Sonntag 26.08.13
Von unserer Truppe sind in diesem Jahr nur sechs Leute zur Hüttentour angetreten. Josef ist beruflich verhindert und Walters Knie macht nicht mit. Wir treffen uns am Sonntag den 26.08. um 2.30 Uhr und fahren nach Osttirol ins Virgental. Das Wetter schlägt um, es wird nass, und da es so viel regnet, benötigen wir knapp 10 Stunden. Ich habe die Gegend letzten Herbst bei einem Arbeitseinsatz auf der Essener und Rostocker Hütte ein wenig kennen und schätzen gelernt und möchte die wunderschöne Landschaft der ganzen Gruppe vorstellen. Es war geplant, nach der Ankunft im Tal mit einem Taxi zur Wetterkreuzhütte zu fahren, um schon am ersten Tag ca. vier Stunden auf dem Lasörlinghöhenweg zu wandern. Da oben aber alles wolkenverhangen ist, beschließen wir stattdessen zu Fuß aus dem Tal zur Lasörlinghütte aufzusteigen. Es ist zunächst sogar trocken, doch nach einer Stunde setzt allmählich wieder Regen ein, der nach hinten hin immer stärker wird. Da es nahezu windstill ist, ist das Ganze aber erträglich und wir erreichen nach gut 3 Stunden Gehzeit die Hütte, wo wir bestens aufgehoben sind.
Montag 27.08.13
Es regnet weiter –und zwar heftig. Wir wollten den Lasörling besteigen (3098m), was jetzt allerdings keinen Sinn macht. Der vorsorgliche Hüttenwirt hatte uns am Abend vorher auch ausdrücklich abgeraten und vor Steinschlag und Schnee in der Höhe gewarnt. Aus dem gleichen Grund riet er auch vom Weg übers Berger Törl zur Berger See Hütte ab und so sind wir wieder ein gutes Stück abgestiegen, um über die Berger Alm zur Berger See Hütte zu gehen. Mit dem Schirm in der Hand, meist nicht allzu viel sehend, sind wir auf und ab gegangen und waren uns einig, dass dieser Weg bei schönem Wetter wunderbar sein muss. Unterwegs haben wir frisch gewaschene Himbeeren gegessen und nach ca. drei Stunden waren wir auf der Berger Alm. Hier machten wir eine längere Pause und haben eine Jause zu uns genommen. Bei der Frage nach einem Schnaps zögerte die Wirtin zunächst, fand aber schließlich doch noch etwas aus eigener Herstellung. Es wurde lustig, Witze wurden ausgetauscht, wir waren dabei, das Wetter schön zu trinken.
Die Gäste am Nebentisch merkten an, dass man von selbstgebranntem Schnaps auch erblinden könne. So schlimm war es dann doch nicht und wir machten uns auf den Weg zur zwei Stunden entfernten Berger See Hütte. Hier war angenehm eingeheizt und es wartete sogar eine warme Dusche auf uns. Wir waren wegen des Wetters alleine auf der Hütte, zwei andere Gruppen, die gebucht hatten, blieben aus ohne sich abzumelden. Das ist leider eine Unsitte, denn telefonieren kann man auch bei Regenwetter und die Hüttenwirte können sich wenigstens auf die Situation einrichten. Die Wirtin sagte uns, dass dies bei ihr allerdings relativ selten vorkomme.
Dienstag 28.08.13
Der Wetterbericht sagt, dass es im Vormittag relativ trocken sein soll, nachmittags der nächste Regen kommt. Also geht es früh gleich nach dem Frühstück los in Richtung der Neuen Reichenberger Hütte. Der Autor des Berichtes hat zunächst Kreislaufprobleme. Wir diskutieren, ob der Schnaps oder der starke Kaffee, den er am Abend zu sich genommen hat, schuld ist. Wir wandern zunächst auf dem Muhs-Panoramaweg ins Lasnitzental und die Kreislaufprobleme verschwinden zusehends. Leider sehen wir so gut wie nichts im Nebel, erst spät im Lasnitzental reißt es ein wenig auf. Das nützt uns jetzt allerdings nicht sehr viel, da ein extrem steiler Aufstieg im Michelstal zur Michelschart folgt. Dort auf 2600 m angekommen ist es kalt und es beginnt wieder ein wenig zu tröpfeln. Wir steigen schnell wieder von der Scharte ab, um dann bei einer kleinen Pause alle warmen Klamotten und die Regenjacken über zu ziehen, bevor es wieder ca. 350 Höhenmeter zur Roten Lenke hinauf geht. Von dieser Scharte auf 2800 m Höhe sieht man bereits die Neue Reichenberger Hütte – malerisch an einem kleinen See gelegen.
