Fernab der Alpen, hunderte von Kilometern nördlich des Hochgebirges tut sich der Alpinist schwer, seiner Passion nachzukommen und Berge zu besteigen - es sind einfach keine Berge da.
Falsch! Einspruch! Kein Zweifel: Klettern kann man auch in der Eifel, sogar "Klettersteigen".
Im Programmheft stand Bonsai-Alpinismus, Klettersteig an der Mosel, Todesangst, geeignet auch für Kinder. Am Bahnhof von Eller an der Mosel, das ist etwas oberhalb von Cochem, trafen sich 8 Anwärter auf den Calmont Klettersteig.
Die Einweisung in die Handhabung der Ausrüstung war schnell erledigt - außer festen Wanderschuhen ist keine besondere Ausrüstung erforderlich. Wichtig: der aufrechte Gang, wir sind ja keine Kriechtiere.
Noch ein Foto am Einstieg (damit man nach der Tour kontrollieren kann, wer auf der Strecke geblieben ist..) und schon geht's los.
Erstmal lesen, was da auf den Hinweis- und Warntafeln steht:
"Nur für Geübte" - "Steilster Weinberg" - "DAV Sektion Koblenz" - "Calmont = Heißer Berg"
Dann beginnt der Aufstieg hinter dem Bahndamm der Eisenbahnbrücke in Eller. Zunächst immer den Gleisen entlang (nicht über die Gleise gehen, viel zuviel Verkehr hier!), dann entlang einer Befestigungsmauer hoch über dem Bahnhof und weiter über einige steile Serpentinen bis zur Schutzhütte auf der Galgenlay. Tatsächlich soll hier früher ein Galgen gestanden haben, der die Einwohner von Ediger-Eller zur Einhaltung der Gesetze mahnte. Jetzt steht hier eine ordentliche Schutzhütte und lädt zur ersten kleinen Rast ein. Wir nutzen die Gelegenheit, unsere Bekleidung anzupassen. Nach diesen 10 Minuten Aufstieg ist es ganz schön warm geworden. Eine Kaltfront hat in der Nacht den Westen Deutschlands erreicht und die Temperaturen deutlich sinken lassen. Doch jetzt scheint die Sonne wieder kräftig vom Himmel.
Zwei Teilnehmer wünschen hier der Gruppe für den Weiterweg viel Spaß. Bianca ist als jüngstes Mitglied unserer Sektion erst 26 Tage alt und wird von ihrer Mutter, Eva-Maria, wieder zurück ins Tal getragen. Ihr großer Bruder Paul darf weiter mit und fühlt sich in der Kraxe auf Rudis Rücken pudelwohl (Übrigens: Am Ende der Tour war Rudi entsprechend pudelnass).
Marita, Hans, Anja und Marcel brauchen sich nicht gegenseitig tragen.
Calment heißt die Gegend hier. Eine Abwandlung des Calmont, was tatsächlich aus dem lateinischen mit "Warmer Berg" oder wie auf der Hinweistafel am Einstieg "Heißer Berg" übersetzt werden kann.
Es geht zunächst über Steigbügel und Trittstifte, gesichert mit Drahtseilen, abwärts in den Weinberg hinein. Hier sieht man vor lauter Rebstöcken den Weinberg nicht mehr. Eine Treppe hinauf zur nächsten Terasse und dann eine Triade von Leitern die es zu besteigen gilt. So ist das Weinbaugebiet Fröschpel schnell durchquert. Eine Monorackbahn hilft hier den Winzern den steilen Berg zu bewirtschaften. Wer wollte schon in diesem steilen Gelände ohne solche Hilfsmittel der Weinbaukonkurrenz standhalten?
Im Zickzack steigen wir hinauf zu einer Abzweigung "Ellerer Todesangst". Hier kann man das Fürchten lernen. Die Todesangst ist ein Felsvorsprung, auf dem die Deutschlandfahne weht. Wir sparen uns den Stichweg hinauf dort hinauf und folgen weiter dem Klettersteig in Richtung Bremm. Unter uns sehen wir den Wasserfahrzeugen aller Größenklassen zu. Vom Kanu bis zum Schubverband ist alles vertreten. Hinter der nächsten Geländekante kommen wir ins Weinbaugebiet Geich. Diese Folge von Kanten und Mulden ist für den Calmont charakteristisch.
