die Hütte hatten wir schnell gefunden: die Krinner-Kofler-Hütte (1410m). Diese Hütte ist eine Selbstversorgerhütte mit Platz für 25 Personen, gelegen auf der Vereinalm im Karwendel, ca. 2-3 Gehstunden von Mittenwald entfernt.
Nachdem geklärt war, daß im fraglichen Zeitraum Platz auf der Hütte wäre, fand sich auch schon bald eine Gruppe von 13 Personen, kleine und große Kinder von 8 bis 44 Jahren, die diese Zeit gemeinsam dort verbringen wollten.
Am 1.Januar 1996 starteten wir gegen 23 Uhr in Fahrgemeinschaften Richtung Mittenwald, wo wir am frühen Morgen ankamen. Zwischendurch wurde in der Garmischer Filiale eines weltweit bekannten gastronomischen Unternehmens die Frühstücksburger genossen.
Wir parkten unsere Autos auf einem Campingplatz, schnürten unsere Wanderschuhe und Rucksäcke und starteten bei schönem Wetter und einigen Minusgraden in Richtung Krinner-Kofler-Hütte.
Wir hatten großes Glück; der Weg war kurz vorher von der Forstverwaltung geräumt worden und so konnten wir problemlos über eine feste Schneedecke wandern.
Nach ca. 3 1/2 Stunden Wanderung mit Ausblick auf Wetterstein und Zugspitze, mit Tiefblick in die Schlucht des Seinsbachs und mit Rückblick auf eine schlaflose Nacht auf der Autobahn, erreichten wir die Hütte, herrlich gelegen inmitten einer tiefverschneiten Alm, umgeben von schneebedeckten Bergen.
Wir richteten uns in der Hütte ein, bezogen unseren Schlafraum und ließen uns von ein paar übriggebliebenen Silvestergästen das Wichtigste erklären.
Das Wasser mußte mit Kanistern vom ca. 50 Meter entfernten Brunnen geholt werden, Brennholz lag genug im Schuppen und das "Häuschen mit Herz" befand sich ca. 100 Meter von der Hütte entfernt im Wald.
Die Wasserspülung war leider eingefroren, wie Matthias dem verdutzten Einheimischen mitteilte. Dieser hätte sich auch beinahe von dem "Preuß´" reinlegen lassen.
Dieses Häuschen gab noch mehrmals Anlaß zum Schmunzeln. Eines Abends, als angeblich großer Andrang dort herrschte, wartete ein Mitglied unserer Gruppe brav vor der Tür und empörte sich darüber, daß in dem Häuschen wohl anscheinend jemand eingeschlafen sei. Geraume Zeit war schon vergangen, aber nachsehen wollte er auch nicht. Ein unerschrockenes Mädchen aus unserer Gruppe übernahm diese Aufgabe nach einigem Hin und Her und stellte fest, daß er die ganze Zeit vor einem leeren Häuschen gewartet hatte.
Bevor sie an diesem Abend ins Bett ging, verabschiedete sie sich mit einem verschmitzten Lächeln und sagte: "Gute Nacht, Klowarter!".
Nach Erkundungsgängen in die Umgebung, - wir entdeckten z.B. ein kleines Jagdschloss -, bereitete eine Gruppe das Abendessen zu, während andere den Tisch deckten oder sich zum Kartenspiel zusammensetzten.
Nach dem Abendessen fanden sich wieder einige Gruppen zum Karten- oder Würfelspielen oder einfach nur zum Klönen zusammen.
Am Vormittag machten wir eine kleine Exkursion, lernten etwas über Orientierung bei schlechten Sichtverhältnissen und fertigten ein Schneeprofil an, um den Aufbau der verschiedenen Schneeschichten zu erkennen.
Am Nachmittag bauten wir mit vereinten Kräften einen Iglu. Große Blöcke wurden mit Schaufeln aus dem Schnee gestochen und unter fachkundiger Anleitung und Mithilfe aller wurde daraus ein Iglu, an dem bestimmt jeder Eskimo seine Freude gehabt hätte.
Den meisten Spaß daran hatten auch während der darauffolgenden Tage die Kinder. Sie waren für die Inneneinrichtung zuständig und fertigten einen Tisch und einen Herd, schmückten das Innere mit Zweigen und luden uns sogar für den darauffolgenden Vormittag zum Tee ein.
An den beiden nächsten Tagen hatten wir Bilderbuchwetter: Strahlend blauer Himmel, Sonnenschein, glitzernden Schnee und -5° Höchsttemperatur.
Eine Gruppe versuchte zur Soiernspitze aufzusteigen, was sich im tiefen Schnee jedoch als sehr mühsam erwies. Wir waren zufrieden, als wir auf halber Strecke das Hirzeneck (1801m) erreicht hatten, genossen die herrliche Aussicht auf die östliche Karwendelspitze, ins Rißbachtal und zur Zugspitze und beschlossen, den Rückweg anzutreten.
Eine andere Gruppe war unterdessen bis zur ca. 2 Stunden entfernten Brandlalm gewandert und hatte dort die Wintersonne genossen. Bis zum späten Nachmittag fanden sich alle wieder in der Hütte ein und machten es sich gemütlich.
Am späten Abend machten wir noch einen Spaziergang durch die vollmondhelle, sternklare Nacht.
Danach rollten wir uns in unsere Schlafsäcke ein, lauschten der selbsterfundenen Gutenachtgeschichte unseres Märchenerzählers und Königs und schliefen zufrieden ein.
Den nächsten Tag verbrachten wir auf ähnliche Weise.
Wir fühlten uns so wohl da oben, daß wir am Samstagmorgen alle ein wenig traurig waren, als wir den Weg ins Tal antreten mußten, um nach Hause zu fahren.
Alle waren sich einig, daß dies nicht die letzte Tour dieser Art war.