Am Morgen des 16.07.2015 machten wir -Manfred und Niklas Mäder- uns auf von der Eifel in Richtung Kufstein. Als wir dort am späteren Mittag ankamen, machten wir die ersten Erfahrungen mit dem uns bevorstehenden Wetter, denn die Sonne brannte bei weit über 30°C ohne Erbarmen.
Von Kufstein-Sparchen aus ging es dann über die Sparchenstiege hinein in das Kaisertal und dann hinauf zur Vorderkaiserfeldenhütte (1389m). Der Weg war bei diesen Temperaturen durch die Schatten spendenden Bäume erleichtert, jedoch waren die die 880 HM bis zum Erreichen der Hütte bei dieser Hitze nicht ohne.
An der Hütte angekommen freuten wir uns über eine Abkühlung auf der schönen Aussichtsterrasse. Nach gutem Essen und einem schönen Abend in der gemütlichen Hütte nächtigten wir im Lager mit einigen anderen Bergwanderern.
Für den nächsten Morgen hatten wir das Frühstücksbuffet bestellt, welches für uns eine große Überraschung war. So eine Auswahl von allem, was das Herz begehrt, hat so manches Hotel unten im Tal nicht zu bieten. Gut gestärkt traten wir dann unsere geplante Tour über die Pyramidenspitze zum Stripsenjochhaus an. Zunächst verlief der Weg durch Latschenkiefern steil bergauf. Den Aufstieg zur Naunspitze ließen wir in Anbetracht der Etappenlänge links liegen und stiegen weiter auf bis zum Gipfel des Petersköpfl (1745m). Nach kurzer Pause gingen wir nun weiterhin durch Latschen aber deutlich flacher über den Einserkogel in Richtung Pyramidenspitze. Der Weg durch die Latschen war nicht besonders anspruchsvoll, doch die sich aufstauende Hitze machte uns das Leben schwerer als nötig.
Auf der Pyramidenspitze (1997m) angekommen machten wir unsere Mittagspause und genossen den herrlichen Blick auf die Felsen des wilden Kaisers, die wir am Folgetag noch ganz nah erleben würden.
Nun folgte ein ewig langer Abstieg durch das Öchselweidkar wieder hinab bis auf 1500m in einen Fichtenwald. Weiter ging es dann auf und ab durch lichten Bergwald und Latschenkiefern. An der Kaiserquelle angekommen, die wir eigentlichen nutzen wollten, um unsere Wasservorräte noch einmal aufzufüllen, stellten wir fest, dass die Quelle bei dieser Hitze leider versiegt war. Unsere Hoffnung lag jetzt darin, dass wir an der Hochalm, die unser nächstes Zwischenziel war, unsere leeren Wasserbeutel wieder befüllen können. Zum Glück war diese Alm bewirtschaftet und wir freuten uns riesig über die kühlen Radler bei einer sehr netten Unterhaltung mit der Sennerin.
Nach einer längeren Pause und mit frischem Wasser betankt, meisterten wir dann auch noch das letzte Teilstück bis zum Stripsenjoch.
Das Stripsenjochhaus ist wunderschön, direkt unterhalb der beeindruckenden Felswände von Totenkirchl und Fleischbank gelegen.
Aufgrund dieser außergewöhnlichen Lage ist die Hütte sehr gut besucht, wodurch das abendliche Treiben mehr an einen großen Gasthof als an eine urige Hütte erinnert. Da die Hütte völlig ausgebucht war, lag unser Schlafplatz in den kommenden Nächten im Schulungsraum der Hütte, der als Notlager hergerichtet war. Allerdings stellte sich heraus, dass wir dort fast alleine untergebracht waren und so zwei sehr ruhige Nächte verbringen konnten.