Das Wetter wechselt jetzt alle 10 Minuten, an der Scharte gibt es ein paar Schneeflocken doch an der Hütte angekommen scheint zunächst die Sonne. Da wir sehr zügig gegangen sind, können wir nun den ganzen Nachmittag auf der Hütte verbringen. Immer wieder haben wir einen Wechsel zwischen Regen/Schneeschauern und Sonnenschein. Es lohnt nicht, noch zum nahen Hausberg aufzubrechen.
Mittwoch 29.09.13
Von der Neuen Reichenberger Hütte gibt es einen kürzeren und einen längeren Weg zu unserem nächsten Ziel der Essener und Rostocker Hütte. Da nach dem Frühstück relativ gutes Wetter ist, und der Wetterbericht sagt, dass es ab Mittag ohnehin besser werden soll, nehmen wir den weiteren Weg durch das malerische Dabertal. Als wir eine halbe Stunde unterwegs sind, setzt leichter Schneefall ein, doch ist dies bei einer vernünftigen Ausrüstung kein Problem, da es außerdem nach einiger Zeit wieder trocken wird. Wir verlieren in der ersten Stunde kaum an Höhe, müssen dann sogar bis auf 2650m aufsteigen, ehe es dann immer weiter abwärts geht. Der Weg ist ein ausgetretener Pfad, allerdings ist auch über eine Stunde volle Konzentration von Nöten, da die Grashänge im unteren Dabertal so steil sind, dass man nicht ausrutschen darf. Wir beobachten eine Zeit lang eine Gämse im noch steileren Gegenhang und erreichen schließlich die Daberbrücke im Umbaltal, durch welches wir weiter talabwärts gehen. Diese Brücke habe ich beim Arbeitseinsatz letzten Herbst mit einigen Leuten aus Essen abgebaut um sie vor Hochwasser und Lawinen zu bewahren und unser Freund Helmut Podzun hat sie im Frühsommer beim nächsten Arbeitseinsatz wieder aufgebaut. So geht das alle Jahre wieder.
Insgesamt muss die Sektion Essen jedes Jahr vier Brücken für die Wanderer auf-und abbauen. Wir passieren die wirklich sehenswerten Umbalwasserfälle und machen zur Mittagszeit Rast auf der Pebellalm. Während uns in den letzten Tagen kaum eine Menschenseele begegnet ist, treffen wir hier auf eine Vielzahl von Touristen, da die Wasserfälle leicht von einem Parkplatz in der Nähe zu erreichen sind. Obschon wir schon fünf Stunden unterwegs sind, haben wir noch mindestens drei Stunden Wegstrecke vor uns, allerdings wollen wir uns den Luxus leisten und die Rücksäcke mit dem Materiallift zu Essener und Rostocker Hütte transportieren lassen. Diesen Materiallift erreichen wir nach einer Dreiviertelstunde. Die Rucksäcke werden verstaut und es geht erleichtert weiter. Das Tempo wird verschärft, keiner weiß warum, jeder glaubt der andere sei schuld. Offensichtlich hat niemand mehr aufschauen können, denn keiner hat bemerkt, dass unsere Rucksäcke an uns vorbei geschwebt sind. Als wir kurz vor der Hütte sind und wieder ein normales Tempo eingeschlagen haben, glauben wir immer noch auf den Transport unserer Sachen warten zu müssen.
Auf der Hütte treffe ich zufälligerweise mehrere Leute, die ich vom Arbeitseinsatz kenne. Meine Leute sagen später, dass dies ja etwas wie ein Klassentreffen gewesen sei. Es war in der Tat interessant die Leute zu treffen, mit denen man eine ganze Woche auf der Hütte verbracht hat. Ich habe an anderer Stelle schon erwähnt, dass mir der Arbeitseinsatz für unsere Patenhütte der Sektion Essen sehr gut gefallen hat. Ich konnte inzwischen schon einigen Leuten unserer Sektion helfen, dasselbe zu tun. Unserer Gruppe fällt auf, dass andere Patensektionen eine eigene Stube auf der Hütte haben. Beim Bier kommt die Idee, wenn schon keine Stube dann doch zumindest einen Eifeler Herrgottswinkel auf der Hütte einzurichten.
