1. Etappe: Bad Tölz - Hall in Tirol
Montag, 4.8.2003, Treffpunkt Bad Tölz Mariensäule: Um 10.00 Uhr soll es losgehen Richtung Venedig. Alle scharren schon mit den Füßen, aber die vier Eifeler Mitwanderer stecken noch irgendwo zwischen Hall, wo man ein Auto abstellen wollte, und Tölz. Die erste Hüttenrunde ist also gesichert. Endlich, es ist fast 11.00 Uhr, sehen wir vier Herren mit Rucksack über die Brücke eilen. Es kann also losgehen. Die Sonne zeigt schon was sie kann als wir an der Isar entlang bis Arzbach wandern. Hier entfernen wir uns von der Isar in Richtung Benediktenwand, an deren Fuß die Tutzinger Hütte liegt.
Von nun an geht's bergauf. Ein Schild - Kirchsteiner -Hütte-Almwirtschaft 10 Minuten - veranlasst uns einen kleinen Schlenker zu machen. Das hätten wir besser gelassen, denn die Hüttenwirtin schildert uns die weitere Wegstrecke und nimmt einigen jetzt schon müden Wanderern die Moral.
Ein anstrengender Weg liegt vor uns und bis zum Ziel kann es spät werden. Vor die Alternative gestellt, kurz und steil oder länger und dafür moderat ansteigend, hat sich die Gruppe für letzteres entschieden. Trotzdem geht unser Jüngster in die Knie. Zwei Gruppenmitglieder übernahmen den Transport seines Rucksacks und so kamen wir um ca. 18.00 Uhr an der Hütte an. Eine ordentliche Dusche, ein Abendessen und ein ordentliches Getränk macht selbst müde Männer und Mädels munter und so verbringen wir einen gemütlichen Abend auf der Hütte.
Dienstag, 5.8. 7.00 Uhr: Herrlich so ein reichhaltiges Frühstücksbuffet, Frühstück vor der Hütte- was will man mehr! Heute geht's früh los, es soll wieder heiß werden. Zum Eingewöhnen sind zunächst 300m Aufstieg zu bewältigen. Wir stellen fest unser Jüngster hat sich nicht erholt, selbst im nun folgenden Abstieg gibt's Probleme. Die Gruppe übernimmt wieder seinen Rucksack und kurz vor Jachenau nimmt ihn ein netter Einheimischer in seinem Auto mit in den Ort. In Jachenau stärken wir uns gemeinsam und dann verlassen uns Vater und Sohn. Sie fahren zurück nach Tölz, wo sie noch einen Badetag einlegen wollen. Der Rest der Truppe macht sich bereit, um den zweiten Teil dieser Etappe in Angriff zu nehmen. 500m Anstieg bis zum Risssattel - Gott sei Dank durch schattigen Wald- und dann in steilen Serpentinen hinab nach Vorderriß zum Gasthof Post. Wir haben ein Lager für uns allein - mit Dusche. Die Speisekarte ist vorzüglich und wir fühlen uns wie Gott in Frankreich-Entschuldigung Bayern. Am nächsten Tag soll es weiter zum Karwendelhaus gehen. Der Weg über die Landstraße ( 12km, relativ viel Verkehr) erfreut nicht gerade unser Wandererherz. Der Bus fährt nur Donnerstags. Von der Wirtsfrau jedoch hören wir: " Wenn sie meinem Mann schöne Augen machen, fährt er sie" . Ist ja klar, unseren Augen konnte er nicht widerstehen.
Mittwoch, 6.8. Die Nacht wird in die Geschichte der Tour eingehen, als die ruhigste aller Hüttennächte, man hörte nur die Frösche im Teich. Um 8.00 Uhr wird gefrühstückt, heute haben wir ja ein bisschen Zeit. Ein Geländewagen mit Anhänger steht schon bereit, wir verladen unsere Rucksäcke und schon geht's ab nach Hinterriß. Unterwegs erlischt das schlechte Gewissen des Wanderers - wenn wir die ganze Stecke gelaufen wären - hätten wir qualmende Socken. So aber fährt uns der Wirt bis zum Einstieg ins Johannestal, wofür er lediglich ein Dankeschön verlangt. Die Landschaft verändert sich. Bisher gingen wir durchs bewaldete bayerische Voralpenland, jetzt geht's mitten hinein ins Hochgebirge.
Durch Johannestal und Karwendeltal steigen wir zum Karwendelhaus auf, dass auf 1771m Höhe liegt. Wir erreichen es um 13.00 Uhr. Da sich hier Wanderer und Mountainbiker treffen, die sowohl von Scharnitz als auch von Hinterriß kommen, es he ne Betrieb wie en Kölle op de huh Stroß . Ein Lager für uns alleine, das war's dann wohl. Wir verbringen einen gemütlichen Nachmittag mit Lesen, Skatspielen, Kaffeetrinken, usw., denn schließlich folgt morgen die Königsetappe mit einer Gehzeit von 9 Stunden. Da will man ja schließlich fit sein. Lucie und Hans haben beschlossen uns hier zu verlassen, sie wollen zurück nach Hinterriß. Die Strapazen sind ihnen bei dieses Hitze zu hoch.
Donnerstag, 7.8. Eigentlich müsste die Königsetappe mit einem königlichen Frühstück beginnen, aber für 6 € gibt's lediglich 3 Scheiben Brot, ein Klecks Marmelade und einen Hauch Butter. Wir verabschieden Lucie und Hans und beginnen den Aufstieg zum Schlauchkarsattel - Nomen est Omen.
Nach 2 Stunden haben wir's geschafft und werden mit einer tollen Aussicht auf die Tuxer und Zillertaler Alpen belohnt.
Wer immer noch nicht weiß, wie das Schlauchkar zu seinem Namen kam, dem geht spätestens beim nun folgenden Abstieg ein Licht auf. 1500 m geht's meist steil bergab, rutschend über loses Geröll, kletternd über eine mit Drahtseilen gesicherte Steilstufe dann auf schmalem Pfad bis ins Hinterautal. Eine Qual für die Füße, vor allem dann wenn sie schon durch Blasen verziert werden. Aber bis zur Kastenalm sind es nur noch 10 Minuten und hier gibt es was ein Wandererherz so unterwegs begehrt: Kaffee, Apfelschorle, selbstgebackener Kuchen oder auch ein Glas Buttermilch. Nach ausgiebiger Rast beginnen wir den langezogenen Anstieg zum Hallerangerhaus. Der Weg führt erst steil, dann nur noch allmählich ansteigend nach oben. Um 17.00 Uhr erreichen wir unser Ziel und werden gleich nett begrüßt und mit Getränken versorgt. Duschmöglichkeiten gibt's, das Essen ist lecker, so dass wir die Strapazen des Tages schnell vergessen haben.
Freitag, 8.8. Letzter Tag unserer Tour. Wir frühstücken früh. Nach einem kurzen Anstieg zum Lafatscher Joch , das einen schönen Blick auf's Inntal bietet, geht es auf guten Wegen hinab nach Hall. Mittags kommen wir dort an. Wilhelm und Daniel, die ihren Wagen hier geparkt haben, zieht es gleich zu ihrem nächsten Ziel. Wir anderen marschieren zum Bahnhof, um mit dem Zug zurück nach Tölz zu fahren. Doch bevor wir uns trennen, fassen wir den Beschluss, im nächsten Jahr den Weg von München nach Venedig fortzusetzen.