1. Tag: Anreise, Treffpunkt Parkplatz Dolomitenhütte mit Rolf, Aufstieg zur Karlsbader Hütte
Am 16.Juli 2016 begann unser Abenteuer "Alpinklettern in den Lienzer Dolomiten". Treffpunkt unserer Reise war der Parkplatz an der Dolomitenhütte, wo wir uns mit Rolf für 12.00 Uhr verabredet hatten.
Nach der Begrüßung, der Gratulation an Rolf zum bestandenen Lehrgang I, rein in die Wanderklamotten, ging das Abenteuer los. Der Anstieg zur Karlsbaderhütte dauerte ca. 2 Stunden. Wir hatten die Möglichkeit den Fahrweg zu nutzen oder die etwas anstrengendere Variante eines engen und stetig ansteigenden Pfades, den wir dann nach einem kleinen Anstieg wählten. Kondition und Trittfestigkeit waren hier schon gefragt.
Nach 3/4 der Strecke machten wir eine Pause an einem Unterstand, von wo aus wir die Karlsbaderhütte auch schon sehen konnten. Wenn es uns auch unten am Parkplatz noch so warm war, je näher wir der Hütte kamen um so frischer wurde es und wir zogen uns unsere Jacke über. Rolf hatte uns schon vorgewarnt, da es wohl zwei Tage zuvor, 15 cm geschneit hatte. Auf dem Fahrweg ging's dann weiter und wir erreichten unser Ziel.
Erst einmal einen Eindruck von der Hütte gewinnen - der sehr positiv ausfiel - dann das Zimmer beziehen und danach einen leckeren Kaiserschmarren essen, daß war unser Ankommen. Nach der Kaffeepause sind wir ein bißchen losgezogen, am Laserzsee entlang, über Geröll zu einem Schneefeld, zurück zur Hütte. (kleiner Test von Rolf)
Das Abendessen entpuppte sich als sehr lecker und nach einem kleinen Obstler gings dann ab ins Bett. In der ersten Nacht lagen wir auf einem 5-Bettzimmer und die Nächte danach in einem 3-Bettzimmer.
2.Tag: Egerländerkante, klettern
Morgens 07.00 Uhr in der Hütte. Der Tag begann stressfrei. Eine "kleine Tour" stehe auf dem Programm, so Rolf. (Also hatten wir den Test vom Vortag wohl bestanden). Gestärkt durch ein gutes reichhaltiges Frühstück, mit der Gewißheit, ein Lunchpaket im Rucksack zu haben, zogen wir dann so gegen ca. 10.00 Uhr los in Richtung Rudl-Eller-Steig. Über einen kleinen Pfad führte uns der Weg zu unserer ersten Klettertour.
Nachdem wir Helm und Gurt angezogen, ins Seil eingebunden und uns mit Exen, Karabinern und Bandschlingen bewaffnet hatten, ging es los. Noch hatte ich keine Ahnung was kommen würde und war sehr gespannt. Die ersten vier Seillängen stieg Rolf vor, danach der Karl. So alles in allem hatte die "kleine Route" 19 Seillängen.
An drei oder vier Passagen stieg mein Adrenalinspiegel schon mal etwas an. Aber Dank der Ruhe und der Geduld von Rolf, lief alles wunderbar. Nach zwölf Seillängen allerdings schmerzten meine Füße so sehr, daß ich froh war - nach noch sechs Seillängen - endlich meine Wanderschuhe anziehen zu können.
Als wir auf die Uhr schauten, war es doch tatsächlich schon 16.00 Uhr. Endlich wurde das Lunchpaket geöffnet und wir hatten Zeit und Muße die Aussicht auf die Karlsbader Hütte und den Laserzsee zu genießen. Unsere Kräfte kehrten zurück, die Schmerzen in den Zehen ließen nach, sodaß wir uns auf den Rückweg machten. Schließlich wartete ja ab 18 Uhr die Suppe auf uns.
Mit diesmal zwei Obstlern im Kopf ging's ins Bett. Ein schöner Tag ging zu Ende.