Donnerstag 30.08.13
Das Wetter kann nicht besser sein- wolkenloser Himmel. Es hat leichten Bodenfrost gegeben, da es nachts schon sternenklar gewesen ist. Wir haben einiges vor, denn wir gehen zunächst übers Türmljoch zur Johannishütte und nach der Mittagspaus zum Defreggerhaus auf 2969m Höhe. Das sind insgesamt 1400 Höhenmeter, allerdings können wir das Gepäck, das wir auf dem Defreggerhaus nicht benötigen auf der Johannishütte zurücklassen, da wir am nächsten Tag hierhin zurückkehren. Auf dem Türmljoch sehen wir übrigens eine Gams genau auf der Spitze des Türml – ein Postkartenmotiv. Das Foto wurde aus großer Entfernung gemacht, die Qualität leidet durch starkes zoomen.
Außerdem findet sich hier oben wie später am Defreggerhaus auch jetzt Ende August noch eine Vielzahl blühender Pflanzen, vor allem den herrlichen Schusternagel. Der Aufstieg zum Defreggerhaus gelingt in gut zwei Stunden und wir sind total überrascht, dass wir auf dieser Höhe noch eineinhalb Stunden in der Sonne sitzen können. Nach dem Abendbrot stellt sich unser Bergführer Stefan vor, der uns am nächsten Tag auf den Großvenediger bringen wird.
Freitag 31.08.13
Die Nacht war kalt, auch auf den Zimmern. In der Höhe kann ich nicht gut schlafen und ab 2.30h habe ich trotz Fliesjacke im Bett gebibbert – morgens wieder einige Kreislaufprobleme, allerdings diesmal ohne Alkohol und Kaffee. Frühstück um sechs Uhr, gegen 6.30h treffen wir Stefan, der uns mit Gurten versorgt und diese schon anbringt. Er rät mir trotz meiner Probleme mitzugehen. Da wir erst nach einer dreiviertel Stunde auf den Gletscher gehen, solle ich dann entscheiden, ob ich umkehren will. Nachdem wir auch nur 20 Höhenmeter hinter der Hütte aufgestiegen sind, ist mein Kreislauf perfekt, ich hätte mich vorher besser einmal ein wenig bewegt, anstatt mir Sorgen zu machen. Bei nahezu wolkenlosem Himmel sind einige Seilschaften auf dem Weg. Auf dem Gletscher ist der Schnee zunächst pulvrig oder verharscht, allerdings ist eine gute Spur am Tag vorher getreten worden, so dass man ohne Steigeisen gut gehen kann. Die Spur führt an einigen Spalten vorbei, in die wir einmal hinab sehen dürfen. Nach ca. eineinhalb Stunden kommen wir zum letzten Gipfelanstieg und zuletzt über einen schmalen Grat zum Gipfel (3666m). Hier ist allerdings so viel Betrieb, dass das Gipfelkreuz zunächst geradezu belagert ist. Es ist halt nicht schwer hier herauf zu kommen und Rosi meint, dass man beim eingeschlagenen Tempo leicht noch weitere 500 Höhenmeter hätte machen können. Damit hat sie zweifelsohne recht. Wir halten uns nicht allzu lange am übervölkerten Gipfel auf, sondern gehen über den Grat zurück, um hier Pause zu machen. Auf dem Rückweg wird es warm, wir ziehen schon eine Jacke aus und sind froh, so früh aufgebrochen zu sein. Es begegnen uns laufend weitere Seilschaften, die erst im Aufstieg sind. Wir sind gegen 11.45h auf dem Defreggerhaus zurück, nachdem uns Stefan auf 3000 Meter Höhe noch blühendes Edelweiß gezeigt hat.
Nach einer Erfrischung durch zwei Radler verabschieden wir uns von Stefan und machen uns auf zurück zur Johannishütte. Wir machen Tempo, weil die herrliche Terrasse der Hütte lockt, wo wir tatsächlich im Sonnenschein den Tag ausklingen lassen können, da wir hier nur noch übernachten, um am nächsten Tag uns vom Venedigertaxi abholen zu lassen. Die Johannishütte hat eine hervorragende Küche, das Lager ist perfekt, wir haben uns ein Bier verdient.
Samstag 01.09.13
Wir haben das Taxi für 6.30 Uhr bestellt und verzichten auf das Frühstück. Wir wollen so früh los, da wir auf den Autobahnen um München wegen Ferienende chaotische Zustände erwarten. Die Rechnung geht auf, wir kommen da noch soeben vor den großen Staus durch, allerdings ist später an anderer Stelle so viel Betrieb, dass wir auch für die Rückfahrt knapp zehn Stunden benötigen. Die Tour war wieder eine runde Sache, wir haben insgesamt über 6000 Höhenmeter gezählt. Zunächst hatten wir viel Regen, dann immer besseres Wetter mit dem Highlight Großvenediger und einem Ausklang wie er schöner nicht sein kann.
PS: Meine Frau ist schon überredet, mit mir nächstes Jahr eine Woche Urlaub im Virgental zu machen.