Datum: 12. 12 2021
Autor: Tabea, Tim und Sebastian
Mit Tabea, Tim, Sebastian, Kay, Ute und Rolf
Am 21.08.2021 starteten wir die Tour mit der Anreise nach Luttach im Ahrntal, wo wir zunächst eine Nacht im Tal verbringen. Am nächsten Morgen machten wir uns mit gepackten Rucksäcken (Kletter- und Gletscherausrüstung) auf den Weg Richtung Neves-Stausee, von dem man nach nur 730 unbeschwerlichen Höhenmetern die moderne Edelrauthütte erreicht.
Nach dem Aufstieg zur Edelrauthütte und Bezug unseres Zimmers bestand das optionale Nachmittagsprogramm aus der Besteigung des Hausbergs, der Napfspitze, die mit 2888m nur noch einen Katzensprung von der auf 2545m liegenden Hütte entfernt ist.
Abgerundet wurde der Tag durch ein vielfältiges Abendessen mit sehr herzlicher Bewirtung. Als Empfehlung sprechen wir hier gerne den hausgemachten Tannenschnaps als Schlummertrunk aus ;)
Nach einem ebenfalls sehr zufriedenstellenden Frühstück ging es frohen Mutes los zur ersten großen Tour: Über die untere Weißzintscharte und den Gletscher an der Westseite des Hohen Weißzint, der schneefrei und flach ein optimaler Einstiegspunkt für die erste Gletscherquerung der meisten Teilnehmer war, ging es durch Geröll und Bruchstein zur Hochfeiler Hütte - ein guter Ort für eine Rast nach dem langen Weg, und Ausgangspunkt für den steilen Anstieg zum Hochfeiler für alle, die noch nicht genug hatten. Dabei galt es das ständige Wechselspiel zwischen warm und sonnig und den eiskalten Wolken, die von der Nordseite über den Grat zogen zu überwinden, bis das zur Hälfte von Eis besetzte Gipfelkreuz schließlich erreicht war. Ohne lange Pause - teils wegen der Kälte, teils wegen der voranschreitenden Tageszeit - begannen wir den Abstieg und langen Rückweg entlang des gleichen Weges, den wir gekommen waren, und freuten uns schließlich über ein wohlverdientes und wieder sehr leckeres Abendessen.
Ziel von Tag 3 war der hohe Weißzint, den wir über den Grat in 2er Gelände zu erreichen und über die seitlichen Schneefelder wieder zu verlassen gedachten. Als vergleichsweise kurze Tour geplant, machte uns die Wegfindung über dem Grat und der beträchtliche Zeitaufwand für die Sicherung allerdings einen Strich durch die Rechnung, und so mussten wir einige hundert Meter vor dem Gipfel, der sich in dichten Wolken verbarg umkehren - ein herber Schlag für die Moral. Diese sollte sich allerdings bald bessern, da der Abstieg uns nach einigen beschwerlichen Seillängen schließlich auf die Schneefelder an den Flanken führte, und schnell überwog die Freude der Schneeabfahrt über das verpasste Gipfelkreuz.
Am nächsten Tag hieß es dann auch schon Abschied nehmen von der Edelrauthütte, die uns definitiv in bester Erinnerung bleiben wird. Nach dem gemütlichen Abstieg im Sonnenschein zum Neves-Stausee erwartete uns eine szenische Fahrt mit beeindruckendem Panorama und unzähligen „Tournante“ zum Fedaiasee. Nach einem Mittagssnack machten wir uns auf den felsigen Aufstieg zum Rifugio Ghiacciaio Marmolada, eine kleine Hütte auf 2670m, die in Sachen Komfort das Gegenteil der so liebgewonnenen Edelrauthütte darstellte. Aber wir waren ja auch nicht auf Hüttenurlaub, sondern für Hochtouren hier und wurden mit einem spektakulären Sonnenuntergang mit Blick auf den Rosengarten und Piz Boe belohnt.