Am nächsten Morgen gingen wir früh los, da uns die Königsetappe der Tour von 8-9h Gehzeit bevor stand. Zunächst ging es vom Stripsenjochhaus einige Höhenmeter bergab, bevor es am Drahtseil entlang über den Eggersteig zur Steinernen Rinne hinaufging. Beim Blick hinauf ins Ellmauer Tor wurde man fast erdrückt von den steilen Felswänden der Fleischbank rechts und des Predigtstuhls links. Der Blick und die Akustik am Fuße des Ellmauer Tor sind so gigantisch, dass kein Foto darstellen kann, wie man es „live“ empfindet.
Der kraftraubende Anstieg an einigen Drahtseilen entlang hinauf zum Ellmauer Tor wurde mit einer großartigen Fernsicht bis in die Tauernberge belohnt. Nach einer nicht allzu langen Ruhepause gingen wir durch Geröll steil bergab bis zum Jubiläumssteig, der uns zur Gruttenhütte bringen sollte.
Der Jubiläumssteig ist sehr abwechslungsreich mit Seilsicherungen und Leitern gebaut.Nach einigen Auf’s und Ab’s steht man schließlich direkt vor der Gruttenhütte, ohne diese vorher schon gesehen zu haben. Die einladende Aussichtsterrasse nutzten wir für unsere Mittagspause und um unsere Kraftreserven für den zweiten Teil der „Wilder-Kaiser-Durchquerung“ aufzuladen.
Gestärkt ging es dann direkt hinter der der Gruttenhütte bergauf in Richtung Gruttenkopf. Dieser Weg ist nicht so häufig begangen wie das Ellmauer Tor, und so wurden wir nur von Gämsen begleitet. Nach der Durchschreitung eines steilen Geröllfeldes erwartete uns auch hier ein drahtseilversicherter Steig, der noch um einiges anspruchsvoller war als die verschiedenen Steige am Vormittag. Teilweise kletterten wir hier sehr luftig auf dem Grat mit atemberaubender Aussicht auf die rundherum liegenden Kaisergipfel.
Das Highlight des Tages war dann aber auf jeden Fall das letzte Stück bis zum Erreichen des Kopftörls auf knapp 2100m. Am Fuße einer blanken Felswand verläuft der Kopftörlsteig zwischen der Kaindl-Stewart-Nadel und dieser Felswand entlang.
Anschließend stiegen wir durch das Geröllfeld „Hoher Winkel“ abwärts. Dieser Abstieg war sehr schwierig, da das Geröll sehr rutschig war und dadurch in dem steilen Gelände Vorsicht geboten war. Nach 600m Abstieg verließen uns beide bei sengender Hitze so langsam die Kräfte, aber es stand uns noch ein circa 45 min langer Aufstieg zum Stripsenjochhaus bevor. Dieser gestaltete sich durch die Trittstufen und die sehr warmen Temperaturen nochmals sehr schweißtreibend. Oben angekommen freuten wir uns über ein kaltes Getränk auf der schönen Terrasse und anschließend auf die modernen Sanitäranlagen der Hütte.
Nach dieser sehr anstrengenden aber auch sicher schönsten Etappe unserer Tour gingen wir es am nächsten Tag etwas ruhiger an. Den langen Abstieg in das Kaisertal meisterten wir noch in den kühleren Morgenstunden. Nach einer kurzen Erfrischungspause am Anton-Karg-Haus gingen wir über den Bettlersteig wieder aufwärts zur Kaindlhütte.
Der Bettlersteig ist sehr abwechslungsreich doch bei weiterhin sehr heißem Wetter auch noch sehr schweißtreibend. Am höchsten Punkt angekommen ging es über Fahrwege mehr oder weniger flach zunächst zur gemütlichen Kaindlhütte und anschließend hinab und wieder hinauf zum Weinbergerhaus oberhalb von Kufstein. Dort genossen wir noch unseren letzten Hüttenabend bei toller Aussicht ins Inntal mit Gewitterschauspiel. Am nächsten Morgen entschieden wir uns, den Kaiserlift talabwärts zu nehmen, damit wir bei Zeiten wieder die Rückfahrt antreten konnten.