Die Temperaturen steigen. Hier wächst Buchsbaum schon mannshoch - mediterran. Immer wieder laden schöne Aussichtspunkte, Hinweistafeln, der Blick auf die Moselschleife und die Ruine des Klosters Stuben zum Verweilen ein. Durch die Fachkaul geht es zum Enkersberg, wo wir schließlich eine verdiente Pause machen.
Außer dem Hinweis auf eine möglichst aufrechte Haltung bei den besonders steilen Passagen war keine Hilfestellung nötig. Alle Teilnehmer kamen ohne Probleme über die erste Hälfte des Klettersteigs. Sogar Paul hatte einiges zu Lachen, als ihm die Weinblätter die Wangen streichelten.
Nun wird es nochmals alpin. Hinauf zur Bremmer Todesangst und auf der anderen Seite wieder hinunter. Sehr steil und sehr gut gesichert mit Trittbügeln und Stahlseil. Der Todesangstfelsen bekam seinen Namen von den Bürgern Bremms, die während der Hochwasserperioden den trockenen Weg nach Eller zur Bahn hier durch den Calmont nahmen und just an diesem Felsen eine Mutprobe zu bestehen hatten.
Bremm rückt immer näher und der weitere Verlauf des Steiges ist jetzt gut einzusehen. Wir beschließen, dem Klettersteig nicht bis zur Ortschaft zu folgen, sondern zum Gipfel hochzusteigen.
Nach einigen Auf´s und Ab´s zweigt der Pfad zum Gipfel rechts ab.
Die Temperaturen kennen wohl nur die "Auf´s".
Der steile Anstieg und der heiße Berg drücken das Wasser aus uns heraus.
Pause und Wasser auffüllen vor dem letzten Anstieg sind unbedingt nötig.
Die Hinweisschilder lauten jetzt "Gipfelkreuz". Endlich, als der Wald erreicht ist, kommen wir in den Genuss etwas kühlerer Temperaturen. So geht es zügig weiter hinauf bis zur Aussichtshütte unter dem Gipfelkreuz. Paul und Rudi bleiben hier noch ein Weilchen, während die anderen sich das Gipfelkreuz ansehen.
Durch den kühlen Wald mit wenig Höhenunterschieden geht es weiter zum Vier-Seen-Blick, einem neu eingerichteten Aussichtspunkt. Wer findet die vier Seen?
Etwa 300 Höhenmeter trennen uns vom Talgrund. Und da wollen wir ja wieder hin. Also geht es nun bergab. Wir nehmen den Pfad über den Bergrücken in Richtung Ellerer Todesangst. Die Deutschlandfahne sehen wir uns nur aus der Entfernung an. Das spart uns auch den Abstieg über den kahlen heißen Pfad zur Galgenlay. Wir gehen statt dessen durch den Wald in Richtung des Ellerer Baches um dann durch den Hang zur Galgenlay zu queren. Hier dürfen wir nochmals das Klima des Calmont genießen und uns nach getaner Arbeit ins Klettersteigbuch eintragen. Einige Minuten später sind wir wieder am Ausgangspunkt unserer Kletterei angelangt.
Calmont - Heißer Berg!
Ein paar Informationen:
Der Calmont-Klettersteig zwischen Bremm und Ediger-Eller kann in beiden Richtungen begangen werden. Die Ausgangspunkte sind die Bahnbrücke bei Eller und die Wendeplattform in Bremm.
Wer nicht den gleichen Weg zurück gehen möchte kann entweder die alte Straße im Moseltal entlanggehen oder den Höhenweg über den Bergkamm einschlagen.
Für den Klettersteig und den Weg über den Bergrücken haben wir bei sommerlichen Temperaturen inklusive der Pausen etwa 4 Stunden gebraucht. Ausreichend Flüssigkeit mitnehmen!
Vom Einstieg in Eller (ca. 90m ü.NN) bis zum Gipfelkreuz ist es eine Höhendistanz von etwa 300 m. Durch die vielen Gegenanstiege ist der zurückgelegte Höhenunterschied jedoch viel größer.
Man benötigt für den Klettersteig außer festen Schuhen keine besondere Ausrüstung. Jedoch ist Trittsicherheit unbedingte Voraussetzung, da einige Passagen sehr steil und ausgesetzt sind.