3.Tag: Roter Turm, klettern und abseilen
Was würde uns heute wohl erwarten? Wieder so ne "kleine Route"? Tatsächlich, nur vier Seillängen. Aber dieser Tag barg andere Tücken. Unser Fußmarsch führte uns anderthalb Stunden lang bis zum Einstieg
in den roten Turm, der von der Hütte aus gut sichtbar war. Diesmal ging's durch einen Kamin nach oben, was wohl auch nicht weiter schlimm ist, wenn da nicht.....
Karl stieg wieder vor. Dann ich und unter mir Rolf. Eine Seillänge lang lief alles gut. Wir starteten mit der Zweiten. Beim Versuch mich an einem großen, sehr großen Stein hochzuziehen, bewegte dieser sich auf mich zu.
Ob ich etwas zu Rolf gesagt habe, oder ob Rolf die Situation sofort erkannt hat, kann ich nicht mehr sagen. In seinem Gesicht erkannte ich aber, daß es sich hier um eine brenzlige Situation handelte und der Spaß erstmal vorbei war. "Halt fest, drück das Knie dagegen, ich komme nach," sagte er.
Und mit seiner - vom Vortag erwähnten Ruhe - und Kraft rückte er den Stein wieder zurecht. Mit ein paar Worten erklärte er mir, was alles hätte passieren können und mein Adrenalin pumpte immer weiter. Von unserem Abenteuer bekam der Karl nichts mit.
Weiter ging's bis zum Gipfelkreuz von wo aus sich - da wir Sonnenschein pur hatten - eine wunderbare Rundumaussicht auf den Großglockner, Lienz, den Großvendiger usw. bot. Fotos wurden geschossen, eine ausgiebige Rast gemacht und dann ging's ans abseilen. Ich war ziemlich nervös, da wir ja an besagtem Stein vorbei mussten. Aber mit der Erfahrung von Rolf, der Neugierde auf eine lange Abseilstrecke, kamen wir unten wieder heile an.
Zurück in der Hütte bestellten wir uns erstmal ein großes Radler, ruhten uns ein wenig aus, bevor wir dann zu Abend aßen. Diesmal ging ich mit drei Obstlern im Blut ins Bett. Was für ein aufregend schöner Tag.
4. Tag: Zochenpass-Klettersteig, Weittalspitze, große Wanderung mit Thorsten
Heute hieß es früher aufstehen. Ein langer Tag erwarte uns. So gegen 9.00 Uhr, mit weniger Gepäck, blauem Himmel und guter Laune starteten wir. Unsere Route führte uns von der Karlsbader Hütte über's Kerschbaumer Törl bis hin zum Zochenpass. Hier wollten wir uns mit Thorsten gegen 11.00 Uhr treffen. Wir waren zügig unterwegs. Eine 3/4 Stunde wanderten wir bis zum Kerschbaumer Törl, machten dort ungefähr 15 Minuten Pause und liefen dann nochmal ca. 40 Minuten bis zum Zochenpass.
Dort angelangt genossen wir das schöne Wetter und jeder hing so seinen Gedanken nach. Ca. 11.00 Uhr traf Thorsten, der von Tuffbad aus 3 Stunden aufgestiegen war, zu uns. Auf gings über einen zum Teil ausgesetzten Wandergrat zur Weittalspitze.
Ein neues spannendes Erlebnis begann. Wenn auch der Weg anfangs als nicht so schwierig erschien, sollte sich dies zum Ende hin - dem Gipfelkreuz nähernd – ändern. Kletterpassagen wurden steiler und zwei Spalten mussten überwunden werden. Da konnte Thorsten noch so oft sagen:" Ich seh schon das Gipfelkreuz", für mich schien dies noch so fern. Ich musste mich an einigen Stellen kräftig am Seil hochziehen und mangels Tritten auf Reibung antreten. Auch an den Spalten hatte ich definitiv das Gefühl meine Beine wären zu kurz.