So ging es am folgenden Tag nach einem einfachen Frühstück zeitig über die glatt geschliffenen Felsen des zurückgehenden Gletschers, weiter über ein hartgefrorenes Schneefeld (Steigeisen!) zum Einstieg des Klettersteigs (Schwierigkeit B).
Der Steig führt uns entlang der Spuren von Soldaten aus dem ersten Weltkrieg bei beeindruckender Aussicht bis zum Gipfel des höchsten Berges der Dolomiten, der 3343m hohen Marmolata. Nach einer wohlverdienten Rast an der Capanna Punta Penina, einer winzigen Blechhütte unmittelbar neben dem Gipfel machten wir uns schließlich an den Abstieg über den Gletscher. Dafür haben wir uns bereits am Gipfel entschlossen als fünfer Seilschaft weiter zu gehen. An dieser Stelle der Tour war bis dahin noch unklar, in welcher Form sich die Randkluft des Gletschers überqueren lassen würde. Nach einem kurzen Stück Klettersteig, entpuppte sich die Randkluft dann allerdings als sicher querbar. Der Gletscher stellte mit etwas mehr Steigung und der ein oder anderen Spalte unsere Gliederferner-Gletscherüberquerung schnell in den Schatten.
Allzu schnell jedoch wich das Eis und führte uns nach circa 800hm zurück zur Hütte. Beeindruckend und gleichzeitig schockierend ist der enorme Gletscherrückgang. Neben der Abweichung zwischen Karte und Realität, die deutlich für jeden sichtbar ist, konnten wir uns direkt mit Rolf, der die Tour schon einmal vor mehr als zwei Jahrzehnten gemacht hatte, darüber austauschen. Zu dieser Zeit endete der Gletscher an der Hütte, für uns heute unvorstellbar. Ein weiteres Thema des Abendessens war stets „Sicherheit am Fels und Gletscher“, wobei es teils zu hitzigen Diskussionen kam, die zumeist mit großem Wissenstransfer abgeschlossen werden konnten.
Am folgenden Tag hieß es Abschied von den Dolomiten nehmen und zurück ins Ahrntal. Das Ahrntal und die Kasseler Hütte lockte mit seiner geringeren Höhenlange mit saftigen Wiesen, Nadelwäldern, Flüssen und Wasserfällen. Die Landschaft lädt schon beim Aufstieg zu der familiär geführten Hütte zum entspannen und entschleunigen ein. Ein besonderes Highlight war hier gleich zu Beginn das besondere Wellnessangebot der Hütte.
Duschen in einer alten Gondel, unbegrenzt warmes Wasser und Aussicht inklusive. Nichts was man alle Tage erlebt oder? Wir ließen den Abend ruhig ausklingen und entschieden uns wegen der Wetterprognose am nächsten Tag gegen die eigentlich geplante Tour für einen Tag mit Übungsthema „Rettung und Selbstrettung“. Hier legte Rolf einen besondern Wert auf die Vermittlung entsprechender Seiltechniken zur Selbstrettung aus einer Geltscherspalte, die im Notfall sicher und blind beherrscht werden müssen.
So machen wir uns am nächsten Morgen auf zu einer Übungsstelle. Nach einem kleinen Abstecher auf den Hausberg der Kasseler Hütte, dem Tristennöckl, der nur ein Katzensprung entfernt liegt, fanden wir direkt unterhalb eine geeignete Stelle.
Nachdem wir uns einen Top-Punkt eingerichtet hatten, konnte jeder am freien Seilende den Aufstieg mittels Prusik oder Seilrolle üben. Nach der ein oder anderen Bastelei kehrten wir durchgefroren, dem einsetzenden Schneefall geschuldet, zur Hütte zurück.
Nach einem letzten üppigen Abendessen mit traditionellen Spezialitäten machten wir uns am nächsten Morgen schweren Herzens auf Richtung Heimat. Auf dem Abstieg genossen wir ein letztes Mal die Berge und verabschiedeten uns auch langsam von der Sommersaison. Aber, ein nächstes Mal kommt bestimmt.