Das untersuchte Klettergebiet umfasst Kalksteinfelsen in allen Orientierungen und Höhen zwischen Boulder und Bigwall. Das Gebiet war in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts das wohl angesagteste Klettergebiet des Planeten. Ob das Gebiet dem damaligen Ruf immer noch gerecht wird? Wir wollten es genau wissen!
1. Anreise
Soviel vorweg: Das Gebiet lässt sich nur auf der Straße erreichen. Einen nahegelegenen Flughafen wird man ebenso vergeblich suchen wie einen Bahnhof. Auch das in Frankreich recht gut ausgebaute Netz von Wasserstraßen reicht nicht bis hierher. Dafür gib es ein für diese Gegend bemerkenswert dichtes Straßennetz, auch wenn die Breite der Straßen zuweilen etwas eng bemessen ist. Ebenso gibt es zahlreiche Wanderwege im Gebiet, welche zum Erreichen der Kletterfelsen recht nützlich sind.
Teilweise könen die Felsen auch per Canyoning oder über luftige Seilbrücken erreicht werden.
2. Unterkünfte
Alle Arten von Unterkünften sind verfügbar, von der rustikalen Ferienhaussiedlung bis zur Luxussuite, von der Berghütte bis zur Jugendherberge und Campingplätze natürlich. Um richtiges Verdon-Feeling zu erhalten machten wir im sagenhaften Bergsteigerdorf La-Palud-sur-Verdon Quartier in einem abgelegenen Ferienhaus.
Da wir bereits vorher (Ende der 80er und Ende der 90er Jahre) im Gebiet waren, konnten wir die Entwicklung recht gut beobachten. Un diese Entwicklung ist durchaus positiv. Das Angebot an Unterkünften ist sowohl quantitativ wie auch qualitativ deutlich verbessert.
3. Klettergebiet und Gipfelmöglichkeiten
Das Klettergebiet besteht aus einer Unzahl von Kalkstein-Felswänden unterschiedlichster Höhe und Orientierung. Die in früheren Jahren fast auschließlich gewählte Variante, von oben per Abseilen in die Routen einzusteigen, wird durch die anhaltende Erschließung neuer Routen nicht gänzlich obsolet.
Haken werden mittlerweile bereits saniert; Dennoch sollte man sich vorher erkundigen, ob man den alten 8mm Bohrhaken noch vertrauen kann oder lieber auf neuere oder sanierte Routen ausweicht, welche mit 12mm Bohrhaken deutlich sicherer sind.
Die Reisezeit hat wesentlichen Einfluss auf die Routenwahl. In der Sommerhitze sind die Routen der Rive Droit Backöfen. Und die in 1999 wieder angesiedelten Gänsegeier warten nur auf Gelegenheiten wie ausgedörrte Kletterer. A pro pos: Die Geier sind beim Klettern allgegenwärtig. Sie umkreisen in großer Zahl die Kletterfelsen und habe wenig scheu, auch nur wenige Meter entfernt an den Kletterern und Schaulustigen vorbei zu segeln.
Zur Felsqualität im Gebiet ist schon viel geschrieben worden. Aber: Auch der griffigste Kalkstein kann speckig werden, wenn viele Kletterer unterwegs sind. So kann es durchaus sein, dass gerade die Klassiker unter den vielen Routen nicht mehr ganz dem ursprünglichen Oberflächenzustand entsprechen.
4. Freizeit
Das Freizeitangebot in der Region besteht hauptsächlich aus Natursportarten und Naturbeobachtung. Und Natur gibt es hier reichlich!
Canyoning, Rafting, Basejumping, Bunjeejumping, Wandern, Mountainbiking, Reiten sind regional typische Freizeitangebote. Neben zahlreichen Naturschönheiten wie der Verdon-Schlucht mit den zahllosen Aussichtspunkten und Sehenswürdigkeiten gibt es auch in den Ortschaften der Region viel Interessantes zu entdecken: Lavendelfelder, die Kunsthandwerker in Moustier, das mittelalterliche Trigance, das wunderschöne Chateau in Aiguines...
Ansonsten lädt der Lac de St. Croix zum Bad oder Bootsausflug ein.
Fazit:
Das Klettergebiet ist zwar nicht mehr das angesagteste des Planeten. Das liegt aber nicht daran, dass die Qualität des Gebietes nachgelassen hätte. Das Gegenteil ist der Fall: Das Gebiet entwickelt sich sowohl touristisch als auch alpinistisch sehr gut weiter. Eine Vielzahl interessanter Kletterwege kommt jährlich hinzu.
Es gibt nach wie vor eine lebendige Kletterszene und internationale Gäste sind hier absolut selbstverständlich.
Rundum eine deutliche Empfehlung!