Endlich, um 13.20 Uhr waren wir am Gipfelkreuz. Glücklich, dies geschafft zu haben nahm ich mein Handy zur Hand ließ das Lied "On the Top of the highest Mountains, you feel easy and good " abspielen. Es folgte eine ausgiebige Pause und dann der Abstieg. Eine 3/4 Stunde stiegen wir über ein Geröllfeld ab und verabschiedeten Thorsten, der sich wieder Richtung Tuffbad aufmachte.
Unser Weg zur Kerschbaumer Alm, so schien es zunächst, würde ein leichtes sein. Pustekuchen. Es dauerte nicht lange und wir standen vor einem Abstieg der nur aus Steinen und Geröll bestand. "Die Hacken in das Geröll drücken, dann geht es sich leichter", so lauteten Rolf's Worte und er sollte Recht behalten.
Um 15.30 Uhr erreichten wir die Alm, stärkten uns und weiter ging's. Denn schließlich lag noch ein langer, stetig bergauf führender Weg, vor uns. Am Kerschbaumer Törl nochmal ne Pause und dann mit letztem Schwung zurück zur Hütte.
Ein 10-stündiger, positiv-anstrengender Tag lag hinter uns. Aber schön. Bevor es ins Bett ging, gab es - wie schon die Abende zuvor - nochmal ein Obstgedeck.
Für mich endete das Klettern hier. Ich hatte mir ne Blase an einer so blöden Stelle gelaufen, sodaß ich meine Kletterschuhe nicht anziehen konnte. Doch auf Rolf und Karl wartete ein neuer Klettertag.
5. Tag: Karl und Rolf, Kleine Teplitzer Spitze, Klettern
Diesen Teil beschreibt Rolf:
Da wir am Vortag eine lange Tour hinter uns hatten und ich seit 1,5 Wochen Bergsteigerei und Klettern auch nicht mehr der frischste war, entschlossen wir uns die kleine Teplitzer Spitze über den Haspinger Weg zu besteigen. Hierbei machten wir aber nur die ersten 8 Seillängen.
Früh am morgen ging es dann mit Karl los. Diesmal fand ich den Einstieg auf anhieb (nicht wie letztes Jahr). Wir sprachen kurz darüber, wer die Führung übernehmen will. Da Karl sehr grosse Lust zeigte, überliess ich ihm diesen Vorzug. Es zeigte sich im Verlauf der Tour, dass dies eine sehr gute Entscheidung war. Mit Ruhe und absoluter Souveränität suchte und fand er die Route, baute Zwischenstände und improvisierte Standplätze. Es hat richtig Spass gemacht ihm zuzusehen.
Wegen des doch sehr warmen Wetters hatte ich mir die Belüftung an meiner Kletterhose aufgemacht. Am Gipfel bemerkte ich dann, dass ich genau dort einen Sonnenbrand geholt hatte. Tja, alle möglichen Stellen hatte ich mit Sonnenschutz bearbeitet. Diese Stelle hatte ich aber irgendwie nicht auf dem Schirm.Vom Gipfel ging es dann zu Scharte zwischen Kleiner und Grosser Teplitzer Spitze. Hier stiegen wir dann über eine steile Geröllflanke in Richtung Kerschbaumer Törl ab. Den Rückweg von hier zur Hütte kannten wir ja schon vom Vortag.
Ein schöner erlebnisreicher Tag nahm sein Ende. Natürlich endete auch dieser Tag mit einem guten Essen und einem gemütlichen Zusammensein auf der Hütte.
Vielen Dank Gertrud und Karl. Es hat sehr viel Spass mit euch gemacht.
6. Tag: Abstieg
Heute hieß es Abschied nehmen. Nach dem Frühstück packten wir unsere Rucksäcke und wir machten uns langsam auf den Weg, hinunter zum Parkplatz an der Dolomitenhütte. In der Dolomitenhütte noch ein letztes gemeinsames großes Radler. Ein bißchen die Zeit Revue passieren lassen und weiter zum Auto. Erstaunt über meine eigene Courage, gestärkt mit dem Wissen etwas erreichen zu können, woran ich nie geglaubt habe und einer Portion Zufriedenheit, ging es zurück in den Alltag.
Ein großes Dankeschön an Rolf, für die Unterstützung und Ermutigung.
Gertrud